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E-Book

Venture Capital, Business Angels und Crowdfunding. Möglichkeiten der Finanzierung und Kapitalbeschaffung für Start-ups

AutorCarolin Erkal
VerlagStudylab
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl97 Seiten
ISBN9783960952183
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Unternehmensgründungen sind ein zentraler Baustein der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes. Investitionen und unternehmerisches Wachstum sind jedoch trotz guter Ideen ohne die Verfügbarkeit entsprechender Mittel nicht realisierbar. Gerade eine ausreichende Liquidität ist für die Existenz eines Start-ups überlebensnotwendig. Oft erfordert die Entwicklung wachstumsstarker und innovativer Unternehmen Kapitalerträge, die deutlich über die finanziellen Möglichkeiten der Gründer beziehungsweise Unternehmer hinausgehen. Die Möglichkeiten einer Fremdfinanzierung über Kreditinstitute sind für Unternehmensgründungen heutzutage allerdings sehr begrenzt. Die Autorin Carolin Erkal geht in dieser Publikation deshalb alternativen Finanzierungsmöglichkeiten nach. Venture Capital, Business Angels und Crowdfunding sind Konzepte mit je eigenen Vor- und Nachteilen. Was sie Unternehmern im Hinblick auf Finanzierung und Kapitalbeschaffung bieten können, erklärt Carolin Erkal in diesem Buch. Aus dem Inhalt: -Unternehmensgründung; -Start-up; -Finanzierung; -Kapital; -Kredit; -Business Angels; -Crowdfunding

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Leseprobe

3 Venture Capital


 

3.1 Definition


 

Für den Begriff „Venture Capital“ gibt es im Deutschen keine einheitliche Übersetzung, er kann jedoch in etwa mit den Begriffen Wagnis-, Unternehmungs-, Risiko- oder Chancenkapital gleichgesetzt werden.[37] Vom englischen Begriff „Venture“, der ein durch Chance, Risiko und Gefahr gekennzeichnetes Unterfangen bezeichnet, lässt sich ableiten, dass Venture Capital eine besondere Art der Beteiligungsfinanzierung an einem Unternehmen ist, das neben einem großen Wachstumspotenzial auch durch ein hohes Risiko gekennzeichnet ist. So bezieht der Begriff sowohl den negativen Aspekt des Risikos, als auch den positiven Aspekt der dahinterstehenden Chance mit ein.[38] In dieser Arbeit wird jedoch, aufgrund des Fehlens einer zufriedenstellenden Übersetzung, weiterhin der Begriff „Venture Capital“ verwendet. Die zu finanzierenden Unternehmen befinden sich noch in der Phase der Forschung, Entwicklung sowie Markterschließung und zeichnen sich dadurch aus, dass sie noch kein Produkt bzw. keine Dienstleistung am Markt anbieten.[39] Im Rahmen der Venture Capital-Finanzierung überlassen Venture Capital-Geber den Start-ups hohe Investitionssummen und erhalten im Gegenzug dafür Geschäftsanteile und Mitbestimmungsrechte. Ziel des Investments ist es, dass das Start-up expandiert und/oder wirtschaftlich wächst sowie die möglichst hohe gewinnbringende Veräußerung der Geschäftsanteile nach einer begrenzten Investitionsperiode durch den Venture Capital-Geber.[40] Neben der Finanzierung werden dem Unternehmen auch nicht-finanzielle Unterstützerleistungen, sogenanntes „Value Adding“, zur Verfügung gestellt, weswegen Venture Capital auch als „Smart Money“ bezeichnet wird.[41] Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Kreditfinanzierung, erklären sich Venture Capital-Geber ohne Stellung von Sicherheiten durch den Venture Capital-Nehmer zu einer langfristigen Finanzierung bereit. Üblicherweise erfolgt dies in Form von haftendem Eigenkapital, das weder verzinst noch zurückgezahlt werden muss[42] und dies über eine aktive oder stille Teilhabe.[43] Der Venture Capital-Geber trägt somit das unternehmerische Risiko des Start-ups als haftender Mitgesellschafter, ist damit im Gegenzug aber auch unmittelbar am Erfolg des Unternehmens beteiligt.[44] Venture Capital ist für Start-ups und Gründer neben den üblichen Finanzierungsquellen wie Banken, die bspw. aufgrund des nicht absicherbaren Finanzierungsrisikos nicht zur Verfügung stehen, von elementarer Bedeutung,[45] wobei auch bereits etablierte Unternehmen auf diese Quelle zur Wachstumsfinanzierung zurückgreifen.[46] Da dem Unternehmen durch einen Investor Kapital von außen zugeführt und dieser im Zuge der Kapitalbereitstellung Anteilseigner wird, fällt die Finanzierung durch Venture Capital innerhalb der Möglichkeiten der Außenfinanzierung unter die Eigen- oder Beteiligungsfinanzierung.[47] Weiterhin kann zwischen informellem und formellem Venture Capital unterschieden werden. Eine detailliertere Auseinandersetzung diesbezüglich erfolgt unter Punkt 3.3.

 

3.1.1 Abgrenzung von Venture Capital und Privat Equity


 

Eine einheitliche Definition und Abgrenzung der Begriffe „Venture Capital“ und „Private Equity“ ist sowohl in der Literatur, als auch in der Praxis nicht zu finden. Dabei werden die Begriffe teilweise synonym verwendet. In Deutschland setzt sich mittlerweile immer mehr das angelsächsische Begriffsverständnis durch.[48] Demzufolge ist Private Equity der Oberbegriff des Anlagesegments vorbörslicher Firmenbeteiligungen[49] und umfasst neben Venture Capital auch Mezzanine und Buy-Outs.[50] Da die Venture Capital-Finanzierung damit nur einen Teilbereich des Private Equity-Marktes ausmacht und somit als untergeordnetes Teilsegment angesehen werden kann, gilt es, eine Abgrenzung zwischen Private Equity im Allgemeinen und Venture Capital im Speziellen vorzunehmen.[51] Während Venture Capital Eigenkapital für kleine und mittlere private Unternehmen verkörpert, die zum Finanzierungszeitpunkt noch nicht börsennotiert, dabei jedoch durch eine besondere Technologie oder ein innovatives Konzept mit hohem Potential gekennzeichnet sind, beschreibt Private Equity Investitionen späterer Finanzierungsphasen. In beiden Fällen erfolgt die Kapitalbereitstellung in Form von voll haftendem Eigenkapital.[52] In diesem Zusammenhang beteiligen sich VCG, die unter den Begriff der Venture Capital-Geber fallen, i.d.R. mit Minderheitsanteilen in frühen Unternehmensphasen, wohingegen Private Equity-Fonds häufig kontrollierende Mehrheitsanteile an für gewöhnlich etablierten Unternehmen übernehmen, die mitunter sogar börsengelistet sind und einen stabilen Cashflow haben.[53] Neben dem präferierten Unternehmenstyp und der Unternehmensphase, können der folgenden Tabelle weitere Unterschiede zwischen Venture Capital und Private Equity entnommen werden.

 

Tabelle 1: Unterschied Venture Capital - Private Equity

 

 

Quelle: Leitinger u.a. (2000), S. 89

 

Für Start-ups handelt es sich bei beiden Finanzierungsarten um wichtige Kapitalquellen, um unternehmerisches Wachstum zu generieren, den Wert der Geschäftsanteile zu erhöhen und schließlich den Break-Even-Point zu erreichen. Eine scharfe Trennung zwischen ihnen existiert jedoch nicht, da beide gemeinsame Merkmale haben und sich in der Praxis oftmals vermischen.[54]

 

3.2 Segmente und Teilnehmer des Venture Capital-Marktes


 

Der Abbildung 2 ist zu entnehmen, dass sowohl private Venture Capital-Anbieter, als auch institutionelle Venture Capital-Anbieter, zu den Teilnehmern des Venture Capital-Marktes zählen. Dabei lässt sich dieser in den informellen und den formellen Venture Capital-Markt gliedern. Die Trennung erfolgt anhand des Organisationsgrades des Marktes und der Renditeorientierung.[55] Wie bereits unter Punkt 3.1 definiert, erhalten die Venture Capital-Anbieter im Rahmen der Venture Capital-Finanzierung Anteile am Unternehmen. Zu überprüfen ist, ob das Kapital dem informellen oder dem formellen Venture Capital zuzuordnen ist, wobei das wesentliche Abgrenzungskriterium der Finanzintermediär ist, der zwischen den Investoren und den zu finanzierenden Unternehmen steht.[56] Im Folgenden wird der Venture Capital-Markt in die Segmente informeller bzw. formeller Venture Capital-Markt gegliedert. Dazu werden die unterschiedlichen Anbieter einer näheren Betrachtung unterzogen und die Beteiligungsform geklärt.

 

Abbildung 2: Verschiedene Kapitalgeber im Venture Capital

 

 

Quelle: Wöhe/Bilstein/Ernst/Häcker (2013), S. 174

 

3.2.1 Informeller Venture Capital-Markt


 

Das Kapital, das von privaten Venture Capital-Gebern zur Verfügung gestellt wird, wird als „informelles Venture Capital“ oder auch „nicht-institutionalisiertes Venture Capital“ bezeichnet.[57] Die Bezeichnung informell weist dabei nicht etwa auf das Fehlen vertraglicher Vereinbarungen oder Formalitäten, sondern auf den geringen Organisationsgrad des informellen Venture Capital-Marktes hin, der auch als der Ursprung der Risikokapitalfinanzierung bezeichnet wird.[58] Außerdem ist dieser von hoher Heterogenität der Marktteilnehmer und somit auch hoher Intransparenz geprägt, da die Akteure nur mit erheblichem Aufwand und persönlichen Kontakten zu ermitteln sind. Im Rahmen der informellen Venture Capital-Finanzierung investieren die Marktteilnehmer persönliches Kapital direkt in Form einer offenen oder stillen Beteiligung in das zu finanzierende Unternehmen.[59] Neben informellem Venture Capital stellen sie zusätzliche Leistungen wie Management- und Unterstützungsleistungen zur Verfügung.[60] Abgesehen von der Konstruktion des primär steuerlich motivierten Quasi-Fonds, bei dem i.d.R. Banken als Kapitalvermittler und Treuhänder für Einzelpersonen oder kleine Gruppen von Fondsinvestoren auftreten, ist der Einsatz von Intermediären in diesem Segment nicht üblich.[61] Durch die direkte Beteiligung erwerben die auf diesem Markt agierenden Venture Capital-Geber Anteile am Unternehmen und partizipieren damit am künftigen Wertzuwachs, wobei im Unterschied zum klassischen Darlehen weder Zinszahlungen noch Tilgungen anfallen.[62] In diesem Zusammenhang erhalten sie die volle Rendite und müssen überdies keine Managementgebühr entrichten.[63]

 

Zu den privaten Venture Capital-Anbietern zählen neben Familienangehörigen und Freunden, die hauptsächlich wegen ihrer persönlichen Bindung zu dem Unternehmer ihr Kapital bereitstellen,[64] auch BAs.[65] Da diese die wesentlichen Akteure des informellen Venture Capital-Marktes sind,[66] wird ihnen im Rahmen dieser Arbeit das Kapitel 4 gesondert gewidmet. Familienangehörige und Freunde werden, da sie im Gegensatz zu BAs neben ihrem Kapital keine ungemeinen...

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