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Totenkult und Geschichtsschreibung

Eine Konstellationsgeschichte zwischen Mittelalter und Moderne (Bern und Ulm)

AutorUwe W. Dörk
VerlagKonstanz University Press
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl620 Seiten
ISBN9783835397132
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis40,99 EUR
Totenkult und Geschichtsschreibung werden heute keineswegs zufällig auseinandergehalten. Historiographie ist kritisch, Totenkult der Ehre verpflichtet. Diese Trennung hat aber ihre eigene Geschichte. Von der Antike bis in die Aufklärung hinein diente die Geschichtsschreibung der Sicherung des 'Nachlebens' und war Teil totenkultischer Praktiken. Seit dem Spätmittelalter entfaltete sie jedoch eine eigentümliche emanzipatorische Kraft: Verhalf sie zunächst den Laien, sich vom klerikalisierten Totenkult zu lösen, wurde sie seit der Aufklärung zu einem Instrument der Emanzipation von Tradition schlechthin. Mochten Taten früher aus der Vergegenwärtigung großer Toter motiviert sein, so weigert sich gerade das Jahrhundert des Historismus, seinen Geist dem Totenhaus der Geschichte zu überlassen (Hegel). Historische Kritik war zu einer Waffe in der Hand der Lebenden geworden, um die Toten zu richten, Bestehendes zu vernichten und eine neue Welt zu errichten (Marx, Nietzsche). Insofern hatte die Geschichtsschreibung - obgleich sie schon am Ende des 19. Jahrhunderts antiquiert erschien - an der Entstehung dessen, was sie in Abgrenzung zur Tradition als Moderne bezeichnet hatte, einen konstitutiven Beitrag geleistet, der weit über begriffliche und ästhetische Dimensionen hinausgeht.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Umschlag1
Titel3
Impressum4
Inhalt5
I. Einleitung9
1. Problem und Fragestellung11
2. Totenkult und Geschichtsschreibung: Einfu?hrung14
3. Konstellationsbegriff, Untersuchungsfokus und Aufbau des Buchs20
4. Epistemologische Präliminarien22
5. Das Untersuchungsfeld: Bern und Ulm28
II. Die Entfaltung der Geschichtsschreibung im Totenkult des Mittelalters und der Angriff auf den klerikalisierten Tod in der Reformation33
1. Begann die Emanzipation der Geschichtsschreibung vom Totenkult in der Antike oder im Spätmittelalter?35
2. Totenkult und Geschichtsschreibung am Vorabend der Reformation45
2.1 Die Chronik Ludwig von Diesbachs46
2.2 Das Epitaph Niklaus von Diesbachs69
2.3 Macht der Toten und Strategien der Lebenden: Testamente84
2.4 Der Totenkult als Kampfzone der beginnenden Reformation109
2.4.1 Der Allerseelenaltar Thu?ring Frickers und der Jetzerhandel111
2.4.2 Niklaus Manuels Blick auf das Frickertestament116
2.5 Die Zirkulationskrise im Gabentausch von Toten und Lebenden – Bildersturm und Abschaffung des klerikalisierten Totenkultes155
3. Um »das es allen Bernern und ire ewigen nachkomen ein ewig memorial und angedenknusse sie«: Berner Geschichtsschreibung165
3.1 Cronica de Berno165
3.2 Conrad Justinger: Berner Chronik166
3.3 Thu?ring Fricker: Twingherrenstreit170
3.4 Dittlinger/Tschachtlan: Berner Chronik 1424–1470173
3.5 Diebold Schilling: Berner Chronik und »Spiezer Schilling«178
3.6 Ludwig Schwinkhart: Chronica184
3.7 Valerius Anshelm: Berner-Chronik192
4. »ich muß aber den mentschen, dem diß Buch nach meim todt zuhannd kumpt solichs zulyeb schreyben«: Ulmer Chroniken205
4.1 Anonyme Chronik207
4.2 Felix Fabri215
4.3 Sebastian Fischer227
5. Kontrastfälle: Chroniken anderer Städte239
6. Resu?mee251
7. Die Reformation des Todes255
7.1 Luther256
7.2 Zwingli und Calvin265
III. Totenkult und Geschichtsschreibung: Von generalisierter Ehre zu Kritik271
1. Funeralkultur zwischen Proliferation und Purifizierung273
1.1 Ehre und Entehrung: Vorfälle273
1.2 Ordnung der Rituale: Die ehrenhafte Beisetzung280
1.2.1 Ritus und Vergemeinschaftung285
1.2.2 Stratifikation und Ehre288
1.2.3 Konfessionsspezifische Gabentauschökonomie und Konjunktur der Zeichen298
1.2.4 Inflation der Zeichen und konfessionsspezifische Sanktionspraxis306
1.3 »Gräntz = Scheidungen […] erfreuten vergnu?gens«: Leichenreden321
1.4 Beisetzung und Translation Niklaus Friedrich von Steigers im Jahr 1805340
2. Sepulkralkultur: zwischen Distinktion und Aneignung353
2.1 Vorreformatorische Totengedächtnismale im Ulmer und Berner Mu?nster353
2.2 Epithetakonjunktur und Monumentaldynamik359
2.3 Denkmalstypen der Fru?hen Neuzeit373
2.3.1 Ulm373
2.3.2 Bern392
2.3.3 Resu?mee: fru?hneuzeitliche Sepulkralkultur415
2.4 Ästhetisierung und Rationalisierung: Bruch zwischen Toten und Lebenden418
3. Geschichtsschreibung im Zeichen symbolisch generalisierter Ehre431
3.1 Geschichtsschreibung im nachreformatorischen Ulm431
3.1.1 Die Martyrologien von Ludwig Rabus432
3.1.2 Genealogie und Topographie: Marchthalerchroniken und Zeiller434
3.2 Geschichtsschreibung in Bern458
3.2.1 Michael Stettler461
4. Kritische Geschichtsschreibung und Verdrängung der Toten in der Aufklärung469
4.1 Bern469
4.1.1 Johann Jakob Lauffer470
4.1.2 Kritische Orthodoxie und aufklärerische Dekonstruktion: Gruner und Walther475
4.1.3 Ausblick auf das 19. Jahrhundert487
4.2 Ulm489
4.2.1 Kampf der Konfessionen und Kritikkommunikation: Die Historiographie der Reformationsfeiern von 1617 und 1717/1731490
4.2.2 Quellenkritik und Exklusion der Toten504
4.2.3 Die Auflösung von Tradition und die Durchsetzung einer gegenwartszentrierten Zeitstruktur an der Epochenschwelle: Das Beispiel Veesenmeyers523
5. Von der Geschichte der Toten zur toten Geschichte: Ausblick auf Geschichtsphilosophie und Historismus549
IV. Schluss559
1. Zusammenfassung561
2. Glossar: Verfassungsentwicklung und Ämter567
Dank577
Siglen579
Abbildungen581
Literatur und gedruckte Quellen583

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