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E-Book

Trennung mit Kindern - was nun?

Ratgeber für betroffene Eltern

AutorLiselotte Staub
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783456758770
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Eltern sind oftmals unsicher, was das Vorgehen bei einer Trennung betrifft. Was ist das Beste für das Kind? Wie können Schwierigkeiten erkannt und angegangen werden? Der Ratgeber macht die Eltern im ersten Teil mit ihrer eigenen Situation vertraut. Erst wenn sie diese verstehen, sind sie in der Lage, die Paar-Ebene von der Eltern-Ebene zu trennen und sich mit den Anpassungsproblemen der Kinder zu beschäftigen. Nach einer Erörterung der unterschiedlichen Gewöhnungs- und Verhaltensprobleme der Kinder beschäftigt sich die Autorin mit der Frage, was Eltern ganz konkret tun können, damit sich die Kinder nach der Trennung ihrer Eltern gesund und schadlos weiterentwickeln. Im dritten Teil, dem Kernstück dieses Ratgebers, erhalten Eltern praktische Erziehungs- und Verhaltensratschläge, die die Anpassung des Kindes an die neue Situation nach der Trennung der Eltern nachweislich und nachhaltig erleichtern. Anschauliche Beispiele unterstützen das Verständnis und den Transfer auf die eigene Situation.

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Leseprobe

1 Wie geht es Ihnen?

Christian, 39 Jahre und Vater von zwei Kindern: „Ich bin doch immer für meine Familie da gewesen, wenn sie mich gebraucht hat. Und das Haus wollten meine Frau und ich doch beide. Wir wussten, dass das viel Mühe, Zeit und Geld kosten wird. Natürlich musste ich Überstunden machen und war froh, dass dies in meiner Branche überhaupt möglich ist. Wir hätten das sonst gemeinsam nie geschafft. Ich kann nicht verstehen, dass sie mich jetzt mit den Kindern verlässt – wo wir doch so weit gekommen sind.“

Claudia, 35 Jahre und Mutter von drei Mädchen: „Ich kann nicht verstehen, wie er mich ein Jahr lang mit einer anderen Frau hintergehen konnte. Wir hatten eine gute Beziehung, gesunde und glückliche Kinder und waren finanziell abgesichert. Es ging uns richtig gut. Er hing so sehr an den Mädchen und hat jede freie Minute mit diesen etwas unternommen. Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass er die Familie verlassen könnte.“

Ihre Entscheidung, als Eltern fortan getrennte Wege zu gehen, beeinflusst nicht nur Ihre Kinder einschneidend. Die Veränderungen in Ihrem Leben beziehen sich auch auf Ihre Herkunftsfamilie, Ihre Beziehungen, Ihre persönlichen, beruflichen, finanziellen Lebensumstände und Ihre Wohnsituation. Die Trennung selber geht mit vielen Unsicherheiten und Problemen einher, mit denen Sie und Ihre Kinder zurechtkommen müssen. Unsicherheit entsteht zum Beispiel darüber, wer nun noch und in welchem Ausmaß zur Familie gehört, wer welche Verantwortung, welche Rechte und welche Pflichten hat. Organisatorische Fragen lassen sich regeln. Aber die Art und Weise, wie Sie als Paar miteinander umgehen und die Nachscheidungsbeziehung gestalten, kann Ihnen niemand vorfabrizieren: Beziehungen kann man grundsätzlich nicht verordnen.

Obwohl Sie sich als Paar trennen, bleiben Sie Eltern. Auch wenn Sie Ihre Verantwortung nicht mehr in derselben Art und Weise wahrnehmen können wie bisher, bleiben Sie dennoch Vater oder Mutter Ihrer Kinder. Ihre Aufgabe besteht nun darin, die Paar-Ebene von der Eltern-Ebene zu trennen, damit Sie sich trotz des Zerwürfnisses gemeinsam den Kindern zuwenden können. Dies ist leichter gesagt als getan. Die Anforderungen an Sie als Ehepartner und als Eltern sind hoch und lassen sich nicht immer vereinbaren: Als Ehepartner müssen Sie mit der Tatsache der Trennung zurechtkommen, sich vom Partner oder der Partnerin ablösen und mit Ihrem veränderten oder neuen sozialen Umfeld klarkommen. Sie müssen sich wahrscheinlich um rechtliche, finanzielle oder berufliche Dinge kümmern, müssen Wohnungs- und Kinderbetreuungsprobleme lösen. Als Eltern müssen Sie trotz bestehender oder neuer Konflikte weiterhin Kontakt zueinander pflegen. Sie müssen Ihren Ex-Partner oder Ihre Ex-Partnerin als Vater oder Mutter der gemeinsamen Kinder akzeptieren. Gleichzeitig müssen Sie für Ihre Kinder gerade jetzt besonders starke und gefasste Eltern sein.

Wie Sie mit diesen Anforderungen zurechtkommen und wie Sie sich an die veränderte Lebenssituation anpassen, hängt von mehreren Faktoren ab: zum einen von der Art und dem Ausmaß der konkreten und praktischen Probleme, die Ihnen durch die Trennung entstanden sind. Zum anderen sind Ihr persönlicher Charakter und Ihre gesundheitliche Verfassung von großer Bedeutung. Und schließlich kommt es darauf an, wie Ihre Kinder, Ihr Ex-Partner oder Ihre Ex-Partnerin und Ihr soziales Umfeld auf die Trennung reagieren und damit zurechtkommen.

Die Verhaltensweisen und Reaktionen Ihres Umfeldes bestimmen sehr stark, wie Sie auf die Trennung reagieren. Umgekehrt haben Ihre Reaktionen einen großen Einfluss auf die Anpassungsleistungen Ihrer Kinder, Ihres Ex-Partners oder Ihrer Ex-Partnerin.

1.1 Vom Verlassen und Verlassenwerden

Im Gegensatz zum Entschluss, die Ehe zu schließen, tragen die Entscheidung, sich zu trennen, häufig nicht beide Partner gleichzeitig und gemeinsam. Oft ist es nur ein Partner, der für sich den Trennungsentschluss fasst. Wenn eine Partnerschaft oder Ehe endet, so geht dies aber in jedem Fall mit emotionalem Stress für beide Partner einher, und zwar unabhängig davon, wer von beiden die Trennung wollte, wie „schlecht“ die Partnerschaft oder Ehe war und wie groß der Wunsch nach deren Auflösung.

Waren Sie die initiierende Kraft der Trennung, sind Sie wahrscheinlich emotional besser auf die Trennung vorbereitet als Ihr Partner bzw. Ihre Partnerin. Wahrscheinlich fühlen Sie sich aber für den Bruch nun stärker verantwortlich und empfinden auch Schuldgefühle, vor allem wenn Ihr Ex-Partner oder Ihre Ex-Partnerin in große psychische Not geraten ist. Vielleicht zweifeln Sie an der Richtigkeit Ihrer Entscheidung oder versuchen sich ständig zu entschuldigen.

Wenn Sie die Trennung eingeleitet haben, ist es wichtig, für diesen Schritt auch die volle Verantwortung zu übernehmen. Nehmen Sie die Not Ihres Gegenübers wahr, und muten Sie diese Ihrem Ex-Partner bzw. Ihrer Ex-Partnerin zu, ohne sich zu rechtfertigen oder diese Not zu bagatellisieren. Wenn Ihr Gegenüber Ihnen zum Beispiel vorhält: „Du hast mir alles genommen, was meinem Leben Sinn gegeben hat!“, könnten Sie in einfühlsamem, aber nicht reumütigem Ton antworten: „Ja, ich weiß, was ich dir zumute.“

Hat Ihr Partner bzw. Ihre Partnerin beschlossen, ohne Sie weiter durchs Leben zu gehen, fühlen Sie sich vermutlich verletzt, wertlos, nicht liebenswert, verlassen oder deprimiert. Vielleicht haben Sie das Bedürfnis, den „Täter“ für die erlittene Ungerechtigkeit zu bestrafen oder Rache zu üben. Diese Gefühle sind legitim und normal. Akzeptieren Sie, dass Sie so denken, denn erst dann ist es möglich, dass sich diese Gefühle verändern.

1.2 Die Klärung der eigenen Gefühle

In der Zeit der Trennung werden viele Eltern beherrscht von Wut und Zorn auf den Ex-Partner. Auch Schuldgefühle, Selbstvorwürfe, Selbstzweifel, Hoffnungslosigkeit und das Gefühl, gescheitert zu sein oder versagt zu haben, sind üblich. Halten diese Gefühle unverändert über ein Jahr lang an, droht die Gefahr, dass die Betroffenen das psychische Gleichgewicht verlieren oder körperliche Beschwerden entwickeln. Hinzu kommt, dass das Ausagieren dieser ungeklärten Gefühle den Aufbau einer von der Paar-Ebene getrennten Elternschaft erheblich beeinträchtigt. Deshalb ist es wichtig, sich der aggressiven Gefühle bewusst zu werden und diese in konstruktive Bahnen zu leiten.

Suchen Sie sich erwachsene Ohren für Ihre Klagen. Scheuen Sie sich nicht, auch professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, wenn die aggressions- und rachebetonten Gefühle nicht nachlassen und Sie daran hindern, Ihre Aufgaben zu erfüllen, nach vorwärts zu schauen oder wieder Freude zu empfinden.

Erliegen Sie nicht der Illusion, dass die räumliche Distanz und ein totaler Kommunikationsstopp zum Ex-Partner bzw. zur Ex-Partnerin Ihre unangenehmen Gefühle ausbremst. In der Regel ist nämlich mit der räumlichen Trennung die gefühlsmäßige Trennung noch längst nicht abgeschlossen. Bemühen Sie sich um ein verträgliches Gleichgewicht zwischen Funkstille und Kontakt. Bedenken Sie, dass bei Flucht vor der notwendigen Auseinandersetzung oder Boykott die Gefahr droht, dass der Prozess des Abschiednehmens in der Vorstufe steckenbleibt.

Dieser Abschiedsprozess bleibt aber auch stecken, wenn Paare unnötige Auseinandersetzungen provozieren und sich darin verkeilen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn der Streit und der Kampf das ehemalige Liebespaar davor „schützt“, sich der Endgültigkeit des Verlustes und dem damit verbundenen Schmerz zu stellen. Gleichzeitig macht er Ihnen aber auch deutlich, dass die Liebe endgültig vorbei ist. Jeder Kampf tendiert leider dazu, sich zum Flächenbrand auszuweiten, wenn er nicht von verantwortlichen Köpfen gesteuert und beendet wird. Im Kampf können Sie weder eine Liebe zu Grabe tragen noch Verständnis für Ihre Kinder aufbringen noch eine gemeinsame Elternschaft organisieren. Im Kampf herrscht nur Kampf. Die anstehenden Aufgaben werden nicht mehr gelöst. Der erste Schritt aber, den Kampf zu Ende zu bringen, besteht darin, seine Hintergründe besser zu verstehen. Versuchen Sie, sich über die Gefühle hinter der Kampfhandlung klar zu werden.

1.3 Vom Nicht-darüber-Hinwegkommen

Ob Sie die Trennung gewollt haben oder nicht: Der Verlust der Familie stellt für Sie ein Unglück dar, das Sie schmerzlich betrauern müssen. Die Sehnsucht nach Ihrem Ex-Partner bzw. Ihrer Ex-Partnerin hängt unter anderem von Ihrer Beziehungserfahrung ab, vom Grund der Trennung und vom Trennungsprozess.

Manche Eltern können die Tatsache der Trennung nicht akzeptieren. Sie lieben ihren Ex-Partner bzw. ihre Ex-Partnerin immer noch und wollen diese(n) nicht verlieren oder sind hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch und der Sehnsucht nach Wiedervereinigung und der Sicherheit, ihn oder sie nicht mehr zurückhaben zu wollen. Im ersteren Fall wird jedes freundliche Zeichen des Ex-Partners als Hoffnungsschimmer für eine Versöhnung oder Wiedervereinigung gedeutet. Meistens werden diese Hoffnungen jäh enttäuscht und führen zu noch tieferen Verletzungen, Kränkungen und abweisendem Verhalten. Droht die Beziehung zwischen dem ehemaligen Paar endgültig abzubrechen,...

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