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'Those were the days' ...

Salzburgs populäre Musikkulturen der 1950er und 1960er Jahre

VerlagHollitzer Wissenschaftsverlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl260 Seiten
ISBN9783990124000
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
'Those were the days' ...! Jazz, Rock, Tanzgeschehen, Volksmusik, Schlager, Operette und Fernsehoper - eine Vielzahl populärer Musikkulturen prägte Stadt und Land Salzburg in den 1950er und 1960er Jahren. Manches knüpfte an die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg an, anderes wiederum wurde während der amerikanischen Besatzung entscheidend impulsiert. Eine lebendige und neuartige Kulturlandschaft entstand ...

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Leseprobe

Vorwort des Herausgebers und der Herausgeberin


„Those were the days“, ein Lied, das 1968 durch Mary Hopkin popularisiert wurde – die übrigens damit einen Talente-Wettbewerb gewann –, ein Lied, das Paul McCartney als meistverkaufte nicht von den Beatles eingespielte Single für das Beatles-Label Apple Records produzierte, das weit über fünfzig Mal gecovert wurde, dessen Wurzeln aber zurückreichen bis ins vorrevolutionäre Russland, wo es den Titel „Entlang der langen Straße“ trug, ein Lied, das Nostalgie in sich birgt und doch Gegenwart wachruft – ein Lied, wie geschaffen als Motto eines Symposions, mit dem sich der Arbeitsschwerpunkt Salzburger Musikgeschichte am Department für Musikwissenschaft der Universität Mozarteum Salzburg erstmals ins 20. Jahrhundert vorwagte.

Den 1950er und 1960er Jahren – zwei Jahrzehnten, zu denen die Erinnerung bereits zu verblassen beginnt, aber noch festgehalten werden kann – war dieses Symposion gewidmet, und es sollte nicht von Festspielen, Kompositionen für den Konzertsaal und Künstlerinnen und Künstlern der sogenannt klassischen Musik die Rede sein, sondern von populären Musikkulturen, wie sie in der Nachkriegszeit einesteils aufatmeten, andernteils auflebten, von Jazz, Rock, Tanzmusik, Schlagern, der sogenannten ‚leichten Muse‘ und der Volksmusik. Sei es, dass sie von der amerikanischen Besatzungsmacht propagiert wurden oder ein Vorleben besaßen, das von den politischen Entwicklungen der Ersten Republik, des Ständestaates und der Zeit des Nationalsozialismus nicht unberührt geblieben war, sei es, dass sie als modern bis verwerflich galten oder aber als traditionell bis überkommen: Das Zusammenspiel dieser Musikkulturen sorgte jedenfalls für ein buntes Panorama kultureller Aktivität unter der damaligen Generation.

Die Referate des Symposions liegen nunmehr in schriftlicher Form vor und schließen sich in einem Tagungsband ebenso dicht zusammen wie zuvor im gedanklichen Austausch der Referentinnen und Referenten. Manches darüber war durch Publikationen bereits gut erschlossen worden – allen voran ist hier das Buch We Rocked Salzburg von Hannes Stiegler zu nennen –, hier galt es noch mehr in die Tiefe zu gehen; anderes war Terra incognita und wurde im Vorfeld des Symposions durch vier Werkverträge zur Erfassung der Jugend-, Schlager- und Volksmusikszene sowie Tanzschulgeschichte näher erkundet und nachfolgend für Referate während des Symposions aufbereitet. Im Verbund mit weiteren Vorträgen zeigte sich sodann, wie viele Kontakte zwischen den populären Musikkulturen der Nachkriegszeit bestanden haben – aus dem Nebeneinander verschiedener Strömungen, ja fast kultureller Ideologien, filterte sich ein Netzwerk der Lebensgestaltung in der Freizeit heraus.

Eröffnet wird der Sammelband von zwei überblickenden historischen Beiträgen, die sich mit den soziokulturellen und politischen Gegebenheiten des betreffenden Zeitraums beschäftigen. Während Susanne Rolinek aufzeigt, dass die Fünfzigerjahre in Salzburg im Hinblick auf die Alltags- und Festkultur gar nicht so ‚golden‘ waren wie im Nachhinein oft verklärt, widmet sich Ewald Hiebl den zahlreichen einschneidenden – großteils positiven – gesellschaftsgeschichtlichen Veränderungen der 1960er Jahre, die auch in Salzburg ihre Ausprägungen fanden.

Manuel Suchaneks Untersuchung der Salzburger Rock- und Popmusik dieser Zeit leitet einen zweiten thematischen Block ein und veranschaulicht eine lebendige, gut miteinander vernetzte Szene, deren Protagonistinnen und Protagonisten sich sowohl aus dem Profi- als auch aus dem Amateurbereich zusammensetzten. Dass diesen ungeahnte Auftrittsmöglichkeiten geboten wurden, wird deutlich in dem Beitrag von Hannes Stiegler, der einen umfassenden Überblick über die Spielstätten in Stadt und unmittelbarem Umland gibt – die bis heute nie mehr so zahlreich waren wie in den 1950er und 1960er Jahren.

Die für das Ende dieser ‚Ära‘ verantwortliche Umstellung vieler Lokale von Live- auf ‚Konservenmusik‘ ab Mitte der 1960er Jahre ist nur einer der Paradigmenwechsel, die Wolfgang Pillinger anschließend in seinem Beitrag über einschneidende Zäsuren der regionalen Popularmusikszene dokumentiert. Rudi Renger beschäftigt sich alsdann mit der Medienberichterstattung zur populären Musikkultur, analysiert Salzburger Lokalzeitungen und lässt anhand der lediglich marginal gehaltenen Notizen zu popmusikalischen Events, die in großem Gegensatz zu den zahlreichen Musikkritiken über ‚Ernste Musik‘ stehen, auf den geringeren Stellenwert der Unterhaltungsmusik im Musikjournalismus rückschließen.

Wenngleich der Tanz als Teil der Ausgehkultur der 1950er und 1960er Jahre bis dahin bereits mehrfach gestreift worden ist, widmet ihm Nadine Kallert einen eigenen Beitrag und spürt der Geschichte der Salzburger Tanzschulen nach, die trotz ihrer – etwa im Hinblick auf die nur zögerlich eingeführten Modetänze – traditionellen Ausrichtung den freiheitssuchenden Jugendlichen während der obligatorischen Tanzkurse zumindest kurzzeitig die Möglichkeit zum ‚Ausbruch‘ aus den konservativen Elternhäusern boten. Dass sich die neu aufgekommene populäre Musikszene der 1950er und 1960er Jahre nicht nur auf die Stadt Salzburg konzentrierte, sondern auch Einzug in entlegenere Gebiete des Bundeslandes fand, exemplifiziert Wolfgang Dreier-Andres anhand der regen Ausgeh- und Tanzkultur des Lammertals, deren Ausprägungen sowie Gründen für Entstehung und Verschwinden um die Mitte der 1970er Jahre er nachgeht. Einen anderen Blick auf den Tanz, jenen aus der Perspektive des Brauchtums, wirft Gottfried Medicus, der dem Volkstanz dieser beiden Jahrzehnte eine zunehmende Institutionalisierung – beginnend mit der Einführung des Fackeltanzes zur Festspieleröffnung 1952 – nachweist.

Auch abseits von Jazz, Pop und Rock zeichnet die Salzburger Popularmusikszene der beiden betreffenden Jahrzehnte ein ähnliches Bild von Aufschwung, Vernetzung und Neuanfang. Thomas Hochradner und Katharina Steinhauser befassen sich mit der Volksmusik der 1950er und 1960er Jahre – einem Genre, das von Tradition und Brauchtum ebenso wie von aufkommendem Tourismus und neuen musikalischen Einflüssen geprägt war. Im Gegensatz dazu erlebte der Schlager in diesen beiden Jahrzehnten wie im gesamten deutschsprachigen Raum auch in Salzburg seine erste Blütezeit. Sarah Haslinger dokumentiert eine Szene, die sich in Rezeption, Distribution und – in geringerem (doch beachtenswertem) Ausmaß – Produktion durchaus aktiv zeigte und mehr oder weniger bedeutende Künstlerinnen und Künstler hervorbrachte.

Abschließend widmen sich zwei Beiträge der Popularmusik der 1950er und 1960er Jahre innerhalb eines institutionalisierten Musikbetriebs und als Produkt des Mediums Fernsehen sowie deren Bedeutung zwischen Kunstanspruch und Publikumsinteresse. Während Nils Grosch und Carolin Stahrenberg sich mit der Rolle des populären Musiktheaters in der nachkriegszeitlichen Spielplangestaltung des Salzburger Landestheaters auseinandersetzen, beschreibt Rainer Schwob mit dem Salzburger Fernsehopernpreis eine fast einzigartige Einrichtung, deren Zielvorstellung sich über die Einschaltquoten schlussendlich nicht bestätigte.

Unser herzlichster Dank gilt Hannes Stiegler, aus dessen reichem Wissen wir in der Vorbereitung des Symposions stets schöpfen durften, und Wolfgang Pillinger, der uns nicht nur mit seiner Erfahrung beistand, sondern für uns auch in bewundernswerter Tatkraft im Rahmen des Symposions das erträumte Konzert „Come together“ im Jazzit zur Realität werden ließ. Die Stage Band bildeten Tom Reif (git), Klaus Kircher (b), Andy Grabner (dr) und Bruno Juen (keys), mit ihnen, teils auch solistisch, musizierten Adi Jüstel (p/keys), Heli Punzenberger (git/voc), Hannes Stiegler (voc), der über 80-jährige Ernst Strasser (reeds) und Günther Wagnleitner (p). Den Reigen dieser einmaligen nostalgischen Nacht schlossen Auftritte der Bands Dark Shadows und The Three of Us, des SATO (Salzburger Tanzorchester) und von Honzaks Jazz Labor.

Darüber hinaus belebten das Symposion „Those were the days“ auch eine nostalgische Volksmusikstunde, die von Studierenden der Universität Mozarteum Salzburg aus der Lehrveranstaltung von Andreas Eßl und dem Salzach-Dirndl-Dreigesang (drei Studierende der Musikpädagogik: Andrea Schwarz, Verena Schwarz und Christina Fischbacher) gestaltet wurde, sowie eine Podiumsdiskussion unter der Leitung von Manfred Kammerer. Darin tauschten sich Adi Jüstel, Clemens Panagl, Wolfgang Pillinger und Hannes Stiegler untereinander und auch mit dem Publikum rege aus und es wurde deutlich, wie viele Varianten des Geschehenen existieren, wenn individuelle Erinnerungen kollektiv zusammenfließen.

All diese begleitenden Veranstaltungen konnten freilich nicht schriftlich dokumentiert werden; doch gibt eine diesem Band beigefügte CD Höreindrücke von populärer Musik aus dem Salzburg der 1950er und 1960er Jahre wieder. Sie spannen einen Bogen von Volksmusik, Tanzmusik und Schlager zu Rockmusik, überraschen in ihrer Reichhaltigkeit und lassen erkennen, dass der Besuch der Beatles in Salzburg und Obertauern im März 1965 zwar ein Kulminationspunkt damaligen Kulturdiskurses, doch mitnichten eine ‚Eintagsfliege‘ war. Ein Rückblick, der sich auf ‚das‘ Ereignis der Pop-Geschichte in Salzburg konzentrierte, würde eine Vielzahl von musikalischen Aktivitäten überdecken, die über die Nachkriegsjahrzehnte hinweg vor allem die Tanzlust der Salzburgerinnen und Salzburger bedienten. Denn Tanzen zählte nicht nur zur Etikette der Gesellschaft, sondern stellte in seinen verschiedensten Ausprägungen auch eine verbreitete, wenn nicht die beliebteste Freizeitgestaltung für Jung und Alt dar, war es doch damals eine Vielen willkommene Option auf...

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