Die Refinanzierung von marktrelevanten Banken ist von einer Vielzahl von externen und internen Einflussfaktoren determiniert. In den folgenden Unterkapiteln werden ausgewählte Faktoren vorgestellt, die auf die Auswahl der Instrumente Einfluss nehmen.
Zuerst werden die externen Einflussfaktoren dargestellt. Das sind die Faktoren, die eine marktrelevante Bank nicht determinieren kann und von Dritten bestimmt werden.
Im Prepaymentrisiko bestehen für marktrelevante Banken die Risiken in der Losgrößen-, Fristen- und Risikotransformation. Diese werden im Folgenden dargestellt.
Losgrößentransformation
Losgrößentransformation bedeutet eine quantitative Anpassung der Kapitalbeträge. Solche Transformationen sind nötig, weil die Volumina von Angebot und Nachfrage in den meisten Fällen nicht übereinstimmen. [87] So benötigt ein Finanzinstitut beispielsweise einen großen Betrag an Fremd- oder Eigenkapital, während einzelne Anleger nur deutlich geringere Beträge investieren möchten. Der Finanzmarkt bringt die Vorstellungen von Kapitalgebern und -nehmern bezüglich der zu handelnden Beträge (Losgrößen) in Übereinstimmung, indem er die jeweiligen Händler zusammenführt und Angebot und Nachfrage ausgleicht. Er erfüllt so die Funktion der Losgrößentransformation. Für gewöhnlich sind die Größen von Investments heterogen verteilt. Da Banken ihre Einlagen poolen, können diese gebündelt oder aufgeteilt werden, um dem Investitionsbedarf gerecht zu werden. Analog dazu vereinfachen Finanzintermediäre die geografische Allokation. Solange Banken über liquide Geldmärkte zur Finanzierung verfügen, erhöht die zielgerichtete Kapitalallokation die Markteffizienz, ohne Risiken umzuverteilen oder gar zu erhöhen.[88]
Fristentransformation
Die Aufgabe der Fristentransformation besteht darin, für einen Ausgleich zwischen den divergierenden Kapitalüberlassungsfristen zu sorgen. Kapitalgeber wollen ihre Mittel gerne so anlegen, dass sie bei Bedarf schnell über das Geld verfügen können. Demgegenüber kommt den Kreditsuchenden ein längerfristiger Kredit entgegen, insbesondere wenn sie langfristig disponieren müssen oder wenn ein günstiges Zinsniveau besteht.
Dass Banken gegen das Prinzip der Fristenkongruenz verstoßen können, ist darauf zurückzuführen, dass ein Teil der rechtlich kurzfristigen Einlagen den Banken faktisch über einen längeren Zeitraum zur Verfügung steht.[89] Dieses System tendiert jedoch zur Instabilität, sollte das Verhältnis langfristiger Anlagen zu kurzfristigen Verbindlichkeiten übertrieben werden. Dies ist insbesondere bei illiquiden Anlageformen wie zum Beispiel Hypotheken problematisch. Faktoren, die stabilitätsfördernd wirken, sind funktionierende Sekundärmärkte sowie Hedging-Instrumente.[90]
Risikotransformation
Der natürliche Diversifikationseffekt, den Banken durch die Vergabe einer Vielzahl von Krediten erhalten, senkt das Kreditrisiko des Gesamtgeschäfts. Analog dazu wird das Liquiditätsrisiko durch die große Anzahl an Einlegern verringert. Somit wird ein Interessenausgleich zwischen den unterschiedlichen Risikowünschen von Kapitalangebot und –nachfrage angestrebt. [91] Skaleneffekte vereinfachen in der Regel das Risikomanagement der Banken, da sie einen besseren Zugang zu Informationen und Hedging-Instrumenten haben, als einzelne Kreditgeber.[92]
Das Delinquencyrisiko umschreibt die auftretenden Liquiditätsprobleme eines Emittenten bei verzögerten Zahlungsströmen aus den ausgereichten Darlehen, die zur Sicherheitenstellung verwendet wurden. Zugleich beinhaltet es die Kosten für die zusätzliche Inanspruchnahme von alternativen Refinanzierungsquellen zum Ausgleich der Liquiditätslücke.[93]
Das passive Kreditrisiko resultiert einmal daraus, dass die bei der Aufnahme von Krediten durch die KI eingegangenen Bedingungen sich später als nachteilig erweisen, und zum andern daraus, dass Kredite, früher als normalerweise zu erwarten war, zurückgefordert werden. Die Ursachen dafür können in Zahlungsschwierigkeiten eines Gläubigerinstituts oder in einer sich speziell gegen das Schuldnerinstitut gerichteten Vertrauenskrise liegen, sind aber nicht selten auch in einer Änderung der gesamtwirtschaftlichen Verhältnisse zu suchen, sei es infolge konjunktureller Schwankungen, politischer Spannungen oder sonstiger unvorhersehbarer Einflüsse.[94]
Bei einer allgemeinen Zinssenkung z. B. stellt ein zu einem relativ hohen Zinssatz aufgenommener langfristiger Kredit eine Belastung für das KI dar. Das gleiche ist der Fall, wenn bei einer allgemeinen Erhöhung des Zinsniveaus ein kurzfristig aufgenommener relativ billiger Kredit durch einen mit höherem Zinssatz ersetzt werden muss oder der Kreditgeber für einen langfristig aufgenommenen relativ billigen Kredit durch Konvertierung einen höheren Zinssatz zu erreichen sucht.[95]
Die plötzliche Rückforderung von Krediten ist ebenfalls als ein mit der Kreditaufnahme verbundenes Risiko anzusehen; doch sind die Wirkungen, die davon ausgehen, ausschließlich liquiditätsmäßig von Bedeutung, so dass ebenso gut von einem Liquiditätsrisiko gesprochen werden kann. Das gilt auch für die unvermutete Rückforderung von Einlagen, die als passives Kreditrisiko zu bezeichnen ist, obwohl die Einlagen normalerweise nicht als Kredite angesehen werden.[96]
Die effektive Belastung von Emissionen lässt sich nur schwer prognostizieren. Diese ist zum einen von der Entwicklung des Referenzzinssatzes abhängig und zum anderen vom Platzierungsergebnis, das sich im durchschnittlichen Spread niederschlägt.[97]
Das Bonitätsrisiko ist eine Ausprägung des Gegenparteienrisikos und beschreibt die Gefahr von Forderungsausfällen durch eine mögliche Kreditwürdigkeitsänderung einer natürlichen oder juristischen Person, zu der eine wirtschaftliche Verbindung (z.B. in Form eines Kreditvertrages) existiert. Wird ein durch einen Insolvenzfall nur noch teilweise oder gar nicht mehr bedient, besteht für den Pfandbriefemittenten die Gefahr, dass er durch die ausbleibenden Rückzahlungsraten seinen eigenen Verpflichtungen gegenüber den Pfandbriefgläubigern in Form von Zins- und Tilgungsleistungen nicht mehr nachkommen kann.[98]
Zinsänderungsrisiken können als variable oder Festzinsrisiken auftreten.
Das variable Zinsänderungsrisiko besteht darin, dass höhere Passivzinsen, die der Geld- bzw. Kapitalmarkt verlangt, im Aktivgeschäft der Bank nicht weitergegeben werden können.
Bei Festzinsrisiken besteht die Gefahr, dass durch Festzinsvereinbarungen auf der Aktiv- und Passivseite in unterschiedlicher Betragshöhe bei einer offenen Position die variablen Zinsen fallen bzw. steigen. In beiden Fällen verringert sich die Zinsspanne.
Ein aktivisches Zinsänderungsrisiko entsteht durch einen Festzinsüberhang auf der Passivseite. Da dort ein höheres Volumen mit Festzinsvereinbarungen vorhanden ist, entsteht in Höhe der Differenz zum Festzinsvolumen auf der Aktivseite eine offene passivische Festzinsposition. Bei gesunkenem Zinsniveau fallen die Zinserlöse aus den variabel verzinsten Aktivpositionen, ohne dass die Refinanzierung angepasst werden kann.
Im Gegensatz hierzu entsteht ein passivisches Zinsänderungsrisiko durch einen Festzinsüberhang auf der Aktivseite. Durch das dort vorhandene höhere Volumen mit Festzinsvereinbarungen besteht in Höhe der Differenz zum Festzinsvolumen auf der Passivseite eine offene aktivische Festzinsdisposition. Bei gestiegenem Zinsniveau steigen die Zinskosten aus der variabel verzinsten Refinanzierung ohne Anpassungsmöglichkeit auf der Aktivseite. [99]
Hierbei besteht die Gefahr, dass ein Staat auch bei gegebener Fähigkeit Kredite zu vergeben im weitesten Sinne politisch motiviert die Linien schließt. Trotz grundsätzlichem Liquiditätsspielraum des Kontrahenten kann das Land – induziert durch Einflüsse, die in der politischen Führung, der inneren Ordnung, den sozialen Verhältnissen oder dem Rechtssystem begründet sein können – die Bereitstellung von Krediten gegenüber anderen Banken untersagt werden.[100]
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