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Verstecken gilt nicht

Wie man als Schüchterner die Welt erobert - Von der Autorin des Blogs 'Vanilla Mind'

AutorMelina Royer
VerlagKailash
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783641214067
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Unsicher, verängstigt und von Selbstzweifeln geplagt - Melina Royer empfindet sich lange als schüchternsten Menschen auf dem Planeten. Bis sie eines Tages beschließt, sich nicht länger von ihrem Problem blockieren zu lassen, und sich eine Gegenstrategie verordnet: Raus dem Schattendasein, rein ins Leben. Sie beginnt auf Menschen zuzugehen, gründet ihren eigenen Blog zum Thema Selbstvertrauen, kündigt ihren ungeliebten Job, spricht öffentlich über ihre Schüchternheit. Stück für Stück kämpft sie sich aus ihrem Kokon hervor. Melina Royers Erfahrung: Wir müssen es nicht hinnehmen, dass unsere Ängste uns beherrschen. Es nicht versucht zu haben, tut viel mehr weh als zu scheitern.



Melina Royer war einige Jahre lang in einem Verlag angestellt, ehe sie zusammen mit ihrem Mann eine Agentur für Strategie und visuelle Kommunikation gründete. Seitdem arbeitet sie als Creative Director für namhafte Firmen. Nebenher entwickelte sie im Jahr 2014 ihren Blog Vanilla Mind, eine Plattform für Frauen, die ihr Selbstbewusstsein stärken wollen und sich für Achtsamkeit, Produktivität und Selbstständigkeit interessieren. Als Expertin zum Thema Schüchternheit gibt sie regelmäßig Interviews und verfasst Artikel für Zeitschriften und Online-Magazine. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in Lübeck.

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Leseprobe

Welches Bild haben viele Menschen von uns Schüchternen?

»IN DEN MÄRCHEN DER GEBRÜDER GRIMM KONNTEN FRAUEN VIELLEICHT NOCH MIT SCHÜCHTERNHEIT PUNKTEN, UND DORT WURDEN DIE LIEBEN, NETTEN UND ZURÜCKHALTENDEN MÄDCHEN NOCH VOM KÖNIGSSOHN AUF SEIN SCHLOSS GEFÜHRT UND GEEHELICHT. DIE HEUTIGEN VERFILMUNGEN DER MÄRCHEN WURDEN UNSERER ZEIT BEREITS ANGEPASST. DA WIRFT ASCHENPUTTEL DEN PRINZEN SCHON MAL VOM PFERD UND SAGT IHM ANSTÄNDIG DIE MEINUNG, WORAUF ER SICH DANN UNSTERBLICH IN SIE VERLIEBT. ANSTATT DER SCHÜCHTERNEN UND FLEISSIGEN GOLDMARIE WÜRDE DER MANN VON HEUTE SICH EHER FÜR DIE RAFFINIERTE UND MIT ALLEN WASSERN GEWASCHENE PECHMARIE ENTSCHEIDEN […]«

Das ist es also, ja? Schüchtern ist gleichbedeutend mit lieb und nett, aber total langweilig, farblos und prüde. Na, danke auch! Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass der Verfasser dieses Zitats nicht wusste, was Schüchternheit ist. Aber dennoch verdeutlicht es sehr gut, mit welchen Fehleinschätzungen wir Schüchternen uns täglich herumschlagen müssen. Die scheue Hülle täuscht unser Umfeld stets darüber hinweg, was für spannende Persönlichkeiten sich dahinter verbergen. Das ist schon frustrierend. Aber noch schlimmer ist: Wir sind sogar selbst dran schuld.

Oben genanntes Zitat fand ich übrigens bei meinen Buchrecherchen in einem Forenthread der Partnervermittlung Elite Partner. Das Durchlesen der ganzen Kommentare war Eins-a-Unterhaltung, und ich lernte dabei einen spannenden Querschnitt vielfältigster Persönlichkeiten kennen. Wie Menschen das Attribut »schüchtern« einsetzen, ist extrem vielschichtig. Von der grauen Maus, die verängstigt in der Ecke sitzt, bis zur arroganten Eisprinzessin – alles war dabei, und alle diese Bezeichnungen habe ich auch schon selbst über mich gehört.

WAS BEDEUTET ES, SCHÜCHTERN ZU SEIN?

Von Schüchternheit kann man sprechen, wenn jemand sehr zurückhaltend ist, in der Öffentlichkeit kaum redet (wobei Öffentlichkeit bei mir mitunter auch bedeuten konnte, dass nur zwei weitere Personen anwesend sind), Probleme beim Knüpfen von Kontakten hat und sich in vielen Situationen sehr gehemmt und unsicher verhält. Schüchternen Personen fällt es oftmals schwer, sich anderen zu öffnen oder ihrem Gesprächspartner überhaupt nur in die Augen zu schauen.

Schüchternheit kann sich unterschiedlich äußern: Bei manchen Menschen tritt sie nur in ganz bestimmten Situationen auf, z. B. wenn sie vor vielen Menschen ihre Meinung äußern sollen. Bei anderen wiederum zeigt sich eine generelle Schüchternheit, die dafür sorgt, dass sie sich in beinahe jeder sozialen Umgebung furchtbar unsicher und ängstlich fühlen. Guess what! Ich gehörte natürlich zu den Letzteren.

Bei mir ging es so weit, dass ich sogar zu Hause sämtliche Türen schloss, damit man mich auf gar keinen Fall beim Arbeiten beobachten konnte. Und schon gar nicht beim Telefonieren! Das stellte mich vor größte emotionale Abgründe. Ich hatte solche Angst, mich zu versprechen, dass ich mir die irrsinnigsten Ausreden ausdachte, nur um nicht telefonieren zu müssen. Vollkommen klar, dass die Erfindung von SMS und WhatsApp meine Rettung war. Aber dummerweise sorgen geschriebene Botschaften sehr oft für Missverständnisse, sodass ich mich wohl oder übel doch ans Telefonieren gewöhnen musste.

Auch sehr witzig war mal eine Erfahrung bei der Post. Ich musste für die Eröffnung eines Kontos das Postident-Verfahren durchführen und rannte mit meinem Ausweis zur Post. Was dann geschah, war der absolute Horror für mich: Das blöde Identifizierungsverfahren dauerte so lange (aka 5 Minuten, die sich aber wie 50 anfühlten), dass sich hinter mir eine Schlange aus genervten Kunden bildete. Ich dachte echt, die fressen mich gleich. Jede Sekunde spürte ich, wie mein Kopf immer röter und röter wurde.

STÄNDIGER RÜCKZUG IN DIE KOMFORTZONE

Die Komfortzone steht für das Umfeld, in dem wir uns sicher und geborgen fühlen. In dem wir ganz wir selbst sind. Je kleiner und enger meine eigene Komfortzone ist, desto schüchterner bin ich. Du ahnst es vielleicht schon: Meine Komfortzone war am Anfang ziemlich niedlich. Ich habe mich nur zu Hause und innerhalb des engsten Familienkreises wirklich wohl und verstanden gefühlt. Einzukaufen oder – ganz schlimm – auf Partys zu gehen, jagte mir eine Heidenangst ein. Interessanterweise war ich allein sogar oftmals noch mutiger als in Gesellschaft, da wusste ich wenigstens, dass mir keiner meine Bürde abnehmen würde. Und eigentlich war ich auch immer ein sehr freiheitsliebender, eigenständiger Mensch. Nur hat mich wirklich fast alles verunsichert. Bei jedem Schritt hatte ich das Gefühl, mich in einem Porzellanladen zu bewegen – eine falsche Drehung und mein Hinterteil erwischt das teure Meissener Tafelservice.

Bei den Kollegen und Freunden wirkte alles so einfach und unbeschwert, während für mich schon jedes Telefonat mit einem Kunden oder Zahnarzt/Friseur/Kundenservice (setz hier jede beliebige Variable ein) einer emotionalen Achterbahnfahrt glich. Kennst du das auch? Deine Kollegen fragen dich zum Beispiel, ob du noch eine Pizza mit ihnen essen gehen willst, und du freust dich wahnsinnig über diese Aufmerksamkeit. Aber was machst du? Du lehnst dann doch lieber ab. Ist doch ganz klar: Du weißt schließlich gar nicht, wie du dich verhalten sollst. Viel zu viele unbekannte Faktoren! »Was muss ich denn da sagen? Ich kann doch gar keinen Small Talk führen.«, »Was ist, wenn die mich komisch finden?« Also holst du dir eine Pizza vom Lieblingsitaliener und setzt dich allein auf deine Couch, statt den Abend mit den Kollegen zu genießen. Ach ja: Du bestellst deine Pizza natürlich immer und ausschließlich online. Damit du mit niemandem sprechen musst, versteht sich.

Tja, so viel zum Thema Komfortzone. Diese Beispiele sind natürlich frei erfunden, und Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen oder Situationen sind rein zufällig. Ähm. Nicht, dass ich so etwas jemals selbst erlebt hätte...

Und weil diese Komfortzone bei allen Menschen so unterschiedlich ausfällt, ist Schüchternheit ein sehr schwammiger Begriff. Jeder interpretiert dieses Wort für sich persönlich anders. Spreche ich über meine eigene Schüchternheit, meine ich damit eine Ansammlung sozialer Ängste, die ich überwinden muss, um Zugang zu meinem Umfeld zu erhalten. Schüchternheit kann nämlich in der Tat als eine Art Oberbegriff viele Ängste umfassen, die unter einem gemeinsamen Dach leben. Welche das sein können, erkläre ich gleich ausführlicher.

»ENTSCHULDIGUNG, KÖNNEN SIE MIR SAGEN, WO ICH DIE EIER FINDE?«

Erfahrungsbericht von Coralie

Endlich war es so weit: Meine erste eigene Wohnung! Nach dem ganzen Umzugsstress, als alle Möbel standen und die Elektrogeräte angeschlossen waren, musste auch der Kühlschrank gefüllt werden. Der erste Einkauf in der neuen Umgebung stellte sich dann jedoch als komplizierter heraus, als ich es mir eigentlich vorgestellt hatte.

Also rein in das Getümmel und los geht’s! Punkt für Punkt hakte ich mental meine Einkaufsliste ab. Was brauchte ich noch fürs Sonntagsfrühstück? Eier! Okay, wo sind hier die Eier eingeordnet? Bei den Nudeln? An der Kühltheke? Nichts... Wo könnten diese blöden Eier noch untergebracht sein? Also noch einmal zum Anfang und Gang für Gang aufmerksam durchkämmen. NICHTS! Das darf doch wohl nicht wahr sein! Ich werde nicht auf mein Frühstücksei verzichten. Also gut, noch einmal überlegen und sich aufmerksam im Laden umschauen. Da! Eine Frau mit einer Eierschachtel unterm Arm. So und schon geht das Für und Wider im Kopf eines schüchternen Menschen los. Wie wichtig sind mir die Eier? Soll ich die Frau einfach ansprechen? Vielleicht ist sie unfreundlich. Vielleicht aber auch ganz nett. Wie soll ich sie denn ansprechen? Wie wäre es mit: »Wo haben Sie denn die Eier her?« Findet sie das dann lustig oder hält sie mich vielleicht für dumm? Ich überlegte mir, wie ich reagieren würde, wenn mir jemand diese Frage stellen würde. Ich schmunzelte, denn ich fände es eher lustig. Aber genau diese eine Frau wird mich höchst wahrscheinlich zerstückeln und zum Abendessen verspeisen. In der Zeit, in der ich die Wichtigkeit meines Frühstückeis infrage stellte, näherte sich die Frau mit den heiß begehrten Eiern der Kasse. Also: Jetzt oder nie! Überwinde ich meinen Schweinehund und gehe auf die Frau zu oder bleibe ich in meinem Schneckenhaus für alle Zeiten???

Man glaubt es kaum, aber für einen schüchternen Menschen sind solche Alltagssituationen teilweise schon eine echte Hürde. Ich meine, wer verlässt schon gerne seine Komfortzone? Da ist es doch so schön warm und vertraut. Aber ein schlauer Mensch sagte einmal: »Das richtige Leben beginnt außerhalb der Komfortzone.« Und nun war ich im richtigen Leben angelangt. Ich hatte meine erste eigene Wohnung und musste Verantwortung für mich selbst übernehmen.

Was ist denn schon ein Sonntagsfrühstück ohne Frühstücksei? Ich atmete einmal tief durch und marschierte auf die Frau mit der Eierschachtel zu. »Entschuldigung, können Sie mir sagen, wo ich die Eier finde?« Sie lächelte mich an und zeigte neben dem Gemüse auf eine Kiste, in der sich mein heiß ersehntes und zugleich auch noch hart erarbeitetes Frühstücksei befand. »Vielen Dank!«, ich drehte mich um, lächelte und tätschelte mir gedanklich selbst die Schulter. Gleichzeitig fragte ich mich, wie man dreimal an dieser Kiste vorbeilaufen konnte. Das war einfach wieder so typisch! Auch wenn es nur eine banale Situation war ... Ich hatte zumindest für einen Moment meine...

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