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Vietnam - VISTA POINT Reiseführer A bis Z

Reiseführer

AutorThomas Barkemeier
VerlagVista Point Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl280 Seiten
ISBN9783957335852
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Nach Einleitung und Chronik erfahren Sie alles Wissenswerte über die einzelnen Regionen und deren landschaftliche, kulturelle und historische Besonderheiten. Unter >>Service & Tipps<< finden sich zu jedem Ort Adressen und Öffnungszeiten von Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Bars, Geschäften und Märkten sowie Anregungen für erlebnisreiche Aktivitäten. Eine Route entlang der wichtigsten Sehenswürdigkeiten führt in überschaubaren Tagesetappen durch das lang gezogene Land. Es folgen das Kapitel Unterkünfte und der Service von A bis Z mit allen wichtigen Informationen von Anreise bis Zoll und einem Sprachführer mit Glossar für spezielle vietnamesische Begriffe.

Thomas Barkemeier ist seit seiner Jugend ein >>Wanderer zwischen den Welten<<. Seit über 30 Jahren reist er zwischen Europa, Asien und Amerika hin und her. Reisen und Schreiben sind seither seine Passionen, die er als Reisebuchautor und Studienreiseleiter zu seinem Beruf gemacht hat. Vietnam besuchte er das erste Mal vor 30 Jahren, seitdem hat er den rasanten Wandlungsprozess des Landes hautnah mitverfolgt. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Victoria, im äußersten Südwesten Kanadas.

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Leseprobe

Welcome Vietnam

WELCOME VIETNAM
EIN LAND AUF DER ÜBERHOLSPUR


Mobilität in Ho-Chi-Minh-Stadt

Good Morning Vietnam? Diese über viele Jahre gebräuchliche Begrüßung ist längst überholt. Das Land hat die Morgenmüdigkeit abgelegt, Krieg und Sozialismus hinter sich gelassen und ist von der Nebenstraße eines rückständigen Agrarstaates auf die Autobahn jener asiatischen Tigerstaaten eingebogen, die Asien zum Wachstumsmotor der Weltwirtschaft haben aufsteigen lassen.

Allein die Tatsache, dass sich Vietnam innerhalb weniger Jahre vom Reisimporteur zum größten Reisexporteur der Erde mauserte, verdeutlicht, welche Kräfte durch die Mitte der 1980er Jahre unter dem Namen Doi Moi (Neues Denken) eingeläutete Öffnungspolitik freigesetzt wurden. Dennoch überrascht das rasante Tempo, mit dem sich das Land vom verarmten und isolierten Schmuddelkind Asiens zum hofierten Günstling der internationalen Wirtschaft und Diplomatie gemausert hat.

Nicht kommunistische Spruchbänder und Soldateska prägen das Straßenbild, sondern ein Heer neuester Motorräder und Reklameschilder westlicher Firmen. Die ausländischen Geschäftsleute werden mit einem freundlichen Lächeln und einem der liberalsten Investitionsgesetze empfangen. Hammer und Meißel und nicht Hammer und Sichel bestimmen die Zukunft des Landes, was die modernen Hochhäuser belegen, die wie Pilze aus dem Boden schießen.

Der »Herabsteigende Drachen« (Ha Long) ist das Symboltier der hölzernen Dschunken in der Halong-Bucht

Jährliche Wachstumsraten von bis zu zehn Prozent, eine vergleichsweise niedrige Inflationsrate, ein Heer billiger, disziplinierter und zudem gut ausgebildeter Arbeitsuchender sowie 91 Millionen Einwohner, von denen 25 Prozent unter 15 Jahre alt und konsumorientiert sind, haben Vietnam zu einem der vielversprechendsten Märkte Asiens aufsteigen lassen.

Ganz Vietnam scheint sich auf der Überhohlspur zu befinden, will endlich den Wohlstand spüren, den man ihm Jahrzehnte verwehrte. Von den Millionen Motorradfahrern, die sich jeden Morgen und Abend durch die Straßen Hanois, Da Nangs, Haiphongs oder Saigons quälen, haben viele noch vor wenigen Jahren ein eigenes Fahrrad als Symbol für Wohlstand gesehen, inzwischen überwiegt der Traum vom eigenen Pkw.

Auf der Überholspur wird nur selten in den Rückspiegel geschaut. Man hat entweder keine Zeit oder es interessiert einen nicht – für die Vietnamesen gilt beides. Vor allem die über 60 Prozent der nach dem Ende des Vietnamkrieges Geborenen, die den Krieg nur aus den Schulbüchern kennen, interessieren sich nicht mehr für den antikolonialen Abwehrkampf gegen Franzosen und Amerikaner, sondern richten ihren Blick nach vorn. Der Vietnamkrieg scheint weit mehr in den Köpfen der Ausländer als der Vietnamesen selbst präsent. Haben die meisten Reisenden Vietnam-Klassiker wie Graham Greenes »Der stille Amerikaner« oder Peter Scholl-Latours »Der Tod im Reisfeld« im Handgepäck, fragen sich die vielen Vietnamesen verwundert, ob man im Westen denn immer noch nicht mitbekommen habe, dass der Krieg längst vorbei sei.

Gemeinschaftsarbeit: Fischfang am Strand zwischen Phan Thiet und Mui Ne an der Südlichen Zentralküste

Im Übrigen verweisen sie zu Recht darauf, dass es sich beim Vietnamkrieg nur um einen sehr kleinen Abschnitt der über 2000-jährigen Geschichte des Landes handelt. Wesentlich bedeutender und tiefgreifender war der Einfluss des großen Nachbarn aus dem Norden – von China.

Pragmatismus und Gemeinschaftssinn
Kaum mehr als ein Jahrhundert nach dem ersten nachweisbaren Kaiserreich auf vietnamesischem Boden wurden die Vietnamesen im Jahr 111 vor Christus zu einem Protektorat der Chinesen. Während der folgenden über 1000-jährigen Fremdherrschaft unterzog man sie einer radikalen Sinisierung. Bis heute sind die Vietnamesen durch die aus China importierten Wertvorstellungen geprägt, in erster Linie vom Konfuzianismus.

Speziell der Norden mit dem Delta des Roten Flusses bildete bis zum Ende des ersten Jahrtausends das alleinige Siedlungsgebiet der Vietnamesen. Seine Bewohner gelten als besonders diszipliniert, fleißig, ehrlich, gehorsam und konservativ: Alles Eigenschaften, die für den Konfuzianismus typisch sind und die den Vietnamesen den Beinamen »Die Preußen Südostasiens« eingetragen haben.

Hue – die alte Kaiserstadt

Ihr eigener Realitätssinn spiegelt sich auch in der äußerst pragmatischen Einstellung zur Religion. Synkretismus in Reinkultur, also die Vermischung und Verschmelzung unterschiedlicher Glaubensvorstellungen, kennzeichnet das Leben in Vietnam. In einer vietnamesischen Pagode finden buddhistische, daoistische, konfuzianistische und hinduistische Götterfiguren problemlos nebeneinander Platz. Je mehr Heilige dem Gläubigen zur Verfügung stehen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, sich mit seinen Wünschen und Sorgen Gehör zu ver- schaffen. Die entlang den Straßen, auf Passhöhen und neben Häusern aufgestellten Geisterhäuschen verdeutlichen, welche große Rolle neben all den Hochreligionen der Animismus bis heute spielt. Bei allem Pragmatismus sind die Vietnamesen äußerst religiöse Menschen, doch wurden die einzelnen Glaubensvorstellungen im Laufe der Jahrhunderte derart eng miteinander verwoben, dass sich keine klare Einordnung mehr ziehen lässt.

Bronzegefäße für Räucherstäbchen in der Thien-Hau-Pagode in Ho-Chi-Minh-Stadt

Was alle Vietnamesen eint, egal welcher Religionsgemeinschaft sie am nächsten stehen, ist der Ahnenkult. Nach vietnamesischer Vorstellung nehmen die Seelen verstorbener Angehöriger weiter am Familienleben teil und haben großen Einfluss auf das tägliche Leben. Bei Opfergaben an dem immer im Hauptraum des Hauses stehendem Ahnenaltar gehört der mündliche Austausch mit den Vorfahren zur Selbstverständlichkeit. Dabei teilt man den Ahnen die neuesten Ereignisse mit und bittet vor schwierigen Entscheidungen um Rat und Beistand. Die Versammlung vor dem Ahnenaltar ist auch fester Bestandteil der Rituale an Todes- und Feiertagen, über deren korrekte Durchführung der älteste Sohn wacht. Dies ist eine höchst verantwortungsvolle Aufgabe, denn bei einer fehlerhaften Durchführung der Totenrituale irrt die Seele des Verstorbenen heimatlos umher und wird ein qui, ein böser Geist.

Der Glaube, dass jeder Einzelne wie durch ein unsichtbares Band mit seinen Vorfahren und den nachfolgenden Generationen verbunden ist, bildet den Grundpfeiler der vietnamesischen Gesellschaft.

Die Häuser der Vietnamesen besitzen auch heute noch kleine Hausaltäre, an denen der Ahnen gedacht wird

Im krassen Gegensatz zum westlichen Individualitätsprinzip zählt das »Alleinsein« für einen Vietnamesen zu den schlimmsten Vorstellungen überhaupt. Das unerschütterliche Wissen, dass der Einzelne selbst in den schwierigsten Situationen um den Beistand seiner Ahnen und Verwandten weiß, schweißt nicht nur die einzelnen Familien, sondern letztlich die gesamte Nation zusammen. Hierin liegt auch der Grund dafür, warum es den Vietnamesen über zwei Jahrtausende immer wieder gelungen ist, scheinbar übermächtige Gegner zu besiegen. Die von US-amerikanischen Soldaten mit Verwunderung und Verwirrung zugleich beobachtete Opferbereitschaft der Vietnamesen basierte auf diesem persönlichen, ja geradezu familiären Bezug der Soldaten zu ihrem Staat.

Die Skyline von Downtown Ho-Chi-Minh-Stadt am Saigon-Fluss

Das Land der Tragestange
Die Zergliederung des Landes in drei geografisch, klimatisch, ethnisch und kulturell sehr unterschiedliche Landesteile ist eines der Hauptprobleme Vietnams. Aufgrund seiner extrem langen, schmalen und geschwungenen Form, die an ein gezogenes S erinnert, wird Vietnam auch mit der allgegenwärtigen Tragestange verglichen, an deren Ende zwei Reiskörbe hängen. Bei einer Nord-Süd-Ausdehnung von fast 1700 Kilometern misst Vietnam an seiner engsten Stelle noch nicht einmal 50 Kilometer.

Schon die Franzosen nahmen die Dreiteilung des Landes auf, indem sie ihre Kolonie in die Regionen Tonkin (Norden), Annam (Zentrum) und Cochinchina (Süden) unterteilten. So scheint dem Land die für seine gesamte Geschichte so signifikante Zergliederung gleichsam auf den Leib geschneidert. Tatsächlich geht die Teilung des Landes in zwei eigenständige Staaten Nord- und Südvietnam bereits auf das Ende des 17. Jahrhunderts zurück und ist nicht erst durch den Vietnamkrieg entstanden.

Frau des Roten Zao-Stammes aus der Gegend um Sapa im Norden Vietnams

Selbst klimatisch ist die markante Teilung des Landes konkret erfahrbar. Wer etwa im Februar nach Vietnam kommt, wird sich in Hanoi angesichts des grauen Nieselregens und von Temperaturen unter 20 Grad Celsius mit einem Regenschirm und Pullover ausrüsten müssen. In Hue kann man dagegen den Regenschirm zu Hause lassen. Dafür dürfte ein langes Hemd bei den ersten Frühlingsstrahlen und Temperaturen um die 24 Grad Celsius gerade angemessen sein. In Saigon leistet einem der Schirm dann wieder gute Dienste, muss man sich hier doch vor der sengenden Sonne schützen, die die Temperaturen auf bis zu 35 Grad Celsius ansteigen lässt.

So verwundert es kaum, dass die über Jahrhunderte gewachsenen Animositäten zwischen den drei Landesteilen, und besonders zwischen den Nord- und Südvietnamesen, bis...

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