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Unterfordert

Diagnose Boreout - Wenn Langeweile krank macht

AutorPeter R. Werder, Philippe Rothlin
VerlagRedline Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783864144875
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Das weit verbreitete, aber nach wie vor unterschätzte Phänomen beschrieben die Autoren Philippe Rothlin und Peter R. Werder erstmalig 2007: Boreout durch Langeweile und Unterforderung am Arbeitsplatz. Die Folgen des Boreouts sind ebenso alarmierend wie bei einem Burnout: Unzufriedenheit, Verlust der Lebensfreude und der Leistungsfähigkeit. Treffen kann es alle, die eintönige, wenig fordernde und unbefriedigende Tätigkeiten ausüben - und nichts dagegen unternehmen. Wie man dem entgehen kann, verrät diese aktualisierte und erweiterte Neuauflage anhand vieler konkreter Beispiele.

Philippe Rothlin arbeitet in der Finanzindustrie bei einem international tätigen Bankenkonzern. Er studierte Rechtswissenschaften sowie BWL und hat einen Master of Business Administration (MBA). Er ist Mitbegründer einer Werbeagentur und überdies im Finanz- und Industriesektor als Strategieberater tätig. Peter Werder, Dr. phil., leitet die Kommunikation eines Schweizer Konzerns im Gesundheitswesen und ist Dozent an der Universität Zürich zu Kommunikation im Gesundheitswesen. Er war als Journalist, Musiklehrer und PR-Berater tätig, hat diverse Artikel und Bücher publiziert und leitet den »Zurich Gospel Choir«

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Leseprobe

Die Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts: vom Burnout zum Boreout


Stress am Arbeitsplatz gehört heute einfach dazu. Wer nicht gestresst ist, ist scheinbar nicht wichtig. Deshalb wird Stress oft u?bertrieben dargestellt. Natu?rlich gibt es sie, die gestressten Arbeitnehmer, die vom Unternehmen ausgequetscht werden wie eine Zitrone. Aber es gibt auch das Gegenteil. Davon handelt dieses Buch. Aussagen zum Thema Stress sind also mit Vorsicht zu genießen – er gehört nicht nur einfach zum guten Ton, sondern ist sozial erwu?nscht und hat einen wesentlich höheren Unterhaltungswert als zum Beispiel Langeweile.

Das Thema Arbeitsstress dominiert viele Feierabendgespräche. Doch wenn es nicht beim oberflächlichen Geplänkel bleibt und die Unterhaltung eher in die Tiefe geht, stellt sich plötzlich heraus, dass viele Arbeitnehmer meilenweit davon entfernt sind, gestresst zu sein. Das Gegenteil ist der Fall. Sie sind unterfordert, desinteressiert und unendlich gelangweilt – keine Spur von Herausforderung oder Interesse an dem, was sie täglich tun. Gemäß einer Umfrage von Kelly Services, einem internationalen Personalvermittlungs-Unternehmen, liegt der gesamteuropäische Durchschnitt der Arbeitnehmer, die sich gestresst fu?hlen, bei 27 Prozent. Viele weitere Untersuchungen kommen zu ähnlichen Schlüssen.

Uns interessieren in diesem Buch die restlichen 73 Prozent – jene Arbeitnehmer, die sich irgendwo zwischen »Stressaufkommen gerade richtig« und »unterfordert« verorten. Es geht also nicht um Stress, sondern um das Gegenteil davon: Es geht nicht um den Burnout, sondern um den Boreout. Unterforderung, Desinteresse und Langeweile als wesentliche Elemente der Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts? Wahrscheinlich denken Sie jetzt, das sei in Zeiten der Globalisierung doch gänzlich unmöglich. Wir mu?ssten doch eher u?ber- statt unterfordert sein. Wer kennt denn schon Langeweile bei der Arbeit? Vergegenwärtigen Sie sich aber auch einmal Ihr berufliches Umfeld: Haben Sie keinen Arbeitskollegen, bei dem Sie nicht genau wissen, was er den ganzen Tag u?ber tut? Was eigentlich seine Aufgaben sind? Der vielleicht sogar den Anschein erweckt, gestresst zu sein, es aber unter Umständen gar nicht ist? Vielleicht u?berzeugen Sie die Resultate der folgenden drei Umfragen:

  • Eine Untersuchung der Gallup Organization besagt, dass sich in Deutschland 87 Prozent aller Beschäftigten gering oder gar nicht an ihr Unternehmen gebunden fu?hlen. Die Studie sieht die Ursachen unter anderem darin, dass sieben von zehn Befragten keine Position ausfu?llen, die ihnen wirklich liegt.
  • Fu?r Salary.com und AOL befragte Dan Malachowski im Jahr 2005 mehr als 10.000 Arbeitnehmer zum Thema Zeitverschwendung am Arbeitsplatz. Das Resultat: 33,2 Prozent dieser Gruppe sagten aus, sie hätten bei der Arbeit nicht genug zu tun, sind also unterfordert.
  • Eine weitere Untersuchung von Salary.com, die 2014 durchgeführt wurde, kommt zum Schluss, dass 26 Prozent der Befragten zwei oder mehr Stunden pro Tag Zeit verschwenden. Die Gründe: Langeweile und fehlende Anreize bei einem Drittel der Befragten

Mit anderen Worten: Unzählige Arbeitnehmer sind keinesfalls im Stress, obwohl immer so viel davon geredet wird, sondern verfu?gen tatsächlich u?ber »Freizeit« bei der Arbeit. Und diese Zeitspanne ist nicht so gering, wie man meinen könnte. Um nochmals die Untersuchungen zu zitieren: Die unterforderten Arbeitnehmer erledigen an ihrem Arbeitsplatz und während ihrer Arbeitszeit täglich zwei und mehr Stunden private Dinge – Dinge, die nichts mit dem zu tun haben, wofu?r sie eigentlich bezahlt werden: Sie schreiben unzählige private E-Mails, surfen zum eigenen Vergnügen im Internet und nutzen das enorme Angebot an Websites, die dabei behilflich sind, die Präsenzzeiten am Arbeitsplatz irgendwie zu u?berbru?cken. Da gibt es Sites mit Spielen, bei denen es beispielsweise fu?r ein Rennen mit dem Bu?rostuhl Punkte gibt, Tipps zur Überbru?ckung von langweiligen Meetings – Bullshit Bingo ist in dieser Hinsicht wohl die bekannteste Unterhaltung – oder ganz einfach Facebook, Instagram oder Twitter. Manche der gelangweilten Arbeitnehmer entwickeln gar eine eigene Geschäftsidee und planen dann ihre zuku?nftige Selbstständigkeit am Arbeitsplatz. Dass all dies nicht mehr unter die Kategorie der kreativen Pausen am Arbeitsplatz fällt, erklärt sich wohl von selbst.

Es gibt Softwarefirmen, die können haargenau ausrechnen, wie viel Zeit sich mit schnelleren Programmen oder Rechnern sparen ließe. Auf 500 Mitarbeitende kommen dann schnell zwei Arbeitsstellen in einem Jahr – und das allein wegen der Wartezeiten, die durch zu langsame Hard- und Software entstehen. Trotz allem sprechen wir aber nur von ein paar Sekunden pro Tag und Mitarbeiter. Eine lächerliche Größe, verglichen mit der Zeit, in der viele Menschen ganz einfach nicht arbeiten und trotzdem im Bu?ro sitzen. Da gehen täglich Stunden verloren, weil sie anderes tun, als sich der eigentlichen Arbeit zuzuwenden.

Salary.com und AOL haben ausgerechnet, dass die USA das oben beschriebene Phänomen u?ber 750 Milliarden Dollar oder u?ber 5.000 US-Dollar pro Arbeitnehmer und Jahr kostet. Gemäß der Gallup-Studie belaufen sich die Schätzungen des gesamtwirtschaftlichen Schadens in Deutschland auf u?ber 250 Milliarden Euro. Auch wenn die Zahlen hoch gegriffen sind: Unterforderung, Desinteresse und Langeweile sind offenbar – der Globalisierung zum Trotz – wesentliche Elemente der Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts und stellen in ihren Auswirkungen einen erheblichen Kostenfaktor dar.

Weil die vielen unzufriedenen Arbeitnehmer lieber private Dinge an ihrem Arbeitsplatz erledigen, statt gegen ihr missliches Gefu?hl anzuarbeiten, könnte man sich verleitet fu?hlen, ihnen selbst die Schuld fu?r ihre Misere in die Schuhe zu schieben und sie gar als grundsätzlich faul zu bezeichnen. Davor sollten Sie sich jedoch hu?ten. Denn die genannten Umfragen zur Unzufriedenheit lassen auch erkennen, dass gerade unterforderte Arbeitnehmer die unzufriedensten sind – sie wu?rden gerne mehr leisten. Doch entweder sind sie im falschen Beruf gelandet, oder ihr Unternehmen lässt sie genau dies nicht tun.

Paradoxerweise wendet der unzufriedene Arbeitnehmer verschiedene Verhaltensstrategien an, um beschäftigt zu wirken und sich zusätzliche Arbeit vom Leibe zu halten. Paradox ist dieses Verhalten deshalb, da genau diese Strategien den Zustand der Unzufriedenheit zementieren. Der Arbeitnehmer tut dies, weil er davon ausgeht, es sei erstrebenswert, bei der Arbeit wenig bis nichts zu tun. Die Wahrheit lautet jedoch anderes: Ein u?ber längere Zeit andauerndes Nichtstun bei der Arbeit ist nicht mehr und nicht weniger als der blanke Horror. Immer nur vorzuspiegeln, man sei beschäftigt, wird mit der Zeit anstrengend und ist vor allem unbefriedigend. Herausforderung und Anerkennung fehlen. Seine Unzufriedenheit schleppt der Arbeitnehmer nach Arbeitsschluss auch noch mit nach Hause.

Ist ein Arbeitnehmer unterfordert, desinteressiert und unendlich gelangweilt und versucht zudem – paradoxerweise – diesen Zustand aktiv zu erhalten, dann leidet er eindeutig am Boreout.

Mit Hilfe der folgenden Fragen finden Sie heraus, ob Sie selbst oder Bekannte von Ihnen vom Boreout betroffen sind. Antworten Sie mit Ja oder Nein. Ein Ja setzen Sie immer dann ein, wenn Sie mehrmals im Monat die abgefragten Dinge tun oder empfinden.

Nr
Frage
Antwort
1
Erledigen Sie private Dinge während der Arbeit?
 
2
Fu?hlen Sie sich unterfordert oder gelangweilt?
 
3
Tun Sie ab und zu so, als ob Sie arbeiten wu?rden – tatsächlich haben Sie aber nichts zu tun?
 
4
Sind Sie am Abend mu?de und erschöpft, obwohl Sie u?berhaupt keinen Stress hatten?
 
5
Sind Sie mit Ihrer Arbeit eher unglu?cklich?
 
6
Vermissen Sie den Sinn in Ihrer Arbeit, die tiefere Bedeutung?
 
7
Könnten Sie Ihre Arbeit eigentlich schneller erledigen, als Sie dies tun?
 
...
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