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E-Book

Trennungskinder

Wie Eltern und ihre Kinder nach Trennung und Scheidung wieder glücklich werden

AutorClaus Koch
VerlagPatmos Verlag
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783843612029
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Was geht in Kindern und Jugendlichen vor, deren Eltern sich trennen? Und wie kommen die Erwachsenen mit ihren eigenen oftmals schwierigen Gefühlen klar? Der Psychologe und Bindungsexperte Claus Koch entwirft auf der Grundlage neuester wissenschaftlicher Studien Perspektiven, wie Eltern und ihre Kinder eine Trennung oder Scheidung am besten bewältigen. Das Buch zeigt auf, wie Eltern den existenziellen Bedürfnissen ihrer Kinder nach Geborgenheit und Sicherheit, nach Anerkennung und Selbstwirksamkeit gerecht werden können, ohne sich selbst aus den Augen zu verlieren. So kann nach der Trennung wieder Mut und Zuversicht wachsen für ein neues und glückliches Leben. >> ein Meilenstein unter den Scheidungsratgebern >> neueste wissenschaftliche Erkenntnisse >> lebensnahe Hilfe für Kinder, Jugendliche und Eltern

Dr. Claus Koch war nach einem Studium der Philosophie und Psychologie in Heidelberg und Paris bis 2015 Verlagsleiter für den Bereich Sachbuch beim Beltz Verlag in Weinheim. Parallel dazu hatte er einen Lehrauftrag an der Universität Bielefeld und veröffentliche zahlreiche wissenschaftliche Beiträge zum Thema Bindungstheorie. 2015 gründete er zusammen mit Dr. Udo Baer das Pädagogische Institut Berlin (PIB).

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Leseprobe

Einleitung


Kinder und Jugendliche getrennter oder geschiedener Eltern treffen wir überall. Bei unseren Freunden, Verwandten und Bekannten, bei Nachbarn, in Kitas und Schulklassen, in Sportvereinen und auch auf Reisen, wenn Züge sie manchmal über große Entfernungen hinweg am Wochenende zu ihrem Vater oder ihrer Mutter bringen. Darüber hinaus begegnen sie uns aber auch in zahlreichen Büchern und Filmen, und dies nicht nur, weil es sie so häufig gibt, sondern auch, weil sich über ihr Schicksal gute und spannende Geschichten schreiben lassen.

Biografien handeln davon, wie das eigene Leben durch die Trennung der Eltern durcheinandergewirbelt wurde, wie sich von einem Moment auf den anderen eine neue Welt auftat, die alles veränderte, das eigene Leben und das der anderen. Romane blicken zurück auf die Kindheit und erzählen davon, wie die Trennung der Eltern den weiteren Lebensweg ihrer Heldinnen und Helden bestimmt hat. Sie erzählen aber auch, häufig aus Sicht eines Kindes, von Abgründen, von Leere, Verlassenheit und Verzweiflung. Filme verfolgen Spuren einer Trennung, die Wunden hinterlassen hat, Spuren, die das weitere Leben ihrer Hauptfiguren immer wieder von neuem durchkreuzen. Und viele von uns erkennen sich in allen diesen Schilderungen wieder, weil wir als Kind oder Jugendlicher dasselbe Schicksal geteilt haben und von den Folgen einer Trennung oder Scheidung betroffen waren. Oder auch als Eltern, weil der Entschluss, sich vom einst geliebten Lebenspartner und oft auch von den eigenen Kindern zu trennen, das eigene Leben so nachhaltig verändert und weiterhin maßgeblich beeinflusst hat. Menschen, die Trennung an ihrem eigenen Leib erfahren haben, ob als Kinder oder als Eltern, reagieren eben besonders aufmerksam und sensibel auf die Berichte und Erzählungen derer, in denen sie sich zum Teil selbst wiederfinden.

Wenn ein Kind auf die Welt kommt, wollen wir Eltern ihm unsere ganze Liebe schenken. Die Natur hat es so gewollt. Denn Kinder kommen »unfertig« auf die Welt, sie brauchen unseren Schutz und unsere Nähe. Das spüren sie von Beginn ihres Lebens an. Ihre ersten Blicke, die sie auf uns richten, ihre ersten Gesten und später ihre ersten Worte suchen uns und hoffen auf unsere Bereitschaft, sie entsprechend wohlwollend in der Welt, in die sie hineingeboren wurden, zu empfangen. Dazu strecken sie ihre Ärmchen nach uns aus und wir nehmen sie auf in unsere Welt. Sie sehen uns an und vertrauen darauf, dass wir unseren liebevollen Blick auf sie richten. Ihr erstes Lächeln berührt uns wie kaum eine andere Gefühlsäußerung zuvor und wir lächeln zurück. Wie von allein stellt sich so ein Band her, das wir fortan so fest wie möglich knüpfen wollen, damit es niemals reißt. Auf diese Weise entsteht, was Psychologen »Bindung« nennen. Sie ist lebensnotwendig für jedes Kind. Und nahezu alle Eltern wünschen sich, dass sie ein Leben lang hält. Fast automatisch bemühen wir uns, unserem Kind Geborgenheit zu geben, und sind stolz, wenn es sich schon in seinen ersten Lebensmonaten offensichtlich nach uns sehnt und dann später, wenn es die ersten Schritte allein zurücklegt, sich nach uns umdreht, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass es uns immer noch braucht und um unsere Präsenz fürchtet. Wenn ihr da seid, dann fühle ich mich sicher, dann kann ich die Welt nach und nach für mich selbst erobern – dieses grenzenlose Vertrauen, das ein Kind seinen Eltern entgegenbringt, genießen wir und wollen, dass es niemals aufhört und ein Leben lang weiterbesteht. Eltern wollen die Welt für ihre Kinder zu einem guten Ort machen.

Inmitten dieses Geschehens, in dem wir die ersten Lebensjahre unserer Kinder genießen, fällen viele Eltern den Entschluss, sich zu trennen. Und sagen ihren Kindern, dass sie fortan getrennte Wege gehen werden. Oft zögern sie den Zeitpunkt, ihnen diesen Entschluss mitzuteilen, immer wieder hinaus, ganz einfach deswegen, weil es so schwerfällt, ihnen diese Botschaft zu überbringen. Eltern, die doch immer nur das Beste für ihr Kind oder ihre Kinder wollten, sich um sie Sorgen machten, dass ihnen auch bloß nichts Schlimmes passiert, fühlen sich oft schlecht dabei, das Vertrauen ihrer Kinder mit ihrer Trennung jetzt so auf die Probe zu stellen. Denn sie wissen, dass sie mit ihrer Entscheidung ihren Kindern gleich welchen Alters und ganz unabhängig davon, wie sie selbst sich gerade fühlen, zum Leiden bringen. Sie wissen, dass im Grunde alle Kinder und Jugendlichen wollen, dass ihre Eltern zusammenbleiben. So wie es am Anfang war, als sie auf die Welt kamen und sie sich auf beide Eltern verlassen konnten, so soll es für sie bleiben. Aber jetzt ist es damit vorbei und die Welt wird fortan für sie (und ihre Eltern) eine andere sein. Glückliche Scheidungskinder kommen nur selten vor, aber Scheidungskinder können wieder glücklich werden, so die zentrale Botschaft dieses Buches.

Nach vielen Jahren fachlicher Beschäftigung mit dem Thema, nach Durchsicht unzähliger wissenschaftlicher Artikel, die dem neuesten Forschungsstand entsprechen, nach vielen Beratungsgesprächen und Vorträgen, bei denen ich immer neue Facetten des Trennungsgeschehens kennenlernte, habe ich mich entschlossen, dieses Buch zu schreiben, um Eltern und ihren Kindern dabei zu helfen, die Zeit der Trennung und danach gemeinsam gut zu bewältigen. Die Chancen dafür stehen, nach allem, was wir heute wissen, gut. So ist die Trennung von Eltern heutzutage für die meisten Kinder kein Makel mehr. Wenn Eltern die Herausforderungen, die sich zum Zeitpunkt ihrer Trennung und danach stellen, für sich annehmen, ihnen nicht aus dem Weg gehen, sich ihnen ehrlich, auch im Umgang mit sich selbst, öffnen, werden auch Scheidungskinder ihren anfänglichen Kummer besiegen können. Dann geht für sie die Welt nicht unter, wie es viele von ihnen zunächst fühlen. Und auch für die Eltern eröffnen sich in ihrer Beziehung zu ihren Kindern neue Perspektiven, die helfen, die Trennung gut zu überwinden. Um die Zeit miteinander wieder genießen zu können.

Übergänge und Lebenskrisen können immer auch positiv gewendet werden und schärfen oft sogar den Blick für das Wesent­liche, für das, worauf es im Leben wirklich ankommt. Übergänge und Krisen bringen uns unseren Gefühlen, die so häufig von alltäglichen Aufgaben verdeckt werden, wieder näher. Und manchmal bringt uns eine Trennung sogar wieder näher zu unseren Kindern, weil wir in der Krise entdecken, wie wertvoll sie für uns sind. Aber es gibt auch die Kehrseite. Viel zu viele Väter, seltener die Mütter, verlieren nach und nach den engen Kontakt zu ihren Kindern. Manche Eltern streiten sich vor Gerichten und stürzen ihre Kinder in unerträgliche Loyalitätskonflikte und Zerreißproben. Hin- und hergerissen zwischen Liebe und Abwendung pendeln sie in ein Leben hinein, das ihnen unsicher scheint und in dem manche von ihnen das Vertrauen in die, denen ihre ganze Liebe gilt, verlieren.

Jede Trennung bedeutet einen Schritt ins Ungewisse. Das Leben muss neu organisiert werden, Zukunftsängste und Verlustängste stellen sich sowohl bei den Eltern als auch bei den Kindern ein. Sie aber gilt es jetzt gemeinsam zu überwinden.

Die Voraussetzungen dafür sind für jede und jeden anders. Dem einen fällt die Trennung leichter als der anderen. Die eine fühlt sich mehr verantwortlich als der andere, der das Auseinandergehen für sich bagatellisiert. Viele Trennungen verlaufen zudem asymmetrisch, da gibt es Gewinner und Verlieren, Täter und Opfer. Und dennoch fällt die Trennung den Erwachsenen meistens leichter als ihren Kindern. Denn sie sind schließlich selbst für ihr Leben und die Entscheidungen, die sie treffen, verantwortlich und bleiben, trotz Trauer und Wut, trotz Ängsten und Einsamkeit die handelnden Akteure. Sie sind es, die für sich beschlossen haben, sich zu trennen. Die Kinder aber sind dieser Entscheidung ohnmächtig ausgesetzt, denn es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als sie zu akzeptieren, ganz gleich, ob die Gründe ihrer Eltern dafür berechtigt oder unberechtigt sein mögen. Weil sie, die Kinder und Jugendlichen, bei der Trennung ihrer Eltern eindeutig den schwächeren Part einnehmen, habe ich dieses Buch hauptsächlich aus ihrer Perspektive heraus geschrieben. Es handelt aber auch vom Leiden der Erwachsenen, von ihren Ängsten, ihrer Wut, ihrer Enttäuschung, ihren eigenen Ohnmachtsgefühlen, die alle eine bedeutsame Rolle im Trennungsgeschehen spielen. Der Entschluss, sich zu trennen, nötigt immer auch Respekt ab, gerade weil sich Eltern bewusst sind, dass ihre Kinder darunter leiden werden, und alles unternehmen, damit es ihnen bald wieder besser geht. Sie treffen – zumindest in den meisten Fällen – eine für sie stimmige Entscheidung, wollen sich nicht länger verstellen, wollen die Kinder mit ihrem ständigen Streit nicht mehr belasten, wollen mit ihrer verloren gegangenen Liebe nicht länger am Leben vorbeileben. Sie haben es in der Hand und sind verantwortlich dafür, was sie für ihre Kinder daraus machen.

Auch Kinder lernen mit zunehmendem Alter, selbstständig über ihr Leben zu bestimmen. Aber dafür brauchen Menschenkinder, wie kaum eine andere Spezies, lange das Gefühl von Schutz und Geborgenheit, von Respekt und Anerkennung und dies bis hinein in ihr Erwachsenenleben. Ich spreche in diesem Zusammenhang häufig von ihren existenziellen Bedürfnissen, die es zu wahren gilt. Ihr eigener Blick auf das Leben ist besonders in den Jahren der frühen Kindheit bis weit in ihre Pubertätszeit ein anderer als der Blick von Erwachsenen, die gerne rationalisieren, die gerne verdrängen und sich an ihren Pflichten und Aufgaben orientieren, die ihnen der Alltag stellt. Auch dies ein Grund, in diesem...

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