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Textile Metamorphosen als Ausdruck gesellschaftlichen Wandels

Das Bekleidungsverhalten junger Männer und Frauen als Phänomen der Grenzverschiebung von Sex- und Gender-Identitäten

AutorPetra Scheiper
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl188 Seiten
ISBN9783531908878
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis44,99 EUR
Petra Scheiper analysiert fotografisches Datenmaterial und untersucht, inwiefern die textile Metaphorik seismografisch auf gesellschaftliche Veränderungen verweist und welche Rolle die Kleidung in den Selbstinszenierungen, Körpertechniken und in den Prozessen der Identitätsentwicklung spielt.

Dr. Petra Scheiper promovierte bei Prof. Dr. Wolfgang Manz am Institut für Berufs- und Wirtschaftspädagogik an der philosophischen Fakultät der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover.

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Leseprobe
1 Einleitende Beobachtungen: Fragestellung/Hypothesen (S. 13)

„Die Traditionspolster sind durchgescheuert. Mit dieser textilen Metapher verwies Max Weber auf die Unmöglichkeit, den Entwicklungen moderner Gesellschaften zu entrinnen. Bis jedoch das Textile einen ernst zu nehmenden Eingang in die traditionellen Forschungsdisziplinen erhielt, sollten noch einige Jahrzehnte vergehen. Erst in den siebziger Jahren erweiterte sich das Spektrum wissenschaftlicher Themen und Methoden, in deren Folge die theoretischen Auseinandersetzungen über Kleidung, Mode und Textilität innerhalb der diversen wissenschaftlichen Disziplinen diskutiert werden.

Die Erforschung von Kleidung als ein textiles Medium erfordert, dieser Entwicklung folgend, einen interdisziplinären, vielperspektivistischen Zugang, der die soziologischen, psychologischen, pädagogischen und textilwissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigt. Aus dem Verständnis heraus, dass der „zeichenhafte Bezug der Bekleidung zu Welt- und Körperbildern Grundlegendes zum Verstehen des Menschen (Nixdorff 1997, 15) beiträgt, soll das Bekleidungsverhalten junger Frauen und Männer unter Fokussierung der Themenkomplexe Jugend, Mode, Spiel, Identität, Kleidung und Körperlichkeit sowie deren Interdependenzen untersucht werden.

Das von Nixdorf für die kulturwissenschaftlich orientierte Textilforschung erörterte Integrationsprinzip der Grenze soll weiter ausgeführt werden, da „hier … das Textile seinen eigentlichen Ort (Nixdorff 1999, 15) hat. Des Weiteren bietet sich, in textiler Metaphorik gesprochen, die Philosophie der Grenze als thematischer und methodischer roter Faden an, da nicht nur der Kleidung und dem Textilen das Prinzip der Grenzziehung, Grenzverschiebung und -auflösung immanent ist, sondern auch die Themenkomplexe Jugend, Identität und Geschlechtsidentität als ein Phänomen von Grenzverschiebungen und Grenzüberschreitungen beschrieben werden können.

In der sozialwissenschaftlichen und soziologischen Diskussion herrscht weitgehend Konsens darüber, dass die gesellschaftlichen Veränderungen, die zusammenfassend unter dem Begriff der Individualisierung konnotiert werden, die „Normalbiographien (vgl. Kohli 1994) und die Lebensphase Jugend (vgl. Ferchhoff/Neubauer 1997) entscheidend beeinflussen und verändern.

So wird es zunehmend problematischer, das Phänomen Jugend aufgrund seiner Heterogenität und seiner vielfältigen Erscheinungsformen und Stilbildungen zu fassen, was sich schon in dem Versuch der eindeutigen altersspezifischen Abgrenzung zu den Lebensphasen Kindheit und Erwachsene zeigt. „Die Konturen von Jugend verschwimmen zunehmend (vgl. Richter 1998, Bohle 1998).

Aus der vorläufigen Beobachtung jugendlichen Bekleidungsverhaltens kristallisiert sich heraus, dass im Besonderen die Jugendkulturen (zur Problematik der Begriffe Jugend und Jugendkulturen vgl. Baake 1988, Ferchhoff 1990/1995, Vollbrecht 1995) HipHop, und Techno und die sich daraus diversifizierenden Szenen (Zum Begriff Szene vgl. Barthemes 1998, Strzoda et al. 1996, Irwin 1977, Schulze 1992, Hitzler et al. 2000, 2001, 2005) das Bekleidungsverhalten Jugendlicher und die sich daraus entwickelnden Moden prägen und beeinflussen. Jugendkulturen haben hinsichtlich ihres Bekleidungsverhaltens häufig vorwegnehmenden Charakter.

Des Weiteren bieten sie Jugendlichen verlässliche Optionen an und die Möglichkeit, über ihre vestimentären Artikulationsformen und ihr ästhetisches Verhalten, Probleme und Tendenzen einer Gesellschaft anzusprechen und diese symbolhaft darzustellen, bevor diese sie bewusst wahrnimmt.

Die HipHop- und Techno-Szene sind die zwei dominantesten, erfolgreichsten und folgenreichsten Popkulturen um die Jahrtausendwende, die aber die Veränderungen der Gesellschaft völlig unterschiedlich aufgreifen und thematisieren. Aus diesem Grund wird an ihrem Beispiel das Bekleidungsverhalten von jungen Männern und Frauen untersucht.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort7
Inhaltsverzeichnis9
1 Einleitende Beobachtungen: Fragestellung/ Hypothesen13
1.1 Die Komplexität betreffend17
1.2 Fotografien als wissenschaftliche Daten19
2 Sozialwissenschaftliche Beiträge und Theorien zur Jugendphase27
2.1 Zur Problematik der Eingrenzung des Jugendbegriffs27
2.2 Entgrenzungstendenzen und Grenzverschiebungen, Destandardisierung von Bildung und Arbeit28
2.3 Sozialisationstheoretische Subjektmodelle in der Jugendforschung33
2.4 Jugend und Jugendkulturen34
3 Sozialpsychologische Theorien zum Bekleidungsverhalten53
3.1 Mode – Ein Definitionsversuch53
3.2 Ambivalenzen und Ambiguitäten65
4 Das Bekleidungsverhalten junger Frauen und Männer, ein Spiel der Identitäten?69
4.1 Identität und Spiel70
4.2 ZurVeränderung des Identitätsbegriffs75
4.3 Identitätsbildung als offener Prozess79
4.4 Postmoderne Identitätskonstruktionen88
4.5 Zum Begriff der Patchwork-Identität89
5 Sex- und Gender-Identitäten93
5.1 Identitätsbildungsprozesse junger Frauen: Ein virtuoses Spiel102
5.2 Fluide Grenzen der Geschlechtsidentitäten105
5.3 Zur Performativität von Geschlecht und Kleidung110
6 Kleidung als Medium körperlicher Selbstinszenierungen119
6.1 Den Körper in Szene setzen126
6.2 Habitus und textile Körperbilder127
6.3 Mimesis als textilerVerleiblichungsprozess131
7 Das Bekleidungsverhalten junger Frauen und Männer in der Zeit des Post- Punk137
7.1 Die Techno-Szene: Ein Beispiel derVerschiebung eindeutiger Geschlechterpolaritäten140
7.2 Das Spiel mit den Weiblichkeitsbildern147
7.3 Die HipHop-Szene: Ein Beispiel männlich dominierter Jugendszenen158
7.4 Klassifizierung der HipHop-Kleidung in Old School und New School162
7.5 Die Inszenierung von Männlichkeit in der HipHop-Szene171
7.6 Weiblichkeitsbilder in der HipHop-Szene178
8 Schlusspunkte187
Literatur191

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