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Auf Tuchfühlung

Eine Wissensgeschichte des Tastsinns

VerlagCampus Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl283 Seiten
ISBN9783593436241
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis22,99 EUR
Der Tastsinn fordert Kultur- und Medientheorie heraus. Er pendelt in der Philosophie sowie in seiner wissenschaftlichen Erforschung zwischen zwei Polen: Zum einen wurde er routinemäßig erkenntnistheoretisch zugunsten der Fernsinne abgewertet. Im Tasten droht das Sinnliche die Erkenntnis zu überrumpeln, dem Subjekt nur vermischte Eindrücke zuzuspielen. Zum anderen lässt sich die Geschichte einer abendländischen 'Haptometaphysik' (Jacques Derrida) nachzeichnen, in der dem Tastsinn eine privilegierte Stellung im Zugang zur Wahrheit zukommt. Die Berührung fungiert hier als letzte Instanz der Gewissheit. In wissenshistorischen, kunstwissenschaftlichen und medientheoretischen Zugängen lotet das Buch die ästhetischen und erkenntnisbezogenen Potenziale des Tastsinns aus. Zwei Bildstrecken (Markus Burgstaller und Nico J. Weber) erproben darüber hinaus, wie es um die Kontaktfreudigkeit von Bildern bestellt ist.

Karin Harrasser ist Professorin für Kulturwissenschaft an der Kunstuniversität Linz.

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Leseprobe
Einleitung Karin Harrasser Dies ist ein oberflächliches Buch. Es folgt dem von Antoine Hennion in seinem Essay über die Kunst der Berührung formulierten Credo: 'Um zum Kern der Dinge zu gelangen, muss man an ihrer Oberfläche bleiben.'1 Es sind allerdings keine glatten Oberflächen, denen die AutorInnen nachgehen, sondern komplizierte, mehrdimensionale Verschichtungen von Oberflächen, die als Medien fungieren. Ohne Netzhaut kein Seheindruck, ohne Trommelfell kein Hören, ohne Zungenoberfläche kein Schmecken, ohne Schleimhaut kein Riechen. All diese Häute, die Kontakt mit der Welt ermöglichen, indem sie eine Grenze zu ihr bilden, die sich aufspannen, um Signale einzufangen, sind hier von Interesse. Der Großteil der Häute, die aus unzähligen Eindrücken eine bestimmte Klasse, die wir dann Geruch, Gehör, Sehen, Fühlen nennen, herausfiltern und der Verarbeitung zuführen, liegen gut geschützt im Körperinneren. Sie werden bedeckt von weiteren Häuten, aber auch von mechanischen Vorrichtungen, die sich verschließen können, von vorgelagerten Höhlen und Gängen. Einzig ein riesiges Organ, dasjenige, das wir generisch Haut nennen, liegt offen da, bedeckt und geschützt freilich durch menschengefertigte Hüllen. Manche von ihnen stammen von Tieren, manche sind in Laboren und Fabriken (sehr häufig unter schrecklichen Bedingungen im globalen Süden) gemacht worden, andere - etwa die kratzige Wolle meines Pullovers aus Irland - sind von Hand bearbeitet worden. Die Geschichte der Textilien ist ebenso vielschichtig und subtil, wie ihre politische Ökonomie typisch für eine neokoloniale Weltordnung ist. Aufgrund ihrer Nachgiebigkeit, ihrer vielfältigen Erregbarkeit und ihrer topologischen Architektur ist die Haut die größte Kontaktzone zur Außenwelt und macht uns gleichzeitig besonders verletzlich: Die Hautbarriere ist nicht sehr stabil und sie ist - dem geht dieses Buch nach - fundamental medial verfasst. Medial meint nicht nur ihre physiologische Vermittlungsleistung, sondern auch, dass die Berührungsempfindung nie einfach da ist, sondern im Hin- und Her zwischen Objekt und Subjekt, zwischen Organischem und Anorganischem, zwischen freundlichen und schmerzlichen Reizen, zwischen historisch gewordenen Gegebenheiten und je neuer Erfahrung eine Moirierung erfährt, wie es Michel Serres2 ausdrückt. Als 'Vorposten des Subjektes'3 prägt sie Empfindsamkeitszonen (Marie-Luise Angerer) aus. Wann spüren Sie, oder spüren Sie nicht, die Berührung durch den Wind, durch die Kleidung, durch Regen, eine habitualisierte Selbstberührung? Die Haut ist eine Landkarte der Erfahrungen, desjenigen, was uns zugestoßen ist. Denn die Berührung ist das, was sich der Kontrolle entzieht, sie ist pathisch. Gerade deshalb sind die taktilen Empfindungslandschaften einzelner Gattungswesen so unterschiedlich wie ihre Geschichte und ihre Geschichten. Die Haut erzählt die Geschichte des Leibes, aber sie rückt sie nicht so leicht heraus. Die Haut gehört einem Selbst auf intime Weise an und sie gehört diesem Selbst auch nicht an, bildet sein Außen. In der Selbstberührung ist sie wahrnehmbar, allerdings in einem eigentümlichen Modus: Der Finger, der die Handfläche berührt, spürt diese und sich selbst mit. Die taktile Empfindung zwischen lebendigen Wesen ist deshalb eine der wechselseitigen Mitempfindung/Selbstempfindung, eine, die jederzeit von Lust in Schmerz umschlagen kann und sie ist in ihrer Oberflächlichkeit reziprok: keine Empathie, keine Einfühlung des Einen in den Anderen, sondern eine Verfangung, wie es Katrin Solhdju in ihrem Beitrag nennt. Die Beiträge dieses Buches sind auf der Suche nach Begriffen, Konstellationen, Narrativen diesseits von essentialisierenden und denunzierenden Einordnungen des Tastsinns. So mag es stimmen, dass die europäische Philosophie grosso modo das Sehen, den Überblick und die Perspektive betont hat, wenn es um Erkenntnis ging, und das Tasten als subjektiv, zu ungenau, zu gefährlich nah an der Lust eher an den Rand gestellt hat. Die weitverbreitete These vom 'Okularzentrismus' (also einer Zentrierung der abendländischen Kultur auf den Sehsinn, die sowohl Wissen als auch Ästhetik als auch Subjektbildung betrifft) ist jedoch, das zeigen die Beiträge dieses Bandes, zu schematisch. Die reflexhafte Assoziation des Tastsinns mit Authentizität und dem Vordiskursiven verkennt die vielfältigen Verflechtungen der Sinneseindrücke untereinander genauso wie die Rolle als agent provocateur, die der Tastsinn in der abendländischen Philosophie gespielt hat. So hat Jacques Derrida dargelegt, dass die vordergründige Privilegierung des Sehsinns systematisch mit dem Hautsinn in Verbindung steht. Der Platonismus der Scheinbilder sei durch ein Möbiusband mit einer 'Hapto-Metaphysik' verbunden: Die physische oder geistige Berührung, z.?B. die Intuition oder die Erleuchtung, fungiert schon seit der Antike als Wahrheits- und Wirklichkeitsgarant. Das kann eine exklusive Begegnung mit dem Göttlichen sein oder auch Beglaubigungseffekte des Getroffenwerdens. Die Privilegierung des Sehens, des kritischen Unterscheidens, ist dementsprechend gar nicht denkbar ohne die Annahme einer tieferen Wahrheit der Berührung.4 Detlev Thiel setzt sich in seinem Beitrag mit einem inzwischen nicht mehr sehr bekannten Philosophen auseinander, der um die Wende zum 20. Jahrhundert einen Denkweg eingeschlagen hatte, der mit Jacques Derridas Studien zur Taktilität als Grenzerfahrung an manchen Punkten koinzidiert: Der Neukantianer Ernst Marcus entwickelte das Konzept der 'exzentrischen Empfindung', eine von damals weit verbreiteten Projektionsthesen scharf unterschiedene Wahrnehmungstheorie, dergemäß die Sinnesorgane dazu in der Lage sind, über sich hinauszugreifen und die Gegenstände faktisch zu berühren. Das Sehorgan berührt laut Marcus also tatsächlich die Sterne. Wahrnehmung als Ganze operiert demzufolge taktil, eine Idee, die durch die historischen Avantgarden (z.?B. Raoul Hausmann) fröhlich aufgegriffen und weitergesponnen wurde. Ich meine, man könnte eine Geschichte der Theorie der Medien und der Künste im 20. Jahrhundert vom Tasten, Greifen, Angreifen, Berühren und Projizieren her schreiben. Denn in beiden Bereichen, den Medientechniken und den Künsten, geht es zunehmend darum, das Verhältnis zwischen Biologik und Technologik auszuloten und den politischen Charakter dieser Verhältnisse zu begreifen. Den Tastsinn in seiner Medialität zu untersuchen, heißt ihn gerade nicht als einen Retter in der abendländischen Not, als Retter vor der Austreibung des Konkreten, des Nahen, des Sinnlich-Körperlichen aus der Erkenntnis zu untersuchen. Was in diesem Band interessiert, ist das Potential des Haptischen und des Taktilen, komplizierte und polyvalente Beziehungen zu stiften: zu verbinden, was er trennt, Fremd- und Selbstbezüge in ein Verhältnis zu setzen, Innen und Außen zu reorganisieren, Affekte zu modulieren und Wahrnehmung zu transformieren. Der Tastsinn ist nicht nur bezogen auf Innen und Außen des Leibes ein Vermittler, sondern er vermittelt auch zwischen den Sinnen. Schon bei Aristoteles ist er als koiné aísthesis (Allgemeinsinn) angesprochen, als derjenige Sinn, der die Unterscheidung der sinnlichen Wahrnehmungen ermöglicht, ein in der Sinnlichkeit vollzogenes Differenzierungs- und Synthetisierungsvermögen (vgl. dazu meinen Beitrag in diesem Band). Dass Gertrud Kochs viel gelesener Beitrag von 1997 zum verkörperten Sehen von Film/Bildern, der eine erste Hochzeit 'performativer' Ansätze in Kultur- und Medienwissenschaft markiert, den Titel 'Netzhautsex' trägt, war die Motivation, ihn hier noch einmal abzudrucken. Als Erinnerung daran, dass Soma, Leib und Sinnlichkeit nicht erst seit kurzem am Tisch der Kultur- und Medienwissenschaften Platz genommen haben, sondern schon seit langem systematische Verwirbelungen in unseren Fächern erzeugen. Die Haut des Films mag es in seiner klassischen Form nicht mehr geben, das Changieren des Abbilds des nackten Körpers zwischen gefährlicher Nähe und voyeuristischer Distanz ist auch in Zeiten des Internets ein interessantes Problem geblieben. Das Anblicken von Bildern nackter Körper ist vielleicht sogar noch riskanter geworden, wenn man Shaming-Kampagnen und andere Dynamiken einer intimen Öffentlichkeit bedenkt. Mit dem Bezug auf das Haptische behält man stets das Prekäre von Berührung im Blick, die Gefahr des Umschlagens von Berührung in verletzende Gewalt, den Umschlag von Wechselseitigkeit in Beherrschung. Darauf bezieht sich die Videoarbeit von Markus Burgstaller, die hier als Bildstrecke aufgenommen wurde. Ausgangsmaterial sind Straßenboxkämpfe, wie sie sich in großer Zahl auf YouTube finden. Burgstaller bearbeitet die Bewegtbilder so, dass der Anteil des Mediums an der Codierung von Gewalt augenfällig wird (und ohrenfällig, das Medium Buch erlaubt es nicht, die Rauigkeit der Tonspur der Videoarbeit wiederzugeben). Marie-Luise Angerer nimmt die Prominenz des Haptisch-Sensorischen in Kunst, Medien und Film, die im späten 20. Jahrhundert beobachtbar ist, zum Ausgangspunkt, um über Versprechungen und Enttäuschungen der digitalen Medien nachzudenken: Hatten sie nicht das Versprechen gegeben, dass nun jede/r mit jedem/jeder in Kontakt treten könne, jenseits repräsentationaler Platzzuweisungen und dass das Gutenberg-Zeitalter mit seinen linear-hierarchischen (am Modell des Sehsinns modellierten) Wissensordnungen überwunden werden könnte? Auch Jana Herwig nähert sich diesem Komplex mit einem besonders aufgeladenen Objekt/Medium/Interface der digitalen Kulturen: dem Datenhandschuh. Indem sie ihn aber mit dem Pontifikalhandschuh und seiner Mittlerfunktion zwischen irdischer und göttlicher Sphäre zusammenbringt, vervielfältigen sich seine Bedeutungen und Funktionen. Er wird zum probing tool, um die Grenzen medientheoretischer Konzepte zu erkunden. Benjamin Steiningers Beitrag zur Chemie als Wissenschaft von den Berührungswirkungen sucht in einer historischen Fallstudie Anschluss an den 'agentiellen Realismus' (Karen Barad, Jane Bennett). Gerade in der Chemiegeschichte ließen sich Praktiken der Erkenntnisgewinnung finden, die die Aufmerksamkeit vom wahrnehmenden Subjekt hin zu 'sensiblen Stoffen' verschöben. Hans-Jörg Rheinberger hat in seinem Büchlein zu Gaston Bachelard und dem Kupferstecher Albert Flocon zentrale Elemente des Erkenntnismodus' des Haptischen herausgearbeitet: Materialwiderstände, die planvolles Tun verformen und Abweichungen hervorbringen, die Kunst, Kontingenz zu erwarten, ein Schritt-für-Schritt-Vorgehen, das den Raum der Erkenntnis als Raum der Gestaltung erst generiert.5 Die Geste der Berührung mag zielgerichtet sein, die Wirksamkeiten, die sich in ihr entfalten, sind es weniger, viel weniger, als es sich die Mechanik mit ihren Kausalitätsketten denken kann. Wirksamkeit mit der Haut zu denken, mit dieser semipermeablen Membran, die eine Vielzahl von Wahrnehmungen (Rauigkeit, Temperatur, Humidität etc.) gleichzeitig aufnimmt, organisiert, ins Verhältnis setzt, heißt, sie als komplizierte Choreographie von Vielheiten zu denken. Der vortastend-experimentierende Charakter des Tastsinns steht auch im Zentrum der Beiträge von Katrin Solhdju und Martin Dornberg/Daniel Fetzner. Katrin Solhdju entfaltet auf Basis der Erfahrung eines Augenspaziergangs, eines gestisch und sprachlich angeleiteten Beinaheblindspaziergangs durch Paris, Konzepte und Praktiken der experimentellen Erzeugung von Zwischenkörperlichkeit, die dazu dienen können, der modernen 'Intoleranz für Mehrdeutigkeit' etwas entgegenzusetzen. Martin Dornberg und Daniel Fetzner stellen eine Reihe von künstlerisch forschenden Projekten vor, die mit technischen Medien Berührungs- und Begegnungszonen für global wirksame Prozesse geschaffen haben. Welche Techniken der Kontaktnahme braucht eine Welt, in der potentiell jede/r mit jeden/jedem in Kontakt steht, sich konkret viele abschotten können und Lebensvollzüge situiert und radikal umweltbezogen gestaltet werden müssen? Transkulturelle Dynamiken laufen, folgt man globalisierungstheoretischen Diskussionen, nämlich in 'Kontaktzonen' ab. Das Taktile ist auch hier, wie Tomoko Mamine erläutert, eine zentrale Trope. Das Haptische als Analysekategorie zur Erkundung des transkulturellen sowie medialen 'Dazwischen' ist nicht unproblematisch, diente es doch der Herausbildung des Diskurses über eine ?westliche?, moderne Kultur und Kunst. Für Hartmut Böhme ist dieser Diskurs 'kulturgeschichtlich der wirkungsvollste Agent eines Abstraktionsschubes'[...], der nicht nur in der Verknüpfung von Visualisierung und Wissenschaft, sondern noch stärker im Siegeszug der optischen Medien sich monopolhaft durchgesetzt hat'.6 Taktilität wurde, gerade auch seitens des Primitivismus, als das 'Andere' einer vermeintlich westlichen zivilisierten, rationalen modernen Kultur installiert. Mamines Studie zur japanischen Künstlergruppe Gutai zeigt aber, dass umgekehrt nichtwestliche AkteurInnen mittels des Experimentierens mit Taktilität einen Altermodernismus zu kreieren verstanden. Mit Nico J. Webers Bildessay über die porösen Oberflächen der Moderne wird deutlich, dass all diese Konzepte umstritten waren und sind. Modernistische Architektur, ikonisch für Berechnung, Einteilung, Beherrschung und Organisation, wurde in Südamerika nicht nur in großem Maßstab gebaut, sondern auch permanent und leise attackiert: von Flechten, Wurzeln, Moos und Nässe. Auf Tuchfühlung zu gehen, das macht ihre Arbeit deutlich, heißt folglich, intolerant gegenüber Eindeutigkeit zu werden. Eine solche Intoleranz, eine Allergie gegenüber der Weigerung, die Mehrdeutigkeit von Welt anzuerkennen, gilt es zu entwickeln. Nicht weil Vereinfachungen oder die Reduktion auf wenige Kausalbeziehungen an sich verwerflich sind (Reduktion ist überaus wichtig, um im Kleinen aktionsfähig zu bleiben), sondern weil wir, ob es uns gefällt oder nicht, in einer hochgradig vernetzten und verletzten globalen Situation leben (und sterben), die andere Modelle und Narrative verlangt. Donna Haraway setzt sich deshalb dafür ein, 'tentakuläres Denken' zu kultivieren, in all seiner Wildheit und Experimentalität. Asymmetrische Verflochtenheit in einer neokolonialen Ökonomie, in einer planetarischen Gefährdetheit einer Vielzahl der Spezies, in einer algorithmisierten Medienökologie - das ist die Gegenwart. Die aktuelle Konjunktur des Taktilen in den Kultur- und Medienwissenschaften7 mag durchaus damit zusammenhängen, dass wir neue Methoden des Denkens und Machens brauchen, um in dieser Verflochtenheit weiter existieren zu können. Es wird ein Denken sein müssen, das sich angreifbar macht oder auch: zum Tanz auffordert. Ich möchte mich ganz herzlich bei den vielen bedanken, die auf unterschiedliche Weise zum Werden dieses Buches beigetragen haben: dem IFK und seinem Direktor Thomas Macho sowie dem Freundeskreis des IFK, die dieses Buch ermöglichen; Helmut Lethen, der nicht nur die Reihe 'Schauplätze der Evidenz' ins Leben gerufen hat, sondern mit dem ich im Wintersemester 2013 an der Kunstuniversität Linz ein Seminar mit dem Titel 'Auf Tuchfühlung' abhalten durfte, das den Stein ins Rollen gebracht hat; den AutorInnen und KünstlerInnen, die sich von der Buchidee ergreifen haben lassen; Anne Ortner für die Übersetzung des Beitrags von Antoine Hennion; Christoph Schörkhuber für das feinsinnige Cover; Moritz Pisk für Last-minute-Recherchen zum Beitrag von Donna Haraway; dem Campus Verlag (Judith Wilke-Primavesi und Julia Flechtner) für die tolle Betreuung des Projekts; und natürlich Else Rieger, die durch ihr kenntnisreiches und genaues Lektorat aus einer Sammlung von Texten und Bildern erst ein Buch gemacht hat. Full Contact Markus Burgstaller Videoloop/Found Footage - bearbeitet/7 Sek. im Loop/HD Pal/2012 Das Ausgangsmaterial der Videoarbeit ist eine gefundene Szene aus einem Youtube-Amateurvideo. Darauf ist ein brutaler Straßenkampf zweier Männer zu sehen, der von einer bewegten Kameraposition aus aufgezeichnet wurde. Aus einem Ausschnitt des Videos wurde ein Loop konstruiert und von dessen 168 digitalen Einzelbildern wurden schwarz-weiße Papierausdrucke erstellt. In einem zweiten Schritt wurden alle 168 Einzelbilder manuell bis an die Grenze der Zerstörung bearbeitet. Die Blätter, mit allen sichtbaren Zeichen der Zerstörung, wurden wiederum digitalisiert und zu einem Film zusammengefügt. Auf der Tonebene sind bearbeitete Soundaufnahmen von Kratzern auf Vinylschallplatten zu hören. Die Videoarbeit zeigt also weniger Gewalt (der Boxkampf ist nur noch schemenhaft zu erkennen), als dass er durch die Bearbeitung der Bilder auf der Materialebene das Video als Medium herausstellt. Die Bildoberfläche wurde durch manuelle Gewalteinwirkung verletzt, der Akt der willentlichen Zerstörung, der im Boxkampf thematisch ist, also am Bildmaterial wiederholt. Weil dem Zuschauer/der Zuschauerin die figurative Ebene und der Überblick über das Geschehen genommen werden, setzt ein tastendes Sehen ein. Die Tonspur, die im Buch leider nicht wiedergegeben werden kann, malträtiert hingegen das Trommelfell. Während das Ohr sich zu verteidigen sucht, wird das Auge gezwungen, in das Geschehen einzutauchen, um etwas erkennen zu können. Die Medialität des Tastsinns wird in mehreren Aspekten angesprochen: Seine Funktion als Regulator von Nähe und Distanz, seine Funktion als Postillion des Schmerzes, seine Anwesenheit in allen Sinnen, seine ambivalente Stellung zwischen Verführung (der Augen) und Angriff (auf die Ohren).
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