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E-Book

Tierischer Juckreiz

Allergien bei Hunden verstehen und behandeln

AutorAnnette Dragun
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl200 Seiten
ISBN9783746084695
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,49 EUR
In fast 20 Jahren Tätigkeit als Tierheilpraktikerin beobachtet Annette Dragun eine rasant wachsende Zahl der vierbeinigen Allergiker. Für die Patientenbesitzer beginnt mit der Diagnose häufig eine jahrelange Odyssee: Therapien wirken ungenügend oder verursachen Nebenwirkungen, es gibt widersprüchliche und unverständliche Informationen, die Behandlungskosten explodieren. In diesem Buch erfahren Hundehalter alles über die Heilmethoden von Naturheilkunde und Schulmedizin und vor allem, was sie selbst für ihr Tier tun können. Die Autorin erläutert verständlich und kurzweilig, was bei einer Allergie im körpereigenen Immunsystem falsch läuft, welche Therapien, Medikamente und Futtermittel wirklich helfen und worauf man verzichten sollte. Wer endlich die Krankheit seines Hundes verstehen und für sein Wohlergehen selbst aktiv werden will, findet hier den Schlüssel dazu.

Annette Dragun ist Tierheilpraktikerin in Nordfriesland. Nicht nur beruflich beschäftigt sie sich seit fast zwei Jahrzehnten mit Allergien bei Haustieren: Sie ist selbst betroffen, hat schon den zweiten Hund mit einer allergischen Erkrankung. In "Tierischer Juckreiz" wird ihr umfangreiches naturheilkundliches Wissen von ihren persönlichen Erfahrungen ergänzt. Durch langjährige Mitarbeit in einer Tierklinik ist sie auch in der Lage, die schulmedizinische Seite verständlich darzustellen und kritisch zu hinterfragen. Als Bloggerin (pfotenpower.com) hat sich die frühere Journalistin seit 2009 eine Fangemeinde aufgebaut, die ihren unterhaltsamen und gleichzeitig informativen Schreibstil schätzt.

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Leseprobe

Allergiearten beim Hund


Wie viele Hunde heutzutage an Allergien erkrankt sind, darüber gibt es keine verlässliche Auskunft. Aus dem Jahr 2010 gibt es eine Untersuchung, nach der rund 5 Prozent der Vierbeiner an einer Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems auf verschiedenste körperfremde Substanzen leiden. In manchen Artikeln liest man aktuell, dass sogar jeder fünfte Hund betroffen ist. Wie auch immer - in den Kleintierpraxen und -kliniken und auch bei uns Tierheilpraktikern gehören Allergiker als Patienten zum Alltag.

Hier hat man im Wesentlichen mit drei Allergiearten zu tun:

  • Atopie = Allergie auf Umwelteinflüsse
  • Flohbissallergie
  • Futtermittelallergie (alimentäre Allergie)

Was die Häufigkeit angeht, stand früher die Flohbissallergie deutlich an erster Stelle. Nach meiner Beobachtung hat sich das verschoben. Durch verstärkte Hygienemaßnahmen und die inflationäre Anwendung von Parasitenschutz-Präparaten sind weniger Hunde von Flöhen befallen als früher, was auch den Anteil dieser Allergie minimiert. Gleichzeitig bemerke ich in der Praxis der letzten Jahre einen enormen Anstieg von Futterallergikern.

Es gibt noch einige seltenere Arten, etwa die Kontakt- und die Arzneimittelallergie. Diese sind aber eher selten und lassen sich meist durch Vermeidung der Allergieauslöser gut kontrollieren. Gelegentlich wird im großen Zusammenhang noch die Überempfindlichkeit gegen Bakterien genannt, die aber - das sagt schon der Name - keine richtige Allergie ist, da immunologisch andere Faktoren eine Rolle spielen.

Zu unterscheiden sind die drei häufigsten Formen zunächst aufgrund ihrer Auslöser - die aber meist lange Zeit unbekannt bleiben. Daher bleibt zunächst nur die Symptomatik um zu klären, womit wir es zu tun haben.

Atopie


Auslöser, also Allergene, sind ganz allgemeine Umweltsubstanzen: Hausstaub-, Vorrats- und sonstige Milben, Pollen, Schimmelpilze, Gräser, Insekten, Tierhaare, Federn, Hautschuppen... Der Hund nimmt sie über die Haut und mit der Atemluft auf, möglicherweise auch oral. Die Kontamination erfolgt naturgemäß völlig unbemerkt durch den Besitzer. Auf die Idee, dass Blütenpollen oder Katzenhaar-Partikel Bello das Leben zur Hölle machen können, kommt der normale unbedarfte Hundehalter nicht.

DAS zentrale Symptom ist der Juckreiz (Pruritus). Abbildung 1 zeigt die Lokalisation: Betroffen sind vor allem die Pfoten, Achseln und Leisten. Auch um Nase und Augen kann es Bello jucken, und manch armer Tropf entwickelt zusätzlich eine Entzündung des äußeren Gehörganges, eine Otitis externa, oder eine Bindehautenzündung (Konjunktivitis).

Abb. 1: Der Juckreiz beim Atopiker zeigt meistens ein ganz bestimmtes Verteilungsmuster

Die Verteilung des Juckreizes am Körper ist typisch für den Atopiker. Es gibt weitere Hinweise, um diese Allergie von der alimentären und der Flohbissallergie abzugrenzen:

  • Das Alter: Bei ca. 75 Prozent der Atopiker beginnt die Krankheit im Alter von 1 bis 3 Jahren.
  • Es kann eine Rassendisposition vorliegen. Für Atopien empfänglich sind u.a. Terrier, Dalmatiner, DSH, Shar Pei, Lhasa Apso, Boxer, Labrador und Golden Retriever, English und Irish Setter, Westie, Zwergschnauzer, Englische und Französische Bulldogge und viele mehr.
  • Familiäre Disposition - möglicherweise leiden Verwandte des Vierbeiners ebenfalls unter dieser Allergie.
  • Saisonalität - bei Gräser- und Pollensensibilität gibt es symptomfreie Phasen.
  • Neben dem Hautjuckreiz kann eine Otitis oder eine Konjunktivitis auftreten.
  • Die Dermatitis ist behandelbar, kehrt aber immer wieder. Man nennt das chronisch rezidivierend.
  • Der Juckreiz spricht in der Regel deutlich und schnell auf eine Kortisonbehandlung an.

Hinter das Wort Juckreiz im Zusammenhang mit der Atopie möchte ich übrigens am liebsten fünf Ausrufezeichen setzen. Denn bei einem richtigen Allergiker handelt es sich nicht um ein bisschen gelegentliches, harmloses Kribbeln. Der betroffene Hund steht Tag und Nacht unter Strom. Er kratzt und beißt sich bis aufs Blut, er fügt sich selbst Verletzungen zu in dem Bemühen, den Juckreiz zu stillen. Dadurch kommt es zu sekundären Erkrankungen der Haut. Angefangen mit roten, gereizten Hautzonen, die sich später verdunkeln, bevor sich die Haut schließlich verdickt und faltig wird (Lichenifikation genannt). Es bilden sich Leckgranulome und Hot Spots - lokale, äußerst schmerzhafte Hautentzündungen. Häufig siedeln sich Pilze an. In den Ohren und unter dichtem Fell vorzugsweise die Malassezien - Hefepilze, die das Feucht-Warme lieben und sich durch einen üblen Geruch nach muffigem altem Käse bemerkbar machen. Ohnehin sondert der Patient einen unangenehmen Geruch ab aufgrund der Bakterien, die seine lädierte Haut befallen. Bei weißen Hunden verfärbt sich das Haar überall dort bräunlich wo er viel leckt, das kommt vom Speichelfarbstoff. Die Pfoten sind entzündet, weil der Hund immer weiter dran knabbert und schleckt und die Bakterien immer tiefer eindringen. Durch die ständige Hautreizung erhöht sich auch die Anfälligkeit für Hautparasiten, wie zum Beispiel Demodex-Milben.

Der Hund ist bald gefangen in einer endlosen Schleife von Pruritus und Hautläsionen. Durch die verletzte Haut entsteht weiter Brennen und Kribbeln, was das selbstzerstörerische Kratzen fördert. Solange er mit den Allergenen in Kontakt kommt, schüttet der Körper weiter Histamin und andere Mediatoren aus, ein weiterer Grund dafür, dass sich der Juckreiz selbst erhält. Die Schutz- und Barrierefunktion der Haut wird durch die Verletzungen immer schwächer und löchriger. So dringen immer mehr Allergene ein und es juckt und juckt und juckt...

Es ist eine pausenlose Qual, dem betroffenen Tier muss unbedingt mit einer passenden Therapie geholfen werden. Dennoch habe ich schon Hundebesitzer erlebt, deren Reaktion nur darin bestand, den Hund nachts auszusperren, weil sie das pausenlose Geschubber so nervte. Bei sowas geht mir die Hutschnur hoch. Ein Mensch, der diese Not seines Vierbeiners ignoriert, sollte sich mal vorstellen, tage- oder wochenlang von unzähligen Mückenstichen geplagt zu sein - oder gefesselt in einem Ameisenhaufen zu liegen...

Flohallergie


Auch bei der Allergie auf den Flohspeichel ist als zentrales Symptom der Juckreiz (!!!!!) zu nennen. Hier lokalisiert er sich aber meist ausschließlich auf den hinteren Rückenbereich bis Schwanzansatz und eventuell auf die Bauchgegend (Abb. 2)

Abb. 2: Den Flohbiss-Allergiker juckt es am hinteren Rückenbereich und am Bauch

Viele Hundehalter kommen völlig überzeugt in die Praxis: "Er juckt sich, aber Flöhe hat er nicht." Häufig hält diese Aussage einer Überprüfung nicht stand. Man mag bei oberflächlicher Untersuchung weder Floh noch Biss-Stelle finden. Doch kämmt man mit einem speziellen Kamm das Fell vor dem Rutenansatz (wo beim Flohbissallergiker häufig das Haar schon dünn und die Haut gereizt oder sogar verdickt ist), findet man häufig doch den einen oder anderen hüpfenden Parasiten. Vielleicht stößt man aber auch nur auf winzige Schmutzkügelchen, die aussehen, als hätte sich der Hund im Dreck gewälzt. Legt man diese Krümelchen auf ein feuchtes Küchenpapier, kann man beobachten, wie sich ein bräunlich-rötlicher Ring drum herum bildet. Das ist Hämoglobin, der Blutfarbstoff, und damit outen sich die winzigen Dreckklumpen als Flohkot.

Nun gilt es, den Tierbesitzer über das Leben der Flöhe aufzuklären. Das findet nämlich nur zum Teil auf dem Hund statt. Hier nehmen Vater und Mutter Floh ihre Mahlzeiten ein (und gehen offensichtlich auf die Toilette). Der Nachwuchs aber, die Eier und die daraus schlüpfenden Larven, befinden sich in der Umgebung: Im Hundekörbchen, auf der Couch, in Dielenritzen, im Teppichboden - eigentlich überall, wo es dunkel ist...

Logischerweise zeigt ein Bad mit einem Flohshampoo kaum nachhaltige Wirkung. Denn aus Larven werden Flöhe, und diese entern ihren Haushund umgehend, um nach einer ausgiebigen Blutmahlzeit Liebe zu machen und sich weiter zu vermehren... Um der Plage langfristig Herr zu werden, muss die Umgebung behandelt werden. Und natürlich ist der Hund mit einem Repellent zu schützen, günstigerweise einem, das gleichzeitig die Fortpflanzungsfähigkeit der kleinen Biester verhindert. So ist nach einigen Monaten der Spuk endgültig vorbei. Ausführliche Informationen findest du ab Seite bei den Therapiemaßnahmen.

Ich rate selbstverständlich nicht grundsätzlich dazu, Hunden und Katzen ganzjährig diese chemischen Bomben zu verpassen. Es gibt ganz viele Haustiere, die in ihrem ganzen Leben keinen Floh und keine Zecke haben. Andere schreien grundsätzlich "Hier!", wenn ein Blutsauger ein Opfer sucht. Das hat auch mit dem Immunsystem zu tun - je schwächer dieses arbeitet, desto attraktiver ist ein Vierbeiner für Parasiten. Es mag auch am Körpergeruch liegen. Jedenfalls hilft schon eine Verbesserung der...

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