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Tyr in der Unterwelt: Der Schmied Wieland

Die Götter der Germanen - Band 4

AutorHarry Eilenstein
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl228 Seiten
ISBN9783741278518
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,49 EUR
Die Reihe Die achtzigbändige Reihe 'Die Götter der Germanen' stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Daneben werden auch jeweils Möglichkeiten gezeigt, was eine solche alte Religion für die heutige Zeit bedeuten kann - schließlich ist eine Religion zu einem großen Teil stets der Versuch, die Welt und die Möglichkeit der Menschen in ihr zu beschreiben, Das Buch Der Schmied Wieland ist die Sagen-Variante des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr in der Unterwelt. Tyr wurde in jedem Herbst von dem Wintergott Loki getötet, wobei auch Tyrs Schwert zerbrach, das er dann in der Unterwelt neu schmiedete. Im Frühjahr kehrte er dann in das Diesseits zurück und besiegte seinerseits Loki - ein endloser Zyklus, der die Entstehung der Jahreszeiten beschrieb. Später hat Tyr-Wieland dann die Schmiedetätigkeit auf seine beiden Söhne übertragen, die im Jenseits zu zwei Zwergen wurden - von ihnen stammt die Vorstellung ab, dass die Zwerge gute Schmiede sind.

Ich bin 1956 geboren und befasse mich nun seit 40 Jahren intensiv mit Magie, Religion, Meditation, Astrologie, Psychologie und verwandten Themen. Im Laufe der Zeit habe ich ca. 40 Bücher und ca. 50 Artikel für verschiedene Zeitschriften verfasst. Seit 2007 habe ich meine jahrzehntelange Nebentätigkeit ausgeweitet und bin nun hauptberuflich Lebensberater. Dies umfasst die eigentlichen Beratungen, aber auch das Deuten von Horoskopen, Heilungen, Rituale, Hilfe bei Spukhäusern u.ä. Problemen, Ausbildung in Meditation und Feng Shui und vieles mehr. Auf meiner Website www.HarryEilenstein.de finden Sie einen Teil meiner neueren Artikel und auch einen ausführlichen Lebenslauf.

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Leseprobe

I 2. Wieland im Völund-Lied (Edda)


In der Edda (1220 n.Chr.) ist ein ganzes Lied dem Schmied Wieland (Völundr) gewidmet, das recht verschiedene Szenen enthält. Es liegt daher nahe, die Betrachtung von Wieland dem Schmied mit diesem Lied zu beginnen.

Da Lieder sind in der Edda von den allgemeinen Mythen-Liedern über die Götter-Lieder zu den Helden-Liedern hin angeordnet. Das Wieland-Lied folgt auf das letzte Götterlied und wurde daher anscheinend als ein „halb-mythologisches Lied“ empfunden. Es ist also anzunehmen, daß Wieland um 1200 n.Chr. noch teilweise als eine mythologishe Gestalt angesehen worden ist.

Nidud hieß ein König in Schweden. Er hatte zwei Söhne und eine Tochter; die hieß Bödwild.

Drei Brüder waren Söhne des Finnenkönigs; der eine hieß Slagfid, der andere Egil, der dritte Wölund.

Die Namen in dieser Einleitung haben folgende Bedeutung:

Nidud, König von Schweden: Variante von Nidad, „der Niedere“ (Unterwelt) = Beiname des Loki

Bödwild: „Bödwild“ könnte sich aus „bedjan“ für „bitten“ und aus „wild“ für „Wille, Wunsch“ zusammen. Das ergäbe „Wunsch-Bitte“, was offenbar kein sinnvoller Name ist. In dem ca. 200 Jahre älteren Lied Lied „Deor“ wird sie „Beadohild“: „beado“ (germanisch: „badja“) für „Bettgenossin“ und aus „hild“ für „Kampf“ zusammen. Dies ist anscheinend der Name einer Walküre, die auch die Jenseitsgöttin als Wiederzeugungs-Geliebte ist.

Slagfid, Sohn des Königs von Finnland: „schlagender Finne“ = „Krieger-Wanderer“

Egil, Bogenschütze, Sohn des Königs von Finnland: „der Spitze“

Wölund, Schmied, Sohn des Königs von Finnland: „kunstfertiger Handwerker“

Die drei Söhne des finnischen Königs sind ihren Namen nach zu urteilen alle in einer Sache besonders geschickt: Slagfid im Kampf, Egil im Bogenschießen und Wölund im Schmieden. Diese Dreiheit erinnert an Odin, Wili und Ve in der germanischen Schöpfungsgeschichte. Vermutlich stellen diese drei Königssöhne daher eine größere Ganzheit dar.

Odin wurde im Germanischen „Woden“ genannt, woraus im Altnordischen „Odin“ und bei den Germanen südlich von Dänemark „Wotan“ wurde. Die Namen der drei Asen bildeten daher ursprünglich einen Stabreim: „Woden, Wili, We“ (Das „w“ und das „v“ wurde im Germanischen nicht unterschieden.)

Dieser Stabreim läßt vermuten, daß es sich bei den drei Asen um eine grundlegende Dreiheit handelt. Sie könnten den drei sozialen Ständen entsprechen: Krieger/Fürsten, Priester/Heiler und Bauern/Handwerker.

Wili und Wieland sind vom Wort her sehr ähnlich. „Wili“ leitet sich über „welja, wilja“ für „wollen, wünschen, wählen“ von indogermanisch „wel“ mit derselben Bedeutung ab. Ob das dem „Wilu“ (Handwerker) zugrundeliegende „wel“ („drehen“) mit dem „wel“ („wollen“), von dem sich „Wili“ ableitet, identisch ist, ist nicht sicher, aber doch gut denkbar. Es ist zumindestens sehr wahrscheinlich, daß die Germanen „Wili“ und „Wilu“ als nah verwandt angesehen haben. Es ist auch gut denkbar, daß der Name des Schmiedes „Wieland“ in der Sage von dem Namen des Gottes „Wili“ in den Mythen abgeleitet worden ist.

Die Zuordnung von Egil zu den Kriegern ist recht wahrscheinlich, aber nicht ganz sicher. Da Egil aber in vielen späteren Sagen über Dietrich von Bern bis hin zu Wilhelm Tell die Rolle des fähigen Kriegers und Meister-Bogenschützen hat, wird diese Zuordnung aber doch ausreichend verläßlich sein.

Für den Priester („We“) bleibt somit Slagfid übrig, der jedoch keinen sehr passenden Namen für einen Priester hat – möglicherweise ist seine ursprüngliche Funktion zur Zeit der Niederschrift der Edda schon undeutlich geworden. Seine Umdeutung als Kämpfer entspricht der Betonung des Schmiedehandwerks bezüglich des Standes der Bauern und Handwerkern, da die Schmiede auch die Waffen der Krieger herstellten.

Eine solche allgemeine Verschiebung der mythologischen Motive ins Kriegerische läßt sich in der germanischen Religion während der Völkerwanderungszeit feststellen (375 – 568 n.Chr.). Dies liegt darin begründet, daß diese Zeit von vielen und heftigen Kämpfen geprägt gewesen ist.

Die drei Königssöhne repräsentierten daher vermutlich bis ca. 400 n.Chr. die drei Stände der germanischen Sozialordnung, wobei Wieland den Stand der Bauern und Handwerker darstellt. Ab 400 n.Chr. wurden sie zunehmend zu drei „Waffenbrüdern“.

Woden, Wili, We
NameBedeutungStandVölund-LiedBedeutung
WodenWut (Ekstase der Schamanen; Kampfekstase der Berserker und Ulfhedinn)Krieger, FürstenEgil der Schützeder Spitze
WiliWilleHandwerker, BauernVölund der Schmiedkunstfertiger Handwerker
WeWeihePriester, HeilerSlagfid der Kämpferschlagender Finne

Die (drei Brüder) schritten auf dem Eis und jagten das Wild. Sie kamen nach Ulfdalir und bauten sich da Häuser. Da ist ein Wasser, das heißt Ulfsiar.

Das Überqueren des Eises ist manchmal ein Symbol für eine Reise in die Unterwelt, da die von den Germanen „Eliwagar“ („Eiswellen“) genannten Gletscher im Norden manchmal als Grenze zum Jenseits angesehen wurden. Diese Deutung wird durch die Namen „Ulfdalir“ (“Wolfstal“) und „Ulfsiar“ („Wolfsee“) bestätigt, da der Wolf ursprünglich als der Begleiter auf dem Weg ins Jenseits angesehen wurde und erst später zu einer Gefahr auf diesem Weg umgedeutet worden ist.

Möglicherweise ist der „Wolfsee“ identisch mit dem See „Amswartnir“, in dem die Insel lag, auf der der Fenriswolf gefangengehalten wurde. Der Name dieses Sees bedeutet „Rücken-Wächter“, also „Wächter, der hinter etwas wacht“.

Früh am Morgen fanden sie (die drei Brüder) am Strand drei Frauen, die spannen Flachs; bei ihnen lagen ihre Schwanenhemden; es waren Walküren. Zwei von ihnen waren Töchter König Hlödwers: Hladgud Swanwit und Herwör Alwit; aber die dritte war Aelrun, die Tochter Kiars von Walland.

Die Brüder führten sie mit sich heim. Egil nahm die Aelrun, Slagfid die Swanwit und Wölund die Alwit.

Die Namen der drei Walküren, der beiden Könige und des Landes haben folgende Bedeutung:

König Hlödwer: „Ruhm-Krieger“ (heutige Form: „Ludwig“)

Hladgud Swanwit, Tochter des Königs Hlödwer: „Weberin des Kampfes“ – „Schwanenweiß“

Herwör Alwit, Tochter des Königs Hlödwer: „Heer-Kriegerin“ – „Allweiß“

Walland: „Welschland“ (Frankreich)

König Kiar von Walland: „Cäsar“ von Frankreich

Aelrun, Tochter des Königs Kiar von Walland: „Bier-Rune“

Die Namen der drei Walküren sind offenbar beschreibende Namen. Hladgud Swanwit ist eine Walküre („Kampf-Weberin“) und sie ist die weiß wie ein Schwan.

Herwör Alwit ist als „Heer-Kriegerin“ wohl sehr kriegerisch und sie ist ganz weiß (wie ein Schwan).

Aelrun besitzt vermutlich den Göttertank (Ale, Bier, Met).

Da alle drei Frauen Walküren sind, wird man ihre Namen zu einer Gesamtbeschreibung ihres Charakters zusammenfassen dürfen: Diese drei Walküren können die Gestalt von Schwänen annehmen, sie lenken den Kampf, sind kämpferisch und bringen den Kriegern im Jenseits, d.h. in Walhalla den Göttermet, durch den sie dann dort ewig leben.

Das Spinnen des Flachses assoziiert sie zudem mit den drei Nornen, die den Lebens- und Schicksalsfaden aller Wesen spinnen. Die Walküren verkünden den Beschluß der drei Nornen und setzen ihn um.

Die Walküren sind aus der Kombination mehrerer mythologischer Vorstellungen entstanden.

Zunächst einmal sind sie Vögel und als solche Symbole der Seele. Die Seelenvogelsymbolik ist dadurch entstanden, daß man sich bei einem Nahtod als über dem eigenen...

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