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E-Book

Verhaltensprobleme bei der Katze

Von den Grundlagen bis zum Management, Zusatzmaterial online: Infoblätter für Patientenbesitzer.

VerlagSchlütersche
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl200 Seiten
ISBN9783842690295
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis28,99 EUR
Stubentiger verstehen leicht gemacht! Dieser übersichtliche und leicht verständliche Ratgeber gibt der TFA einen guten Überblick über die am häufigsten vorkommenden Problemverhaltensweisen der Katze. Sechs renommierte verhaltenstherapeutisch tätige Tierärzte geben Tipps für die tägliche Praxis und schildern nachvollziehbare Therapieansätze für die Beratung von Patientenbesitzern. Das Buch ist problemorientiert aufgebaut, jede Verhaltensweise wird erklärt und durch eine Liste der einhergehenden typischen Auffälligkeiten ergänzt. Die TFA bekommt Hilfestellung für das Management von Verhaltensauffälligkeiten und nützliche Tipps zur Prävention. Fachbegriffe können jederzeit im Glossar nachgeschlagen werden. Video-Beispiele und Hand-Outs für Patientenbesitzer stehen zusätzlich online zur Verfügung. Ein wertvoller Ratgeber zum Nachschlagen, den jede TFA gerne zur Hand nehmen wird! Auf den Punkt gebracht: Von Profis für die Praxis: Verhaltenstherapeutisch tätige Tierärztinnen geben Tipps für die tägliche Arbeit und schildern nachvollziehbare Therapieansätze für die Beratung von Patientenbesitzern. Problemorientierter Aufbau: Verhaltensweisen werden erklärt und durch eine Liste der typischen Auffälligkeiten ergänzt. Übersichtlich & leicht verständlich: Hilfestellung für das Management von Verhaltensauffälligkeiten und nützliche Tipps zur Prävention. Mit vielen Extras: Glossar mit Fachbegriffen und Hand-Outs für Patientenbesitzer.

Frau Dr. Kaulfuß trägt die Zusatzbezeichnung Verhaltensmedizin, sie ist Sachverständige für Sachkunde- und Wesensprüfungen, praktiziert seit 2009 in eigener Praxis in Mainz und gibt regelmäßig Seminare zu Verhaltensstörungen bei Hund und Katze für TFA und Tierärzte.

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Leseprobe

1.1Allgemeine Einführung


Die individuelle Entwicklung eines Kittens beginnt bereits während der Trächtigkeit und verläuft besonders in den ersten Lebenswochen ausgesprochen rasch. Innerhalb weniger Wochen wächst ein blindes, taubes und hilfloses Kitten ( Abb. 1-1) zu einer selbstständigen Katze heran. Diese Lebensphase hat größte Bedeutung und hinterlässt Spuren für das gesamte weitere Leben der erwachsenen Katze. Nie wieder lernt eine Katze in so kurzer Zeit so schnell und so einfach.

Es ist daher sehr wichtig, den zukünftigen Katzenbesitzer nach Möglichkeit schon vor der Auswahl eines Kittens über die große Bedeutung dieser Lebensphase aufzuklären. In manchen Fällen kann wenigstens dieser Entwicklungsprozess eine Erklärung für gewisse Limitationen im Therapieprozess sein und bei der Prognose helfen.

Abb. 1-1 Junge Katzen kommen blind, taub und vollkommen hilflos zur Welt.

1.2Entwicklungsstadien


Die Entwicklung eines Kittens wird in Phasen eingeteilt, die durch biologische Prozesse bestimmt werden:

Pränatale Phase: Während der Trächtigkeit werden die Kitten durch die emotionale Verfassung der Kätzin – z. B. Stress oder Angst – beeinflusst. Länger andauernder Stress oder dauernde Angst der Mutter wirken sich nachteilig auf die Entwicklung der hormonellen Stressachse bei den Kitten aus. Auch durch Mangelernährung können lebenslange Defizite entstehen, die sich durch sogenannte epigenetische Effekte sogar auf weitere Generationen nachteilig auswirken.

Neugeborenenphase: In der Phase ab der Geburt bis zum Öffnen der Augen und Ohren sind die Kitten vollständig von ihrer Mutter abhängig. Nur die Wahrnehmung von Pheromonen, der Geruchsund der Geschmackssinn sind bereits recht gut entwickelt. Die Kitten brauchen aber Wärme und regelmäßiges Putzen durch die Mutter, um Kot und Harn abzusetzen.

Sozialisationsphase: Sobald die Kitten sehen, hören, riechen, schmecken, tasten können und gehen lernen, beginnt die Sozialisationsphase. Alle Reize, die auf das Kitten einwirken, tragen entscheidend zur weiteren Entwicklung bei ( Abb. 1-2).

Pubertät: Mit sechs Monaten, manchmal auch schon früher, beginnt mit der Pubertät der stetige Übergang ins Erwachsenenalter. Junge Kater können im Spiel sehr grob werden und sexuell motivierte Verhaltensweisen zeigen. Bei jungen Kätzinnen ist die erste Rolligkeit ein deutliches Zeichen für die Pubertät. In dieser Lebensphase sind die Jungkatzen ausgesprochen aktiv und lernfreudig.

Abb. 1-2 Sozial kompetente Katzenmütter erziehen ihre Kitten sehr gründlich.

1.3Sozialisation und Habituation


Die Sozialisation ist eine sensible Phase, in der Kitten besonders schnell lernen und das Erlernte langfristigen Einfluss darauf hat, wie eine Katze die Welt und ihre Sozialpartner sieht.

Kitten sollen während der Sozialisation nicht nur ihre eigene Art Katze kennenlernen, sondern auch auf andere Arten wie Hunde oder Menschen sozialisiert werden. Nur in dieser Lebensphase lernt ein Kitten, dass auch der Mensch oder Hund Sozialpartner sind, denen es vertrauen kann und von denen es nicht befürchten muss, als Beute gefressen zu werden.

Für kleinere Haustiere wie Meerschweinchen oder Kaninchen gilt umgekehrt, dass sie von der Katze als Beutetiere angesehen werden. Durch Sozialisation kann sich eine individuelle Beziehung zwischen eigentlicher Beute und Katze entwickeln. Diese wird jedoch nicht auf die gesamte Art generalisiert.

BEACHTE

Katzen, die mit dem Menschen zusammenleben, müssen auch auf den Menschen intensiv sozialisiert werden ( Abb. 1-3).

Für die Sozialisation auf den Menschen gibt es ein begrenztes Zeitfenster zwischen der zweiten und siebten Lebenswoche. Kitten müssen in dieser Zeit täglich für ungefähr eine Stunde mit verschiedenen Menschen freundlichen Kontakt haben.

Nach dieser begrenzten Phase lernen Katzen meistens nur noch, eine Beziehung zu einigen wenigen Menschen aufzubauen, alle anderen Menschen werden als Bedrohung angesehen. Es gibt seltene Ausnahmen, wo Katzen auch nach diesen, durch Untersuchungen festgestellten, Zeiträumen sozialisiert werden können.

Bei der Habituation entwickelt das Kitten einen Referenzrahmen für seine Umwelt. Mit dem Funktionieren der Sinnesorgane aktiviert jeder Reiz, jedes Erlebnis in der Umwelt die Gehirnentwicklung. Das bedeutet, je mehr ein Kitten in dieser Lebensphase erlebt, desto besser entwickelt sich sein Gehirn. Alle erlebten Geräusche, Gerüche, Futterarten, Spielzeug, Substrate an Ausscheidungsorten, optische Reize, Aktivitäten, Umweltstrukturen etc. fügen sich zu einem Weltbild der Katze zusammen. Alles, was sich innerhalb dieses Referenzrahmens befindet, wird die erwachsene Katze späterhin als normal in ihrem Alltag empfinden, alles was sich außerhalb davon befindet, kann potenzielle Gefahr bedeuten.

Abb. 1-3 Durch regelmäßigen freundlichen Kontakt mit verschiedenen Menschen ab der zweiten Woche werden Kitten sozialisiert und lernen Vertrauen, z. B. beim Hochheben.

Daraus ergeben sich insbesondere dann Probleme, wenn sich die Lebensumwelt eines Kittens dramatisch verändert – z. B. von der abwechslungsreichen Kindheit unter Freilaufbedingungen in eine reizarme Wohnungshaltung oder vom ruhigen Singlehaushalt in die turbulente Patchwork-Familie.

Zahlreiche Katzen leiden unter chronischen Angststörungen, weil sie für ihre aktuellen Lebensbedingungen nicht ausreichend sozialisiert und habituiert sind ( Kap. 5).

Junge Katzen sollten nach Möglichkeit unter möglichst ähnlichen Lebensbedingungen aufgewachsen sein, wie sie an ihrem zukünftigen Platz gegeben sind.

BEACHTE

Je mehr ein Kitten erlebt hat, desto weiter ist sein Horizont und desto besser kann es mit veränderten Lebensbedingungen umgehen ( Abb. 1-4).

Abb. 1-4 Je abwechslungsreicher eine Jungkatze aufwächst, desto flexibler kann sie später mit Veränderungen in ihrem Leben fertig werden.

1.4Präventionsmaßnahmen


Präventionsmaßnahmen während der Entwicklungsphase sind in mehrfacher Hinsicht denkbar, wenn auch nicht immer realistisch durchführbar:

Im Rahmen von Katzenzucht oder kontrollierter Katzenhaltung wäre es sinnvoll, nur Elterntiere in der Zucht einzusetzen, die psychisch und körperlich gesund sind sowie ausreichend soziale Kompetenz haben, Kitten zu erziehen. Die Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen und optimale Haltungsbedingungen sollten gegeben sein.

Kitten sollten ab dem ersten Tag, auf jeden Fall aber spätestens ab der zweiten Lebenswoche, täglich mindestens eine Stunde freundlich und von verschiedenen Menschen (Männer, Frauen, Jugendliche, Kinder) berührt, gestreichelt, hochgehoben und bespielt werden. Kleine Kinder sollen nur unter Aufsicht mit Kitten spielen, um das Risiko negativer Erfahrungen zu mindern.

Mutterlose Kitten sollten, wann immer möglich, an eine Amme vermittelt werden. Kontakt mit und Erziehung durch erwachsene, soziale kompetente Katzen sind wichtig und der beste Weg, späteren Verhaltensstörungen vorzubeugen.

Kitten sollten ähnlich wie Welpen möglichst viele verschiedene Umweltreize unter positiven Bedingungen kennenlernen.

Zukünftige Katzenbesitzer sollten proaktiv dahingehend beraten werden, dass sie bei der Auswahl eines Kittens oder einer Katze auch ganz besonders auf die Aufzuchtbedingungen und Lebensumstände achten.

Der Katzen-Kindergarten ist ähnlich wie die Welpen-Spielgruppe ein Sozialisations- und Erziehungsprogramm, in dem Kitten und ihre Besitzer die wichtigsten Fähigkeiten für ein harmonisches Zusammenleben lernen.

BEACHTE

Je ähnlicher das bisherige Lebensumfeld der Katze dem eigenen ist, desto besser sind die Voraussetzungen für eine harmonische Beziehung und ein stressfreies Zusammenleben.

Katzen mit mangelhafter oder fehlender Sozialisation und Habituation sind für das enge Zusammenleben mit Menschen nicht gut geeignet. Diese Katzen sind zumeist wenig flexibel und anspruchsvoll in ihrer Haltung. Auf jeden Fall müssen ihnen von Anfang an geeignete Rückzugszonen zur Verfügung stehen. Auch in Bezug auf die Qualität der Katzentoiletten können diese Katzen hohe Ansprüche stellen ( Kap. 3.2, Kap. 5).

Falls mangelhaft sozialisierte Katzen übernommen werden, sollten therapeutische Maßnahmen möglichst frühzeitig beginnen ( Kap. 2).

Ein Infoblatt über Präventionsmaßnahmen zur...
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