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E-Book

Tier zuliebe.

Vegetarisch leben - eine Kostprobe

AutorBirgit Klaus
VerlagDiederichs Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783641058760
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Die Unlust am Fleischessen wächst, die Zahl der Vegetarier auch. Aber gerade Gut- und Gernesser graut es vor dem Komplettverzicht. Ein Jahr ohne - mit Sachkenntnis und Situationskomik dokumentiert die Fernsehmoderatorin Birgit Klaus ihren Selbstversuch als Vegetarierin, die Abgründe der Fleischindustrie und die Erkundung vegetarischer Delikatessen. Sie stellt sich der verdrängten Wirklichkeit der Massentierhaltung und Schlachthöfe und fragt sich, auf welcher ethischen Grundlage ein Tier zum besten Freund des Menschen erhoben wird, während ein anderes als Schlachtvieh zur Welt kommt.

Ob Birgit Klaus' Cholesterinspiegel sinken und sie stattdessen unter Eisenmangel leiden wird, ob Menschen wie sie den Planeten retten oder ob 'Bio' der Schlüssel zum legitimen Fleischverzehr ist, das Buch fordert die Auseinandersetzung mit einem Thema, dessen Relevanz für die Menschlichkeit einer Gesellschaft nicht verkannt werden darf - tierzuliebe und uns zuliebe.

Birgit Klaus, geboren 1964, ist Rundfunk- und Fernsehjournalistin. Sie ist vor allem durch ihre Moderation der Sendung Planet Wissen bekannt. Birgit Klaus lebt in Baden-Baden.

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Leseprobe
"Wert und Würde von Tieren (S. 58-59)

Meine Freundin C. erzählt mir eine Geschichte: Ihre Eltern lebten eine Weile mit ihrem Hund auf einem Segelschiff. Abends, bei Sonnenuntergang, nahmen sie an Deck ihren »Sundowner« ein. Das Tier sollte nicht »denken«, es ginge leer aus, und bekam zur Feier des Tages einen Baileys in seinen Hundenapf – ein Ritual, das bald dazu führte, dass der Hund abends immer zur selben Zeit sein Herrchen mit der Schnauze ans Bein stieß, um auf seinen ausstehenden Drink aufmerksam zu machen. Im ersten Moment eine amüsante Anekdote. Im zweiten Moment fällt mir aber wieder einmal auf, dass es in unserer aufgeklärten Gesellschaft Tiere erster und zweiter Klasse gibt. Tiere, die wir ausbeuten, totschlagen und uns auf den Teller legen, und Tiere, die wir wie Mitmenschen behandeln. Wer legt fest, welches Tier zur ersten und welches zur zweiten Klasse gehört?

Mit welchem Recht empören wir uns darüber, dass man im asiatischen Raum auch gerne mal einen Hund oder eine Katze verspeist? Warum ist das eine Tier schützenswert, das andere aber nicht? Ich möchte wissen, wie das sein kann, und wende mich an Professor Hans Hinrich Sambraus. Er ist Tierarzt und Zoologe und lehrte früher Tierhaltung und Verhaltenskunde an der Technischen Universität München. Er ist Mitbegründer der »Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V.« und hat mit seiner Familie selbst lange mit Hausschweinen zusammengelebt, auch um sie besser beobachten zu können. Professor Sambraus, mir ist natürlich klar, dass Hunde und Katzen Haustiere sind und es eine Frage der Kultur ist, dass wir unsere Haustiere nicht essen. Aber kann ein Schwein nicht genauso Haustier sein, wenn wir das zulassen?

Nicht ganz. Zunächst mal zum Begriff »Haustiere«. Die einen sind die »landwirtschaftlichen Nutztiere«, die anderen laufen unter »Stubentiere«. Haustier sind sie alle. Alle domestizierten Tiere sind Haustiere. Das mal zur Begrifflichkeit. Aber eigentlich sind schon die sogenannten »Raubtiere«, also Hunde und Katzen, besonders intelligent, denn die müssen sich immer beim Fang ihrer Beute auf die Beute einstellen, sie müssen besonders flexibel und geistig wendig sein. Das ist ein Unterschied. Obwohl auch unter den landwirtschaftlichen Nutztieren – Sie erwähnten das Schwein – große Unterschiede bestehen.

Das Schwein gilt als unser cleverstes landwirtschaftliches Nutztier. Es ist sehr lernfähig und kann sich gut gegen Feinde wehren, wenn es verfolgt wird. Und woran noch kann ich Intelligenz bei Tieren festmachen? Am schnellen Lernen und bei Wildtieren am situationsgerechten Verhalten. Aber grundsätzlich lässt sich eben sagen, dass die Tiere, die Beute machen müssen, geistig beweglich sind. Hund und Katze sind auf jeden Fall aufmerksam, zum Teil aber durch die Domestikation verändert, im Sinne des Menschen – der Hund mehr als die Katze, weil der mit dem Menschen nah zusammenlebt, die Katze ist eigenständiger geblieben in der Obhut des Menschen. Den Hund hat man domestiziert, so wie man ihn haben wollte.

Ein Beispiel für eine besonders starke Domestikation durch Züchtung ist der Pudel. Er ist am weitesten von der Wildform, dem Wolf, entfernt. Wenn die Tiere, die auf die Jagd gehen, die intelligenteren sind und der Pudel am weitesten entfernt ist von seiner Urform, ist es dann mit seiner Intelligenz grundsätzlich nicht so weit her wie mit der des Schäferhundes? Die Hirnmasse ist in der Tat durch die Domestikation reduziert. Das gilt sowohl für den Pudel als auch für den Schäferhund. Aber die Eigenschaften, die der Mensch beim Pudel, diesem geistig beweglichen Tier, haben wollte, die wurden gefördert. Der Pudel wurde zum Beispiel im Hinblick auf ein kindliches Spielverhalten selektiert, man hat ihn als Affen-Ersatz gezüchtet.

Ob er weniger intelligent ist als der Schäferhund, weiß ich nicht. Auffallend ist aber, dass man nie den Pudel heranzog, wenn es um zuverlässiges Arbeiten ging: weder als Polizeihund noch als Blindenhund. Nun ist es ja heikel, die Wertigkeit eines Tieres, überhaupt die eines Individuums, an der Intelligenz festzumachen. Aber lassen wir diesen Punkt hinter uns. Sie haben mit Ihrer Familie lange mit Schweinen zu Hause zusammengelebt und ihr soziales Verhalten genau beobachtet. Gibt es da Verhaltensweisen, die an Stubentiere (umgangssprachlich: Haustiere) erinnern?"
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