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Universelles Leben: Renaissance christlicher Esoterik?

AutorUlrich Haag
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl136 Seiten
ISBN9783640229475
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Theologie - Sonstiges, Note: befriedigend, Universität Wien (Institut für Religionswissenschaft), 75 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Eine tiefere Mystik wurde in den christlich geschlossenen Gemeinschaften der Vergangenheit über die Jahrhunderte und Jahrtausende rigoros unterdrückt. Daran können selbst die Schriften einer Teresa von Avila und eines Johannes vom Kreuz nicht viel ändern. Der seit alttestamentlichen Zeiten schwelende Konflikt zwischen Priester- und Prophetentum findet in den Kirchen seine traurige Fortsetzung und verfälscht so das von Jesus Christus ursprünglich gewollte Christentum. Das Universelle Leben, bzw. ehemalige Heimholungswerk Jesu Christi, bemüht sich, diese Differenz zu beseitigen und am Urchristentum durch eine spirituelle Schule, die zum persönlichen Prophetentum hinführen soll, wieder anzuknüpfen. Gott schweigt nicht, er redet zu uns, seinen Kindern, und es liegt an uns, uns so weit spirituell weiterzuentwickeln, daß wir seine Stimme in uns vernehmen können - so lautet in etwa die Grundüberzeugung des Universellen Lebens. Leider haben die christlichen Kirchen bis heute noch nicht die Chance entdeckt, die in einem solchen mystischen Schulungsweg für eine Renaissance des angeschlagenen 'Kirchen-Christentums' gegeben ist. Daran mag auch die feindliche Haltung des Universellen Lebens gegenüber den Kirchen selber Schuld tragen, was dem beanspruchten höheren spirituellen Standpunkt natürlich zuwiderläuft. Noch dazu ist es leider inzwischen beim Universellen Leben mit den explizit prophetischen Durchgaben ihrer Prophetin Gabriele Wittek offensichtlich vorbei, und man scheint dort in eine ähnlich verhängnisvolle Situation zu geraten wie sie seinerzeit im Urchristentum mit der Institutionalisierung festzustellen ist, die das Prophetentum schlußendlich vergessen ließ. Nichtsdestoweniger ist das Angebot, das hier dem heutigen Christentum nach fast 2000jähriger Geschichte so mancher Irrtümer, Sackgassen und vor allem teilweise unerträglicher Trivialitäten aktualisiert angeboten wird, faszinierend und verdiente eigentlich eine würdigere Beachtung als ihm bisher widerfahren ist. An der Schwelle zum 3. Jahrtausend relativ detailliert den Weg aufgezeigt zu bekommen, der gegangen werden muß, um auch heute noch wie ein Prophet die Stimme Gottes in sich zu vernehmen, bedeutet gewissermaßen die conditio sine qua non in ein kosmisches Zeitalter, wo interstellare Kontakte allenfalls mit prophetengleichen telepathischen und anderen transpersonalen Fähigkeiten bewerkstelligt werden können.

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Leseprobe

II. HAUPTTEIL:  DIE GLAUBENSLEHRE DES UL


 


1. Der Prophet und das prophetische Wort


 

Gott schweigt nicht. Davon sind die Anhänger des Universellen Lebens überzeugt. Es würde seinem Wesen als einem liebenden Vater widersprechen, sich seinen Kindern gegenüber stumm zu verhalten. Gott ist kein "Rabenvater". Um seine Kinder zu warnen, zu lehren und zu unterweisen hat er sich immer wieder über das prophetische Wort an sein Volk Israel gewendet. Er sprach im Urchristentum zu den ersten christlichen Gemeinden sowie in der darauffolgenden Kirchengeschichte durch Menschen wie "Katharina von Siena, Mechthild von Magdegurg, Jeanne d' Arc und Hildegard von Bingen".[19] Heute in der entscheidenden Zeitenwende, am Beginn des sogenannten Wassermannzeitalters offenbart sich Gott wieder "durch ein mächtiges Sprachrohr".[20] Das von Gabriele Wittek "geoffenbarte geistige Gut ist von bisher nicht dagewesener Weite, Tiefe und Detailliertheit ... Vor allem aber wird durch sie der direkte und unmittelbare Weg zu Gott gelehrt, in den Einzelheiten aller Schritte und Stufen."[21] Insofern handelt es sich bei ihr um das "größte Sprechwerkzeug nach Jesus von Nazareth".[22]

 

Daß angesichts solchen Anspruchs, der maßlos erscheinen muß, sich das UL nicht nur Freunde geschaffen und heftigsten Widerspruch hervorgerufen hat, sondern auf eine Art und Weise bekämpft worden ist, die auch nicht immer würdevoll war, mag verständlich erscheinen. Allerdings sollten für die christlichen Kirchen, insbesondere in ihrer gegenwärtigen Situation, unberechtigte, überzogene Ansprüche kein Argument liefern, sich möglicher, dringend notwendiger Impulse für die eigene Spiritualität zu verweigern. Sehen wir also näher zu.

 

1.2 Die sogenannte Prophetin Gabriele Wittek


 


1.2.1. Ihr Leben bis zum Durchbruch des Inneren Wortes


 


1933 in der Nähe von Augsburg geboren führte sie zunächst "ein ganz normales Leben". Da ihre Eltern es sich nicht erlauben konnten, sie auf eine höhere Schule zu schicken, erlernte sie den Beruf der Kontoristin. 1955 erfolgte die Heirat mit einem Studenten der Maschinenbautechnik und Wirtschaft[23]. Erst mit dem Tode der Mutter, der sie sehr erschüttert, fängt sie an, sich ernsthafter mit der Frage nach Gott und dem Tod zu beschäftigen[24]. Eines Tages hat sie dann eine Erscheinung ihrer Mutter, die sie freundlich anlächelte. Da wurde ihr mit einem Male klar, daß es ein Weiterleben nach dem Tod gibt, daß es "einen Gott der Liebe gibt".[25]

 

In der darauffolgenden Zeit beginnt Gabriele, sich mehr und mehr zurückzuziehen und in die Stille zu gehen. Sie hört ruhige und erhebende Musik und versucht im Gebet, sich immer stärker auf ihr Inneres, auf "das Licht in ihr", auszurichten.[26]  Sie hat heftige, innere Kämpfe durchzustehen, vor allem Träume bedrängen sie. Dadurch reinigt und entfaltet sich und erstarkt die Seele Gabrieles immer mehr. Am 6. Januar 1974 schließlich erfolgt "der Durchbruch des Inneren Wortes".[27]

 

1.2.2. Das Innere Wort


 


"...die lichte Seele Gabrieles...war nun bereit, die Impulse aus dem Geiste Gottes aufzunehmen und ins Oberbewußtsein strömen zu lassen - was für sie als das Innere Wort vermehmbar wurde. Das heißt: Gott sprach nun"... nach ihrer Aussage "...unmittelbar in ihr, in der weitestgehend reinen Seele; und Gabriele vernahm dies nun als klare Worte in sich." Wie sie sagt, machten "alle wahren Mystiker" diese Erfahrung.[28]

 

R. Wagner verweist an dieser Stelle auf die mystische Tradition. Nach Bernhard von Clairvaux erlebe man das Wort Gottes im eigenen Herzen, wenn man in sich ginge. Gleiche Aussagen machten Meister Eckhard und Thomas von Kempen. Ferner erinnert R. Wagner an Stellen im At, so Jer 33,3, wo der Herr zu Jeremia spricht: "Rufe zu mir, so will ich dir antworten und dir große, unfaßbare Dinge mitteilen, die du nicht kennst." [29]

 

Zuerst sprach Gabrieles "Geistiger Lehrer" Emanuel zu ihr. Nach drei Tagen offenbarte sich schließlich Jesus Christus. Gabriele erschrak zunächst und wollte die Einsprechungen schon abblocken, worauf sie die liebevollen, tröstenden Worte empfangen haben will: "Fürchte dich nicht! Ich begleitete dich während deines ganzen irdischen Lebens. Du standest immer in Meiner Obhut. Denn du bist ausgegangen, um Mein Wort aufzunehmen und es der Welt wiederzugeben."[30]

 

1.2.3 Die weitere spirituelle Entwicklung G. Witteks


 


Mit dem Durchbruch des Inneren Wortes ist die spirituelle Entwicklung G. Witteks noch nicht zu Ende. Es folgen erneut "innere Kämpfe", die Einheit mit Gott wurde "immer stärker und inniger erfahren". Sie empfindet das höchste Glück, die tiefste Seligkeit, "in Ihm zu ruhen und nach Seinem Willen zu leben und zu wirken". Sie lebt in dem Bewußtsein, daß Seelenkämpfe das Leben jeden Mystikers ausmacht und diese die Reinigung der Seele und die "vollkommene Einheit mit Gott" bewirken.[31]

 

1.2.4 Die Unio mystica


 


Inzwischen hat G. Wittek laut Aussagen den "Gipfel des mystischen Weges zu Gott" erreicht, sie lebt in der "unio mystica", im "All-Vater-Bewußtsein, aus dessen Fülle sie schöpft".[32] Nunmehr gibt es keine dunkle Nacht der Seele mehr für sie, kein Gefühl des Getrenntseins. Sie erfährt Gott in jedem Augenblick in sich und steht mit ihm in enger Kommunikation. Damit sei sie den "Pfad der Liebesmystik" den anderen lediglich vorausgegangen, denn er ist der "Weg aller Menschen und Seelen".[33]

 

Das Universelle Leben ist deshalb davon überzeugt, daß der, der "ehrlich und unvoreingenommen prüft", früher oder später erkennen wird, daß G. Wittek zu den großen Propheten der Menschheitsgeschichte gehört.[34]  Es ist aufschlußreich, sich einmal näher das von R. Wagner beschriebene, nach Auffassung des UL hohe Bewußtsein und die Lebensweise eines solch  "prophetischen Menschen wie Gabriele" anzusehen. Sie hat durch Reinigung und Läuterung ihr Bewußtsein voll erschlossen und steht deshalb "im Strom des Heiligen Geistes". Ihr Bewußtsein sei sogar "eins mit dem Logos".[35]  Sie ist schließlich "durch mehrere Erdenleben" auf ihre jetzige Aufgabe vorbereitet worden und kennt demgemäß auch den Menschen mit seinen Schwierigkeiten und Problemen, die sie selbst erlebt und gemeistert hat. "Jedem begegnet sie mit Wohlwollen und innerer Liebe." Durch ihr hohes Bewußtsein ist sie befähigt, ihre Mitmenschen in ihrem inneren Denken und Fühlen zu durchschauen und "aufklärend" tätig zu sein[36], d.h. Hilfestellungen als freies Angebot  an die spirituelle Entwicklungsbereitschaft des anderen zu geben.[37] Wie sehr sie dazu in der Lage sei, versucht sie einmal mit der Behauptung unter Beweis zu stellen, auch Menschen beschreiben zu können, die sie noch nie persönlich gesehen hätte und an die ein Gesprächspartner gerade denkt. Ein Bruder macht sofort ein Experiment. Er denkt an einen Menschen, den G. Wittek noch nie gesehen hat, und sogleich beschreibt sie diesen Menschen bis ins Detail "genauer, als der Bruder es vielleicht vermocht hätte".[38]

 

Jederzeit sei G. Wittek bemüht, allen und vor allem Gott demütig zu dienen, um ihren Auftrag zu erfüllen, "so schwer ihr letzteres oft auch gemacht " würde.[39]  Trotz ernster Worte entspringt doch auch "herzhafte Spritzigkeit", "innere Heiterkeit und Gelassenheit" der freudigen, kraftvollen Dynamik "ihrer lichten Seele". "Stets war und ist sie bereit, zu geben, zu dienen, für alle da zu sein" Damit Gott, der Vater, sie als vollkommenes Instrument einsetzen kann, gibt sie sich dem, der sie unendlich liebt, ganz hin. Von seiner Liebe und Weisheit sei sie ganz durchdrungen.  Sie denke nicht an sich, sondern gäbe selbstlos aus dem Geiste Gottes, was ihr die größte Freude bereite.[40] Nichts besonderes will sie sein, sondern "Dienerin aller". Das UL ist deshalb davon überzeugt, daß G. Wittek auch lebe, was sie sage.[41]

 

Bei allem sei sie von bescheidenem Wesen. Aufgrund ihrer zurückhaltenden Art beginnt man oft erst nach näherem und häufigerem Kontakt zu erfassen, mit welch einer spirituellen Kapazität man es bei ihr zu tun hat.[42] Ihr persönlicher Lebensraum besteht nur aus einem Zimmer.[43]

 

Mit unermüdlicher Geduld sei sie bei ihrer Arbeit, wodurch sie sogar im Negativsten noch einen positiven Kern findet,[44] da sie in ihren Mitmenschen allesamt "Ebenbilder des himmlischen Vaters", "Kinder Gottes", im Grunde "vollkommene Geistwesen" sieht, die derzeit lediglich mit einem menschlichem Körper bekleidet sind.[45] Da Gabriele in allem den Geist Gottes am Werke sieht, betrachtet sie letztlich alles als positiv und nimmt alles...

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