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(Un)heimliche Lust

Über den Konsum sexueller Dienstleistungen

AutorSabine Grenz
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783531906676
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis42,99 EUR
In dieser kulturgeschichtlichen und empirischen Studie wird der Konsum sexueller Dienstleistungen von Männern untersucht. Im Vordergrund steht dabei die Bearbeitung grundlegender Fragen der Prostitutionsdebatte, zum Beispiel darüber, ob Prostitution einen Beitrag zur sexuellen Freiheit leistet.

Dr. Sabine Grenz ist am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien (ZtG) der Humboldt-Universität zu Berlin tätig.

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Leseprobe
4. Geld und Macht, Konsum und Geschlecht (S. 153-154)

Dass Freier zu Prostituierten gehen, um sich Macht iiber einen Frauenkorper zu kaufen, ist eines der schwerwiegendsten Argumente gegen die Prostitution. Im zweiten Teil der Interpretation steht daher die Frage im Vordergrund, wie sich das Verhaltnis von Geld und Macht aus der Perspektive der Freier gestaltet und wie sie sich zu Sex-Arbeiterinnen in Beziehung setzen. Einige Aspekte, wie z. B. derjenige, dass Sex-Arbeiterinnen als emotionale Ressource dienen wurden bereits im ersten Interpretationsteil erarbeitet und sollen hier vertieft werden. Wie in Kapitel 2.3 beschrieben, geht es nun um jene diskursiven Aspekte, durch die sich der Freier-Diskurs reproduziert.

Denn mit mit der Beziehung zwischen Freier und Sex-Arbeiterin assoziieren sich wesentliche Symbole, durch die die sexuelle Identitat rekonstruiert wird. Foucault (1994) benannte drei Mittel, durch die sich der Wahrheitsdiskurs reproduziert: die Kommentare, die Disziplinen und die Funktion des Autors. Hervorgehoben behandelt werden an dieser Stelle nur die Kommentare. Die `Disziplin` ist in die Auseinandersetzungen eingearbeitet. Bei ihr handelt es sich um die Kenntnisse und Fertigkeiten, die ein Freier haben muss, um erfolgreich Kunde zu sein. In der abschlieBenden Diskussion in Kapitel 5 werde ich diese noch einmal gesondert zusammenfassen. Die Funktion des Autors zeigt, wie sich die verschiedenen Diskurse individualisieren. Da ich jedoch in der gesamten Arbeit den umgekehrten Weg vom Individuellen zu den zugrunde liegenden Diskursen beschreite, werde ich diese Funktion nicht gesondert behandeln. Denn sie ist durchweg prasent.

Zu den Kommentaren: Kommentare beziehen sich auf Trimartexte`, auf Diskursstuckchen, die immer wieder reproduziert werden. Nahe liegend ware es im Falle der Prostitution, davon auszugehen, dass die Rede vom `starken mannlichen Trieb` einer der Primartexte ware, auf denen der Diskurs ruht. Der Trieb ist, wie ich im ersten Interpretationsteil zeige, nach wie vor ein starkes Legitimierungsmoment fiir die Prostitution. Eben gerade deshalb stabilisiert er den Diskurs nach auBen. Der `Trieb` markiert damit eine Grenze, er halt das Recht auf die sexuelle Befriedigung durch andere Personen aufrecht.

Die Reproduktion des Diskurses erfolgt auf eine andere Weise. Dies gilt vor allem dann, wenn der Diskursbegriff weiter gefasst wird und unter `Diskurs` nicht nur Worte, son dem auch Handlungen und Zeichensysteme, wie das Geld, verstanden werden. Der Trieb kann vieles legitimieren. Er wurde auch von den Freiem nicht umsonst mit Gewalt in Verbindung gebracht. Die Probanden wollen aber gerade nicht Gewalt ausiiben. Was sie aber nicht aufgeben mochten, ist das Recht zu konsumieren. Konsum wird in der soziologischen Forschung vor allem mit dem Erlebnis in Verbindung gebracht (e. g. Schulze 1993) und als identitatsstiftend interpretiert (e. g. Campbell 1987). Cronin (2000) bezeichnet diese Interpretation sogar als Binsenweisheit:

In studies of consumerism it has become almost a truism to claim that the purchase, use and display of goods in some way expresses social identities. Such acts of consumption are imagined as symbolic work in the reflexive project of the self, communicating to others messages of identity, belonging and distinction (Cronin 2000, 1).

Wahrend in Kapitel 3 analysiert wurde, worin die soziale Identitat `heterosexueller Mann` fiir die Probanden besteht, soil hier untersucht werden, wie der Konsumbereich Prostitution zur Rekonstruktion dieser sozialen Identitat beitragt. Da der Prostitution mit der Ausnahme von gemeinsamen Mannerabenden iiberwiegend einzeln und heimlich nachgegangen wird, tritt der Aspekt, dass der Konsum anderen kommuniziert wird, in den Hintergrund. Es geht hier mehr um die Rekonstruktion dieser sozialen Identitat `heterosexueller Mann` als „reflexive project of the self mittels spezifischer Symbolik.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
1. Einleitung8
2. Methodologie. Verwicklungen von Macht und Erotik in Interviews mit Freiern36
3. Sexuelle Identitat oder das ^ wahre' Begehren der Freier83
4. Geld und Macht, Konsum und Geschlecht151
5. Schluss227
Danksagung254

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