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Tiergestützte Pädagogik: Das Pferd als pädagogisches Medium in der stationären Jugendhilfe

Modeerscheinung oder Methode mit vielversprechenden Möglichkeiten?

AutorDaniela Schmidt
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl116 Seiten
ISBN9783842817296
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Die Autorin dieses Buches beschäftigt sich mit der übergeordneten Frage ob es sich bei der tiergestützten Pädagogik um eine Modeerscheinung oder um eine pädagogische Methode von bislang unschätzbarem Wert handelt.
Um diese Frage zu beantworten und möglichst präzise Aussagen über die Bedeutung und Möglichkeiten des Einflusses von Tieren treffen zu können, richtet sich der Fokus der Studie auf das Klientel der stationären Jugendhilfe und der sich hieraus ergebenden Relevanz tiergestützter Interventionen.
In einem weiteren Eingrenzungsprozess findet eine Fokussierung auf Jugendliche statt, welche von der gesellschaftlichen Norm abweichende Bindungsmuster zeigen und damit verbunden den etwaigen Einflussmöglichkeiten, die sich im pädagogisch angeleiteten Umgang mit Pferden bieten. Aufgrund der Komplexität der Thematik bezieht sich die Autorin in diesem Zusammenhang ausschließlich auf die bindungstheoretische Tradition und deren Weiterentwicklung nach John Bowlby.
Dabei bezieht sie kritisch Stellung zu den Begriffen der Verhaltens- beziehungsweise der Bindungsstörung und der damit verbundenen Stigmatisierung junger Menschen durch unsere Gesellschaft.
Die vorliegende Studie gliedert sich in zwei Teile:
Der erste Teil widmet sich den rechtlichen und pädagogischen Grundlagen stationärer Jugendhilfe und den daraus resultierenden Anforderungen an die Pädagogik.
Gegenstand der Betrachtung des zweiten Teiles ist die Tiergestützte Pädagogik als Kernstück des Buches. Hierbei finden unter anderem Überlegungen hinsichtlich der Begriffsklärung Tiergestützter Pädagogik, den grundlegenden Aspekten der Mensch-Tier-Beziehung sowie der spezifischen Charakteristika der Mensch-Tier Interaktion statt. Darüber hinaus werden die Erfahrungsmöglichkeiten Jugendlicher die sich im Umgang mit Pferden bieten, dezidiert und mit Bezug auf den sozio-emotionalen Bereich dargestellt.
Weiterhin werden mögliche Einwände und kritische Aspekte tiergestützter Pädagogik, in Bezug auf das Klientel der Jugendhilfe sowie auf die Instrumentalisierung der Tiere selbst näher beleuchtet.
Schließlich werden ergänzende Überlegungen der gesammelten Erkenntnisse und Zusammenhänge in der Schlussbetrachtung behandelt.

Daniela Schmidt wurde 1984 in Achern geboren. Nach ihrer Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin entschloss sich die Autorin ihre fachlichen Kenntnisse im Bereich des Sozialwesens durch ein Studium der Sozialen Arbeit weiter zu vertiefen. Das Bachelorstudium an der katholischen Fachhochschule Mainz schloss sie im Jahr 2011 erfolgreich ab.
Um ihre Qualifikationen auch praktisch weiter auszubauen, sammelte die Autorin bereits während ihres Studiums umfassende Erfahrungen im Bereich der tiergestützten Pädagogik.
Hieraus entwickelte sie ein besonderes Interesse an den spezifischen Möglichkeiten, welche sich im Rahmen stationärer Jugendhilfe durch den pädagogischen Einbezug von Pferden bieten, was sie schließlich dazu veranlasste sich näher mit dieser Thematik zu beschäftigen

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3, 'Bindungsstörungen': 3.1, Grundlagen der Bindungstheorie: Nach Schleiffer ist es nicht übertrieben, in den Hauptthemen der Bindungsforschung die wichtigsten Problembereiche von Kindern und Jugendlichen auszumachen, die in stationären Wohnformen leben. Um derartige 'Bindungsstörungen' verstehen und pädagogisch adäquat auf betroffene Jugendliche eingehen zu können, muss zunächst geklärt werden, was Bindung bedeutet. Aufgrund der Komplexität der Thematik und der zum Teil stark divergierenden Erklärungsansätze bezüglich der Bindung und so genannter 'Bindungsstörungen' findet im weiteren Verlauf eine Fokussierung auf die auf dem Werk John Bowlbys und der Weiterentwicklung seiner Theorie durch Mary Ainsworths aufbauende bindungstheoretische Tradition statt. Dabei liegt die besondere Stärke der Bindungsforschung, verglichen mit anderen Sozialisations- und Entwicklungstheorien, in ihrer theoretischen Herleitung und Differenzierung von unterschiedlichen Bindungsqualitäten, wie sie im weiteren Verlauf näher erläutert werden. Die Bindungstheorie wurde seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von John Bowlby entwickelt und geht von dem Modell der Bindung der frühen Mutter-Kind-Beziehung und somit von einer dyadischen Bindung aus. Bowlbys Interpretationsmuster stammen aus der Naturwissenschaft und haben ihre Wurzeln in der evolutionären Weltsicht Charles Darwins. Bindung ist nach Bowlby die Bezeichnung für eine enge emotionale Beziehung zwischen Menschen und bezieht sich auf den spezifischen Aspekt und die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung. Die Bindung veranlasst das noch abhängige Kleinkind, in potenziellen Belastungs- und Gefahrensituationen wie Bedrohung, Angst oder Schmerz Schutz und Sicherheit bei seinen Bezugspersonen zu suchen und zu erhalten. Unter Bezugs- beziehungsweise Bindungspersonen sind hierbei Personen zu fassen, mit welchen das Kind den intensivsten Kontakt in seinen ersten Lebensmonaten hatte. Die Bindung ist nicht direkt beobachtbar, sie wird beispielsweise im vorsprachlichen Alter aus dem Bindungsverhalten des Kindes nach einer Trennung von seiner Bezugsperson erschlossen. Eine der entscheidenden Erkenntnisse der Bindungsforschung besagt, dass der Wunsch nach Sicherheit und Schutz gewährenden Beziehungen ein zentrales Grundbedürfnis des Menschen ist. Demnach ist für die psychische Entwicklung einschließlich der moralischen Entwicklung die Qualität der frühen Bindungserfahrungen und demnach die emotionale Entwicklung und Beziehung zwischen den heranwachsenden Kindern und ihren Eltern entscheidend. Nach Bowlby können Kinder und Jugendliche nur dann psychische Stabilität und Selbstsicherheit erlangen, wenn die Eltern, beziehungsweise die relevanten Bezugspersonen, ihr Autonomiestreben fördern, bei Bedarf aber eine verlässliche Anlaufstelle bieten und ihrer Verantwortung nachkommen. Eine derart sichere Basis bilden diese nur dann, wenn sie das Bindungsverhalten ihrer Kinder intuitiv erfassen, akzeptieren und es nicht zuletzt als angeborenes Merkmal akzeptieren. Auf der Grundlage dieses Verhaltens primärer Bezugspersonen entwickeln Kinder mentale Repräsentanzen. Hierunter sind verinnerlichte Vorstellungen einer Person über enge soziale Beziehungen zu verstehen, beispielsweise was diese engen Beziehungen auszeichnet und wie verlässlich sie sind, wenn Gefahr besteht. Diese entwickelt das Kind in den ersten Lebensjahren über die Kommunikation mit seinen relevanten Bezugspersonen und deren individuellen Verhaltensweisen. Hier muss angemerkt werden, dass die Bindungstheorie die kindlichen Bedürfnisse fokussiert und die Mutter nach Wiegand in einer komplementären, reduktionistischen Weise als zentrale Bindungsfigur sieht. Eine psychodynamische oder sozialkritische Hinterfragung findet nicht statt. Diese so entwickelten spezifischen inneren Bilder sowie die aus den Interaktionen abgeleiteten komplementären Selbstbilder vernetzen sich zu dominanten kognitiven Strukturen und formen über die realen täglichen Interaktionen das individuelle Bindungsmuster. Zusammenhänge zwischen internalen Arbeitsmodellen und der Interpretation von Emotionen und sozialer Wahrnehmung bei Kindern sind empirisch bewiesen. Bowlby unterscheidet hier zwischen der Komponente des eigenen Selbst (wie wertvoll empfindet sich die Person selbst?) und der Komponente der Umwelt (wie verlässlich, emotional unterstützend und helfend werden die Fürsorgepersonen bei Bedrohungen wahrgenommen?). Derartige innere Arbeitsmodelle können sowohl explizit als auch implizit erfasst und zugänglich gemacht werden. Nach Bowlby stellen sie affektiv-kognitiv-motivationale Schemata dar, welche die spätere Organisation der Persönlichkeit, der emotionalen wie sozialen Regulationsprozesse sowie die Strategie des Umgangs mit Bindungspersonen in bedeutender Weise formen. Auch wenn weitgehend Einigkeit darüber herrscht, dass die Bindungsbereitschaft angeboren ist, so kann angenommen werden, dass die Art und Weise, mit der sich die Bindungen des Kindes entwickeln, zu einem beachtlichen Teil durch die sozialen Erfahrungen in den ersten Lebensjahren beeinflusst wird. Mary Ainsworth machte schon früh darauf aufmerksam, dass es sich in dieser frühen Entwicklung von Kindern nicht etwa um biologisch vorprogrammierte Abläufe handelt, sondern dass es die sozialen Erfahrungen sind, welche sich als ausschlaggebend für ihre weitere Entwicklung erweisen. So besteht ein nachgewiesener Zusammenhang zwischen den Interaktionsformen der Hauptbezugspersonen in den ersten Lebensjahren und den mentalen Fürsorge- und Bindungsrepräsentationen sowie entsprechender Bindungsmuster von Klein- und Vorschulkindern, was mit dem Begriff der transgenerationalen Vermittlung von Bindung belegt ist.
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