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E-Book

Vertrauen entscheidet

Die vergessene Basis der Führung

AutorAntje Heimsoeth
VerlagHaufe Verlag
Erscheinungsjahr2019
ReiheHaufe Fachbuch 
Seitenanzahl248 Seiten
ISBN9783648128930
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis28,99 EUR
Der Kern von Erfolg im Unternehmen und am Markt ist Vertrauen. Unsere Welt und unser Leben wird immer komplexer, transparenter, schneller, vernetzter. Deshalb ist es für die Karriere wichtiger denn je Vertrauen in sich selbst und in andere zu haben und sich selbst etwas zuzutrauen! Vertrauen ist die Basis dafür, dass Unternehmen agil werden und wirken können. Das gelingt nur, wenn Führungskräfte bereit sind, Verantwortung abzugeben - Vertrauen in die Mitarbeiter vorausgesetzt. Und Mitarbeiter bereit sind, Verantwortung zu übernehmen - das setzt Vertrauen in die Führungskraft voraus. Wie diese positive Spirale in Gang kommt, darüber soll das Buch Auskunft geben. Inhalte: - Warum eigentlich Vertrauen? - Grenzen des Vertrauens - Vertrauen führt - aber welche Führung führt zu Vertrauen? - SelbstVERTRAUEN - mental stark sein - Vertrauensbildung, Vertrauen aufbauen - Vertrauen durch Dankbarkeit stärken - Vertrauen und Wertschätzung

Antje Heimsoeth, Jahrgang 1964, gründete 2003 als Vermessungsingenieurin ihr eigenes Unternehmen - Heimsoeth Academy. Sie gehört zu den bekanntesten Mental Coaches und ist eine der gefragtesten Vortragsrednerinnen in Deutschland. Sie stand auf einem der berühmtesten roten Teppiche dieser Welt: Dem von TED Conferences. Die mehrfach ausgezeichnete Keynote-Speakerin ('Vortragsrednerin des Jahres' 2014 und 2021) gilt bei Managern und Medien als 'renommierteste Motivationstrainerin Deutschlands' (FOCUS). Ende 2019 wurde sie zum Senat der Wirtschaft berufen.

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Leseprobe

2 Interview mit Bodo Janssen, Unternehmer


»Als Unternehmer möchte ich dazu beitragen, dass Mitarbeiter die Freiheit haben, das zu leben, was ihnen als Mensch wirklich wichtig ist.«

Es war eine Mitarbeiterbefragung im Jahr 2010, die den Menschen und Unternehmer Bodo Janssen für immer verändern sollte. Die Mitarbeiter verweigerten dem Erben der Upstalsboom-Hotelkette (sein Vater war 2007 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen) nicht nur ihr Vertrauen, sie forderten rigoros einen neuen Chef. Die Vorwürfe der Mitarbeiter an ihn und einen Großteil seiner damaligen Führungskräfte: Man werde ausgenutzt, hätte kein Vertrauen in ihr Tun, Entscheidungen wären nur von Zahlen bestimmt, persönliche Entwicklungsmöglichkeiten nicht gegeben.

Bodo Janssen ist allerdings nicht nur ein prominentes Beispiel für einen Chef, der seinen Mitarbeitern kein Vertrauen schenkte und dafür auch kein Vertrauen erntete, sondern ein Paradebeispiel dafür, dass sich derartige Umstände auch ändern lassen. Vorausgesetzt, der Chef ist bereit dazu, an sich selbst und verkrusteten Strukturen zu arbeiten. Genau das hat Bodo Janssen getan – eineinhalb Jahre im Kloster und darüber hinaus seitdem an jedem einzelnen Tag. Sein Plan zu Beginn: einen führungs- und unternehmenskulturellen Paradigmenwechsel einzuleiten, der es zum Ziel hat, eine authentische Unternehmenskultur zu entwickeln, in der jeder Mitarbeiter im Unternehmen das leben kann, was ihm als Mensch wichtig ist.

Der daraus entstandene Erfolg, der sogenannte Upstalsboom Weg, sucht mittlerweile weltweit seinesgleichen. Beschrieben hat Bodo Janssen diesen Weg in seinem Buch »Die stille Revolution«. »Führen mit Sinn und Menschlichkeit« ist nicht nur der Untertitel, sondern seitdem auch die Passion des Unternehmers. Es geht ihm um Wertschöpfung durch Wertschätzung, Potenzialentfaltung statt Ressourcenausnutzung. Heute ist Bodo Janssen davon überzeugt: »Nur wer sich selbst führen kann, kann auch andere führen« und »Führung ist Dienstleistung, kein Privileg«. Ein guter Grund, den Vorzeige-Unternehmer zum Auftakt meines Buches zu befragen, was es für ihn mit dem Thema Vertrauen auf sich hat:

Mein Name ist Bodo Janssen. Ich bin 1974 geboren und Geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Upstalsboom Hotel + Freizeit GmbH & Co. KG und in diesem versuche ich mit dem Unternehmen und meinem Handeln dazu beizutragen, dass Menschen die Freiheit haben, das zu leben, was ihnen als Mensch wirklich, wirklich wichtig ist. Aufgewachsen bin ich als Sohn einer Unternehmerfamilie, die das Unternehmen Upstalsboom auch gegründet hat. Ich habe mein Abitur mit Ach und Krach gemacht, habe weder eine Ausbildung gemacht noch mein Studium der Betriebswirtschaft und Synologie abgeschlossen, weil mir in jungen Jahren das Leben in Saus und Braus als Fotomodell und Barkeeper richtiger erschien, als mich zum Pflichterfüller degradieren zu lassen. Im Jahr 2004 bin ich dann ins elterliche Unternehmen gegangen, nachdem ich mich schon vier Jahre zuvor selbstständig gemacht hatte. Aus dieser Unabhängigkeit heraus ist dann die Entscheidung entstanden, in das elterliche Unternehmen hineinzuschauen. 2007 ist mein Vater dann mit seinem Flugzeug abgestürzt und ich bin dadurch in die Alleinverantwortung des Unternehmens gekommen. 2010 gab es eine vernichtende Mitarbeiterbefragung, die zum Ausdruck gebracht hat, dass die Mitarbeiter einen anderen Chef brauchen als Bodo Janssen. Daraufhin bin ich ins Kloster gegangen und habe mich mit dem Thema Führung ganz neu beschäftigt. Ich habe ein persönliches Leitbild entwickelt, habe meine Vision von dem Leben entwickelt, wie ich es gerne leben möchte, um mich für das einsetzen zu können, was mir als wirklich sinnvoll erscheint. Und daraus ist dann das entstanden, was viele Menschen heute als den Upstalsboom Weg kennen.

Was verstehe ich unter Vertrauen? Woran denke ich beim Wort Vertrauen?

In Verbindung mit dem Wert Vertrauen entwickeln sich bei mir weitere Substantive wie Sicherheit, Gelassenheit, Ruhe. All die Symptome, die Vertrauen meines Erachtens mit sich bringt. Wenn ich an Vertrauen denke, denke ich vor allem auch an Selbstvertrauen. Denn nur, wenn ich mir selbst vertrauen kann, kann ich auch anderen Menschen vertrauen. Und die Voraussetzung dafür, sich selbst zu vertrauen, ist in allererster Linie, sich selbst wahrzunehmen, sich selbst zu erkennen, zu erkennen, was sind meine Eigenschaften, was sind meine Fähigkeiten, was sind meine Werte, was ist für mich wirklich wesentlich und wofür möchte ich mich einsetzen, damit ich Klarheit darüber habe, worauf ich bei all dem, was ich mir vornehme, bauen kann. Also ist für mich die Grundlage des Selbstvertrauens eine gelingende Beziehung zu sich selbst. Und das wiederum ist eine Voraussetzung für die gelingende Beziehung mit anderen. Dann steckt für mich in dem Wort Vertrauen aber auch das Wort Trauen, sich etwas trauen. Und damit einher geht Mut. Das bedeutet für mich, dass ich einen gewissen Mut brauche, um auf etwas zu vertrauen, was mir nicht bekannt ist. Also geht es bei Vertrauen um ein gutes Maß zwischen einerseits auf das aufzubauen, was mir als Mensch bekannt ist, bei mir selbst oder eben auch bei anderen. Und auf der anderen Seite auch ein gewisser Mut, der mich darauf bauen und trauen lässt, dass das, was ich in mir oder in einem anderen Menschen nur vermuten kann, weil ich es nicht kenne. Dazu führt es, dass wir in eine gelingende Beziehung kommen. Sei es ich mit mir selbst oder ich mit anderen. Und somit ist Vertrauen für mich die Grundlage einer gelingenden Beziehung. Das, worum es, glaube ich, immer häufiger gehen wird. Weil, die Symptome, die wir in der heutigen Gesellschaft erleben, in der Wirtschaft erleben, in der Politik erleben, sind häufig Ausdruck nur gestörter Beziehung.

So gesehen kann ich für mich sagen, dass Vertrauen seine Kraft erhält aus dem Spannungsfeld zwischen Mut auf der einen Seite und Angst auf der anderen Seite. Oder besser nicht Angst, sondern Sicherheitsempfinden. Das eine findet sich wieder in dem Grundbedürfnis des Menschen, wachsen zu wollen, und das andere findet sich wieder in dem Grundbedürfnis des Menschen nach Sicherheit. Und das rechte Maß zwischen dem Streben nach Wachstum, nach Freiheit und dem Bedürfnis nach Verbundenheit und Geborgenheit wäre meine Interpretation nach Liebe. Also ist Vertrauen auch ein Ausdruck von bedingungsloser Liebe. Mir selbst und anderen Menschen gegenüber.

Aus welchen Gründen ist Vertrauen so wichtig?

Ich glaube, dass Vertrauen innerhalb einer Beziehung zu mir selbst oder auch zu anderen Menschen – wie gesagt – Ruhe, Gelassenheit, innere Zufriedenheit, innere Freude erst ermöglicht. Andersherum kann ich die Frage auch beantworten, welche Folgen entstehen durch Misstrauen. Und dann erleben wir sehr schnell, dass durch Misstrauen und ein durch Angst geprägtes Verhalten Bürokratien und Kontrollen entstehen und die Effizienz einer Zusammenarbeit nachhaltig negativ beeinflusst wird. In Deutschland wird das ja ein Stück weit bewusst durch die German Angst, wo die Menschen zum Großteil nicht dazu bereit sind, wirklich Verantwortung übernehmen zu wollen. Und sie versuchen Verantwortung auf irgendwelche Bürokratien und Zertifikate abzuwälzen.

Andersherum bedeutet das wieder, dass Vertrauen in sich und in andere auch überhaupt erst die Grundlage dafür ist, Verantwortung für sich, sein Leben, aber auch für Aufgaben zu übernehmen, die ich annehme. Und so gesehen habe ich schon das Gefühl, dass wir in einer Zeit des Vertrauensverlustes leben, aber nicht erst jetzt, sondern schon seit den letzten 150 Jahren. In denen durch so etwas wie den Dreißigjährigen Krieg, den Ersten Weltkrieg oder Zweiten Weltkrieg ein Grundvertrauen verloren gegangen ist, aufgrund der Systeme, in denen wir uns bewegen.

Und ich glaube auch, dass das grundsätzliche System der Pyramide, das heißt, das der Leistungsgesellschaft, beste Voraussetzungen dafür geschaffen hat, dass Vertrauen verloren geht. In dieser Art von Systemen, in der wir in den letzten 10.000 Jahren groß geworden sind, und die Hierarchie und Pyramide gibt es, seitdem der Mensch das Tier domestiziert hat, zählt in allererster Linie der Vorteil des Einzelnen. Der Versuch durch des sich persönlichen Stärkens Vorteile zu verschaffen, um in der Pyramide, neudeutsch Karriere, weiter nach oben zu kommen. Das bedeutet, dass wir nach wie vor sehr häufig Menschen begegnen, die uns deshalb nicht vertrauen, weil sie uns unterstellen, dass das, was wir tun, und das, was wir dem Menschen entgegenbringen, nur dazu dient, selbst einen Vorteil zu bekommen, um in der Pyramide weiter hoch zu gehen.

Je geringer das Vertrauen, …

… umso weniger ist es möglich, eine gute Gemeinschaft zu entwickeln. Der Preis von sinkendem Vertrauen ist: steigende Komplexität, größere Hektik, mehr Egoismus, mehr Konsum, mehr Müll. Je größer das Vertrauen, umso mehr Gelassenheit entsteht zu sich selbst und anderen. Die Folge ist: innere Zufriedenheit, innere Freiheit, innere Freude, innere Gelassenheit, und auch innerhalb einer Gemeinschaft, einer Arbeitsgemeinschaft, eines...

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