Sie sind hier
E-Book

Verhaltensanalyse

Ein Praxisleitfaden

AutorHans Reinecker
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl117 Seiten
ISBN9783840926648
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
Menschen wenden sich wegen unterschiedlicher Beschwerden an einen Psychotherapeuten. Sie leiden unter einem Problem, welches sie oft am Beginn einer Therapie gar nicht präzise beschreiben können, und haben bestimmte Zielvorstellungen im Hinblick auf erwünschte Veränderungen bzw. auf die Lösung ihres Problems. Die funktionale Verhaltens- und Problemanalyse ist ein wichtiges diagnostisches Verfahren der Verhaltenstherapie. Sie ist die Grundvoraussetzung dafür, geeignete klinisch-psychologische Interventionen auswählen zu können. Der Band informiert über die Grundlagen der Verhaltensdiagnostik und beschreibt praxisorientiert das Vorgehen bei der Verhaltensanalyse. Bei der Verhaltensanalyse geht es darum, die Reaktionsweisen einer Person in verschiedenen Situationen auf unterschiedlichen Ebenen zu erfassen. Ziel ist es, zu erheben, unter welchen Bedingungen ein Verhalten erworben wurde und welche Faktoren es derzeit aufrechterhalten (Bedingungsanalyse). Weiterhin soll erfasst werden, welche spezifischen Verhaltensmuster einer Veränderung bedürfen (Zielbestimmung) und mit welchen geeigneten Methoden die angestrebte Veränderung erzielt werden kann (Behandlungsauswahl). Durch die problemorientierte Analyse können Therapieziele erarbeitet und die einzelnen Schritte und Elemente der Behandlung fortlaufend geplant werden.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Kapitelübersicht
  1. Verhaltensanalyse
  2. 1 Grundlagen 1.1 Wozu Verhaltensdiagnostik?
  3. 1.2Zur Relevanz von Lerntheorien
  4. 1.3Klärung von Rahmenbedingungen im Therapieprozess
  5. 2 Verhaltensdiagnostik 2.1 Analyse des Verhaltens
  6. 2.2Therapie als Problemlösen
  7. 2.3Verhaltensanalyse, Zielbestimmung und Therapieplanung
  8. 2.4Mikro- und Makro-Analyse
  9. 2.5Analyse von Plänen, Regeln und Schemata
  10. 2.6Beispiel einer Verhaltensanalyse
  11. 2.7Methoden der Datengewinnung
  12. 2.8Gesprächsführung in der Verhaltensdiagnostik
  13. 3 Praxis und offene Fragen 3.1 Klassifikation und Verhaltensanalyse
  14. 3.2Therapieplanung: Individualisierung vs. Standardisierung?
  15. 3.3Informationsverarbeitung
  16. 3.4Empirie oder: mehrere Wege führen zum Ziel
  17. Literatur
  18. Sachregister
Leseprobe
2 Verhaltensdiagnostik (S. 24-24

Personen wenden sich aufgrund unterschiedlicher Beschwerden an Psychotherapeuten. Ein gemeinsames Merkmal ist, dass die Person mit ihrem bisherigen Repertoire an Lösungen an ihre Grenzen stößt: „Ich kann so nicht weiterleben … Ich weine nur noch und kann mich zu nichts mehr aufraffen!“, oder: „Seit mich meine Partnerin verlassen hat, sehe ich keinen Sinn mehr im Leben …!“ Wichtig ist es, zu Beginn der therapeutischen Interaktion die Beschwerden möglichst genau und konkret zu erfassen. Dabei sind diese Beschwerden selbst noch keineswegs Gegenstand der Analyse: Beschwerden sind Schwierigkeiten der Person, formuliert in seiner (Alltags-)Sprache. Therapeuten versuchen eine Beschreibung der Beschwerden „in psychologischer Sprache“, erst dann ist es sinnvoll, v6on einem Problem zu sprechen (vgl. A bbildung 6).

Aufgabe der Verhaltensdiagnostik ist es dann, diejenigen Bedingungen zu erfassen, die gemeinsam mit dem Problem auftreten. Aus lerntheoretischer Sicht sind die Probleme eingebettet in vorausgehende, begleitende und nachfolgende Bedingungen (vgl. S. 30 ff.). Das Ziel der Verhaltensdiagnostik ist die Erstellung eines funktionalen Bedingungsmodells (vgl. Kapitel 2.3). Hier sind diejenigen Faktoren aufgeführt, von denen man auf der Grundlage der Analyse annimmt, dass sie in besonderer Weise zur Aufrechterhaltung der Probleme beitragen. Konsequenterweise geht es dann darum, genau an diesen Bedingungen des Problems anzusetzen, um zu dessen Veränderung beizutragen.

Schritte auf dem Weg zur Therapie (vgl. Kanfer et al., 2012, S. 102 ff.):
1. Die Person nimmt ein Problem wahr.
2. Die Person bewertet das Problem.
3. Die Person entscheidet sich Hilfe zu suchen.

Eine Beschwerde selbst bedeutet für die Person noch nicht unbedingt ein Problem: Zum Problem wird die Beschwerde, wenn sich durch die Wahrnehmung und Bewertung eine prinzipielle Perspektive einer Veränderung ergibt.

2.1 Analyse des Verhaltens

Es ist gar nicht einfach anzugeben, was genau mit Verhalten gemeint ist. Anführen kann man eine Spannbreite von Reflexen, über aktive Bewegungsmuster bis hin zu absichtsvollen und zielgerichteten Aktivitäten. Für Letzteres wird vielfach auch der Begriff der Handlung verwendet. Hat man in der klassischen Verhaltenstherapie in erster Linie auf das Kriterium der Beobachtbarkeit von Verhalten besonderen Wert gelegt, ist mittlerweile klar, dass der Begriff des Verhaltens sehr viele Bereiche umfasst. Hier hat sich eine Differenzierung durchgesetzt, die erstmals von P. Lang (1971) vorgeschlagen wurde. Demnach sollten Merkmale beobachtbaren Verhaltens ebenso erfasst werden wie kognitive Aspekte und Charakteristika der physiologisch-/biologischen Abläufe (vgl. Kasten).

Ebenen des Verhaltens (nach Lang, 1971):
a Konkrete, beobachtbare Verhaltensweisen (z. B.: Flucht- und Vermeidungsverhalten; aggressives Verhalten, soziales Verhalten, Zuwendung etc.).
ß Kognitionen, im Wesentlichen kognitive Ereignisse, Prozesse und Strukturen (z. B.: Zwangsgedanken; Erwartungen, Befürchtungen, Ziele, Pläne etc.), dazu gehören aber auch kognitive Muster, Schemata, implizite Regeln usw.
- Physiologische und biologische Ereignisse und Prozesse (z. B.: hormonelle Bedingungen, Aspekte des Alterns, Verletzungen, aber auch aktuelle Einflüsse durch Medikamente/Drogen usw.).

Die angeführte Differenzierung in die unterschiedlichen Ebenen des Verhaltens hat sich in den letzten Jahrzehnten als sehr sinnvoll erwiesen. Unbestritten ist dabei, dass diese angeführte Trennung lediglich den Sinn hat, die Komplexität menschlichen Verhaltens erfassbar und analysierbar zu gestalten. Zu beachten sind folgende Punkte:
Inhaltsverzeichnis
Verhaltensanalyse1
Vorwort7
Inhaltsverzeichnis9
1 Grundlagen 1.1 Wozu Verhaltensdiagnostik?11
1.2Zur Relevanz von Lerntheorien14
1.3Klärung von Rahmenbedingungen im Therapieprozess20
2 Verhaltensdiagnostik 2.1 Analyse des Verhaltens27
2.2Therapie als Problemlösen29
2.3Verhaltensanalyse, Zielbestimmung und Therapieplanung32
2.4Mikro- und Makro-Analyse58
2.5Analyse von Plänen, Regeln und Schemata62
2.6Beispiel einer Verhaltensanalyse67
2.7Methoden der Datengewinnung82
2.8Gesprächsführung in der Verhaltensdiagnostik96
3 Praxis und offene Fragen 3.1 Klassifikation und Verhaltensanalyse102
3.2Therapieplanung: Individualisierung vs. Standardisierung?104
3.3Informationsverarbeitung109
3.4Empirie oder: mehrere Wege führen zum Ziel113
Literatur115
Sachregister117

Weitere E-Books zum Thema: Nachschlagewerke - Ratgeber

Psychologie 2000

E-Book Psychologie 2000
Format: PDF

Der 42. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie bedurfte dank der bedeutungsträchtigen Jahreszahl keines besonderen Mottos – es war der Kongreß "Psychologie…

Psychologie 2000

E-Book Psychologie 2000
Format: PDF

Der 42. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie bedurfte dank der bedeutungsträchtigen Jahreszahl keines besonderen Mottos – es war der Kongreß "Psychologie…

Psychopharmakologie

E-Book Psychopharmakologie
Anwendung und Wirkungsweisen von Psychopharmaka und Drogen Format: PDF

Stürmische Neuentwicklungen der Neurowissenschaften erfordern eine entsprechend aufgearbeitete Darstellung der Psychopharmakologie. Die vorliegende zweite, überarbeitete und ergänzte Auflage des…

Psychopharmakologie

E-Book Psychopharmakologie
Anwendung und Wirkungsweisen von Psychopharmaka und Drogen Format: PDF

Stürmische Neuentwicklungen der Neurowissenschaften erfordern eine entsprechend aufgearbeitete Darstellung der Psychopharmakologie. Die vorliegende zweite, überarbeitete und ergänzte Auflage des…

Psychopharmakologie

E-Book Psychopharmakologie
Anwendung und Wirkungsweisen von Psychopharmaka und Drogen Format: PDF

Stürmische Neuentwicklungen der Neurowissenschaften erfordern eine entsprechend aufgearbeitete Darstellung der Psychopharmakologie. Die vorliegende zweite, überarbeitete und ergänzte Auflage des…

Ernährungspsychologie

E-Book Ernährungspsychologie
Eine Einführung Format: PDF

Essen und Trinken beherrschen unser Leben und unser Denken. Die Ernährungswissenschaft erforscht die nutritiven Lebensgrundlagen des Menschen und weiß inzwischen sehr genau, wie sich der…

Ernährungspsychologie

E-Book Ernährungspsychologie
Eine Einführung Format: PDF

Essen und Trinken beherrschen unser Leben und unser Denken. Die Ernährungswissenschaft erforscht die nutritiven Lebensgrundlagen des Menschen und weiß inzwischen sehr genau, wie sich der…

Weitere Zeitschriften

FESTIVAL Christmas

FESTIVAL Christmas

Fachzeitschriften für Weihnachtsartikel, Geschenke, Floristik, Papeterie und vieles mehr! FESTIVAL Christmas: Die erste und einzige internationale Weihnachts-Fachzeitschrift seit 1994 auf dem ...

Atalanta

Atalanta

Atalanta ist die Zeitschrift der Deutschen Forschungszentrale für Schmetterlingswanderung. Im Atalanta-Magazin werden Themen behandelt wie Wanderfalterforschung, Systematik, Taxonomie und Ökologie. ...

Berufsstart Gehalt

Berufsstart Gehalt

»Berufsstart Gehalt« erscheint jährlich zum Sommersemester im Mai mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren und ermöglicht Unternehmen sich bei Studenten und Absolventen mit einer ...

DER PRAKTIKER

DER PRAKTIKER

Technische Fachzeitschrift aus der Praxis für die Praxis in allen Bereichen des Handwerks und der Industrie. “der praktiker“ ist die Fachzeitschrift für alle Bereiche der fügetechnischen ...

Euphorion

Euphorion

EUPHORION wurde 1894 gegründet und widmet sich als „Zeitschrift für Literaturgeschichte“ dem gesamten Fachgebiet der deutschen Philologie. Mindestens ein Heft pro Jahrgang ist für die ...

F- 40

F- 40

Die Flugzeuge der Bundeswehr, Die F-40 Reihe behandelt das eingesetzte Fluggerät der Bundeswehr seit dem Aufbau von Luftwaffe, Heer und Marine. Jede Ausgabe befasst sich mit der genaue Entwicklungs- ...