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Tanztherapie: Theoretische Kontexte und Grundlagen der Intervention

AutorElke Willke
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl429 Seiten
ISBN9783456944234
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR

Theoretische Grundlagen und Behandlungsmethodik der Tanztherapie zwischen Psychotherapie und Körpertherapie.

Erstmals werden in diesem Buch die Methoden und Techniken der Integrativen Tanztherapie umfassend dargestellt, diskutiert und durch praktische Beispiele illustriert. Die Vielfalt der Methoden und Techniken sind als Handlungsmöglichkeiten zur Feinsteuerung eines therapeutischen Prozesses unabdingbar, weil sie eine individuell für jede Patientin und jeden Patienten angepasste Arbeitsweise erlauben.

Das Buch beginnt mit einem historischen Überblick über die Entwicklung der Tanztherapie, der Einordnung der Tanztherapie in körpertherapeutische Verfahren sowie einer Diskussion der Wirkfaktoren. Im zweiten Teil werden ausgewählte Tanzkonzeptionen dargestellt, die einen jeweils spezifischen Blick auf den Körper, die Bewegung und den Ausdruck nehmen. Dieses Material des Tanzes wird auf seine Bedeutung für die tanztherapeutische Arbeit untersucht. Zahlreiche Beispiele ziehen sich durch das gesamte Buch und binden die Ausarbeitungen an die konkrete Therapiepraxis an.

Dieses Buch bietet mit seinem Blick auf den Tanz erstmals eine fachlich ausdifferenzierte Charakterisierung der Tanztherapie in Abgrenzung zu anderen körpertherapeutischen Verfahren. Mit der Ausarbeitung der Tanzkonzeptionen und der Methoden und Techniken zeigt es die Vielseitigkeit und Vielfalt der möglichen Vorgehensweisen auf. Es vermittelt damit allen Interessierten an Körper-, Bewegungs- und Psychotherapie einen differenzierten Einblick in die Instrumentarien und Denkweisen der Integrativen Tanztherapie.

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt und Vorwort
  2. 1 Geschichte und aktueller Stand der Tanztherapie
  3. 2 Nähere Bestimmung des Standortes der Integrativen Tanztherapie
  4. 3 Der Tanz als Medium der Integrativen Tanztherapie
  5. 4 Methoden und Techniken der Integrativen Tanztherapie
  6. 5 Vom Sinn und Unsinn des Spiegelns – Zur Kritik und Revision einer tanztherapeutischen Interventionstechnik
  7. 6 Intermediale Transformationen – Zur Arbeit mit Bildern in der Integrativen Tanztherapie
  8. Resümee
  9. Literatur
Leseprobe

4 Methoden und Techniken der Integrativen Tanztherapie (S. 139-140)

Eine Therapieform wird nicht nur über ihre allgemeinen theoretischen Annahmen und speziellen therapietheoretischen Konzepte charakterisiert, sondern ebenso durch die Art und Weise, wie sie ihr praktisches Vorgehen im Therapieprozess definiert. Für diese Therapiepraxis ist eine der wichtigen Fragen, welchen Kanon von Methoden und Techniken eine Therapieform zur Verfügung stellt, um die Therapieziele zu erreichen.

Die Fragestellung hat sich entwickelt, weil deutlich geworden ist, dass dieses Thema in der Tanztherapie bisher nicht systematisch behandelt wird und damit bislang keine Klärung erreicht ist, wie die grundsätzlichen Kategorien Theorie, Ziele, Methode und Technik zu unterscheiden sind bzw. zusammenhängen. Es fehlt außerdem ein Kanon von Methoden und Techniken. Dieser Mangel ist verstehbar, wie die nachfolgenden Argumente zeigen werden.

Die zugrunde liegenden Annahmen der Integrativen Tanztherapie erschweren eine stringente Ableitung von Methoden. Die theoretischen Konzepte der Kokreation, der Koexistenz, der gemeinsamen Sinnfindung, der Prozessorientierung etc. beinhalten ein individuelles Vorgehen zwischen Therapeutin und Patientin.58 So scheint jeder therapeutische Prozess spezifisch und individuell gestaltet. Die Frage nach einem Methodenkanon stellt sich nicht vordringlich, weil der Fokus auf das Individuum und den individuellen Prozess das übergreifend Allgemeine aus dem Blick drängt. Jede Therapeutin ist allerdings geformt durch die Theorie und die Praxis, die in einer Weiterbildung vermittelt werden. Hier entstehen eine gemein same Sprache und eine geteilte Sicht auf den therapeutischen Prozess, und vermutlich werden gleiche oder ähnliche Methoden verwendet.

Eine andere Erschwernis stellt das spezifische Medium dar. Die Tanztherapie arbeitet mit einem flüchtigen Medium, das durch die ständig und rasch wechselnden Szenen und Bewegungsweisen ein extrem flexibles und variationsreiches Vorgehen verlangt, vorausgesetzt, es wird die individuelle Entwicklung fokussiert. Dies erschwert ebenfalls eine methodische Transparenz. Es gibt körperorientierte Ansätze, bei denen diese Schwierigkeiten nicht auftreten. Die Bioenergetik von Lowen z. B. hat aufgrund ihrer Sichtweise vom Menschen und aufgrund ihres Diagnostiksystems eine Zuordnung von körperlichen Phänomenen und deren Auflösung durch Übungen herausgearbeitet.

Einige der aus der Theorie postulierten Ziele in der Integrativen Tanztherapie beinhalten, dass die menschliche Kreativität geweckt und gefördert wird, dass neue Möglichkeiten des Verhaltens und Bewegens entdeckt werden können und dass der Mensch sich als Gestaltender erleben kann. Für die Führung solcher Prozesse gibt es keine linearen Methoden, und das ist vermutlich ein weiterer Grund, dass über dieses Thema so wenig Ausarbeitungen vorliegen. Fritsch bestätigt dies, wenn sie schreibt:

Nun wären methodische Angaben im engeren Sinne – wie die im Sportunterricht gängigen Übungsreihen oder Ansteuerungsprogramme, die linear auf definierte Zielformen hinführen – für einen entdeckend-gestalterischen Auseinandersetzungsprozeß ein Widerspruch in sich. (Fritsch 1989: 11)

Inhaltsverzeichnis
Inhalt und Vorwort6
1 Geschichte und aktueller Stand der Tanztherapie20
1.1 Grundlagen der Entwicklung der Tanztherapie21
1.2 Die Pionierinnen der Tanztherapie25
1.2.1 Die Tanztherapie von Marian Chace26
1.2.2 Der Ansatz von Lilian Espenak27
1.2.3 Trudi Schoops Zugang zur Tanztherapie28
1.2.4 Mary Whitehouse – die jungianisch-orientierte Tanztherapie29
1.2.5 Weiterentwicklung der jungianisch-orientierten Tanztherapie30
1.2.6 Die psychoanalytische Tanz- und Bewegungstherapie31
1.2.7 Bartenieffs Beitrag zur Tanztherapie33
1.2.8 Die weitere Entwicklung in den USA35
1.3 Die Quellen der Tanztherapie in Deutschland36
1.3.1 Geschichte der modernen Tanztherapie in Deutschland40
1.3.2 Die Entstehung der Integrativen Tanztherapie42
2 Nähere Bestimmung des Standortes der Integrativen Tanztherapie44
2.1 Integrative Tanztherapie und Allgemeine Psychotherapie44
2.1.1 Ressourcenaktivierung45
2.1.2 Problemaktualisierung47
2.1.3 Aktive Hilfe zur Problembewältigung48
2.1.4 Therapeutische Klärung48
2.2 Integrative Tanztherapie im Feld der Körpertherapie50
2.2.1 Das Beziehungskonzept51
2.2.2 Das Konzept der Wahrnehmung55
2.2.3 Affektorientierung57
2.2.4 Lern- und Übungszentrierung58
2.3 Probleme und Stand der Forschung in der Tanztherapie61
2.3.1 Forschungsmethodik62
2.3.2 Forschung in künstlerischenTherapieformen64
2.3.3 Stand der Forschung in der Tanztherapie65
2.4 Zusammenfassung und Folgerungen69
3 Der Tanz als Medium der Integrativen Tanztherapie72
3.1 Tanz und Gesellschaft73
3.2 Historische Betrachtung und Stand der konzeptionellen Entwicklung von Tanz in der Therapie76
3.2.1 Tanz bei den Pionierinnen der Tanztherapie76
3.2.2 Weiterentwicklungen der Tanzkonzeptionen in der Tanztherapie80
3.2.3 Bemerkungen zum Tanz als Kunst und Tanz in der Therapie84
3.3 Tanzanalysen – künstlerische Tanzkonzeptionen im Vergleich86
3.3.1 Tanz als zelluläre Einheit mit der Welt, Tanz als Ähnlichkeit oder Abbild (Deborah Hay)90
3.3.2 Tanz als Ausdruck von Perfektion und Schönheit (George Balanchine)92
3.3.3 Tanz als Ausdruck von Emotionen und existenziellen menschlichen Zuständen (Martha Graham)93
3.3.4 Tanz als reine Bewegung des Körpers (Merce Cunningham)94
3.3.5 Tanz als Körperbotschaft – der «postmodern dance»97
3.3.6 Tanz als Spiegel gesellschaftlich-körperlicher Normierungen – das deutsche Tanztheater101
3.3.7 Exkurs zum zeitgenössischen Tanz105
3.3.8 Körper-, Subjekt- und Ausdruckskonzepte107
3.4 Tanz in der Integrativen Tanztherapie112
3.4.1 Tanz als zelluläre Einheit mit der Welt – Aspekt der Verbundenheit und Harmonie113
3.4.2 Balanchines Konzept von Tanz – die ästhetische Komponente114
3.4.3 Cunningham und «postmodern dance» – Erforschung der Bewegungsmöglichkeiten116
3.4.4 Moderner Tanz und Ausdruckstanz – die Bedeutung der Affekte und die Ausdrucksarbeit in der Integrativen Tanztherapie118
3.4.5 Deutsches Tanztheater – Bewusstheit und Sinnverständnis durch Tanz128
3.5 Zusammenfassung und Folgerungen132
4 Methoden und Techniken der Integrativen Tanztherapie140
4.1 Zu den Begriffen Methode und Technik142
4.1.1 Methodenfragen in der Pädagogik142
4.1.2 Verwendung und Definition der Begriffe Methode und Technik151
in der Psychotherapie151
4.1.3 Methodenthematik in verschiedenen Ansätzen der Tanztherapie163
4.1.4 Zusammenfassung und Folgerungen für die Methodik165
der Integrativen Tanztherapie165
4.2 Dimensionen der Methodik in der Integrativen Tanztherapie167
4.2.1 Definition von Methoden und Techniken167
4.2.2 Differenzierung von Zielen170
4.2.3 Zusammenhang von Methoden und Inhalten172
4.2.4 Themen174
4.2.5 Modifizierung der Ziele, Methoden und Techniken175
durch mehrfache rekursive Schleifen175
4.3 Methoden der Integrativen Tanztherapie178
4.3.1 Unterscheidung von Methoden der Gesprächs- und Methoden der Bewegungsführung180
4.3.2 Methoden der verbalen Prozessführung182
4.3.3 Methoden der Bewegungsführung191
4.3.4 Abschließende Bemerkungen zu den Methoden238
4.4 Techniken der Integrativen Tanztherapie239
4.4.1 Techniken der verbalen Prozessführung239
4.4.2 Techniken und Inhalte zur Bewegungsführung246
4.5 Differenzierende Anmerkungen zur Verwendung von Methoden und Techniken281
4.6 Zusammenfassung283
5 Vom Sinn und Unsinn des Spiegelns – Zur Kritik und Revision einer tanztherapeutischen Interventionstechnik288
5.1 Hintergrund und Konzeptionen291
5.1.1 Der Spiegel und die Spiegelmetapher291
5.1.2 Spiegeln in der Entwicklungspsychologie und in der Entwicklungsforschung293
5.1.3 Spiegeln in der Behandlungstheorie der Psychoanalyse298
5.1.4 Das Spiegeln in der tanztherapeutischen Praxis302
5.1.5 Beispiele aus der eigenen Praxis309
5.1.6 Zusammenfassung und kritische Anmerkungen312
5.2 Weiterentwicklung der Spiegeltechnik in der Integrativen Tanztherapie314
5.2.1 Differenzierung der Spiegeltechnik durch das Kestenberg Movement Profile314
5.2.2 Der Beitrag von Stern zur weiteren Differenzierung der Interventionstechnik323
5.3 Folgerungen für die Praxis327
5.4 Schlussbemerkung331
6 Intermediale Transformationen – Zur Arbeit mit Bildern in der Integrativen Tanztherapie332
6.1 Die Verwendung von Bildern und Bewegung in der Psychotherapie334
6.1.1 Bilder und Bewegung als Diagnoseinstrument335
6.1.2 Malen und Tanzen als Beschäftigungstherapie336
6.1.3 Induzierung von Veränderung durch die Medien337
6.1.4 Heilung durch das Medium per se338
6.1.5 Die phänomenologische Betrachtungsweise der Arbeit mit Medien339
6.2 Unterschiede von Tanz, Bewegung und Bild340
6.2.1 Tanz und Bewegung in der bildenden Kunst341
6.2.2 Weitere Unterscheidungskategorien342
6.3 Bemerkungen zum Prozess der Sinnfindung352
6.4 Intermediale Transformationen in der Praxis355
6.4.1 Die ersten Reaktionen358
6.4.2 Das Bild als offener Inhalt für Bewegungsimprovisationen359
6.4.3 Fokussierung auf die Gesamtqualität des Bildes360
6.4.4 Fokussierung auf interessierende Bildausschnitte360
6.4.5 Fokussierung auf Bildelemente als Inhalte für Improvisationen361
6.4.6 Fokussierung auf die Wahrnehmung363
6.4.7 Ein Praxisbeispiel366
6.4.8 Das Körperselbstbild und das gemalte Bild vom Körper369
6.4.9 Das Panorama380
6.4.10 Das Selbstporträt381
6.5 Ein Interview384
6.6 Zusammenfassung398
Resümee402
Literatur412

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