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E-Book

Vernetztes Denken als Grundlage für Personalanalysen und Standortanalysen

AutorJörg Becker
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl217 Seiten
ISBN9783752835892
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Zu treffende Entscheidungen liegen oft so im Spannungsfeld von kühlem Kopf und Bauchgefühl: der kühle Kopf steht für rational, das Bauchgefühl verbindet man mehr mit Intuition und Eingebung. Angesichts ein manchmal nicht beherrschbaren Informationsflut einerseits oder unzureichenden Daten andererseits genügt es dann nicht, für die Entscheidungsfindung rein analytisch oder streng logisch vorzugehen: verstandesmäßige müssen dann durch intuitive Entscheidungselemente ergänzt werden. Das Intuitive ist dabei nicht nur ein Anhängsel des Rationalen. Beide Komponenten müssen im Entscheidungsprozess sinnvoll zusammenwirken und sich gegenseitig befruchten. Denn Intuition ist ebenso ein Ausdruck von Intelligenz wie es die verstandesbezogene Logik ist. In schwierigen Entscheidungssituationen ist schlüssiges, folgerichtiges und meist ganzheitliches Denken gefragt. Intuition kann dabei ihre Stärke auf Basis von (unbewusster) Mustererkennung ausspielen. Gespeicherte Erfahrungen wirken wie ein ausgefeiltes Indexsystem mit vielen (intelligenten) Querverweisen.

xxxxJörg Becker hat Führungspositionen in der amerikanischen IT-Wirtschaft, bei internationalen Consultingfirmen und im Marketingmanagement bekleidet und ist Inhaber eines Denkstudio für strategisches Wissensmanagement zur Analyse mittelstandorientierter Businessoptionen auf Basis von Personal- und Standortbilanzen. Die Publikationen reichen von unabhängigen Analysen bis zu umfangreichen thematischen Dossiers, die aus hochwertigen und verlässlichen Quellen zusammengestellt und fachübergreifend analysiert werden.

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Leseprobe

Kann es ein Verständnis der Wirklichkeit geben, das Qualitätsmaßstäbe, Ideen und Erfahrungen einbezieht und dennoch wissenschaftlich ist? Standorte sind ein (lebendiges) System aus Menschen und gesellschaftlichen Organisationen, die in ständiger Wechselwirkung zueinander stehen


Ein Standort ist ein sich ständig veränderndes und entwickelndes System, abhängig von den sich wandelnden ökonomischen und gesellschaftlichen Systemen, in die er eingebettet ist. Will man die zahllosen Wirkungsbeziehungen verstehen, braucht man ein selbst wandlungsfähiges Gedankengebäude, das sich zeitnah neuen Situationen anpassen kann. Man muss sich die Frage stellen, ob es eine Standortökonomie geben kann, die nicht ausschließlich auf Messungen beruht. Unabhängig von solchen Überlegungen sollte Standortwissen immer auf systematischer Beobachtung beruhen und sollte durch folgerichtige (begrenzte und annähernde) Modelle abgebildet werden können. Für die Erarbeitung von Modellen sind empirische Grundlagen erforderlich, d.h. man braucht (darf) sich auf dem Weg zu einer Erkenntnis nicht auf Messungen und quantitative Analysen beschränken.


Nachhaltige Lösungsansätze für Standorte werden sich ohnehin mehr mit Qualitäten als mit Quantitäten beschäftigen und mehr auf gemeinsamen Erfahrungen als auf (wie auch immer durchgeführten) Messungen beruhen. Die Erfahrungsstrukturen, welche die Daten einer solchen Standortbetrachtung liefern, können nicht als fundamentale Elemente quantifiziert oder analysiert werden und müssen stets in unterschiedlichem Maße subjektiv sein. Andererseits müssen die mit diesen Daten verbundenen Begriffsmodelle logisch stimmig sein, wie alle wissenschaftlichen Modelle, und können sogar quantitative Elemente enthalten. Standorte sind ein (lebendiges) System aus Menschen und gesellschaftlichen Organisationen, die in ständiger Wechselwirkung zueinander stehen. In einem komplexen Gewebe aus wechselseitigen Abhängigkeiten existieren in kontinuierlichen (fluktuierenden) Zyklen zahllose selbstregulierende Mechanismen. Dabei sind lineare Zusammenhänge von Ursache und Wirkungen nicht immer klar und eindeutig zu identifizieren.


Insofern können auch lineare Modelle nicht immer weiterhelfen, um die funktionalen Zusammenhänge zwischen eingebetteten gesellschaftlichen und ökonomischen Systemen (und ihren Technologien) zu beschreiben. Das Kernstück dieser „Systemweisheit“ ist die Erkenntnis der nichtlinearen Natur aller Systemdynamik. Die Erkenntnis, dass die Dynamik eines Standortes von Fluktuationen beeinflusst (getrieben) wird. Ein Zustand des Ungleichgewichts ist zum großen Teil eine Folge undifferenzierten Wachstums. Die Analyse von Standortphänomenen braucht die Zusammenarbeit unterschiedlicher Denkrichtungen. Es müssen verschiedene Methoden und Perspektiven unterlegt werden, man muss sich im Rahmen umfassender Analysen auf verschiedene Systemebenen konzentrieren, um unterschiedliche Aspekte und Auswirkungen wirtschaftlicher Aktivitäten herausstellen zu können.


Manche Vordenker sehen ein Stadium von Standortentwicklungen voraus, in dem die Kosten bürokratischer Koordination und der Unterhaltung des gesamten Apparates die Produktivität eines Standortes übersteigen und das ganze System sich durch sein eigenes Gewicht und seine Komplexität selbst lähmt. Andererseits seien aber in dauernder Wechselwirkung mit ihrer Umwelt stehende Systeme auch in der Lage, ihre Komplexität zu steigern, indem sie ihre strukturelle Stabilität zugunsten von Flexibilität aufgeben. Die Entwicklung eines Standortes wird in diesem Denkmodell daher nicht nur von der Verfügbarkeit bestimmter Ressourcen und gesellschaftlichen Institutionen (d.h. von seiner Komplexität) abhängen, sondern auch von seiner Flexibilität und seinem Wandlungspotenzial.


Auch ein Standort unterliegt einem dynamischen Wandel und Anpassungsdruck: insbesondere der richtige Umgang mit dem verfügbaren Standortkapital als Ressource wird für die Zukunft immer mehr zum entscheidenden Erfolgsfaktor. D.h.: die vorhandenen Ressourcen müssen auf den Ausbau und die Weiterentwicklung des Standortes optimiert werden. Gegenüber dem Management klassischer Produktionsfaktoren hat das Management der Standortfaktoren (speziell der "weichen Standortfaktoren" wie beispielsweise Image als Wirtschaftsstandort, Image als Wohnstandort, Umwelt, Lebensqualität und Sicherheit, unternehmensfreundliche und flexible Verwaltung) seine Zukunft noch vor sich. Im harten Wettbewerb um die Ansiedlung von Unternehmen genügt potentiellen Investoren der Verweis auf die Prosperität, hervorragende Infrastruktur und geografische Lage nicht mehr. Es geht um die Lösung von Fragen wie beispielsweise: wie kann der Standort mit der Dynamik des ihn umgebenden Umfeldes mithalten? aus welchen individuellen und kollektiven Standortfaktoren setzt sich das Kapital des Standortes zusammen, auf das er bei der Lösung seiner Aufgaben zurückgreifen kann? sind die notwendigen Fähigkeiten vorhanden, um das vorhandene Potenzial produktiv nutzen zu können? wie kann man die vorhandenen Erfolgsfaktoren des Standortes bündeln und konzentrieren? Die Wirtschaftsförderung braucht daher neue Impulse, um in ihrem Bereich die Zukunft von Arbeitsplätzen zu sichern.

 

Immer wenn sich das strukturelle Umfeld von Standorten grundsätzlich ändert, gibt es nicht nur Gewinner, sondern auch manche Verlierer. So wie in den USA der Rostgürtel oder die früheren britischen Industriereviere. Und auch der so oft hochgepriesene Wirtschaftsstandort Deutschland besteht nicht nur aus wachsenden Boom-Regionen. Standorte mit Autofabriken sind (bisher) stark, das Ruhrgebiet hat zu kämpfen und Schattenseiten der Globalisierung sind in der Südwestpfalz zu besichtigen: leer stehende Fabriken zeugen wie Denkmäler von vergangenen Blütezeiten. Selbst das Ruhrgebiet hat als „rostiges Herz“ der Republik weniger Verluste als der Standort ehemaliger Schuhfabriken (Pirmasens) zu beklagen. Zu sehr hatte man sich dort auf ein einziges Standbein verlassen. Mit den billigeren Schuhen aus Osteuropa und China war der Niedergang daher umso drastischer: „wirtschaftlich gesehen ist die Südwestpfalz zum Osten des Westens mutiert.“ Inmitten einer idyllischen Hügellandschaft ist jeder dritte Arbeitsplatz entfallen, die Region muss einen gewaltigen Strukturwandel mit vielen negativen Begleitumständen (weniger Kaufkraft, weniger Einzelhandel) bewältigen. Da hilft keine Resignation, sondern nur eine schonungslose Bestandsaufnahme (aus dem, was man hat, das Beste machen) und die Entwicklung von Strategien, die für die Zukunft ein gesundes Maß an Tragfähigkeit versprechen (gewährleisten).


Personalfaktoren werden zunehmend als Quelle für Wertschöpfung erkannt, diese ist jedoch nicht von den Menschen, die sie leisten, zu trennen - der Megatrend Digitalisierung mit selbstlernenden Systemen, kommunizierenden Maschinen, automatisierten Prozessen und Algorithmen macht vor kaum einem Arbeitsplatz halt. Menschen in Organisationen sind keine passiven Gestaltungsobjekte, sondern Träger von Zielen, Bedürfnissen, Wertvorstellungen und der Möglichkeit des (re-)aktiven Handelns, was sich u.a. in der Aversion gegenüber (zusätzlicher) Steuerung und Kontrolle manifestiert. Die Ressource "Humankapital" weist eine Reihe charakteristischer Merkmale auf. Die kleinste Einheit des Wissensmanagements ist das Individuum als Träger von Fähigkeiten und Besitzer von Erfahrungen. Häufig ist der Organisation nur ein Teil dieser Fähigkeiten (z.B. Ausbildung, Sprachkenntnisse) bekannt. Diese bekannten Daten bilden aber nur einen Teil der Mitarbeiterfähigkeiten ab: wer die Fähigkeiten der Mitarbeiter nicht kennt, verpasst die Gelegenheit, sie zu nutzen (mangelnder Zugriff auf internes Expertenwissen). Erfolg hängt zuerst immer von Mitarbeitern ab: diesen ist wichtig, dass sie sich ernst genommen und gerecht behandelt fühlen. Als Mitarbeiter sind sie dann motivierter, engagierter und fester in das Unternehmen eingebunden. Sie fühlen sich auch für den Erfolg verantwortlich.

 

Nicht alles super im digitalen Kapitalismus: Digitalisierung betrifft auch Wissensarbeiter - der IQ ein zuverlässiger Erfolgsfaktor? Die Propagandisten der neuen digitalen Welt stilisieren ihre Geschäftsmodelle als Überwindung einer „alten Industrie“ mit angeblich überkommenen Strukturen und Denkweisen. In einer digitalen Utopie werden allseitiger Komfort, selbstbestimmtes Leben und steigender Wohlstand durch die Vernetzung von Menschen und Dingen in den schönsten Farben gemalt: die Digitalisierung und Vernetzung bewirkt ungeahnte Produktivitätssteigerungen und Wachstumsschübe wie einst die Dampfmaschine, die Elektrotechnik oder das Fließband. Der ökonomische Kern dieser schönen Zukunftswelt sieht manchmal etwas anders aus: bereits bestehende Konsummärkte werden von Handelsplattformen okkupiert, d.h. nicht nur die Rationalisierung der Produktion sondern die Rationalisierung des Konsums bestimmen die Musik. Die Instrumente hierfür sind Internethandel, personalisierte Werbung, Suchmaschinen, digitale Bezahlsysteme oder Bestell-Apps. Der alles überdeckende Leitgedanke: wer permanenter Werbung ausgesetzt wird, wer immer und überall bestellen kann, kauft mehr und öfter (als wenn er an feste Zeiten und Orte gebunden wäre). Das Ziel: Schaffung von Handelsmonopolen durch Plattformen (ohne die Kunden ansonsten nicht zu den von ihnen gewünschten Produkten gelangen können) als Schlüssel zu Profiten.

 

Dabei ist allerdings nicht ausgemacht, dass neue Distributionskanäle wirklich auch neue Nachfrage schaffen. Offensichtlich ist zunächst nur, dass alte Kanäle kannibalisiert werden (Verdrängung des Einzelhandels). Und auch der Arbeitsalltag der in diesem...

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