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Tiergestützte Intervention

Zur Problematik der Übertragbarkeit pädagogischer Interventionen im Bereich tiergestützter sozialer und pädagogischer Arbeit - eine theoretische und empirische Analyse

AutorAnja Kollmannsberger
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl105 Seiten
ISBN9783656344513
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Pädagogik - Sonstiges, Note: 1,3, Universität Duisburg-Essen, Sprache: Deutsch, Abstract: Wie lassen sich Tiere in der sozialen und pädagogischen Intervention sinnvoll einsetzen? Die Autorin untersucht die Wirksamkeit tiergestützter Therapie anhand von Praxisbeispielen. 'Heute komme ich mal mit meinem Tier', diese einfache Besuchsabsicht, ist in vielen Einrichtungen im sozialen und pädagogischen Arbeitsbereich Alltag. In Zeiten zunehmender Technisierung unserer Umwelt, durch Computer, Fernsehen, Maschinen, Autos und Industrie steigt das Bedürfnis des Menschen nach Natur. Emotionale Kälte, Vereinsamung und innere Unzufriedenheit verlangen nach einem seelischen Ausgleich. Der Einsatz von Tieren als Unterstützungsmittel in der sozialen und pädagogischen Intervention erfordert professionelles Wissen über Mensch und Tier. Begrifflichkeiten werden anhand dieser Arbeit in Kapitel 2 erklärt und definiert. Für viele Menschen erfüllen Tiere die Rolle des Partnerersatzes, Kinderersatzes, Beziehungsersatzes oder Helfer im Alltag. Wer mag verdenken, dass gerade im pädagogischen und sozialen Arbeitsfeld der Wunsch ein Tier therapeutisch einzusetzen nahe liegt? Es existieren immer mehr Angebote für Weiterbildungsmaßnahmen im Hinblick auf den Einsatz von Tieren in der tiergestützten Intervention. Die Entwicklung vom überwiegend als Nutztier gehaltenen Haustier zum Statussymbol, Beziehungsersatz und Dienstleister, bis hin zum therapeutischen Helfer sind weitreichend in Deutschland. Viele Berichte aus der Praxis von Logopäden, Ergotherapeuten, Krankengymnasten, Psychologen aber auch Pädagogen und Sozialarbeitern zeigen, was der gezielte Einsatz eines Tieres in der Therapie bewirken kann. Hierbei soll jedoch auch die Intention betrachtet werden, die den Therapeuten dazu veranlasst, eine Qualifikation im tiergestützten Arbeitsfeld anzustreben. Dabei sollte die Wirkweise des Tieres im Vordergrund stehen und nicht die Möglichkeit im Markt besser platziert zu sein Für welchen Klienten ist der Einsatz des Tieres sinnvoll? Welche Voraussetzungen Mensch und Tier brauchen, um miteinander arbeiten zu können wird im Kapitel 3 herausgestellt. Die umfangreiche Möglichkeit Tiere als Helfer im Alltag einsetzen zu können wird in Kapitel 4 dargestellt. Wunder-, Heil-,oder Hilfsmittel Tier in der sozialen und pädagogischen Intervention ist das ein probates 'Arbeitswerkzeug'? In Kapitel 5 dieser Arbeit werden Aspekte der tiergestützten Intervention an unterschiedlichen Einsatzbereichen beschrieben und anhand von Beispielen aus der Praxis näher erläutert.

Mein Name ist Anja Kollmannsberger. Beratung ist seit vielen Jahren ein Standbein von mir. Als Diplompädagoge mit Schwerpunkt Diagnose, Beratung und Behandlung von Einzelnen und Gruppen bin ich in allen Lebenslagen für meine Kunden als Ansprechpartner da. Mein Schwerpunkt liegt seit 16 Jahren in der tiergestützten Intervention. Durch das Unterstützungsmittel Tier kann oftmals im Beratungsprozeß ein schnellerer, intensiverer und nachweisbarer Erfolg entstehen. Neben der Arbeit in Schulen, Kindergärten und Altenheimen bin ich als Hundetrainerin seit 11 Jahren selbständig. Näheres unter www.friendlydog.de und www.helpydog.de

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Leseprobe

3 Voraussetzungen für den Einsatz von Tieren in der tiergestützten Arbeit


 

Am Beispiel des Hundes sollen die wichtigsten Grundvoraussetzungen für die tiergestützte Intervention erläutert werden. Gleiche Voraussetzungen ermöglichen einen Qualitätsstandard der überprüfbar ist.

 

Der Hund und die Berater müssen zusammen ein Team bilden. Hunde sollten nicht willkürlich ausgetauscht werden. Der Nachbarhund, „der ach so friedlich ist“, kann mit fehlender Führung und Vertrauen, völlig überfordert sein und ein Projekt gefährden. Die Beziehung zwischen den Hunden und dem Hundeführer muss auf Vertrauen, Führung und positiver Erziehung bestehen. Die Beziehung von dem Hund zum Klienten und umgekehrt ist erst einmal nicht erforderlich. Da gerade am Anfang einer Intervention, egal welcher Art, keine Beziehung vorhanden sein kann. Je nach Interventionsform geht es erst einmal darum, überhaupt in die Kommunikation zu treten.

 

3.1 Der Hund in der tiergestützten Intervention


 

Für verantwortungsvolle Berater-Hunde-Teams sollten nachfolgende Punkte die Grundvoraussetzung für einen Einsatz sein:

 

Grundkommandos müssen verlässlich abrufbar sein (Sitz, Platz, Bleib, Fuss, Hier)

 

Der Hund muss gesund und gepflegt sein

 

Kurze Stresssituationen müssen vom Hund ausgehalten und schnell verarbeitet werden können

 

Der Hund sollte gerne gestreichelt werden wollen, reines Dulden von Streicheleinheiten ist sehr stressig für den Hund und kann zu Abwehrreaktionen führen; der Hund darf dem Stress ausweichen, aber nicht panisch reagieren

 

Das Wesen des Hundes muss Menschen gegenüber aufgeschlossen sein, darf je nach Rasse, den typischen Eigenschaften entsprechen, kann aber auch zurückhaltend sein, wenn dies nicht mit Ängsten verbunden ist

 

Der Hund sollte ein Abbruchsignal kennen und befolgen

 

Neben diesen Grundvoraussetzungen gibt es noch wünschenswerte Eigenschaften, die aber nicht für einen Einsatz notwendig sind:

 

Der Jagdtrieb sollte kontrollierbar sein

 

Die soziale Verträglichkeit mit anderen Hunden/Tieren sollte kontrollierbar sein

 

Apportierfreudigkeit wäre von Vorteil

 

Die Rasse ist frei wählbar, aber der Hund sollte möglichst aggressionsarm sein

 

Leckerchen sollten vorsichtig aus der Hand genommen werden

 

Der Hund sollte gut motivierbar sein (Spielzeug, Leckerchen, Stimme)

 

Impulskontrollübungen wären ein zusätzlicher Anreiz

 

Leinenführigkeit sollte vorhanden sein.

 

Mindestens drei Kunststücke sollte der Hund zeigen können

 

Der Hund sollte möglichst viele verschiedene Untergründe kennen.

 

Die wünschenswerten Eigenschaften können je nach Einsatz auch situativ eingeschränkt werden. Wenn der Hund sich als guter interventionsbegleitender Hund zeigt, aber Angst vor Pferden hat, könnte dies seinen Einsatz auf Innenräume beschränken, bis dieses Problem z.B. durch Training gelöst wird. Neben den Sachen, die der Hund können sollte, darf grundsätzlich nicht vergessen werden, dass der Hundehalter in der Lage sein muss, das Verhalten seines Hundes vorauszusehen.

 

3.2 Anforderungs- und Leistungsprofil des Beraters/Therapeuten


 

Neben der Verantwortung, die der Berater grundsätzlich im therapeu-tischen/beratenden Prozess für den Klienten trägt, stellt der Einsatz eines Tieres als Unterstützungsmittel eine zusätzliche Herausforderung dar. Neben den definierten Kriterien für den Einsatz des Hundes, sollte ebenfalls ein allgemeingültiges Anfor-derungs- und Leistungsprofil für den Berater in der pädagogischen und sozialen Interventionen existieren. Nachfolgende Ausführungen sollen als Grundlage für ein entsprechendes Beraterprofil in der tiergestützten Intervention gelten.

 

Berater ist kein geschützter Begriff, daher kann sich jeder - unabhängig von seiner Ausbildung - Berater nennen. Es existieren daher bspw. der Hundeerziehungs-berater, der Lebensberater, der psychologische Berater und andere Bezeichnungen.

 

Dabei kommt der Unterscheidung von Psychotherapie und Beratung insbesondere große berufspolitische Bedeutung zu. Während Psychotherapie als Heiltätigkeit strengen gesetzlichen Regelungen unterliegt, ist der Bereich der Beratung, der sowohl psychologische als auch psychosoziale Beratung umfasst, gesetzlich kaum reglementiert. Dementsprechend kann es nur im Interesse der psychologischen Disziplin liegen, hinsichtlich ihrer Auffassung von professioneller Beratung eine wenn schon nicht therapeutische so doch zumindest therapeutisch orientierte Ausbildung zugrunde zu legen, um sich gegenüber einer drohenden Konkurrenz aus nichtpsychologischen Kreisen abzusichern. So liegt es folgerichtig nahe, dass sich wichtige Schulen der psychologischen Beratung auch eng mit den entsprechenden therapeutischen Schulen assoziieren lassen. “[12]

 

Einschlägiges Fachwissen im pädagogischen Bereich ist eine der Grund- voraussetzungen, um die passende Intervention im tiergestützten Beratungsprozess planen und durchführen zu können. Ein akademischer Abschluss oder eine abge-schlossene Berufsausbildung in der sozialen, pädagogischen oder psychologischen Arbeit, mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung, ist daher zwingend notwendig.

 

Neben der umfassenden Analyse des Klientenproblems, gilt es, bei einer tiergestützten Maßnahme, auch die Eignung des Tieres zu überprüfen. Dafür ist es unerlässlich, dass der Berater mögliche Problemsituationen, die sich zum Beispiel aus einer situativen Überforderung des Klienten, aber auch des Hundes ergeben können, frühzeitig erkennt und entsprechende Schritte einleitet.

 

Des weiteren sollte der Berater geschult sein, Stresssignale oder physische Einschränkungen bei dem Klienten und beim eingesetzten Tier zu erkennen. Ein Tier, das sich gesundheitlich nicht wohl fühlt, darf nicht Teil der Intervention sein. Ebenso muss ein Klient daran gehindert werden, dem Tier Schaden zufügen zu können. Die besondere Herausforderung für den Therapeuten/Berater besteht darin während der tiergestützten Maßnahme das eigentliche Ziel – die Hilfe und Unterstützung für den Klienten – nicht aus dem Fokus zu verlieren. Die tiergestützte Intervention darf trotz ihrer positiven Möglichkeiten nicht Selbstzweck des Beraters werden und darf als solche nicht in den Vordergrund der Maßnahme treten. Somit besteht die besondere Qualifikation des Beraters/Therapeuten in der tiergestützten Intervention darin, die Interaktion zwischen Tier und Klienten so zu gestalten, dass sie diesem Zweck dienlich ist.

 

Die Auflistung von wünschenswerten Aspekten für Hundebesitzer, kann auf das Anforderungs- und Leistungsprofil der Beraters in der tiergestützten Intervention übertragen werden. Nachfolgende Punkte von Frau Inge Röger-Lakenbrink sind treffend:

 

„Sachkenntnisse über Haltung, Pflege, Gesundheit und Ernährung des Hundes

 

Eine soziale Einstellung gegenüber Mitmenschen

 

Soziale Kompetenz in alltäglichen Situationen

 

Psychische Belastbarkeit

 

Kontaktfreude

 

Positive Lebenseinstellung

 

Fähigkeit zur Selbstreflexion

 

Neugier und Offenheit

 

Teamfähigkeit

 

Konstruktive Fremdkritik ertragen können

 

Lernbereitschaft

 

Ausreichend Zeit und mobile Flexibilität

 

Bereitschaft zu ehrenamtlicher Tätigkeit bzw. profitlosem Handeln

 

Selbständige Tätigkeiten dürfen nicht zur Überlastung des Hundes führen“ [13]

 

Diese Punkte sind gerade im Umgang mit Mensch und Tier wünschenswert. Für professionelles Handeln sollte auch eine profitable Vergütung möglich sein. Die Aus-bildung von Mensch und Tier ist kostspielig und müssen angemessen honoriert werden. Profitables Arbeiten sorgt in der Regel für Qualität, da in die Fortbildung von Mensch und Hund dauerhaft investiert werden kann.

 

Grundsätzlich verlangt die Arbeit in der therapeutischen Beratung/im therapeutischen Prozess ein strukturiertes Vorgehen. Der kontinuierliche Soll-Ist-Abgleich ist während einer Maßnahme unerlässlich. Ein...

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