Essay aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Soziologie - Arbeit, Beruf, Ausbildung, Organisation, Note: 1,0, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Soziologie), Veranstaltung: Soziologie des Managements, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Frage nach der Rolle und Bedeutung von Vertrauen in ökonomischen Prozessen ist eine ist eine der wichtigsten im Kontext einer Suche nach einem neuen Selbstverständnis des betrieblichen Managements. Diese Suche ist notwendig geworden durch veränderte Marktbedingungen, wachsenden Konkurrenzdruck und immer schnellere Informations- und Kommunikationsstrukturen. Obwohl die große Bedeutung von Vertrauen seit langem in der Wirtschaft unbestritten ist, wird Vertrauen oft nur zu einem funktionalen Aspekt in Geschäftsbeziehungen und Produktion( als kostensenkender Effekt) oder als bloß rationales Kalkül zur effizienten Gewinnsteigerung ('vertraut der Kunde/Partner, dann kauft er auch mehr') verkürzt. Dieser verengten Perspektive lässt sich sowohl eine tiefergehende Untersuchung der konstitutiven Rolle von Vertrauen für ökonomische Prozesse überhaupt als auch eine kritische Darstellung des Verhältnisses von Vertrauen zu Kontrollmechanismen des Managements entgegen setzen. Aufgabe dieses Essays soll es sein, über diese beiden Problemfelder einen skizzenartigen Überblick zu liefern und eine bestimmte Umgangsweise im Bezug auf Vertrauen vorzuschlagen.
In einem ersten Schritt soll ein bestimmtes Verständnis von Vertrauen entwickelt werden (I). Hierzu werden verschiedene Erklärungsansätze dargestellt und ihre Implikationen für den Vertrauensbegriff in seiner Verwendung im ökonomischen Kontext näher betrachtet. Ausgehend von der Frage nach der Bedeutung von Vertrauen in diesem gesellschaftlichen Teilsystem werden anschließend die Grundlagen unter den Aspekten 'Existenz eines Risikos' und 'gemeinsames Interesse' herausgearbeitet (II). Dabei wird sowohl der strukturationstheoretische Ansatz als auch das Problem der doppelten Kontingenz eine zentrale Rolle einnehmen. In einem nächsten Schritt soll versucht werden, die gewonnenen Einsichten über Vertrauen in ein kritisches Verhältnis zur Tendenz der Handlungskoordinierung über Kontrollmechanismen zu setzen (III). Hier steht insbesondere die konstitutive Rolle von personenbezogenem Vertrauen und Systemvertrauen angesichts der Grenzen von Kontrollmöglichkeiten im Mittelpunkt. Abschließend soll Vertrauen als eine reale Alternative zur Kontrolle vorgestellt und auf die Gestaltung einer zukünftig komplexeren Führung durch das Management bezogen werden (IV). Da Vertrauen durch Kontrolle nur komplementär ergänzt werden kann, ist hier ein Prozess von der bisherigen wirtschaftstheoretischen Fokussierung auf Kontrollmechanismen hin zu einer breiteren Vertrauensbildung im praktischen Umgang notwendig und sinnvoll.
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