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Ursachen und Folgen einer Niedrigzinspolitik der öffentlich-rechtlichen Banken in Deutschland

AutorAlexander Malitsky
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl76 Seiten
ISBN9783656758631
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich VWL - Geldtheorie, Geldpolitik, Note: 1,3, 2. Schulpraktisches Seminar (S) Treptow-Köpenick, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende wissenschaftliche Ausarbeitung untersucht die mittelbaren und unmittelbaren Auswirkungen einer Niedrigzinsphase auf die gegenwärtige und zukünftige Ertragssituation von deutschen Sparkassen und Landesbanken. In einem praxisorientierten Kontext soll mit Abschluss der Arbeit eine präzise Positionierung und Beantwortung der anschließenden These generiert werden.

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Leseprobe

2 Grundsätzlicher Gegenstandsbereich der Niedrigzinspolitik


 

In dem nachfolgenden Kapitel erfolgt eine Thematisierung des theoretischen Fundaments der Geldpolitik. Dabei wird sowohl diese in Korrelation zu den wesentlichen Akteuren einer Wirtschaft gesetzt, wie auch das Instrument des Leitzinssatzes exakter untersucht. Daraufhin erfolgt eine grundsätzliche Rahmenbildung für die Thematik der Niedrigzinspolitik. Nach erfolgter Definition kommt es zur Analyse der Ursachen und Ziele sowie möglicher Risiken einer nachhaltigen Niedrigzinspolitik für die Volkswirtschaft selbst, ferner auch für einzelne Wirtschaftssubjekte. Dabei erfolgt eine Priorisierung von unmittelbaren und mittelbaren Profiteuren, ebenso wie Benachteiligten einer Niedrigzinsphase. Diese theoretische Aufarbeitung fungiert im weiteren Verlauf der Arbeit als Verständnisgrundlage zur Beantwortung und Analyse der Kernthese.

 

2.1 Einleitung in die Theorie der Geldpolitik


 

Bevor es zur Analyse des Ziels einer Zentralbank, vorrangig das Ziel der Geldwertstabilität, kommen kann, muss zunächst der Begriff des Geldes einer Definition unterzogen werden. Für den Einsatz von Geld in einer komplexen Volkswirtschaft sprechen drei ausschlaggebende Funktionen: die Tauschmittel-, Rechenmittel- und Wertaufbewahrungsfunktion. Als komplex gilt eine Wirtschaft bereits bei Vorhandensein von zwei oder mehr Wirtschaftssubjekten, da lediglich bei der Eine-Person-Volkswirtschaft[1] Geld zum irrelevanten Faktor wird.[2] Die Tauschmittelfunktion bezeichnet, unter Voraussetzung jeglicher Tauschfreiheiten einer Marktwirtschaft, die Möglichkeit eine festgelegte Menge Geld in ein Objekt zu tauschen. Zusätzlich impliziert die Rechenmittelfunktion eine Bepreisung der Tauschgüter, beispielswiese durch eine vorgegebene Relation von X-Mengen Geld zu einer Menge Y des Tauschobjektes. Abschließend ermöglicht Geld durch die Wertaufbewahrungsfunktion eine temporäre Verzögerung zwischen dem Zeitpunkt des Wunsches und dem tatsächlichem Konsum zu generieren sowie personenspezifisch mittel- bis langfristige Sparintentionen zu erfüllen.[3]

 

Mit dem Ziel die oben genannten Funktionen einzuhalten, benötigt Geld bestimmte Charakteristika wie Unverderblichkeit, Teilbarkeit, Homogenität, Transportierbarkeit und Wertbeständigkeit.[4] Insbesondere der letzte Aspekt obliegt der Geldpolitik einer Markt- bzw. Volkswirtschaft. Rückblickend auf historische, geldpolitische Interaktionen können zwei Strategien der Geldwertsicherung differenziert werden. Erstere beabsichtigt durch die gezielte Knapphaltung der Geldmittel im Verhältnis zu den Gütern eine Geldwertstabilität herbeizuführen. Die zweite Strategie basiert primär auf der Zusicherung Geldmittel jederzeit und zu einer festen Relation in ein anderes Aktivum umzutauschen, wobei die Konvention zwischen den Marktteilnehmern als Grundvoraussetzung für das Vertrauen in die Existenz eines derartigen Vermögensbestandes gilt.[5] Die Vorgehensweise und Anwendung der oben genannten Strategien sowie weiteren Instrumentarien, obliegt den Zentralbanken einzelner Volkswirtschaften. Als primäres Kernziel von Zentralbanken kann somit grundsätzlich die Preisstabilität der eigenen Währung subsumiert werden. Lediglich an zweiter Rangfolge steht die aktive Unterstützung der Wirtschaftspolitik.[6] Als Indikator zur Messung der Preisstabilität gilt die Preis-steigerungs- oder Inflationsrate, welche mittels eines breiten Spektrums von Eingriffen durch die Zentralbank und dessen Geldpolitik tangiert wird. Insbesondere das Instrument des Refinanzierungszinssatzes, jenem Preis des Geldes zu welchem eine Zentralbank Liquidität für den Bankensektor einer Wirtschaft anbietet, hat eine elementare Relevanz. Durch Variation des Preisniveaus und somit der Höhe des Refinanzierungszinssatzes, kann die Zentralbank unmittelbaren Einfluss auf die Höhe der Geldmenge im Wirtschaftskreislauf ausüben. Basierend auf einem Drei-Ebenen-Modell der Geldpolitik kann der Bankensektor folglich Zinsniveaus und Liquidität an den Nichtbankensektor weiterreichen (vgl. Abb. 1).[7]

 

 

Abb. 1: Die drei Ebenen der Geldpolitik

 

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Wildmann, L (2010), S. 144.

 

2.2 Theoretische Grundlage zum Instrument Leitzinssatz


 

Wie bereits zuvor erwähnt, gilt das Instrument des Leitzinssatzes als wichtigstes zur Erreichung der Ziele einer Währungs- bzw. Wirtschaftsstabilität. Durch den Einsatz dieses Instrumentes kann die Zentralbank indirekt Einfluss auf die Preise, folglich auch die Preisentwicklungen nehmen. Aufgrund der Korrelation zwischen Geldmenge und Preisen einer Wirtschaft, erfolgt durch Erhöhung bzw. Reduzierung des ersteren eine gleichgerichtete Entwicklung des letzteren. Basierend auf dem Drei-Ebenen-Modell der Geldpolitik, reichen die Geschäftsbanken Veränderungen im Leitzinssatz über die Höhe der Zinsen für Kredite an die Realwirtschaft weiter.[8] Sieht sich die Zentralbank mit einer inflationären Entwicklung konfrontiert, so lenkt sie durch Erhöhung des Leitzinssatzes einer verstärkten Kreditvergabe entgegen. Den Kreditinstituten, welche ihre Liquidität ursprünglich bei der Zentralbank beschaffen, verbleibt vor dem Hintergrund von sinkenden Zinsmargen lediglich die Möglichkeit eine Erhöhung der Zinsen an die Realwirtschaft weiterzureichen. Ein exakt entgegengesetzter Prozess wird initiiert, sofern die Geldwertstabilität durch deflationäre Entwicklung geschädigt wird.[9]

 

Zusätzlich kann der Leitzinssatz als Instrument zur Behebung von Störungen auf der Ebene der Geschäftsbanken zum Einsatz kommen. In der Regel funktioniert der Interbankenmarkt, jener Markt an welchem sich die Kreditinstitute untereinander Geld verleihen, einwandfrei und ist von einer hohen Liquidität gekennzeichnet. Treten dennoch Situationen oder Ereignisse ein, in welchen diese Liquidität gefährdet ist, beispielsweise durch das Auftreten einer Vertrauensabwesenheit zwischen den Geldhäusern, so kann dies zu einer Entkräftung von sonstigen Maßnahmen auf der Ebene der Zentralbank führen. Diese kann in derartigen Ausnahmesituationen mit einem (kurzfristigen) Senken des Leitzinses für die Bereitstellung der benötigt Liquidität sorgen.[10] Für den Vorzug des Refinanzierungszinssatzes vor anderen validen Geldmarktinstrumenten einer Zentralbank spricht einerseits die sehr hohe mediale Aufmerksamkeit ebenso wie die damit einhergehende positive psychologische Wirkung eines Sicherheitsgefühls der Wirtschaftssubjekte gegenüber einer möglichen Illiquidität. Andererseits obliegt die nachfrageorientierte Zuteilung von Liquidität dem Marktmechanismus und wird mit diesem Instrument keinem Pauschalitätszwang unterzogen.[11]

 

In Abhängigkeit der politischen Ordnung in welcher eine Zentralbank die Arbeit verrichtet, gilt grundsätzlich die Unabhängigkeit einer Zentralbank von politischen Akteuren oder sonstigen Gemeinschaftsorganen. Diese ist notwendig um die Geldpolitik vollständig und uneingeschränkt entsprechend der gesonderten Ziele auszurichten.[12]

 

2.3 Ursachen und resultierende Ziele einer Niedrigzinspolitik


 

Als Niedrigzinspolitik wird ein Zustand tituliert, in welchem der Refinanzierungszinssatz der Zentralbank sich in einem Spektrum von 0,00% und 1,00% bewegt.[13] Diese spezielle Art der Geldpolitik illustriert in bestimmten wirtschaftlichen Situationen eine äußerst effektive Handlungsweise zur Stabilisierung des Geldwertes.

 

Ein primäres Einsatzfeld ist die Senkung des Leitzinses bei einer nachhaltigen konjunkturellen Problemsituation, da insbesondere in Zeiten einer Rezession die latente Gefahr von Deflation existiert. Eine schwache wirtschaftliche Situation kann sogar zu dem Prozess einer Deflationsspirale führen, in welchem die Investitionsaffinität der Unternehmen abnimmt und folglich die Arbeitslosenzahlen steigen. Weiter käme es, resultierend aus einer sich verschlechternden Bonität der Unternehmen, zur Einschränkung der Kreditvergabe durch den Bankensektor, in Verbindung mit einem Einbruch der Konsumentennachfrage und folglich auch der Preise. Mittels Senkung der Refinanzierungszinsen ist eine Zentralbank in der Lage den oben beschriebenen Prozess zu unterbrechen, bestenfalls sogar umzu-lenken. Diese Umlenkung wäre bereits durch Weiterreichung der gesenkten Zinsen von den Geschäftsbanken an den Nichtbankensektor und der folgenden Erhöhung der Produktion, des Konsums und der Preise erreicht.[14] Unter Umständen können auch außerordentliche Ereignisse, wie Terroranschläge oder Naturkatastrophen, zur plötzlichen Entstehung des obigen Prozesses und dem einhergehenden Erfordernis einer Niedrigzinspolitik führen.[15]

 

Eine weitere Ursache für die Einleitung einer Niedrigzinsphase ist die der überhöhten volkswirtschaftlichen Verschuldung. Das Ziel einer Zentralbank wäre in einem derartigen Szenario das Vermindern der Reallast durch eine...

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