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E-Book

Vom Erleben Gottes

AutorHeinrich Lhotzky
VerlagBookRix
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl168 Seiten
ISBN9783730986172
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis3,99 EUR
Wie findet man Gott? Wie gelangt man ins Himmelreich? Wie bleibt man gesund, wird man glücklich? Dies und vieles mehr beschreibt und erklärt ausführlich und voller Sachkenntnis der Theologe und Publizist Heinrich Lhotzky (1859-1930). In neuer deutscher Rechtschreibung und Korrektur gelesen.

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Leseprobe

2. KAPITEL


Wenn man Kinder ansehen lernt aufs Himmelreich hin, wie hoffnungsfreudig kann man da über ihnen an den Sieg der Menschheit glauben lernen, und wie umgibt uns alle das Himmelreich in unmittelbarer Nähe, unerklärbar und doch fassbar, unsichtbar und doch wirklich! Wer nur den Kindersinn, den demütigen, bekommen und sein Herz bekehren könnte zu den Kindern!

Die schlichte, einfache Art der Kinder, die nichts vorstellen und bedeuten will, die verschafft Himmelreichsrechte. Diese Art ist den Menschen angeboren und ureigen. Wer den eigentlichen Menschen sehen will, muss ihn im Kinde suchen. Geht er im Kinde verloren, so geht das Himmelreich von ihm weg, und wehe dem Menschen, durch den es an einem Kinde verloren geht! Will der gereifte Mensch nach allen bitteren Enttäuschungen der selbsterwählten Größe wieder ins Himmelreich gelangen, muss er Kind werden, neu geboren werden.

Es wäre eine wichtige Frage, die man von jedem Menschen aufwerfen könnte: Wie sieht er auf Kinder, wie stellt er sich zu Kindern, und wie sehen Kinder auf ihn? Gewiss, vor diesen Fragen würde manche Größe sehr klein werden. Es gibt kaum ein besseres Erkennungszeichen für Menschen als ihr Verhalten zu Kindern.

 

Je länger je mehr gewöhnten sich die Menschen, in allem Religiösen nur den blutigsten Ernst zu sehen. Denn das Religiöse war ihnen etwas Jenseitiges, zu dessen eigentlichem Wesen nur der finstere Tod und das Grab hinüberleiteten. Da war Humor ausgeschlossen, beinah lästerlich und frevelhaft.

Natürlich ist's in der Wahrheit ganz anders. Die Menschen gehören als Kinder notwendig zum Vater im Himmel in einer unlöslichen Einheit, an deren Herstellung zu arbeiten das unausgesetzte Streben aller Gottesmänner aller Zeiten ist. Nun möchte ich nur wissen, was ein irdischer Vater sagen würde, wenn seine Kinder unter seinen Augen nur im scheuesten Ernst herumschleichen würden. Nein es gibt keinen Ort, wo man so herzlich lacht und fröhlich ist wie im Vaterhause. Die rechten Menschenkinder wissen sich allewege unter den Augen ihres Vaters im Himmel und wissen sich getragen von seiner Liebe. Sie ist die wahre Quelle ihrer ganzen Harmlosigkeit und Lebensfreude, auch ihres Humors, der am Vater erst richtig aufwacht.

Sagt man »Gott«, »Jehova« und Dergleichen, so ist das schwer verständlich. Die Menschen wollen sich dann Vorstellungen, womöglich gar Erklärungen machen und können doch nicht. Aber »Vater« versteht jeder. Die sichtbare Vorstellung wird weit überragt durch den wesenhaften Kern des unendlich Gütigen, Barmherzigen, Sorgenden und Überlegenden. Gerade so ist's Gottes würdig. Ein Sein, das über eine leicht vorstellbare Persönlichkeit weggeht und uns nicht mehr als Person, sondern als tiefste Wesenheit berührt. Ein Ich, das Liebe ist.

Auf jeder Lebensstufe hat man eine andere Vorstellung vom Vater. Jedes Mal eine vollwertige, ganz ausgefüllte, aber zugleich unausschöpfbare. Solange wir nur Väter haben, umschwebt sie ein eigentümliches Lebensgeheimnis, aus dem heraus uns ein ernstes Wesen, unerklärbar zwar, aber zugleich nicht erklärungsbedürftig, milde anschaut. Wenn wir Väter sind, wird das Geheimnis eher tiefer.

Der Erste, der von Gott als Vater redete mit eigentümlicher Betonung und Ausschließlichkeit, war Jesus. Wir können vom Vater nicht reden, ohne von Jesus zu reden. Ja, wenn die Frage nach dem Wege zum Vater die eigentlich brennende Frage der Menschen ist, so ist die Frage nach Jesus nicht minder brennend.

Er war im Grunde derjenige, der die Beziehung zum Vater gefunden hat. Vorher war's ein Ahnen, bei Jesus wurde es Erlebnis, und wenn man seinen tiefen Frieden, seine Klarheit, seine Siegesgewissheit überdenkt, dann muss man sagen: Er ist der größte Entdecker aller Zeiten gewesen. Er hat etwas gefunden, was sich wirklich lohnte zu finden. Es gibt viele menschliche Errungenschaften, ohne die man allenfalls ebenso gut leben könnte. Aber ohne diese nicht. Dass jemand sich als Kind weiß, das sich nach dem Vater entwickelt und seine letzte Befriedigung im Vater findet, das ist die Lösung aller Rätsel. Darüber jammern ja heute die meisten, dass sie wissen und sich klar sind, dass sie den Kinderglauben nicht haben.

Nun, Glaube oder nicht. Die Hauptsache wäre, dass sie sich selbst als Kinder und Gott als Vater erleben. Auch Jesus ist dadurch erst für uns wichtig, dass seine Entdeckung des menschlichen Wesens uns solche Erlebnisse schafft und ermöglicht. Es liegt uns zunächst nicht so sehr dran, ihn zu bewundern und anzustaunen, sondern durch seinen Weg befähigt zu werden, zu gleichen Zielen zu gelangen.

 

»Gebet.« – Das ist der freie Zugang, den jeder unmittelbar jeden Augenblick zum Vater hat. Kein aufgerecktes Wesen, in das man sich hineingesteigert, kein ödes Hersagen irgendwelcher Formeln, sondern das natürliche Denken, das sich getragen und befruchtet weiß durch die unmittelbare Nähe des Vaters, und mit dem Gedanken: Lieber Vater im Himmel – ohne Weiteres, zu jeder Zeit, an jedem Ort die Verbindung im Geiste herstellte und die führende Vaterhand fester zu fassen wusste, ein Reden, in dem auch der leiseste Zug religiösen Wesens undenkbar ist.

Das Gebet wacht auf, wie im Kinde die Sprache aufwacht. Es genügt vorläufig für viele, wenn der Geist sie vertritt mit unaussprechlichem Seufzen, dann folgt das Stammeln des Gebets, das ungeschickte, das man an einem Kinde aber so unaussprechlich gern hört, das auch der Vater im Himmel zu schätzen weiß, auch wenn's auf die ungeschickteste Art herauskommt, wenn's nur wahr ist; und schließlich wird's die Sprache des Geistes, die selbstständig in die Angelegenheiten des Vaters sprechen zu dürfen gewürdigt wird. Dann will es sehr ernsthaft geübt werden.

Bei Gebeten ist die Hauptsache, nicht dass sie ausgesprochen, sondern erhört werden. Wer aus Mangel an Erhörung aufhört zu beten, ist sicherlich vor Gott viel angenehmer, als wer gedankenlos fortsurrt.

Es mag viel Erdenzeit vergehen, bis man im Himmel so merkwürdige Dinge erlebt, dass Gebete und Almosen eines Menschen bis unmittelbar vor Gott treten dürfen. Solche Gebete und Taten bleiben niemals ohne Antwort. Kein Gebet bleibt ohne Antwort; es darf nur nicht in der Luft stecken bleiben, sondern muss den Lebensmut und die Lebenskraft haben, sich durchzuarbeiten bis in die göttliche Unmittelbarkeit hinein. Sonst fällt das arme Gebet natürlich auf die Erde.

Nicht jedes religiöse Reden dringt wirklich vor das Bewusstsein Gottes. Es muss erst die innere Berührung im Geiste vollzogen sein, ehe menschliche Worte den Eindruck des Betens hervorrufen können. Ehe nicht die Zwischenwand durchbrochen ist, hinter der der Mensch den Vater wirklich findet, kann er ja Gebetsworte machen, wie sie gerade seine Religion ihm vorschreibt oder erlaubt, aber ohne Schaden können sie ebenso gut unterbleiben. Wenn der Anschluss nicht gefunden ist, kommen sie ohnehin nicht bis vor Gott, sondern bleiben unterwegs irgendwo stecken. Was vor Gott kommt, bleibt nicht unbeantwortet.

Wer betet, bedarf nur kurzer Worte, er braucht auch gar keine Worte. Gedanken schreien vor dem Lebendigen oft lauter als Worte. Wer Unmittelbares hat, braucht keine Gebärden und Formen. Er steht immer vor Gott, und seine Geisteskraft im Einklang mit dem Vater vermag alles. Denn Geist regiert die Welt und zwingt den Stoff.

Es gibt ja tatsächlich Leute, die beten, ohne nur irgendwelche Wünsche an Gott zu haben, und Religionen haben ja die sonderbare Lehre: Das Beten nützt unter allen Umständen. Wenn's auch nicht so wird, wie der Beter will, so wird jedenfalls irgendetwas besser, wie man sich nur denken kann. Irgendwo wird man immer erhört, darum bete man nur unverdrossen weiter. Das ist geradeso, wie wenn man jemandem, der an einer Wasserleitung steht, sagen wollte: Drehe nur immerhin den Hahn auf, wenn's auch nicht in dein Gefäß hineinläuft, so wird's doch irgendwo herauslaufen, und dein Tun ist nicht vergeblich. Schade nur, dass er selbst an solcher Leitung nicht erquickt wird.

Aber an Jesu sah man das Unbegreifliche, dass das Beten nicht Erfüllung einer religiösen Pflicht war, sondern dass Riesenkräfte dadurch in Bewegung kamen, bereit, auch den leisesten Wunsch des Beters, auch wenn er nicht einmal in Worte gekleidet war, zu erfüllen, ja, dass bei ihm nicht das Beten, sondern die Erhörung die Hauptsache war und dass diese niemals ausblieb. Man denke sich das einmal in unsere Verhältnisse hinein, um es einigermaßen in seiner Bedeutung zu würdigen. Würde irgendwo bei uns das Gebet solche unfehlbare Wirkungen hervorbringen, so müsste die Polizei darauf aufmerksam werden, denn das würde eine Neuordnung aller Verhältnisse bedeuten. Das religiöse Gebet ist unschädlich. Das kann man staatlich anordnen, und es wirkt staatserhaltend. Das Beten Jesu musste die weitgehendsten und unübersehbare Folgen haben.

Das Allerwunderlichste aber war, dass Jesus das gar nicht als Eigentümlichkeit für sich in Anspruch nahm, sondern in trauten Stunden auch den Seinen, ja, jedermann das Recht zusprach, beten zu dürfen, ebenfalls mit der unfehlbaren Gewissheit der Erhörung ohne irgendwelche Einschränkung, ohne dass etwa das Ausbleiben der Erhörung mit unserem Unverstande und Dergleichen entschuldigt würde; nein,...

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