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E-Book

Trump: Der undenkbare Präsident

Hinter den Kulissen einer Revolution

AutorJoel Pollak, Larry Schweikart
VerlagPlassen Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783864704826
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Vom Moment seiner Kandidatur bis spät in die Nacht des Wahltags waren sich Medien und Meinungs­forscher sicher, dass Donald Trump nicht Präsident werden würde - nicht Präsident werden könnte! Ihre Abneigung gegen den Außenseiter ließ sie übersehen, wie seine Kampagne Fahrt aufnahm, wie er Wähler aus allen Lagern hinter sich versammelte. Pollak und Schweikart, beide Trump-Anhänger, erkannten hingegen frühzeitig, dass Trumps Siegchancen mit jedem Tag größer wurden. Ihre Chronologie des Wahlkampfs begleitet den Immobilien-Tycoon auf seinem Weg ins Weiße Haus. 'Trump: Der undenkbare Präsident' erklärt besser als so mancher Kommentar, warum er das Rennen gemacht hat.

Joel Pollak ist Senior-Editor der Website Breitbart News. Larry Schweikart war Geschichtspro­fessor an der University of Dayton und ist Koautor des 'New York Times'-#1-Bestsellers 'A Patriot's History of the United States'.

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Leseprobe

COLD OPEN


IM WAHLKAMPF:


LAS VEGAS


Joel Pollak

19. Oktober 2016


Die Luft über der asphaltierten Promenade des Las Vegas Strips flimmert in der Wüstenhitze.

In einiger Entfernung steht das goldene Massiv des Trump International Hotels und beherrscht scheinbar das Zentrum des Boulevards. Doch es ist nur ein optischer Trick, der entsteht, weil die Straße auf ihrem Weg ins Stadtzentrum nach rechts biegt, während der Tower gerade so weit von den allerbesten Grundstücken des Strips entfernt liegt, dass er dennoch die Skyline dominiert.

Über allem prangt in prunkvollen goldenen Lettern der Name: „TRUMP“.

Hinter einer Phalanx aus Security und Secret Service hat sich in der Lobby des Hotels eine kleine Traube von Mitarbeitern des Wahlkampfteams versammelt. Leise tuscheln sie miteinander, umgeben von neugierigen Hotelgästen. Alle naselang öffnet sich am anderen Ende der Lobby einer der zahlreichen Fahrstühle und ein ranghohes Mitglied des Teams erscheint.

Der Rest, Smartphone in der Hand, läuft nervös auf und ab und führt einen regen SMS-Austausch mit den Kollegen ein Stockwerk über ihnen. Dort oben hockt „er“ höchstpersönlich mit seinem engsten Beraterstab und bereitet sich vor.

Unten läuft eine Reihe vertrauter Gesichter vorbei, eine Anhäufung von Nebendarstellern.

Da ist Patricia Smith, die trauernde „Bengasi-Mutter“. Ihr Sohn Sean wurde getötet, während die Führung seines Landes schlief, und auf dem republikanischen Parteitag in Cleveland hatte Patricia ihrer Trauer öffentlich Luft gemacht. Da sind Diamond und Silk, zwei kräftige schwarze Frauen, die mit Pro-Trump-Videos zu einem echten Internet-Phänomen geworden sind. Selbst Malik Obama, der kenianische Halbbruder von Präsident Barack Obama (die beiden haben sich entfremdet), ist da und posiert mit Fans für Fotos.

Kellyanne Conway, die Meinungsforscherin und Wahlkampfmanagerin, die gemeinhin als die Architektin des kurzlebigen guten Laufs gilt, den die Trump-Kampagne Ende Sommer hinlegte, huscht einmal kurz über den Marmorfußboden, lässt sich fotografieren und verschwindet wieder nach oben.

Die kleine Menschenmenge wird noch kleiner, als eine Reihe Mitarbeiter sich auf den Weg ans andere Ende des Strips macht. Es ist nicht sehr weit, aber der Verkehr fließt nur zäh. Dort, am anderen Ende des Strips, wird die dritte und letzte Fernsehdebatte in diesem brutalen und aufreibenden Präsidentschaftswahlkampf 2016 stattfinden.

Auf ein Signal hin stoppt draußen der Verkehr – überall, kilometerweit. Eine Autokolonne aus örtlicher Polizei, Highway Patrol und Secret Service verlässt das Trump International Hotel und fährt über Nebenstraßen zur Universität von Nevada in Las Vegas. Der Immobilienmogul hatte ziemlich kämpfen müssen, um sich seinen Platz inmitten der feindseligen Oligarchen von Las Vegas zu sichern. Jetzt kann er Sin City noch einige Minuten zum Stillstand bringen, jetzt hat der Außenseiter die volle Aufmerksamkeit seiner Rivalen.

Aber wie wird es nach dem 8. November sein? Ist die Wahl erst einmal vorüber, werden sie ihn wieder ignorieren können, scheint es.

Donald Trump überraschte viele Beobachter, als er im Juni 2015 aus dem Fahrstuhl im Trump Tower in New York stieg und verkündete, er werde für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten kandidieren. Seitdem hatte er gar nicht mehr aufgehört, die politische Landschaft zu überraschen. Bei seinem Bemühen darum, die 45. Präsidentschaft dem ehrgeizigen Griff von Hillary Clinton zu entreißen, der acht Jahre zuvor der große Preis verwehrt worden war, hatte er bereits die Republikanische Partei kräftig durchgerüttelt.

Warum konnte Trump überhaupt so weit kommen? Zu dieser Frage gab es viele Theorien.

Die Lieblingsthese der Demokraten und der meisten Medien besagte, dass Trump den aufkommenden Fanatismus im rechten politischen Lager bediente und Kapital aus den Klagen derjenigen Amerikaner schlug, die das Gefühl hatten, vom Wohlstand des Landes nichts abzubekommen.

Hillary Clinton höchstpersönlich griff diese beiden Erklärungen auf. Ihre Aussage sorgte für negative Schlagzeilen: „Die Hälfte aller Trump-Anhänger könnte man in etwas stecken, was ich den Korb der Erbärmlichen nenne.“ In diesem Korb, diesem „basket of deplorables“, würden sich „Rassisten, Sexisten, Homophobe, Ausländerfeindliche und Islamfeindliche“ finden, und zwar die von der „unbelehrbaren Sorte“, wie sie sagte.

Die restlichen Trump-Anhänger sind laut Clinton „Menschen, die das Gefühl haben, die Regierung habe sie im Stich gelassen, sie seien allen egal, es würde niemanden interessieren, was mit ihrem Leben und ihrer Zukunft geschieht, und die sich verzweifelt einen Wandel herbeisehnen“.1

Trump habe sowohl die Erbärmlichen wie auch die Marginalisierten vor seinen Karren gespannt, so Clinton, indem er zuvor an den äußeren Rändern positionierte Webseiten dazu nutzte, seiner Botschaft mehr Nachdruck zu verleihen. Damit sprach er sowohl altmodisch-bigotte wie auch die wirtschaftlich abgehängten Wähler an und gewann auf diese Weise Millionen Stimmen.

Das unterschied sich nicht allzu sehr von dem, was die Linke standardmäßig mehr oder weniger über alle republikanischen Kandidaten verbreitete. Der damalige Senator Barack Obama erzählte 2008 praktisch dasselbe über die „bitter clingers“ (etwa: „verbitterte Klammerer“). Das seien Menschen, die „sich an Waffen oder Religion oder Antipathie gegen Menschen, die nicht wie sie sind, klammern oder an Ansichten gegen Einwanderer oder gegen den Freihandel, und die damit ihre Frustration erklären“.2

Doch Trump war eine andere Art republikanischer Kandidat. Das geht schon damit los, dass er sich gegen 16 andere Kandidaten und das gesamte republikanische Establishment durchgesetzt hatte. Wie er das gemacht hatte oder warum, das begriffen allerdings nur die allerwenigsten.

Viele konservative Trump-Kritiker – die sogenannte #NeverTrump-Fraktion – führten seinen Erfolg auf die Unterstützung zurück, die er bei beliebten alternativen Medien wie Talkradio, dem Drudge Report und meinem eigenen Arbeitgeber Breitbart News genoss. Diese hätten seinen Aufstieg ermöglicht, und zwar zusammen mit den Mainstreammedien, die während der Vorwahlen Trump gegenüber offen freundlich und zuvorkommend gewesen waren, wie es hieß. Warum sie das taten? Zum Teil, weil es die eigenen Einschaltquoten in die Höhe trieb, zum Teil aber auch, um die Siegeschancen der Republikaner bei der Präsidentschaftswahl zu schmälern. Trump würde sich als schwacher Kandidat erweisen, so die Annahme dahinter.

Aber auf eine Frage verschwendeten die Trump-Kritiker, egal ob aus dem linken oder dem rechten Lager, wenig bis gar keine Energie: Inwieweit trug der Umstand, dass Trump sich von der üblichen republikanischen Kandidatenschar abhob, zu seinem Erfolg bei den Vorwahlen bei? Die Kritiker beschäftigten sich lieber damit, ob diese Unterschiede in der Summe nun autoritäre Tendenzen darstellten und ob er bestimmte Zielgruppen mit rassistischen Subtexten ansprach. Trumps Ansichten zu Mexikanern, Muslimen und anderen seien anstößig, hieß es, außerdem toleriere er Gewalt bei seinen Wahlkampfveranstaltungen, ja, er ermutige sogar zu Vergeltungsmaßnahmen gegen Demonstranten. Den Medien drohte er neue Verleumdungsgesetze an, die die Pressefreiheit beschneiden würden, außerdem praktizierte er eine zentralisierte Art der Entscheidungsfindung, die im Widerspruch zur Rolle steht, die die Verfassung dem Präsidenten einräumt. Trumps Erfolg zeige also nur, dass Amerika mit dem Faschismus flirte, so die These.

Insofern war es für seine Widersacher (links wie rechts) wichtig, dass Trump nicht nur die Wahl verliere, sondern dass seine Anhänger völlig am Boden zerstört wären. So sehr sollten sie am Ende sein, dass sie nie wieder auch nur ansatzweise Geschmack an einem Kandidaten wie ihm finden würden.

Die Demokraten hegten große Hoffnungen: Dieser populistische Außenseiter würde möglicherweise so deutlich verlieren, dass die Republikaner sogar die Kontrolle über das Repräsentantenhaus einbüßen. Endlich würde die politische Linke dann ihre lang aufgeschobenen Träume bis hin zur „umfassenden“ Reform der Einwanderungspolitik umsetzen können. Eine ordentliche Abreibung für Trump wäre ein klares Signal, dass die Menschen seine „ausländerfeindliche“ Haltung in Einwanderungsfragen ablehnen.

Den Republikanern wiederum, die gegen Trump waren, ging es darum, diverse Rechnungen zu begleichen. Vertreter des Partei-Establishments sahen die erwartete...

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