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'Unternehmen Barbarossa' - Der Feldzug Deutschlands gegen die Sowjetunion vom Juni 1941 bis März 1942

Der Feldzug Deutschlands gegen die Sowjetunion vom Juni 1941 bis März 1942

AutorArne Ostheim
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl78 Seiten
ISBN9783640474233
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Geschichte Europa - Deutschland - Nationalsozialismus, II. Weltkrieg, Note: 1,3, Universität Rostock (Historisches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: 'Das Schicksal Europas, die Zukunft des Deutschen Reiches, das Dasein unseres Volkes liegen nunmehr allein in Eurer Hand. Möge uns allen in diesem Kampf der Herrgott helfen!' Mit diesen Worten schloss Adolf Hitler am Sonntag, den 22. Juni 1941, seine 'Rechtfertigung' für den deutschen Angriff auf die Sowjetunion. An diesem Tag hielt 'die Welt den Atem an' . Das Deutsche Reich löste unter Missachtung des im August 1939 geschlossenen Hitler-Stalin-Paktes einen Krieg aus, der in diesem Ausmaß in jeglichen Auswirkungen noch nie dagewesen war. Das Unternehmen 'Barbarossa' hatte begonnen. Die Gründe für diesen Feldzug waren sehr vielschichtig. Der Angriff sollte sich von den bisherigen Kriegen und Feldzügen in Europa abheben. Wichtig ist es an dieser Stelle, das komplexe Verhältnis beider Staaten nach 1933 zueinander deutlich zu machen. Schweißte 1922 die außenpolitische Isolation Deutschlands und der Sowjetunion diese grundverschiedenen Systeme noch zusammen, so trat mit der Machtergreifung der Natio-nalsozialisten eine Zäsur ein. Außerdem ist zu beleuchten, wie es im August 1939 zu dieser unnatürlichen Allianz der verschiedenen Wirtschaftssysteme und Ideologien kommen konnte, beziehungsweise welche Konsequenzen sich daraus bis 1941 ergaben. Ein besonderes Augenmerk gilt der Haltung der vom Panslawismus geprägten sowjetischen Außenpolitik während des Balkanfeldzuges im Frühjahr 1941. Dabei ist der scheinbare Widerspruch deutlich zu machen.

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Leseprobe

3. Der Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941

 

3.1 Der Kriegsverlauf vom Juni 1941 bis März 1942

 

3.1.1 Aufstellung der Streitkräfte vor „Barbarossa“

 

 Seit Herbst 1940 begann die Verlegung von starken deutschen Truppenkontingenten an die deutsch-sowjetische Grenze. Der Krieg auf dem Balkan sorgte, wie bereits erwähnt, zu einer Verschiebung des Angriffstermins vom 15. Mai auf den 22. Juni 1941. Am 20. Juni 1941 erfolgte durch die deutsche Führung die Ausgabe des Stichwortes „Dortmund“, das den Angriffstermin endgültig bestätigte und auf die Zeit zwischen 03h00 und 03h30 festlegte.[45] Der Deckname „Barbarossa“ entstammt der Anlehnung an Kaiser Friedrich I., der den dritten Kreuzzug zur Befreiung Jerusalems anführte. Darin liegt auch die Verwendung des Begriffes „Kreuzzug“ für den Russlandfeldzug von 1941 begründet. Es sollte damit ein gemeinsamer Identifikationsfaktor bei den Menschen zwischen den besetzten Gebieten in West- und Mitteleuropa geschaffen werden, was jedoch nur bei den freiwilligen Kriegsteilnehmern gelang.[46]

 

 Der deutsche Aufmarsch sah eine Unterteilung in drei Heeresgruppen vor.[47] Die Heeresgruppe Nord unterstand General Leeb und umfasste die 18. Armee (Generaloberst von Küchler), die 16. Armee (Generaloberst Busch) sowie die Panzergruppe 4 (Generaloberst Hoepner). 16 finnische Divisionen[48] und fünf deutsche Gebirgsdivisionen (General Dietl), zählten ebenfalls dazu. Insgesamt umfasste diese Heeresgruppe 29 Divisionen mit 570 Panzern. Hauptstoßrichtung war Leningrad, das über die gut ausgebauten Straßen nach Dünaburg und Riga, welche sich südlich des Peupussees trafen, erreicht werden sollte. Ergänzt wurde die Heeresgruppe Nord durch die Luftflotte 1 (Generaloberst Keller). Smolensk war die Hauptstoßrichtung der Heeresgruppe Mitte, die aus der 4. Armee (Generalfeldmarschall von Kluge), 9. Armee (Generaloberst Strauß), die Panzergruppe 2 (Generaloberst Hoth) und die Panzergruppe 3 (General Guderian) zusammengesetzt war. Alles in allem zählten 49 Divisionen mit 930 Panzern dazu. Anzumerken ist hier, dass nach der Überquerung der von der sowjetischen Westgrenze bis Smolensk reichende Ebene, als „Rollbahn“ bezeichnet, nach der Eroberung Smolensks der Vormarsch gestoppt werden sollte. Im Anschluss daran sollten weitere Befehle folgen, weil Leningrad, Stalingrad und die Krim in Hitlers Augen politisch und wirtschaftlich gesehen als bedeutender angesehen waren als Moskau.[49] Somit gewann die Heeresgruppe Mitte nach der deutschen Planung die Rolle einer Reserve für weitere Operationen in der Sowjetunion. Unterstützung erfolgte durch die Luftflotte 2 (General Kesselring). In den Zuständigkeitsbereich der Heeresgruppe Süd fiel die Eroberung der wirtschaftlich bedeutsamen Ukraine. Zusammengesetzt war die Heeresgruppe Süd aus der 6. Armee (Generalfeldmarschall von Reichenau), 7. Armee (General Stülpnagel), 11. Armee (General von Schobert) und der Panzergruppe 1 (Generaloberst von Kleist). Ergänzt wurde die Heeresgruppe durch die Luftflotte 4 (Generaloberst Löhr). Außerdem kamen rumänische, slowakische und ungarische Verbände hinzu.[50] Es ist an dieser Stelle zu bemerken, dass eine Kooperation zwischen den Heeresgruppen Mitte und Süd bis zum Erreichen des Dnjepr nicht möglich war, da sich zwischen ihnen die weitläufigen Pripjetsümpfe befanden. Insgesamt überschritten am 22. Juni 1941 um 03h15 morgens 145 Divisionen, inklusive 28 Divisionen der verbündeten Staaten, die Grenze zur Sowjetunion.[51] Am Unternehmen „Barbarossa“, das „von Finnland bis zum Schwarzen Meer“[52] reichte, beteiligten sich also insgesamt rund 3,2 Millionen Soldaten[53], 3350 Panzer, 2000 Flugzeuge sowie 600.000 LKW und Pferdegespanne. Zu der erwähnten Anzahl der Soldaten addierten sich bis zum Wintereinbruch 1941 noch rund 50.000 Freiwillige, die teils aus den besetzten Ländern wie Belgien, Dänemark, Frankreich und den Niederlanden, teilweise auch aus neutralen Staaten wie Spanien, vereinzelte auch aus Schweden und der Schweiz, stammten. Ein kleiner Teil der Kriegsfreiwilligen, der als „[g]ermanisch“ eingestuft wurde, kam zur Waffen-SS, die übrigen zur Wehrmacht.[54] Die Kriegführung sollte nach der schon „üblichen“ Blitzkriegsstrategie erfolgen, die einen unvorangekündigten Angriff der Luftwaffe vorsah, ehe gepanzerte Einheiten weit ins gegnerische Gebiet vorstießen, um in Zangenbewegungen Kessel zu schaffen.[55] Die „Abteilung Fremde Heere Ost“ bezifferte in ihrem Bericht vom April 1941 die Stärke der sowjetischen Truppen auf insgesamt 211 Divisionen, die an der Westgrenze auf zusammen vier „Fronten“ aufgeteilt waren. So verteilten sich im Sommer 1941 die „Nordfront“ unter der Führung Popows, die „Nordwestfront“ unter Kusnezow, die „Westfront“ unter Pawlow und die „Südwestfront“ unter Kirponos vom nördlichen Polarkreis bis hin zum Schwarzen Meer. Ihre Gesamtstärke wich entscheidend von den Schätzungen der deutschen Seite ab, die insgesamt eine Stärke von 246 Divisionen gegenüber den bezifferten 211 aufwiesen.[56] Sie setzten sich demnach aus 145 Infanteriedivisionen, 26 Kavalleriebrigaden und 40 motorisierten Brigaden mit insgesamt circa 10.000 Panzern zusammen. In dem Bericht wurde auch deutlich gemacht, dass es sich bei dem sowjetischen Material überwiegend um veraltete Fahrzeuge und Waffen handelte, also den deutschen eine qualitative Überlegenheit zusicherte.[57] Unmittelbar nach dem Beginn des „Kreuzzug[es] gegen den Bolschewismus“[58] oder dem Feldzug zum Gewinn von „Lebensraum“[59], wie Hitler den Feldzug nannte, versuchte er Japan ebenfalls zu einem Angriff auf die Sowjetunion zu bewegen. Jedoch stieß er schon sehr bald auf Ablehnung. Hintergrund war die Ersetzung des bisherigen japanischen Kabinetts Konoe. Das neue Kabinett verfolgte das Ziel einer „Asiatischen Wohlstandsphäre“ und sah ein Vorgehen gegen britische Stützpunkte in Asien und im Pazifik als Priorität vor.[60]

 

3.1.2 Finnland, die Heeresgruppe Nord und Leningrad

 

Schon am ersten Tag des Feldzuges gelang es der Heeresgruppe Nord, mehr als 50 Kilometer tief in sowjetisches Gebiet vorzudringen.[61] Der Widerstand der Roten Armee im Baltikum ist als sehr unterschiedlich zu erachten. Teilweise leistete sie heftige Gegenwehr, wie bei Dünaburg oder Rasejnaj, teilweise fehlte die Gegenwehr völlig.[62] Es zeigte sich hier recht bald die erste Krise der deutschen Wehrmacht. Auf Grund der größtenteils nur unzureichenden Motorisierung der Divisionen musste der Vormarsch bei Dünaburg angehalten werden, um das Gros der Infanterie nachrücken zu lassen. Deshalb verstrich für die Deutschen wertvolle Zeit für die Eroberung Leningrads und ließ den Verteidigern die Möglichkeit, Befestigungen zu errichten.[63] Dasselbe Problem wiederholte sich weiter nördlich, als am 14. Juli 1941 der letzte große Fluss vor Leningrad, die Luga, überquert wurde. Erneut mussten die deutschen Angriffsspitzen warten, bis die 16. und 18. Armee nach den Kämpfen im Baltikum den Anschluss gefunden hatten. Als dies am 08. August 1941 der Fall war, stießen die deutschen Truppen weiter vor und eroberten Nowgorod sowie Teile des Ilmenseeufers. Eine Einschließung Leningrads zeichnete sich zu diesem Zeitpunkt immer mehr ab. Innerhalb der Stadt wurde begonnen, sich auf einen Belagerungszustand einzurichten, wobei eine Räumung von sowjetischer Seite ausdrücklich verboten worden war.[64] Die deutsche Führung beschloss, vorerst Leningrad nicht einzunehmen, sondern zunächst zu belagern, um die Zustände innerhalb der Stadt erheblich zu verschlimmern.[65] Nach der Belagerung der Stadt stieg die Kriminalität sprunghaft an. So begann diese sich im Winter 1941/42 teilweise zu organisieren, was häufig zu Überfällen von Gruppen von „Strafgefangene[n], Deserteure[n] und elternlose[n] Jugendliche[n] […] häufig bewaffnet“[66] auf Lebensmittelgeschäfte führte. Im Anschluss daran flossen diese Güter häufig auf den sich rasch entwickelnden Schwarzmarkt. Zeitgleich bildete sich eine extremere Form der Kriminalität heraus, und zwar die des Kannibalismus. Zumeist handelte es sich bei den Tätern um Menschen, die keinerlei Existenzgrundlagen aufwiesen.[67] Durch das bewusst in Kauf genommene Chaos und Elend zeigte sich deutlich der Charakter dieses Feldzuges nur zu offensichtlich, der von Anfang an die Differenz der Perspektiven zwischen Hitler und der Militärführung zeigte. Während die Generalität den Krieg als Auseinandersetzung zweier Armeen ansah, so sah Hitler darin vielmehr einen ideologischen „Vernichtungskampf zweier Zivilisationsformen“[68]. Es erging der Befehl, eine Kapitulation der Stadt abzulehnen und sie nach der Einnahme vollständig zu zerstören.[69] Bis dahin sollte jedoch die Front für Flüchtlinge durchlässig bleiben. Dahinter stand der Gedanke, das ohnehin schon enorme Flüchtlingschaos im sowjetischen Hinterland noch zu vergrößern.[70] Des Weiteren erhielt die 16. Armee die Anweisung, das 200 Kilometer entfernte Archangelsk einzunehmen und so neben der Vereinigung mit den finnischen Streitkräften auch die wichtigen...

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