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Theorien der Sozialpädagogik - ein Theorie-Dilemma?

ein Theorie-Dilemma?

AutorEric Mührel
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl336 Seiten
ISBN9783531919706
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis40,00 EUR
Die Diskussionen um das wissenschaftliche und theoretische Selbstverständnis der Sozialpädagogik erwecken aktuell den Anschein, die Sozialpädagogik unterläge einem 'Theorie-Dilemma'.
Ziel des Bandes ist es, die Vielfalt an Theorien der Sozialpädagogik einer kritischen Bestandsaufnahme zu unterziehen, zu diskutieren und zu systematisieren, um so das potentielle 'Theorie-Dilemma' innerhalb der Sozialpädagogik aufzulösen und neue, innovative Wege für eine im Wesentlichen an pädagogischen Dimensionen orientierte Theorie der Sozialpädagogik aufzuzeigen.



Prof. Dr. Eric Mührel ist Professor für Sozialpädagogik und Sozialarbeitswissenschaften an der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven und Privatdozent an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.
PD Dr. Bernd Birgmeier ist Akademischer Rat am Lehrstuhl für Sozialpädagogik und Gesundheitspädagogik der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

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Leseprobe
Das Projekt einer kritischen Theorie Sozialer Arbeit – ein Zombi? (S. 165-166)

Michael May

1 Schmidts Entwurf einer handlungswissenschaftlichen Sozialpädagogik, seine Rekonstruktion marxistischer Sozialpädagogik und das Projekt einer Kritischen Theorie Sozialer Arbeit

Vor gut einem Vierteljahrhundert hat Hans-Ludwig Schmidt als „wesentliche Ursache" (1981, 270) für das, was er im Anschluss an Hildegard Holtstiege (1976) als „Theorie-Dilemma" der Sozialpädagogik bezeichnet hat, die Verkürzung von „Sozialpädagogik entweder auf Theorie oder auf Praxis" (ebd.) oder deren Identisch-Setzung ausgemacht. Eine Lösung dieses „Theorie-Dilemmas" war für ihn nur zu erwarten „von einer dialektischen Vermittlung von Theorie und Praxis" (ebd. 272), wie er sie durch die Praxeologie von Josef Derbolav und deren Weiterführung besonders durch Dietrich Benner und Wolfdietrich Schmid- Kowarzik vorgezeichnet sah. „Unter Berücksichtigung der sozialpädagogischen Differenz beider: einerseits, dass Praxis der Theorie als unverfügbare gegeben ist und Theorie Praxis nicht determinieren darf, andererseits, dass Praxis auf Sinnorientierung durch Theorie angewiesen ist, deren Vermittlung sie als Praxis allerdings nur alleine zu leisten vermag" (ebd. 272) hat Schmidt vorgeschlagen, Sozialpädagogik müsse sich als „dialektische Situationsanalyse mit vorherrschend praktischem Motiv" (1981, 296) auf ihr „je gegebenes" „Wie" (ebd. 275) und als „dialektische Sinndeutung mit vorherrschend theoretischem Motiv" (ebd. 296) auf ihr „je aufgegebenes" „Was" (ebd. 275) beziehen. „Als dialektische ‚Wissenschaft‘ im Primat der Praxis" (ebd. 296) stehe Sozialpädagogik damit „im Prozess je neuer Selbstfindung und wandelt sich daher in ihrer Bestimmung sozialpädagogischer Aufgaben von der und für die Praxis" (ebd.).

Im „marxistischen Ansatz", in dessen Kontext zu Zeiten von Schmidts „Systematisierung vorliegender Theorieentwürfe von Sozialpädagogik" (vgl. ebd. Kap. 3.5) erst einige – wenngleich vollmundige – Schritte „auf dem Weg zu einer marxistische Sozialpädagogik" (ebd. 188) unternommen wurde, die er dann zu einer ersten „systematische[n] Skizze" (ebd. 193) zu bündeln versucht hat, sah er „Theorie und Praxis […] unter dem Vorrang der Praxis als Einheit, d.h. identisch begriffen" (ebd. 250). Schmidts Ansicht zufolge lasse der marxistische Ansatz deshalb mit dem (wie er zugibt: „sehr vereinfacht formulierten) Postulat ‚Handle und du bist frei‘ […] sozialpädagogische Praxis letztlich in einen blinden Aktionismus enden und definiert sie technisch, indem er die Praxis von der theoretischen Frage nach der Sinndeutung des sozialpädagogischen Anliegens abkoppelt" (ebd. 268).

Dies mag für einen – wie Schmidt ihn an anderer Stelle treffender nennt – „dogmatisch-marxistisch-leninistische[n] Ansatz" (ebd. 202) zutreffen, der seine „Kategorien zur Situationsanalyse sozialpädagogischer Praxis aus dem Regress eines auf die Ökonomie verkürzten Marx" (ebd. 248) gewinnt und sich auf „die Rolle des Proletariats im Klassenkampf" (ebd. 174) konzentriert. Und so mag diesbezüglich Schmidt auch mit seiner These Recht haben, dass eine auf einem solchen Ansatz fußende „marxistische Sozialpädagogik, die von der Sinndeutung abstrahiert" (ebd. 292) und in der „Reduktion des Theorie-Praxis-Verhältnisses auf Praxis als dialektische Situationsanalyse" (ebd. 266) „vorrangig das Wie der Sozialpädagogik thematisiert, […] die Utopie einer kommunistischen, alle menschlichen Belange harmonisch regelnden und befriedigenden Gesellschaft voraus[setzt], von der her die gegebenen gesellschaftlichen Verhältnisse als Klassenverhältnisse charakterisierbar sind und das Wesen und die Aufgabe der Sozialpädagogik darin besteht, dieses Klassenverhältnis durch Klassenkampf zu zerschlagen (Funktionsbestimmung der Sozialpädagogik) im Glauben damit schon die Realisierung des Ideals zu garantieren" (ebd. 292).
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis5
Vorwort8
Theorie(n) der Sozialpädagogik – reloaded!11
Sozialpädagogik und Heilpädagogik.31
Sozialpädagogik in der Quadriga mitIndividualpädagogik, Globalpädagogik undKosmischer Pädagogik42
Der Überschuss der Sozialität. AlteritätsethischeRevisionen der sozialpädagogischen Grundlegungenvon Gemeinschaft bei Paul Natorp und CarlMennicke64
Partial-Holismus – Eine werteorientierte Position derTheoriebildung in der Sozialpädagogik81
Fragile Professionalisierungen.94
Gerechtigkeit, Fürsorge und Geschlecht.124
Soziale Arbeit als „offenes Archiv“ gesellschaftlicher Konflikte142
Das Projekt einer kritischen Theorie Sozialer Arbeit – ein Zombi?160
Was ich liebte.179
Exzentrisch in der Mitwelt – Helmuth Plessnersphilosophische Anthropologie als Anlass zu einemkritischen Nachdenken über das Bürgerbild derSozialpädagogik194
Fallverstehen als Grundlage der Vorbereitung und nachträglichen Begründung sozialpädagogischer Hilfe208
Sozialpädagogik als Theorie der Jugendhilfe.225
Sozialpädagogik – Plädoyer zur Historisierung eines Inszenierungsdilemmas247
Kommunalpädagogik265
„In aller Freundschaft“ – Thesen zu Personwerdung und Vermögensbildung279
Theorie und Praxis revisited oder: Sozialpädagogik als Handwerk betrachtet298
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren324

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