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Verdacht in Dresden

3 Kriminalromane aus der Dresdner Neustadt

AutorErnst-Günther Tietze
Verlagepubli
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl204 Seiten
ISBN9783741820663
Altersgruppe12 – 18
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,49 EUR
Dieses Buch umfasst drei Kriminalromane über Mordfälle mit unterschiedlichen Hintergründen und Motiven, die in der Dresdener Neustadt geschehen und von drei Kriminalisten der Mordkommission geklärt werden: Kriminalhauptkommissar Jürgen Wellmann, Kriminaloberkommissar Mark Schuster Kriminalkommissarin Duru ?elik Gemäß § 211 StGB ist ein Mörder eine Person, die 'aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebes, aus Hab-gier oder sonst niedrigen Beweggründen ... vorsätzlich einen Menschen tötet.' Das recht häufige Mordmotiv Eifersucht wird im Gesetz mit dem Sammelbegriff 'Befriedigung des Geschlechtstriebes' erfasst. Neben den kriminalistischen Ermittlungen werden in allen drei Romanen auch die Lebensumstände der handelnden Personen ausführlich beschrieben, um die Hintergründe ihres Handelns verständlich zu machen.

Dipl.-Ing. Ernst-Günther Tietze, hat in seiner beruflichen Tätigkeit die zentrale Führung und Überwachung von Versorgungsnetzen durch zahlreiche Veröffentlichungen maßgeblich beeinflusst. Zur Belletristik ist er erst im Ruhestand gekommen. Seit 2000 hat er mehrere Romane geschrieben und veröffentlicht.

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Leseprobe

 

Was für eine schöne Leiche“, sagte Kriminalhauptkommissar Jürgen Wellmann leise, als er der Toten ins Gesicht schaute, „ein Jammer, dass diese Frau so jung sterben musste.“ Vor ihm lag eine etwa 30 jährige Frau mit langen rotblonden Haaren, deren übriger Körper mit einem Tuch bedeckt war. Wellmann war zum Klinikum Dresden-Neustadt gerufen worden, weil die Notfallärztin ein Verbrechen vermutete. Was er erfuhr, ließ ihn zur selben Ansicht kommen: Um 20:16 hatte ein anonymer männlicher Anrufer der Feuerwehr eine hilflose Person auf einer Bank am Alaunplatz gemeldet. Die Rettungssanitäter fanden die auf der Bank liegende Frau lebend und brachten sie zur Notaufnahme, wo sie nur noch schwach atmete und eine Sauerstoffmaske erhielt. Beim Entfernen ihres braunen Anoraks fand die Notärztin Blut auf dem rosa Pullover und beim weiteren Entkleiden einen tiefen Einstich unter der linken Brust. Der Stich hatte wohl zunächst nur die Hauptschlagader beschädigt, aber beim Umbetten nach dem Transport im Krankenwagen war sie aufgerissen und die Frau innerlich verblutet. Ehe die Ärztin etwas unternehmen konnte, kollabierte die Frau und war nicht mehr zu reanimieren. Weil die Ärztin eine Fremdeinwirkung erkannte, benachrichtigte sie die Mordkommission. Nach einer halben Stunde waren zwei Beamte in der Klinik.

„Eindeutig Mord“, sagte Wellmann und ließ die mit hellen Jeans und hochhackigen Pumps bekleidete Leiche in die Gerichtsmedizin überführen. Informationen über ihre Identität waren nicht zu finden, sie hatte weder Handtasche noch Handy bei sich, nur eine Goldkette mit einem Kreuz trug sie um den Hals. Nachdem die Rettungssanitäter das telefonisch bestätigt und die Bank gegenüber einem Haus am Bischofsweg als Fundort genannt hatten, schickte er die Spurensicherung zum Alaunplatz und fuhr mit seiner Kollegin Duru Čelik ebenfalls dorthin. Der Anblick der Toten ging ihm nicht aus dem Kopf. „Warum muss solche schöne junge Frau so grausam sterben?“, fragte er seine Begleiterin traurig, „sie hatte doch noch das ganze Leben vor sich.“ Frau Čelik wusste keine passende Antwort auf diese rhetorische Frage, doch auch an ihr war der Anblick der Toten nicht spurlos vorüber gegangen, sie war ja nur wenig jünger. „Ich bin sicher, der Mörder muss einen Grund gehabt haben“, antwortete sie nachdenklich. „Immerhin werden wir alles tun, um den Mord aufzuklären.“ Sie arbeitete gerne mit dem Hauptkommissar zusammen, der sie nach der Hochschule behutsam in die praktische Seite der kriminalistischen Ermittlungen eingeführt hatte, die das duale Studium nicht bieten konnte. Nach dem Tod ihres Vaters, der in Duisburg ein gut gehendes Lebensmittelgeschäft betrieben hatte, sah sie in ihm eine Art Ersatzvater.

Der Alaunplatz ist eine 14.000 m² große, von Bäumen, Büschen und Sitzbänken umrahmte Grünfläche im Norden der Dresdner Neustadt. Ursprünglich als Exerzierplatz angelegt, wurde er 1960 als Grünanlage umgestaltet und wird deshalb auch „Alaunpark“ genannt. Bei gutem Wetter dient er tagsüber als Liegewiese, doch wegen der späten Stunde waren jetzt nur wenige Menschen auf dem Platz. Die Spurensicherung fand auf der zwischen Büschen versteckten Bank Blutflecke und viele Fingerabdrücke, aber auf dem sandigen Spazierweg davor waren so viele Fußspuren, dass sich nichts erkennen ließ. „Anscheinend benutzen die Leute diesen Weg lieber als den Fußweg an der Straße hinter den parkenden Autos“, meinte der Spurensicherer enttäuscht. „So haben wir also nur die Blutflecken, die wahrscheinlich von der Frau stammen“, antwortete Wellmann, „verifizieren Sie das doch bitte mit der Leiche in der Pathologie.“ Der Spurensicherer nahm die Blutspuren und Fingerabdrücke von der Bank, und weil inzwischen 100 Meter von der Bank entfernte öffentliche Apparat als Quelle des Anruf bei der Feuerwehr geortet worden war, auch die Fingerabdrücke vom Hörer und Tastenfeld.

„Das ist verdammt wenig“ meinte Kommissarin Čelik, „wir wissen ja noch nicht mal, ob die Frau hier auf der Bank verletzt wurde oder sich mit dem Einstich hergeschleppt hat. Wäre es möglich, dass sie aus der näheren Umgebung stammt?“ „Das ist eine gute Idee“, dachte Wellmann laut. „Sie haben ja ihr Bild auf dem Handy. Fragen Sie bitte mal in den Häusern drüben nach, ob jemand sie kennt.“ „Ay ay, Sir“, antwortete die Kommissarin und ging zu den Wohnhäusern auf der Straßenseite gegenüber. Wellmann mochte die junge Kollegin, die vor einem halben Jahr von der Polizeihochschule in sein Team gekommen war. Mit seinen 64 Jahren könnte sie fast seine Enkelin sein, und so etwas fühlte er auch für sie. Dass sie türkische Wurzeln hatte, merkte man ihr nicht an, es war aber nützlich im Umgang mit muslimischen Asylanten. Manchen jungen Männern aus dieser Gruppe machte sie deutlich klar, dass Frauen kein Freiwild, sondern gleichberechtigte Persönlichkeiten sind, die selbstständig entscheiden, mit wem sie sich einlassen. In der Kultur dieser Männer sind Frauen Geschöpfe zweiter Klasse, die sich ihrem Willen unterzuordnen haben. Und die freizügige Bekleidung westeuropäischer Frauen lässt die Männer denken, sie seien offen für Annäherungen.

Wellmann erwartete seine Pensionierung im nächsten Jahr, da würde er endlich Zeit haben, mit seiner Frau, einer Lehrerin, eine lange Reise ans Mittelmeer zu unternehmen. Sie war zwar zwei Jahre jünger, wollte sich aber frühverrenten lassen, um mit ihm zusammen fahren zu können. In der DDR war es ihnen beiden gelungen, sich nur soweit politisch zu engagieren, wie unbedingt notwendig. Das war natürlich ihrer Karriere nicht zuträglich gewesen, hatte aber nach der Wende Vorteile. Jürgen wurde bald Chef einer Ermittlungsgruppe der Mordkommission und seine Frau Schulleiterin. Da die arabischen Staaten und die Türkei von Anschlägen heimgesucht wurden und die griechischen Inseln als Landeplatz für Flüchtlinge dienen, hatten sie sich für Kreta entschieden, das außerhalb der Flüchtlingsrouten lag, und hofften, dass das im nächsten Jahr noch genauso sein würde.

Im gegenüberliegenden Haus am Bischofsweg wurde die Kommissarin fündig. Eine alte Dame im ersten Stock hatte die auf dem Handy abgebildete Frau ein paar Mal ins Haus kommen gesehen, auch heute Abend beim Beginn der Tagesschau, konnte aber nicht sagen, welchen Mieter sie besuchte und wann sie gegangen war. Die Kommissarin klingelte an allen Türen, aber wo jemand öffnete, kannte man die Dame nicht. Manche waren unwillig, zu dieser späten Stunde gestört zu werden. Bei zwei Wohnungen im vierten Stock, in denen niemand öffnete, wollte sie morgen noch mal nachfragen. So beendeten die beiden ihre Aktivitäten um halb elf.

Samstag früh bestätigte die Rechtsmedizinerin die Identität der Blutpuren auf der Bank mit dem Blut der Toten. Zusätzlich zu der Stichwunde, die von einem ca. 20 cm langen Messer herrührte, fand sie Hämatome an den Handgelenken und stellte fest, dass die Frau im vierten Monat schwanger war. Eine Vergewaltigung konnte sie eindeutig ausschließen, ebenso einen Geschlechtsverkehr im zurückliegenden Zeitraum.

Kommisssarin Čelik versuchte, die beiden Mietparteien im vierten Stock zu befragen, die sie gestern nicht erreicht hatte. Eine Frau war zu Hause, kannte aber die Dame auf dem Handy nicht, und an der anderen Wohnung öffnete wieder niemand. Wenn die anderen Mietparteien die Wahrheit gesagt hatten, die Tote nicht zu kennen, blieb dieser Mieter als Einziger verdächtig. Die Kommissarin notierte den Namen und erhielt vom Vermieter die Auskunft, er sei ein sechzigjähriger Mann, der seine Miete regelmäßig abbuchen ließ. Anscheinend war er unbescholten, denn in den Polizeiakten fand sich nichts Negatives. Da gegen ihn nichts vorlag, würden die Ermittler keine Genehmigung bekommen, seine Telefonverbindungen und Konten zu kontrollieren. Eine Vermisstenanzeige für die Tote war bisher nirgends eingegangen.

„Jetzt sind wir genauso schlau wie gestern und wissen nicht, wer die tote Frau ist“, klagte der Hauptkommissar in der Teambesprechung, „wir wissen nur, dass die Frau gestern um 20 Uhr das Haus betreten und vor 20:16 wieder verlassen hat. Hat einer von euch eine Idee, wie wir weiter kommen können?“ „Wir kennen ja noch nicht mal das Motiv“, sinnierte Duru. „Da wir bei der Toten nichts gefunden haben, könnte es sich um Raubmord handeln und möglicherweise hat die Schwangerschaft mit der Sache nichts zu tun. Aber die Hämatome deuten auf eine tätliche Auseinandersetzung bei der Messerattacke hin und lassen mich im Zusammenhang mit der Schwangerschaft eher an eine Beziehungstat denken, also dass ein Mann seine Geliebte beseitigen wollte, die dummerweise ein Kind von ihm bekommt.“ „Damit ist der unbekannte Wohnungseigentümer aus dem Schneider“, warf Wellmann ein, doch Oberkommissar Mark Schuster widersprach: „Mit sechzig kann man durchaus noch einer Geliebten ein Kind machen und es dann bereuen. Was meinen Sie, Jürgen, Sie sind doch in dem Alter?“

Wellmann wollte auffahren, aber als er seine beiden Kollegen grinsen sah, ging er auf den Scherz ein. „Schon richtig“, meinte er, „zu alt bin ich dafür noch nicht. Aber bringt man deshalb die Geliebte um? Ich folge der Ansicht unserer jungen Kollegin und erweitere sie auf eine Dreiecksbeziehung. Solche Tat wird wahrscheinlicher, wenn hinter dem Mann eine andere Frau steht, die entweder von der Beziehung zur Toten nichts wissen darf oder ihre unbedingte Beendigung fordert.“ „Das bedeutet, dass jeder Mann im Haus der Täter sein kann“; zog Frau Čelik das Resümee. „Wir müssen sie alle untersuchen. Ich werde noch mal den Vermieter kontaktieren und um die Daten der Mieter bitten, falls er jetzt noch zu erreichen ist. Und dann müssen wir alle Männer...

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