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Unpolitische Jugend?

Eine Studie zum Verhältnis von Schule, Anerkennung und Politik

VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl377 Seiten
ISBN9783531901039
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis54,99 EUR
In der Studie werden politische Orientierungen von Jugendlichen im Rahmen schulischer Anerkennungsbeziehungen untersucht. Hierfür werden Ansätze der Schulkultur-, der Rechtsextremismus- und der Gewaltforschung miteinander verbunden und an modernisierungs-, sozialisations- und anerkennungstheoretische Diskurslinien angeknüpft. Dabei verbindet die Studie in einer neuartigen Weise quantitative und qualitative Forschungszugänge. Auf der Basis eines repräsentativen Jugendsurveys unter 13- bis 16-Jährigen an allgemein bildenden Schulen in Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen geht die quantitative Teilstudie der Herausbildung unterschiedlicher politischer Orientierungen nach. In der qualitativen Studie werden in exemplarischen Fallstudien vier Schulen als kontrastierende Anerkennungs- und politische Bildungsräume rekonstruiert.

Dr. phil. Werner Helsper ist Professor für Schulforschung an der Martin-Luther-Univerität Halle-Wittenberg.
Dr. phil. Heinz-Hermann Krüger ist Professor für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

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Leseprobe
7 Schulische Anerkennungsbeziehungen an Schulen in Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen (S. 145-146)

7.1 Einleitung

In unserer Studie nehmen wir das Wechselverhaltnis von Schule, Bildung, Fremdenfeindlichkeit und den politischen Haltungen von Schulem in den Blick. Mittlerweile gibt es mehrere empirische Befunde dafur, dass fremdenfeindliche und rechte Haltungen - wenn auch nicht sehr stark - mit Schulkultur, Schulklima und den Lehrer-Schuler-Beziehungen in einem Zusammenhang stehen. Verschiedene Studien kommen zu dem Schluss, dass rechte und fremdenfeindliche Haltungen bei Schiilern mit restriktivem oder autoritarem Lehrerverhalten oder der Erfahrung geringer Partizipationsmoglichkeiten von Schulem einhergehen (vgl. Fend 1994, Kriiger/Grundmann/Pfaff 2000, Kniger/Pfaff 2001). Anknüpfend an diese Ergebnisse steht besonders in der qualitativen Teilstudie die Rekonstruktion des Verhaltnisses von politischen Orientierungen von Jugendlichen und den schulischen Mikroprozessen der Anerkennung im Mittelpunkt. Sie geht der Frage nach, welche Bedeutung den schulischen Anerkennungsbeziehungen fur politische Haltungen bei Jugendlichen zukommt.

In der quantitativen Teilstudie unternehmen wir den Versuch, schulische Beziehungen zwischen Lehrem und Schulem als Anerkennungsbeziehungen zu reformulieren. Hierbei beziehen wir uns auf die Theorie der Anerkennung von Honneth (1992), die, wie er ausfiihrt, in der Lage ist, als umfassende Gesellschaftstheorie die Entwicklungen in postmodemen kapitalistischen Gesellschaften auf der Grundlage von Anerkennungsbeziehungen zu erklaren. Dabei ist die reziproke Bezugnahme der Subjekte untereinander Voraussetzung fur gelingende Selbstverwirklichung. Honneth nimmt eine analytische Dreiteilung der Stmktur sozialer Anerkeimungsverhaltnisse vor (Honneth 1992, S. 211), in denen jeweils nach einem bestimmten Modus der Anerkennung die Mitglieder einer Gesellschaft sich aufeinander beziehen und dabei durch die Anerkennungsweisen der emotionalen Zuwendung, der kognitiven Achtung und sozialen Wertschatzung „zu jeweils neuen Formen der positiven Selbstbeziehung gelangen konnen" (Honneth 1992, S. 277).

Jeweils voll soziaUsierte Individuen der Gesellschaft iibemehmen die Einsozialisation der noch nicht voU sozialisierten Mitglieder der Gesellschaft durch den gemeinsamen Modus der reziproken Anerkennung nach bestimmten in der Gesellschaft institutionalisierten Anerkennungsregeln, so dass die individuelle Identitatsbildung iiber Stufen der Verinnerlichung sozial stan dardisierter Anerkemiungsreaktionen verlauft. Nach den drei Anerkennungsprinzipien der Dimensionen Liebe, Recht und sozialer Wertschatzung wird in der Gesellschaft geregelt, welche legitimen Erwartungen auf Anerkennung durch andere Gesellschaftsmitglieder bestehen konnen. Die drei Anerkennungsdimensionen sind dadurch in einer je spezifischen Gesellschaft miteinander verflochten (vgl. auch Helsper/Sandring/Wiezorek 2005, S.189ff.).
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Vorwort8
1 Politische Orientierungen Jugendlicher und schulische Anerkennung - Einleitung12
1.1 Forschungstraditionen, Theoriebeziige und Ziele13
1.2 Untersuchungsansatz, Stichprobe, Regionenbeschreibung und Methoden L2.1 Untersuchungsdesign und- phasen23
2 Weder rechts noch politisch interessiert? Politische und rechte Einstellungen von Jugendlichen in Sachsen- Anhalt und Nordrhein- Westfalen33
2.1 Politische Einstellungen von Jugendlichen34
2.2 Politisches Interesse34
2.3 Fazit50
3 Politische Partizipation von Jugendlichen. Der Einfluss von Gleichaltrigen, Familie und Schule auf die politische Teilhabe Heranwachsender53
3.1 Einleitung53
3.2 Forschungsstand 3,2.1 Das politische Inter esse Jugendlicher55
3.3 Schule, Elternhaus und Gleichaltrigengruppe: Uben Sie einen Einfluss auf die politische Teilhabe von Jugendlichen aus?62
4 Multikulturelle Schiilerschaft und Fremdenfeindlichkeit75
4.1 Einleitung75
4.2 Forschungsstand76
4.3 Fremdenfeindlichkeit und interkulturelle Kontakte von Jugendlichen80
5 Gewalt - Erfahrungen, Einstellungen und Verhaltensweisen Jugendlicher in Schule und Gleichaltrigengruppe97
6 Jugendkulturen^ Cliquen und rechte politische Orientierungen ~ Interdependenzen und Einflussfaktoren123
7 Schulische Anerkennungsbeziehungen an Schulen in Sachsen- Anhalt und Nordrhein- Westfalen145
8 Schulische Grenzziehungen als Ausdrucksform schulischer Problembearbeitung - Die Probleme bleiben ^ drauBen'165
9 Die Bedeutung des Politischen in jugendkulturellen Auseinandersetzungen und die Schule als Artikulationsraum fur die Jugendkultur194
10 Die ,schlimmste Klasse' der Schule - Inkonsistente Anerkennungsbeziehungen zwischen Stigmatisierung und padagogischer Problembearbeitung229
11 Die Schulklasse als heimatlicher Raum und als Ort der Einiibung in demokratische Haltungen257
12 Zwischen Gemeinschaft und Ausschluss - die schulischen Integrations- und Anerkennungsraume im Kontrast291
13 Die Ambivalenzen der Schiilerpartizipation - PartizipationsmaBe und Sinnmuster der Partizipation im Vergleich316
14 Zur Relevanz des Politischen in Jugendkulturen - Geschlecht, Migration, Generation als Differenzierungskriterien337
Literatur356
Autorinnen und Autoren372

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