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E-Book

Trotz allem Liebe

Wie Paaren Versöhnung gelingt

AutorMarascha Daniela Heisig
VerlagPatmos Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783843608411
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Kaum eine Beziehung ist so herausfordernd wie eine Partnerschaft. Nirgendwo anders sind wir so verletzlich, gibt es bei Konflikten so heftige Gefühle. Vor dem Hintergrund ihrer langjährigen therapeutischen Arbeit mit Paaren zeigt Marascha Daniela Heisig: Wir müssen immer wieder lernen, Unversöhntes zu wandeln, um die tagtäglichen Herausforderungen in der Liebe zu meistern. Mit Hilfe eines 10-Schritte-Programms ermöglicht sie Paaren, Verletzung, Groll und Ärger zu überwinden und zu einer liebevollen und versöhnlichen Beziehung zurückzufinden.

Dr. Marascha Daniela Heisig ist Diplom-Psychologin und arbeitet als systemische Therapeutin, Coach und Supervisorin sowie als Trainerin und Beraterin für Kommunikation, Konfliktbewältigung und Führung. Als Visionssuche- und Ritualleiterin begleitet sie Menschen in Veränderungsprozessen und bei der persönlichen Entfaltung. Sie lebt bei Detmold.

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Leseprobe

Der verbindende Funke – die Liebe


Was macht die bindenden Kräfte eines Paares aus? Wie kommt es dazu, dass wir uns genau mit diesem Mann, mit dieser Frau verbinden und gemeinsam durchs Leben gehen? Der Blick auf das, was der Anfangsimpuls war und was das Paar aneinander langfristig innerlich bindet, hilft, sich auf die Quellen von Intimität, Verbundenheit und Vertrauen zu besinnen – gerade in Situationen des Vertrauensverlustes und bei Verletzungen.


Das Band der Liebe


Jede Liebe hat ihren spirituellen Auftrag

In fast jeder Beziehung gibt es so etwas wie einen Anfangsimpuls. Von vielen Paaren wird er als eine Art magischer Funke beschrieben. Auch umgangssprachlich sagen wir: »Es hat gefunkt.« Das kann ein längerer Blick sein, der wie unvergesslich erscheint, oder jene erste liebevolle Berührung, die das Gefühl hinterlässt, dass sich damit etwas im eigenen Leben grundlegend verändern wird. Mitten in einem Gespräch entsteht ein Gefühl seelischer Berührtheit, von körperlicher Wärme und Anziehung. Das Gefühl, in der Tiefe verstanden und gesehen zu werden, prägt die Anfangsbindung. Paare können sich oft noch viele Jahre später an diese ersten besonderen Momente der Beziehung erinnern.

Allen wissenschaftlichen Forschungen zum Trotz ist das Geheimnis der Liebe größtenteils unerschlossen und unergründlich. Es erscheint ein Mysterium, weshalb wir gerade diese Partnerin, diesen Partner aus der Vielzahl von Frauen und Männern gewählt haben.

In unserer Kultur herrscht, vor allem was die Anfangsbindung anbelangt, die romantische Liebe vor. Bildlich gesprochen beginnen wir die Paarbeziehung auf dem Gipfel des Berges statt an seinem Fuß. Ohne jegliche Prüfung, ob die Beziehung auch tragfähig sein kann, und ohne große Anstrengungen fallen wir im romantischen Liebesideal in die Liebe hinein. Das Liebeslied von Rainer Maria Rilke fasst diesen Zustand sehr eindrücklich in Worte:

Wie soll ich meine Seele halten, daß sie nicht an deine rührt?

Wie soll ich sie hinheben über dich zu andern Dingen?

Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas Verlorenem im Dunkel

unterbringen an einer fremden stillen Stell’,

die nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.6

Viele Paare werden im Laufe ihrer Beziehung vor die Aufgabe gestellt, die Kluft zwischen den romantischen Idealbildern und der Alltagsrealität zu überwinden. Die romantische Liebe kann in Desillusionen, zerrütteten Beziehungen und schweren Anklagen enden.

Im Gegensatz zur westlichen Kultur, in der wir den Partner mehr oder weniger bewusst selbst wählen, wird in der afrikanischen Kultur der Dagara davon ausgegangen, dass es die übergeordneten Lebensaufgaben von Menschen sind, die diese als Paar zusammenbringen. Mann und Frau kommen in dieser Tradition zusammen, da sie eine ganz eigene spirituelle Kraft verbindet. Die Ehe wird bei den Dagara als ein Weg beschrieben, »den Ruf der spirituellen Kräfte weiterzutragen. [...] Durch die Ehe können die spirituellen Kräfte die Unterstützung, die sie zwei Menschen geben, zu einer großen Energie zusammenfließen lassen.«7 Jede Beziehung hat dabei eine spirituelle Dimension. Und spirituelle Energien lenken zugleich die Beziehung. Aufgrund ihrer einzigartigen Verbindung kann das Paar damit etwas ganz Eigenes, Neues sehr viel besser als alleine in der Welt entfalten und der Gemeinschaft auf ihre besondere Art dienen.

Auch wenn diese Sichtweise uns nicht so geläufig ist, gehen doch viele Paare insgeheim davon aus, dass sie eine größere oder höhere Kraft zusammengeführt hat. Wenn wir uns darauf besinnen, was uns in der Tiefe auch spirituell miteinander verbindet, kann uns das in verstrickten Paarsituationen helfen, uns wieder an das Wesentliche der Bindung zu erinnern.

Es kann sein, dass uns diese gemeinsame tiefere Aufgabe gar nicht so bewusst ist und wir sie erst später erkennen. Im westlichen Sprachgebrauch sprechen wir eher von einer gemeinsamen Lebensvision, Lebensplanung oder ähnlichen Zielvorstellungen. Ist das Neue, das Dritte, das durch diese Beziehung in die Welt gebracht wird, ein physisches, ideelles oder geistiges Kind, kann die gemeinsame Aufgabe leichter erkannt und benannt werden. Das Gefühl von biologischer und geistiger Fruchtbarkeit dieser Bindung wird auch in der Außenwelt sichtbar. Weitere Bindungskräfte sind gemeinsame Visionen, prägende Erlebnisse und die Erfahrung, gemeinsam Krisen bewältigt zu haben.

Da wir keine Ältesten und keine Gemeinschaft haben, die uns – wie bei den Dagara – erzählen, was unser spiritueller und partnerschaftlicher Lebensauftrag ist, müssen Paare heute diese tieferen Quellen des Verbundenseins selbst ergründen.

Fehlt eine gemeinsame Vision oder haben zwei Menschen grundsätzlich unterschiedliche Zielvorstellungen, kann dies im Laufe der Beziehung zu heftigen Konflikten führen. Insbesondere wenn ein Partner das Gefühl hat, die Verwirklichung der eigenen Lebensentwürfe verleugnen zu müssen, um in der Beziehung bleiben zu können, kommt es nicht selten zur Zerrüttung der Liebe. Hier liegt bereits in den unterschiedlichen Lebensplanungen etwas Unversöhnliches. Vielleicht möchte Er gerne noch für ein paar Jahre im Ausland arbeiten, während Sie eng verbunden ist mit ihrer Heimatfamilie und sich nicht vorstellen kann, ihr vertrautes Netzwerk für eine so lange Zeit hinter sich zu lassen. Oder Er möchte gerne noch Kinder, aber Sie hat bereits Kinder aus erster Ehe und hat diese Phase für sich abgeschlossen.

Es wird deutlich: Ein wesentliches Band in der Liebe ist die gemeinsame Zugehörigkeit zu etwas Tieferem, Größerem, was zwei Menschen zu einer Einheit zusammengeführt hat und zusammenhält. Es ist eine gemeinsame Lebensausrichtung, die Bindung schafft und doch ein Mysterium bleibt. Je mehr ein Paar sich mit dieser gemeinsamen Ausrichtung identifiziert und sie in der Beziehung lebendig und präsent hält, desto stärker kann sich ein Gefühl der Zugehörigkeit und Verbundenheit entfalten.

Übung: Den Anfangsfunken für die Beziehung erinnern

Erinnern Sie sich an den Anfangsfunken in Ihrer Beziehung. Welche Momente waren es, die Ihr Interesse am anderen geweckt haben? Welche Bilder kommen Ihnen von den ersten magischen Momenten? Was waren die Beweggründe, zusammenzukommen?

Erinnern Sie sich daran, was Sie anfänglich an Ihrer Partnerin, Ihrem Partner am meisten fasziniert hat, was Sie am meisten geliebt haben.

Reflektieren Sie: Was ist Ihre ganz besondere Aufgabe als Paar? Was bringen Sie gemeinsam in die Welt? Was ist das Neue, das Dritte, das durch Ihre Verbindung entstanden ist oder entsteht? Was könnte Ihr verbindender gemeinsamer Auftrag sein?

Was macht Ihre Liebe aus? Wie pflegen Sie sie? Was hält Ihre Liebe zusammen? Was verbindet Sie?

Nehmen Sie sich Zeit, sich Ihre Bilder, Gefühle und Gedanken zu den Fragen in Ruhe zu erzählen und gemeinsam die verbindenden Kräfte Ihrer Paarbeziehung zu erkunden. Hören Sie gut zu. Schreiben Sie sich Ihre Erzählungen auf und erinnern Sie sich regelmäßig daran.

Die Erinnerung an den Anfangsfunken und an die verbindenden Kräfte, die das Paar zusammengeführt haben, macht die positiven Gefühle des Beginns wieder lebendig. Es wird fühlbar, dass dieses Positive immer noch da ist, wenn vielleicht auch unter Verletzungen verschüttet. Zugleich kann es sein, dass das, was am Anfang am meisten faszinierte, später zu dem wird, was die Partnerin ablehnt: Die Entspanntheit des Mannes, die der Frau anfangs guttat, nervt sie im Laufe der Jahre als Lethargie. Umgekehrt war der Mann vielleicht anfangs sehr von ihrer strebsamen und kraftvollen Energie fasziniert, bis er nach einigen Jahren die beständige Betriebsamkeit und ihren ruhelosen Geist immer heftiger kritisiert. Hier sind beide eingeladen, das, was der Partner ausgleichend lebt, selbst in sich zu entwickeln, um es an ihm wieder wertschätzen zu können. Dann können die schönen Seiten des anderen wieder neu entdeckt werden.

Gerade wenn wir an einem Tiefpunkt in unserer Partnerschaft angelangt sind, bringt ein Blick auf die ursprüngliche Verbundenheit eine neue Ausrichtung in die Beziehung. Denn wenn wir in einen Konflikt verstrickt sind, wird leicht vergessen, wie stark das Fundament der Beziehung eigentlich ist. Die Erinnerung an die Zeiten großer Verbundenheit und die starken Augenblicke der Beziehung können in der Krise zu den wichtigsten Verbündeten werden.

Das Band der Liebe besteht nicht nur darin, dass wir bestimmte Seiten des Partners lieben und er umgekehrt Eigenschaften von uns. Der andere kann vielmehr auch etwas Neues in uns hineinlieben, und wir können durch die Art und Weise, wie er oder sie auf uns blickt, vollständiger werden und uns selbst neu erkennen. Manchmal lieben wir auch einfach den liebenden Blick des anderen und das, was er in uns hineinliebt.

Liebe als Erfahrung von Ganzheit und Entwicklung

Schon Platons Gleichnis, dass Mann und Frau wie zwei Hälften einer Kugel sind, die ursprünglich eins waren und die sich erst dann vollständig fühlen, wenn sich die Hälften vereinigen, deutet an, wie zentral die Erfahrung von Ganzheit für das Band der Liebe ist. In seinem Gedicht »Liebeslied« findet der Dichter Rainer Maria Rilke ein treffendes Bild dafür:

Doch alles, was uns anrührt, Dich und mich,

nimmt uns zusammen wie einen Bogenstrich,

der aus zwei Saiten EINE Stimme zieht.8

Das Bild für die Ganzheitserfahrung ist die eine Melodie, die aus...

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