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Vermächtnispolitik

Jan Palach und Oskar Brüsewitz als politische Märtyrer

AutorSabine Stach
VerlagWallstein Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl511 Seiten
ISBN9783835329331
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis33,99 EUR
Über die politische Funktionalisierung zweier Selbstverbrennungen, ihre Kontinuitäten und Brüche. Die Selbstverbrennungen des Studenten Jan Palach 1969 in der Tschechoslowakei und des Pfarrers Oskar Brüsewitz 1976 in der DDR erscheinen heute als zwei zentrale Wegmarken in der Widerstandsgeschichte gegen den Staatssozialismus. Als »lebendige Fackeln', so das bestimmende Narrativ, hätten beide ihr Leben für Freiheit und Demokratie geopfert. Auch wenn ihr Andenken staatlicherseits unterdrückt worden sei, habe ihr Vermächtnis im Wirken von Opposition und Dissens überdauert und sich mit dem politischen Umbruch 1989 erfüllt. Sabine Stach geht der Universalisierung und Funktionalisierung dieser Widerstandsdeutungen nach. Hierfür nimmt sie zivilgesellschaftliche, staatliche und kirchliche Akteure in West und Ost im Zeitraum von 1969 bzw. 1976 bis 2013 in den Blick. Inwiefern dienten ihnen Palach und Brüsewitz zur politischen Argumentation und zur Selbstvergewisserung? Welche Kontinuitäten, Verflechtungen und Brüche zeigen sich? Auf diese Weise entsteht die Geschichte zweier Märtyrerfiguren im Staats- und Postsozialismus, die weitaus sperriger sind, als es ihre Kanonisierung nahelegt..

Sabine Stach, geb. 1982, Studium der Kulturwissenschaften, Kunstgeschichte sowie Bohemistik/Slovakistik in Leipzig und Prag; seit 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Historischen Institut Warschau. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Kultur- und Zeitgeschichte Ostmitteleuropas und der DDR, Erinnerungskulturen und Geschichtspolitik im Postsozialismus, Tourismusgeschichte.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Umschlag1
Titel4
Impressum5
Inhalt6
Einleitung10
Teil I: Märtyrerdiskurse im Staats- und Postsozialismus26
1. Sozialistische Helden und dissidente Märtyrer? Das Heldenpanorama vor 198928
2. Selbstverbrennungen im Staatssozialismus37
3. Theoretische Überlegungen und Begriffe41
Opfer, Helden und Märtyrer41
Vermächtnispolitik47
Dissens, Opposition und Öffentlichkeit: Gedächtnisräume vor und nach 198951
4. Märtyrerdiskurse im Vergleich: Palach und Bru?sewitz59
Teil II: Jan Palach66
1. Die Selbstverbrennung Jan Palachs: Kontext und Tat68
Vom Prager Fru?hling zum Widerstand gegen den Einmarsch68
Die außergewöhnliche Tat eines »ganz normalen Studenten«74
Erste Reaktionen78
2. Jan Palach als Nationalheld (1969/1970)83
Auf dem »Altar der Nation«83
Memorialisierung 1969-197093
»Er starb doch nicht, damit man nach ihm Plätze benenne«: Radikalisierungen99
Ende des Ausnahmezustands103
3. Jan Palach als Märtyrer107
Am Grab107
Damnatio memoriae und Gegenpropaganda112
Jan Palach im Exil- und Westdiskurs119
Jan Palach als Gallionsfigur im Kalten Krieg139
4. Ambivalentes Bekenntnis zur Kompromisslosigkeit: Palach und die Dissidenten143
»Injektionen moralischer Stärke«: Das Palach-Gedenken im Stillen143
Die Charta 77 als Palachs Vermächtnisnehmerin146
Von der Verantwortung des Individuums: Palachs Tat im tschechoslowakischen Dissens152
Schreiben gegen den Mythos157
Über die Nachhaltigkeit von Heldentaten161
5. »Historische Gerechtigkeit«: Jan Palach 1989/1990166
Neue Akteure166
Die »Palachwoche«168
»Eure Zeit bricht an!«: Vom Gedenken zum Protest176
Nationales Gedächtnis und »historische Gerechtigkeit«183
Die Samtene Revolution: Palach und der 17. November189
Die Heimkehr Jan Palachs195
6. Widerstandsheld und Opfer des Kommunismus: Diskursmuster 1990-2009200
Aufarbeitung der staatsozialistischen Vergangenheit200
Ein Tabuthema historisieren: Geschichtsschreibung und Publizistik nach 1989205
Memorialisierung 1990-2009212
Palach als Widerstandsheld223
Palach als Opfer des Kommunismus231
7. Palachs Vermächtnis als Problem: Erbstreitigkeiten und neue Aneignungsformen237
Umgang mit dem Prager Fru?hling238
»Sag mir, wie Du u?ber Palach denkst …«: Polemisierung245
»Wir du?rfen ihn nicht vergessen!«: Geschichtsdidaktik und Moralisierung249
Neue Formen der Aneignung: Metadiskussionen, Gegendenkmale und Happenings255
Teil III: Oskar Bru?sew268
1. Die Selbstverbrennung Oskar Bru?sewitz’: Kontext und Tat270
Kirche im Sozialismus270
Oskar Bru?sewitz und seine Selbstverbrennung274
Erste Reaktionen278
2. Impuls fu?r Protest und Opposition282
»Du sollst nicht falsch Zeugnis reden …«: Diskurswende282
Menschenrechte und gesellschaftliche Verantwortung von Christen293
Kirchliche und Sozialistische Opposition302
3. »Mahntod« im Kalten Krieg: Diskurse in der Bundesrepublik307
Am Grab308
Oskar Bru?sewitz in der Bundesrepublik314
Entstehung und Wirken des Bru?sewitz-Zentrums325
4. Bru?sewitz und die »Ausreisefrage«334
Kirche und »Antragsteller« in der DDR335
Oskar Bru?sewitz als Druckmittel zur Ausreise339
Übersiedlung, Flucht und Freikauf im Wirken des Bru?sewitz-Zentrums342
Rainer Bäurich als Kronzeuge des Bru?sewitz-Zentrums344
5. »Mutiger Pfarrer« und »Zeuge einer besseren Welt«: Gedenken 1990-2013351
Erste Schritte der Memorialisierung351
Lokale Initiativen358
Historisierung und politische Bildung360
Christliche Kanonisierung369
6. Der »Fall Bru?sewitz« als Aufarbeitungsparadigma372
Streit um die Rolle der Kirche373
Bru?sewitz zwischen Tagespolitik, Quellenkritik und dem Vorwurf der Geschichtsenteignung378
Teil IV: Vermächtnispolitik: Vergleichende Perspektiven384
1. Verordnetes Vergessen und Heilsversprechen: Die Figur des politischen Märtyrers im Staatssozialismus386
Zwischen Viktimisierung und Heroisierung386
Verordnetes Vergessen389
Heilsversprechen393
2. Kommunikation und Kompensation: Funktionsfelder der Martyrisierung396
Integration und Selbstvergewisserung396
Kommunikation, Dokumentation und Aufklärung399
Skandalisierung – Solidarisierung – Mobilisierung404
Kompensation und Entlastung406
3. Verflechtungen und Hierarchien: Politische Märtyrer als transnationale Figuren411
Akteure des Gedenkens und Muster der Verflechtung411
Jan Palach in Ostmitteleuropa und der DDR414
Die verschiedenen Universalisierungsebenen421
Die Regionalisierung der »Lebendigen Fackeln«427
Ryszard Siwiec als »Polnischer Palach«431
Zur Dominanz Jan Palachs440
4. Dilemmata und Leerstellen: Grenzen der Vermächtnisvermittlung444
Materialität: Eigenlogik und Reichweiten444
Ambivalente Vorbilder: Moralische Grenzen448
Bruchstellen der Politisierung454
Von der Unmöglichkeit eines »Opferhelden«456
Zusammenfassung: Selbstverbrennungen als politische Martyrien?460
Epilog469
Anhang470
Abku?rzungen472
Bildnachweis475
Quellen- und Literaturverzeichnis476
Dank504
Personenregister506

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