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E-Book

Traden mit Chartformationen

Erkennen, verstehen und erfolgreich einsetzen

AutorThomas N. Bulkowski
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl512 Seiten
ISBN9783960921493
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Schon sein erstes Buch 'Enzyklopädie der Chartmuster' hat die Tradingwelt aufgerüttelt. In dem Folgeband 'Traden mit Chartformationen' geht Bulkowski jetzt noch einen Schritt weiter. Neben seinen neusten Forschungen über Trendlinien, Kursverhalten an Unterstützung und Widerstand sowie Stop-Techniken, ordnet er die Performance-Statistiken der bekanntesten Formationen in den Kontext des Gesamtmarkts, der Branchenentwicklung und der Umsätze ein. Darüber hinaus gibt er dem Leser ein Bewertungssystem an die Hand, um erfolgversprechende Formationen von Blindgängern zu unterscheiden. Ein Muss für jeden ambitionierten Trader, der seinen Erfolg an den Märkten verbessern möchte, sowie für alle, die nach der Lektüre des ersten Buchs nicht auf halbem Weg stehen bleiben wollen.

Thomas N. Bulkowski, professioneller Trader und Autor zahlreicher Fachbücher zu den Themen Charts und Technische Analyse, kündigte im Alter von 36 seinen Job als Ingenieur, um sich ausschließlich dem Trading zu widmen. Seit Jahren gibt er sein Wissen nicht nur in Form von Büchern weiter, sondern auch in Beiträgen und Kolumnen in diversen Fachmedien.

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Leseprobe

Einführung


Das Telefon klingelte – ein erstes Anzeichen, dass etwas nicht stimmte. Überhaupt nicht stimmte. Vor allem, wenn die Person am anderen Ende der Leitung Mary war. „Ich habe Aktien von Cisco Systems“, sagte sie freudig, und ich merkte sofort, dass ich ein Problem hatte. Ich hatte nämlich ebenfalls in Cisco investiert und wusste: Wenn Mary eine Aktie kauft, dann sinkt der Kurs so sicher, wie die Sonne im Westen untergeht.

Mary ist ein Neuling am Aktienmarkt. Sie vertraut auf Fundamentalanalyse, hat aber keine Zeit oder keine Lust, sie richtig anzuwenden. Technische Analyse? Vergiss es! Wenn sie sich überhaupt einen Aktienchart ansieht, dann zeigt der nur die Schlusskurse. Das ist so, wie wenn man bei einem Fernsehapparat nur ein Viertel des Bildschirms nutzt.

Der größte Teil ihrer Ersparnisse wird professionell gemanagt; das kleine Konto, mit dem sie tradet, ist Spielgeld für sie. Verstehen Sie mich nicht falsch: Sie ist eine sehr talentierte, hochgeachtete Vizepräsidentin eines stark wachsenden Unternehmens, und sie verdient eine Menge Geld. Sie kauft nicht das neueste Handy, weil es kleiner ist als das Dutzend Handys, das sie schon hat, aber sie zahlt gern ein wenig mehr, um gut zu leben: der Swimmingpool, der Urlaub, Ballett- und Klavierstunden für die Kinder, der BMW, der Geländewagen, die häufigen Reisen zu exotischen Urlaubszielen. Mit anderen Worten: Sie lebt nicht schlecht.

Ich bin neidisch.

Abbildung 1.1: Mary spekulierte auf steigende Kurse, versäumte es aber, ihre Verluste zu begrenzen. Wie hätte ihr die Technische Analyse helfen können?

DIE ERFAHRUNG DES NEULINGS


Aber wir wollen nun nicht mehr über Mary sprechen. Wir wollen uns dem Trade zuwenden, den sie in Cisco Systems durchführte (Abbildung I.1). Als sie anrief, fragte ich sie, warum sie 85 Aktien zu je 65 Dollar gekauft hatte. Ihre Antwort war typisch für jemanden, der an Fundamentale Analyse glaubt. Sie sagte, Cisco sei ein gutes Unternehmen mit schönen Gewinnen und Markt-Momentum.

Etwa zwei Wochen lang sah es so aus, als sollte sie recht behalten. Der Kurs stieg von 65 auf ein Hoch von 69,56 und schwankte dann bis September zwischen 58 und 70. Danach begann der Kurs zu sinken; zunächst nur langsam, aber der Trend wies klar nach unten. Der Kursverlust von Cisco verlief beinahe im Gleichschritt mit dem S&P 500. Der allgemein nachgebende Markt saugte Cisco wie ein Wasserabfluss nach unten. Gleichzeitig bildete der Nasdaq Composite ein Doppel-Top – Hochs im Juli und im September –, wobei die Kurse Anfang Oktober das Chartmuster bestätigten. Das war ein bearishes Signal, und es war Zeit, die Reißleine zu ziehen.

Von alledem wusste Mary nichts; sie sorgte sich nur um den sinkenden Aktienkurs. Warum verkaufte sie nicht? Eine gute Frage. Wenn man zuhört, wie Mary über ihre Trades spricht, erkennt man die mentalen Trading-Blockaden. Man kann das damit vergleichen, wie Ameisen nach einem heftigen Regen ihren Ameisenhaufen wieder aufbauen. Sätze wie „Sobald ich verkaufe, wird der Kurs steigen“, „Die Aktie ist schon so lange gefallen, dass sie nahe am Tief stehen müsste“ oder – mein persönlicher Favorit – „Ich habe mich entschlossen, die Aktie langfristig zu halten“ wurden Teile des Lexikons, dienten der Rechtfertigung des Festhaltens an einer Verlustposition.

Am 29. Dezember verkaufte Mary ihre Aktien. Ihr Grund? „Ich hatte die Verluste einfach satt.“ Sie verkaufte zu 37,69 – ein heftiges Minus von 42 Prozent. Das einzig Positive dabei war, dass sie überhaupt ausstieg. Sie hätte die Aktien ja auch bis zum Tief bei 13,19 behalten und einen Verlust von 80 Prozent verzeichnen können. Trotzdem ist ein Minus von 42 Prozent nicht gerade das, was man unter Verlustbegrenzung versteht.

EINE BESSERE MÖGLICHKEIT


Und was wurde aus meinem Trade? Wer mich kennt, weiß, dass ich Chartmuster mag und sie häufig trade. Für mich erleichtern sie das Timing – also etwas, von dem die Experten glauben, man könne es unmöglich dauerhaft mit Erfolg tun. Sie sollten sich aber dennoch damit vertraut machen, denn immer, wenn Sie traden, treffen Sie auch eine Timing-Entscheidung, ob Sie das nun zugeben wollen oder nicht.

In Baisse-Phasen sind bullishe Chartmuster so selten wie Blüten im Winter: ein rarer Anblick. Wenn der Markt dreht, bricht der Frühling aus. Die Kopf-Schulter-Böden, die Doppelböden und andere bullishe Muster sprießen hervor und gedeihen weiter. Das Entscheidende dabei: Einige dieser Muster sind Unkraut, andere sind Orchideen. Die Unterscheidung beider ist das Thema dieses Buchs. Ich komme später noch darauf zurück.

Wir wollen nun noch einmal die Situation von Cisco betrachten. Abbildung I.2 zeigt, was ich sah, als ich mir den gleichen Chart anschaute wie Mary (allerdings ist die Zeitskala ein wenig verschoben; die Perioden von Juni bis Dezember überlappen einander). Es handelt sich um eine sich verbreiternde, rechtwinklige und absinkende Chartformation. Sie zeigt ein flaches Top, einen nach unten gerichteten Trend entlang der Zwischentiefs und ein Umsatzmuster, das man am besten als unregelmäßig beschreiben kann. Dieses Muster kommt so selten vor wie Wasser in der Wüste.

Abbildung I.2: Eine rechtwinklige, absinkende und sich verbreiternde Formation mit einem teilweisen Kursrutsch (Punkt A). Der Kurs schaffte den Ausbruch nach oben nicht, und damit war der Trade, wie von mir erwartet, zum Scheitern verurteilt.

Ich halte meine Trading-Erfahrungen in einem computerisierten Notizbuch fest, daher kann ich feststellen, wenn sich schlechte Gewohnheiten einschleichen, und aus Fehlern lernen. Beim ersten Kauf schrieb ich: „23.8.2000. Ich kaufte 300 Aktien zu 65,97. Ich erwarte, dass der Kurs in der letzten Handelsstunde noch stärker ansteigen wird (das erwies sich als richtig. Der Kurs schloss bei 67,19, nur sechs Cent unter dem Tageshoch). Warum habe ich gekauft? Ein teilweiser Kursrutsch in einer rechtwinkligen und absinkenden, sich verbreiternden Chartformation. Die Aktie wird bei 70 eine kurze Pause einlegen, dann auf 75 und 80 hochschießen. Ich erwarte Unterstützung vom Nasdaq Composite, der aus einer ansteigenden, sich verbreiternden Keilformation ausgebrochen ist, dann wieder zurückfiel und weiter steigen sollte. Mein Stop-Loss liegt bei 61.88.“

Entscheidend ist die Erwähnung des teilweisen Kursrutsches, der bei Punkt A in Abbildung I.2 zu sehen ist. Der Kurs berührt die obere Trendlinie und sinkt dann – berührt aber nicht die untere Trendlinie –, dreht und bricht dann in der Regel sofort nach oben aus. Wäre es gelaufen wie erwartet, dann wäre die Aktie bis in die Wider standszone bei 75 gestiegen, hätte diesen Widerstand überwunden und dann eine Pause beim alten Hoch von 82 eingelegt. Wahrscheinlich wäre die Pause bei etwa 80 erfolgt, wo ein allgemeiner Widerstand lag, dann hätte die Aktie einen Teil ihrer Gewinne wieder abgegeben und nach oben gedreht, um ein zweites Top zu bilden (ein Doppel-Top wäre so entstanden). Es wäre nur darum gegangen, in der Nähe des Hochs zu verkaufen.

Nichts dergleichen geschah. Nach der Berührung der oberen Trendlinie sank der Kurs stufenweise nach unten.

Hier der nächste Eintrag in meinem Notizbuch: „Samstag, 9.9.2000. Die Trendkanäle legen nahe, dass der Kurs auf etwa 62 (derzeitiger Kurs: 64) fallen und dann ansteigen sollte. Der Kurs hat eine Aufwärtstrendlinie zwischen dem Tief vom 30. Juni und dem aktuellen Kurs berührt, ohne die beiden Kurseinbrüche am 2. und 3. August zu beachten, was nahelegt, dass es am Montag zu einer Erholung kommen wird. Mein Stop liegt immer noch bei 61,88. Beim Nasdaq Composite sieht es nach einem Doppel-Top aus. Er hat eine Aufwärtstrendlinie durchbrochen und scheint nun abzusinken. Jetzt ist September, der Oktober steht noch bevor, und vielleicht ist jetzt kein guter Kaufzeitpunkt. Bei dieser Aktie sind die besten Kauftage Dienstag und Mittwoch (was die Kursveränderungen an den einzelnen Wochentagen betrifft), und daher werde ich mit einem Kauf noch warten.“

Der allgemeine Markttrend zeigte nun nach unten – und das ist nie ein gutes Zeichen, wenn man Aktien besitzt. Wie bei vielen Trades war die technische Lage nicht eindeutig, aber es gab Warnzeichen, dass Probleme auftreten würden. Stattdessen: „11.9.2000. Ich habe 200 Stück zu 61,25 gekauft, ein Schuss aus der Hüfte. Ich denke, dass der Kursverfall hier enden wird und dass dies eine gute Kaufchance ist. Morgen werde ich wissen, ob ich recht habe. Die Aktie könnte auf 56 bis 57 fallen oder bis 70 steigen, bei 75 eine Pause einlegen und dann bis 80 anziehen.“

Immer wenn ich schreibe: „Ein Schuss aus der Hüfte“, dann geht der Trade schief. Das sind Trades, die sich gut und richtig anfühlen, es aber niemals sind. Neulich habe ich mir meine Aufzeichnungen aus 20 Trading-Jahren angesehen und diesen Fehler erkannt. Jetzt weiß ich es...

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