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E-Book

Übung der Nacht

Tibetische Meditationen in Schlaf und Traum

AutorTenzin Wangyal Rinpoche
VerlagGoldmann
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783641132859
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Einführung in die tibetische Methode des Traum-Yoga, die uns Träume bewusst erleben lässt
Traum-Yoga ist eine in Tibet seit alter Zeit bekannte meditative Praxis. Der Praktizierende versucht dabei, auch während der Nacht bewusst zu bleiben, um auf die eigenen Träume Einfluss zu nehmen. Traum-Yoga führt zu hoher Bewusstheit und Gelassenheit und unterstützt die spirituelle Entwicklung. Es hilft u. a. bei der Bewältigung von Stress oder Versagensängsten und bringt uns der 'Erleuchtung' näher.

Tenzin Wangyal Rinpoche ist ein Tulku, ein bewusst wiedergeborener Lama. Er wurde 1961 in Tibet geboren und floh mit seinen Eltern nach Indien, wo er später zum Meditationsmeister ausgebildet wurde und den Titel eines Geshe erhielt, den höchsten akademischen Titel in der tibetischen Tradition. 1991 ging er in die USA und gründete dort das Ligmincha-Institut. Er war einer der ersten Lamas, die die Lehren der Bön-Schule im Westen bekannt machten und wurde 1986 vom Dalai Lama zum offiziellen Repräsentanten der Bön-Tradition in der Abgeordnetenversammlung der Exiltibeter ernannt. Er lehrt seit Jahren auch regelmäßig im deutschsprachigen Raum, seine als Verein organisierte Sangha in Deutschland heißt Ligmincha Deutschland e.V.

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Leseprobe

3. Der Energiekörper


Alle Erfahrung, im Wachen wie im Traum, hat eine energetische Basis. Diese Energie des Lebens heißt auf tibetisch Lung*, ist aber unter ihrem Sanskritnamen, Pr?na, besser bekannt. Jeder Erfahrung liegt ein ganz bestimmtes Gefüge aus Bedingungen und Ursachen zugrunde. Wenn wir verstehen, weshalb und wie es zu einer Erfahrung kommt, und wenn wir ihre geistige, körperliche und energetische Dynamik erkennen, sind wir in der Lage, sie zu reproduzieren oder zu verändern. Das erlaubt uns, für die spirituelle Praxis förderliche Erfahrungen zu generieren und abträgliche zu meiden.

Kanäle, Pr?na und die Chakras


Im täglichen Leben nehmen wir immer wieder verschiedene Körperhaltungen ein, ohne an ihre Wirkungen zu denken. Wenn wir uns entspannen und mit Freunden unterhalten möchten, gehen wir in ein Zimmer mit bequemen Sesseln oder Sofas. Das erzeugt Behaglichkeit und fördert das entspannte Gespräch. Geht es aber um geschäftliche Besprechungen im Büro, so wählen wir Sitzgelegenheiten, auf denen wir aufrechter und weniger entspannt sitzen. Das ist besser, wenn es um Verhandlungen oder kreative Unternehmungen geht. Wenn wir es still und beschaulich haben möchten, werden wir vielleicht die Veranda aufsuchen und wieder ein anderes Sitzmöbel benutzen, von dem aus wir die Landschaft und das sanfte Fächeln des Windes genießen können. Werden wir müde, so gehen wir ins Schlafzimmer und nehmen eine ganz andere Haltung ein, die das Einschlafen fördert.

So nehmen wir auch bei verschiedenen Meditationsformen unterschiedliche Haltungen ein, um durch Manipulation der Kanäle* (Tsa*), das heißt der Leitbahnen der Energie im Körper, den Strom des Pr?na zu verändern und um die verschiedenen Brennpunkte der Energie, die Chakras, zu öffnen. Dadurch werden verschiedene Arten der Erfahrung hervorgerufen. Auch die Bewegungen des Yoga beruhen auf diesem Prinzip. Durch das bewusste Lenken der Energie in unserem Körper können wir unsere Meditationspraxis leichter und schneller entwickeln, als wenn wir uns nur auf den Geist verlassen würden. Auf diese Weise können wir auch gewisse Hindernisse bei der Praxis überwinden. Ohne Anwendung dieses Wissens um die Energie und ihre Bewegungen im Körper kann der Geist sich in seinen eigenen Prozessen verhaspeln.

Kanäle, Pr?na und Chakras sind für den Tod ebenso von Bedeutung wie für das Leben. Die meisten mystischen Erfahrungen, aber auch Erfahrungen, die wir im Zwischenzustand nach dem Tod machen, haben etwas mit dem Sich-Öffnen und -Schließen von Energiepunkten zu tun. In Büchern über die Phänomene bei Nahtoderfahrungen finden wir Beschreibungen von Lichterscheinungen und Visionen beim Einsetzen des Sterbeprozesses. Nach der tibetischen Überlieferung hängen solche Phänomene mit den Bewegungen des Pr?na zusammen. Die Kanäle sind den verschiedenen Elementen zugeordnet; wenn sich beim Sterben die Elemente auflösen und auch die Kanäle zerfallen, manifestiert sich die frei werdende Energie als Erfahrung von Licht und Farbe. Die alten Texte beschreiben sehr genau, welche Farbe hier welcher Auflösungsstufe in welcher Körperschicht entspricht und zu welcher Emotion sie in Beziehung steht.

Diese Lichterscheinungen beim Sterbeprozess können sich den Menschen jedoch sehr unterschiedlich darstellen, weil sie sowohl zu den negativen emotionalen als auch zu den positiven Weisheitsaspekten des Bewusstseins in Beziehung stehen. Die meisten Menschen sind beim Sterben Emotionen ausgesetzt, und die vorherrschende Emotion bestimmt die Licht- und Farberfahrungen. Häufig ist das zunächst nur der Eindruck von farbigem Licht, in dem eine bestimmte Farbe vorherrscht, aber es können auch mehrere Farben im Vordergrund stehen, oder man sieht eine ganze Palette von Farben. Dieses Licht beginnt nun Bilder zu formen wie in einem Traum: von Häusern, Schlössern, Mandalas, Menschen, Gottheiten und allem möglichen anderen. Wenn wir sterben, fassen wir diese Visionen entweder als samsarisch auf, und dann wird unser Weg in die nächste Wiedergeburt von unseren Reaktionen auf sie bestimmt sein; oder wir sehen sie als Meditationserfahrungen und bekommen dadurch die Chance, Freiheit zu finden oder zumindest unsere nächste Geburt bewusst in eine positive Richtung zu lenken.

Kanäle (Tsa)


Es gibt im Körper ganz unterschiedliche Arten von Kanälen. Über die grobstofflichen Kanäle – Blutgefäße, Lymphgefäße, Nerven und so weiter – unterrichtet uns die Anatomie. Dann gibt es Kanäle wie etwa die Akupunktur-Meridiane, die wir als Leitbahnen für die eher substanzhafte Form des Pr?na betrachten können. Beim Traum-Yoga gehen wir mit einer noch feineren psychischen Energie um, die der Weisheit ebenso wie den negativen Emotionen zugrunde liegt. Die Kanäle dieser sehr subtilen Energie sind physisch nicht zu lokalisieren, aber wir können ihrer gewahr werden.

Es gibt drei Wurzelkanäle. Auf und in ihnen liegen sechs Hauptchakras. Von diesen sechs Chakras strahlen dreihundertsechzig Nebenkanäle in den ganzen Körper aus. Die drei Wurzelkanäle sind der rote Kanal auf der rechten Körperseite, der weiße Kanal auf der linken sowie der blaue Zentralkanal (dies ist die Anordnung bei Frauen; bei Männern ist der rechte Kanal weiß und der linke rot). Die Wurzelkanäle laufen zehn Zentimeter unterhalb des Nabels zusammen. Die beiden Seitenkanäle, die etwa den Durchmesser eines Bleistifts haben, steigen beiderseits und etwas vor der Wirbelsäule und schließlich durch das Gehirn bis unter das Schädeldach auf, wo sie die Richtung ändern, um nach vorn abzusteigen und in die Nasengänge zu münden. Der Zentralkanal steigt gerade und vor der Wirbelsäule zwischen den Seitenkanälen auf. Er hat den Durchmesser eines Spazierstocks, wird aber von der Herzgegend aufwärts bis zu seinem oberen Ende am Scheitel etwas weiter.

Durch den weißen Kanal (bei Männern rechts, bei Frauen links) fließen die Energien der negativen Emotionen. Manchmal wird dieser Kanal auch als der Kanal der Methode bezeichnet. Der rote Kanal ist dagegen die Leitbahn für positive Energien oder Weisheitsenergien. Bei der Traumpraxis schlafen Männer auf der rechten und Frauen auf der linken Seite; so wird auf den weißen Kanal ein wenig Druck ausgeübt, damit er etwas enger wird, während der rote Weisheitskanal sich ein wenig weitet. Das verbessert die Traumerfahrung in Richtung positiverer Emotionen und größerer Klarheit.

Der blaue Zentralkanal ist die Leitbahn der Nondualität. Hier strömt die Energie des ursprünglichen Gewahrseins (Rigpa). Die Traumpraxis überführt Bewusstsein und Pr?na in den Zentralkanal, wo sie jenseits von negativer und positiver Erfahrung sind. Wenn es dazu kommt, geht dem Praktizierenden die Einheit aller scheinbaren Dualitäten auf. Alle mystischen Erfahrungen – von Glückseligkeit oder Leerheit oder Klarheit oder Rigpa – haben ihre energetische Basis im Zentralkanal.

Pr?na (Lung)


Das Träumen ist ein dynamischer Prozess. Wir benutzen manchmal den Film als Metapher für den Traum, doch die Bilder eines Films sind statisch, und die Bilder des Traums fließen. Unser Geist gestaltet die Bilder der Träume, aber die Lebhaftigkeit, ja Lebensechtheit der Träume ist auf Pr?na zurückzuführen. Lung, das tibetische Wort für Pr?na, bedeutet »Wind«, aber wir werden der Deutlichkeit halber von Wind-Lebenskraft sprechen.

Pr?na ist die Grundenergie aller Erfahrung und allen Lebens. Im Osten üben die Menschen Yoga-Stellungen und bestimmte Atemtechniken, um Körper und Geist durch Stärkung und Verfeinerung der Wind-Lebenskraft ins Gleichgewicht zu bringen. In manchen der alten esoterischen Lehren Tibets werden zwei Arten von Pr?na unterschieden: karmischer Pr?na und Weisheits-Pr?na.

 

 

Karmischer Pr?na

 

Karmischer Pr?na ist die energetische Basis aller aus positivem, negativem und neutralem Handeln entstandenen karmischen Spuren. Wenn karmische Spuren durch geeignete sekundäre Ursachen aktiviert werden, versorgt der karmische Pr?na sie mit Energie, so dass sie in Geist, Körper und den Träumen zur Wirkung kommen können. Karmischer Pr?na ist die Vitalität der negativen und positiven Energien in den beiden Seitenkanälen.

In einem unsteten, abgelenkten und ungesammelten Geist sieht man den karmischen Pr?na am Werk. Wenn beispielsweise eine Emotion entsteht und der Geist sie nicht unter Kontrolle hat, so ist der karmische Pr?na die Kraft, die den Geist mitreißt, wohin sie will. Unsere Aufmerksamkeit geht mal hierhin, mal dahin, geschoben und gezogen von Widerwillen und Begehrlichkeit.

Soll der Geist auf dem spirituellen Pfad stark, präsent und gesammelt bleiben, dann kommt es darauf an, geistige Stabilität zu entwickeln. Wenn sich dann die Kräfte negativer Emotionen erheben, können die karmischen Winde uns nicht in Zustände der Erregung und Verwirrung entführen. Wenn wir im Traum-Yoga die Stufe des luziden Träumens erreicht haben, benötigen wir ebenfalls eine stabile geistige Präsenz, damit wir dem vom karmischen Pr?na erzeugten Traum Stetigkeit geben können und Kontrolle über das Traumgeschehen gewinnen. Anfangs wird es eher noch so...

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