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E-Book

Trennungsschmerz und Neubeginn

Wie aus Abbrüchen Aufbrüche werden

AutorHans Jellouschek
VerlagVerlag Herder GmbH
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783451811029
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Wir alle erleben Trennungen als Ereignisse, die mit viel Leid, Schmerz, Wut und Trauer verbunden sind. Gerade wenn eine Partnerschaft zerbricht, leiden wir besonders: Unser Grundbedürfnis nach sicherer Bindung wird verletzt, und wir werden geplagt von Schuld- und Schamgefühlen. Auf einmal stehen wir vor dem Scherbenhaufen unserer bisherigen Familien- und Lebensplanung. Und doch sind Trennungen manchmal unausweichlich. Wenn es so ist, lautet die entscheidende Frage: Wie gehen wir mit der Trennung um? Wichtig ist, dass wir uns im Blick auf die zurückliegende gemeinsame Zeit weder in Schuldzuweisungen noch in Selbstbezichtigungen verstricken. DiesesVerhaftetbleiben in der vergangenen Beziehung verstellt den Blick für die gegenwärtige Realität mit den vielfältigen Möglichkeiten einer Neuorientierung. Denn darauf kommt es jetzt an: Was lernen wir aus dem Zurückliegenden, was war unser Anteil am Scheitern der Beziehung, und was können wir aus diesen Erfahrungen mitnehmen? Wenn wir uns diesen Fragen stellen, kann jeder Abbruch zu einem neuen Aufbruch werden.

Hans Jellouschek, geboren 1939, gestorben 2021, Dr. theol., Lic. phil., Transaktionsanalytiker (DGTA), Eheberater, Lehrtherapeut für Transaktionsanalye und systemisch-integrative Paartherapie. Langjährige Erfahrung im Bereich Fort- und Weiterbildung von Beratern und Therapeuten, Coaching und Training für Führungskräfte. Er lebte in der Nähe von Stuttgart. Weitere Informationen unter www.hans-jellouschek.de

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Leseprobe
1. Kapitel
_____________________
Trennungen und Abschiede in meinem eigenen Leben
1.1 Welche Trennungen ich erlebt und vollzogen habe
Erste Trennung: Von meiner Familie (mit 18 Jahren)
Hier könnte man sogleich sagen: Ab 18 ist es doch normal, dass sich ein junger Mann auf der Suche nach seinem eigenen Leben mehr und mehr von zu Hause löst oder sogar das Elternhaus verlässt. Die Art und Weise, wie ich mein Zuhause verlassen habe und welche Konsequenzen dies für mich und meine Eltern hatte, war aber sehr anders als in den meisten Fällen dieses Alters. Es handelte sich nämlich bei mir um meinen Eintritt in den Orden der Jesuiten, bei denen die Ausbildung mit dem zweijährigen »Noviziat« beginnt, einer Einführung in das geistig-geistliche Selbstverständnis des Ordens und seiner religiösen Praxis. Das bedeutete: Ein Jahr lang überhaupt kein direkter Kontakt mehr zu meinen Eltern, ganz wenig brieflichen Austausch, im ersten Herbst während der »großen«, d.h. dreißigtägigen »Exerzitien«, der grundlegenden spirituellen Schulung des Ordens, gar keinen Kontakt zu Angehörigen und sonstigen Bezugspersonen. Im zweiten Jahr durften mich die Eltern – ganz selten – besuchen, und vor Beginn meines zweiten Ausbildungsabschnittes, der in Deutschland stattfand (ich bin ja gebürtiger Österreicher), durfte ich die Eltern auf der Durchreise – in meinem alten Zuhause – kurz besuchen.
Warum ich einen so radikalen Trennungsschritt vollzogen habe, wurde mir erst viel später bewusst. Ich hatte als mit großem Abstand Jüngster in meiner Familie eine sehr starke, ja überstarke Bindung an meine Mutter, die Distanz zu meinem Vater hingegen war ziemlich groß. Als ich auf die Welt kam, war er, weil er relativ spät geheiratet hatte und vor mir bereits zwei Geschwister auf die Welt gekommen waren, bereits 47 Jahre alt. Ich habe ihn darum, als ich ihn bewusst wahrzunehmen begann, immer als »alten Mann« und sehr weit von mir weg erlebt. Dazu kam, dass er mich meiner Mutter ganz und gar »überließ«, sodass sie mit mir vollauf beschäftigt war. Weitere Kinder sollten ja keine mehr kommen, und eine andere Geburtenregelung als Abstinenz gab es damals nicht. Meine Mutter als nicht berufstätige und ganz auf Kinder und Haushalt konzentrierte Frau suchte darin ihre Lebenserfüllung. Sie liebte mich ja wirklich sehr, allerdings mit einer Liebe, mit der sie mich auch übermäßig an sich band. Als ich etwas älter wurde, spürte ich das mehr und mehr: Vom Vater als männliche Bezugsperson allein gelassen, an die Mutter zu sehr gebunden…
Zu dieser Zeit ergab es sich, dass ich Mitglied einer Jugendlichen-Gruppe wurde, einer Gruppe von Heranwachsenden, die höhere Schulen besuchten, die in Österreich »Mittelschulen« und deren Schüler »Studenten« genannt werden. Die Gruppe, zu der ich stieß, hieß dem entsprechend das »Katholische Studenten-Werk«. Geleitet wurde es von Mitgliedern des Jesuitenordens. Diese Patres hatten auf dem Hintergrund meiner Familienerfahrung für mich eine große Bedeutung: Sie waren die ersten Männer in meinem Leben, die mir nahe kamen, die mir wichtige, verantwortungsvolle Aufgaben übertrugen, die meine Arbeit schätzten und mir das auch sehr deutlich kundtaten. So ermöglichten sie mir mehr Abstand von daheim, vor allem von meiner Mutter. Ich erlebte mich hier mit eigenen, »wichtigen« Aufgaben betraut, ohne dadurch mit meinen Eltern in größere Konflikte zu geraten. Sie waren ja selber gute Katholiken, und so konnten sie ja nichts gegen dieses Engagement in einer katholischen Jugendgruppe haben. Die Erfahrung mit diesen zugewandten Männern des Jesuitenordens war für mich sicherlich eine wichtige »Resilienz-Erfahrung«, wie man das heute nennt, also eine Erfahrung die manches Fehlende der eigenen Kindheitsgeschichte ergänzen und kompensieren konnte. Allerdings vermied ich dadurch auch, anstehende Konflikte, die für mein weiteres Selbstständig-Werden nötig gewesen wären, mit meinen Eltern auszutragen. So kam es, dass ich – entsprechenden Hinweisen eines Paters über meine eventuelle »Berufung« folgend – in den Orden eintrat. Das war ein radikaler Schritt. Er bedeutete äußerlich eine harte Abgrenzung von den Eltern, vor allem von meiner Mutter, die auch sehr darunter litt, andererseits aber – das wurde mir allerdings erst viel später bewusst – vermied ich damit eine wirkliche Ablösung von ihr. Ich vermied nämlich auf diese Weise, mich wirklich innerlich abzugrenzen. Ich wählte ja, vor allem mit meiner Berufsentscheidung für ein eheloses Leben, einen Weg, der mich meiner Mutter sozusagen erhielt und noch dazu in meinem Milieu sehr angesehen war. Ich hatte dafür auch ein Vorbild in der Familie: Ein Onkel von mir war Benediktiner-Pater und Theologie-Professor. Als solcher wurde er von meinen Eltern hoch verehrt, sodass keiner etwas gegen meinen Weg haben konnte. So trat ich mit 18 ins Noviziat der Jesuiten ein.
Der Ausbildung im Orden verdanke ich viel. Drei Jahre Philosophie-Studium und vier Jahre Theologie – das waren für mich faszinierende Auseinandersetzungen, abgesehen davon, dass mir die Schulung im klaren und logischen Denken auch heute noch immer hilft – nicht zuletzt beim Bücher-Schreiben. Allerdings war sie verbunden mit einer asketischen Lebensweise, für die ich zum damaligen Zeitpunkt und auf dem Hintergrund meiner familiären Erfahrungen einfach nicht reif genug war. Ich hatte zwar mit dem Ordenseintritt einen radikalen Schnitt vollzogen. Aber ich hatte bereits nach den zwei Jahren Noviziat »ewige Gelübde« abzulegen, das heißt, ich hatte mich lebenslang auf »Armut«, »Keuschheit« und lebenslangen »Gehorsam« den Ordensoberen gegenüber zu verpflichten. Armut hieß: Kein eigener Besitz; Gehorsam, die Verantwortung für die eigene Lebensplanung meinen Vorgesetzten zu überlassen, und »Keuschheit«, auf erotische und sexuelle Beziehungen zu verzichten. Das waren aber genau die Bereiche, in denen ich als Jüngster in der Familie, als »Mamas Liebling« und ohne männlich-eigenständiges inneres Modell, wenig Erfahrung hatte und die einzuüben mir jetzt durch meine Ordensexistenz weitgehend verwehrt war.
Diese Problematik wurde mir mehr und mehr bewusst durch meine ebenfalls in der Ausbildungszeit des Ordens vorgesehenen drei Praxisjahre zwischen Philosophie- und Theologiestudium – in einem Internat der Jesuiten in Wien als Erzieher. Und so kam es zum nächsten, zum zweiten radikalen Abbruch in meinem Leben.
Zweite Trennung: Vom Jesuitenorden – erste Heirat
In diesem Internat wurde es meine Aufgabe, an drei Jahren hintereinander die 15/16-jährigen Jungen außerschulisch im Internat zu betreuen. Meine Haupterfahrung dabei war: Diesen Jungs bin ich nicht gewachsen. Was die alles hinter meinem Rücken Unerlaubtes trieben – ich war weder imstande, dahinterzukommen, noch wirksame Maßnahmen dagegen zu ergreifen… So war es zunächst eine große Befreiung für mich, nach diesen drei Jahren mit dem Theologiestudium (in Innsbruck) beginnen zu »dürfen«. Allerdings: Die Vergangenheit holte mich ein. Die Freundschaft zu einem Mitbruder, der auch Psychologe war, erweckte mein großes Interesse an seinem Fach. Die Gespräche mit ihm und die Tatsache, dass ich ständig eine innere Niedergeschlagenheit erlebte – trotz großen Interesses am Studium – ließen in mir zum ersten Mal Zweifel an meiner »Ordensexistenz« wach werden. Hatte ich mit meinem Eintritt den richtigen Lebensweg gewählt? War ich nicht dabei, genau die Erfahrungen zu vermeiden, die für meine Reifung nötig gewesen wären – Eigen-Besitz, Eigen-Verantwortung für mein Leben und Beziehungen zu Frauen? Diese Fragen trieben mich um.
Diese Zeit fiel ja gerade in die streitbaren »68er-Jahre« mit ihren Studentenrevolten und Umbruchversuchen. Auch innerhalb des Ordens rumorte es gewaltig unter den jüngeren Mitbrüdern. Es wurde viel experimentiert, was die Oberen sogar weitgehend großzügig erlaubten. So ergab es sich, dass ich an einem sogenannten »Sensitivity-Training« teilnehmen konnte, einem mehrtägigen gruppendynamischen Kurs, wie es damals gerade »der letzte Schrei« war, der von dem erwähnten Psychologen-Pater veranstaltet wurde. Ich wollte daran teilnehmen, weil ich mich in einem intensiven Austausch mit Laien, Männern und vor allem Frauen erleben wollte, um meine Zweifel zu überprüfen. Ich machte vor allem zwei Erfahrungen, die für mich zentral wichtig wurden: Ich erlebte Menschen, die während dieser Tage über sehr offene Auseinandersetzungen zu einem sehr herzlichen Kontakt zueinander fanden. So etwas hatte ich im Orden kaum kennengelernt. Und vor allem: Ich lernte in der Gruppe eine Frau kennen, Viktoria, die später »meine« Frau werden sollte, und meine Sympathie für sie stieß bei ihr auf Gegenliebe. Das faszinierte mich total. Die Frage, ob der Weg im Orden für mich der richtige Weg war, wurde dadurch nochmals drängender.
Die Hürde zum Austritt war allerdings hoch. So etwas wäre in der Generation meiner Eltern unmöglich gewesen. Ich fürchtete ihre Reaktion. Und auch für mich selber hatte ich große Angst vor einem...
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