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Vom Recht auf ein gesundes Kind

Ein Plädoyer für die PID - Präimplantationsdiagnostik

AutorMatthias Bloechle
VerlagIrisiana
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783641065607
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Ein längst überfälliges Debattenbuch zu einem hochemotionalen Thema
Der Frauenarzt Matthias Bloechle zeigte sich 2006 selbst an, weil er an drei Paaren die Präimplantationsdiagnostik (PID) durchgeführt hatte. Bei dem Verfahren werden Embryonen vor ihrer Einpflanzung in den Mutterleib untersucht. Durch seine Selbstanzeige wollte Bloechle juristisch klären, ob die PID gegen das Embryonenschutzgesetz verstößt.

Dr. Matthias Bloechle, geboren 1962 in Heidelberg, studierte Medizin in Marburg und Berlin. Seine Facharztausbildung zum Frauenarzt absolvierte er an der Universitätsklinik Charité, wo er lange Jahre in der Abteilung für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie arbeitete. Gemeinsam mit seiner Frau hat er seit 1999 eine eigene Kinderwunschpraxis in Berlin. 2006 zeigte sich der Arzt zwecks Rechtsklärung selbst an, nachdem er die Präimplantationsdiagnostik erstmals in Deutschland an drei Paaren angewendet hatte. 2010 befand ihn der Bundesgerichtshof für unschuldig. Der Vater von fünf Kindern lebt mit seiner Familie in Berlin.

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Leseprobe
Justiz (S. 50-51)

Sie hatte es gleich gespürt … …

mit ihrem Jungen war etwas nicht in Ordnung. Er trank so schlecht. Er hatte nicht genug Kraft zum Saugen. Am Anfang hatte man sie vertröstet. Das dauert ein paar Tage. Das kommt schon in Gang. Sie soll halt etwas Zuckerlösung zufüttern. Wenn er zunimmt, hat er auch mehr Kraft. Dann hing sein rechter Arm kraftlos an der Seite. Die Ärzte wurden wach. Er wurde genauer untersucht. Diagnose: Morbus Werdnig-Hoffmann. Infantile Spinale Muskelatrophie.

Die Nervenzellen im Rückenmark gehen kaputt. Sie senden keine elektrischen Signale mehr an die Muskeln. Die Muskeln werden schlaff. Nach und nach werden alle Muskeln betroffen sein. Der Junge wird mehr und mehr gelähmt sein. Am Ende auch die Atemmuskulatur. Er wird keine Luft mehr in die Lunge ziehen können. Er wird keinen Sauerstoff mehr bekommen. Er wird ersticken. Langsam. Ganz langsam. Die Ärzte geben dem Jungen maximal zwei Jahre. Es kann aber auch viel schneller gehen. Erst kann er nicht trinken. Sie pumpt die Milch ab. Der Junge hat eine Magensonde. Ein Schlauch, der durch die Nase in den Magen führt.

Da spritzt sie die abgepumpte Milch hinein. Jeden Tag zwischen sechs Uhr morgens und zehn Uhr nachts. Insgesamt sechsmal. Er hat eine Sauerstoffmaske auf dem Gesicht. Die Luft wird mit Sauerstoff angereichert. Damit muss er nicht so tief einatmen. Er soll ausreichend Sauerstoff bekommen, auch wenn er nicht tief atmen kann. Aber es reicht nicht mehr. Sie haben ihr ein Sauerstoffmessgerät mit nach Hause gegeben.

Das ist ein Clip. Er wird an einen Finger gesteckt und misst den Sauerstoffgehalt des Bluts. Es piept, wenn der Sauerstoffgehalt zu niedrig ist. Am Anfang ist sie immer voller Angst an sein Bettchen gerannt. Sie hatte panische Angst, dass er stirbt. Sie hat den Arzt angerufen. Zuletzt hat es ständig gepiept. Da hat sie das Gerät weggestellt. Wozu soll sie es benutzen? Sie kann ja nichts machen. Das Gerät scheint ihr absurd. Das Gerät wäre gut, wenn sie etwas ändern könnte. Aber sie kann nichts machen. Nur zusehen, wie er langsam stirbt. Tag für Tag. Der Junge atmet so schnell. Er kämpft um sein Leben.

Er will Luft. Mehr Luft. Sauerstoff. Aber seine Muskeln sind zu schwach. Er bekommt nicht genug Luft. Er hat blaue Lippen. Der Arzt hat ihr Morphiumtropfen für den Jungen gegeben. Das soll ihm die Todesangst nehmen. Das Erstickungsgefühl. Sie steht neben seinem Bett. Sie lebt seit acht Wochen wie in einem Nebel. Das Leben kann sie nicht mehr fühlen. Es ist alles verschwommen. Hilflosigkeit und Verzweiflung legen sie in Fesseln. Sie möchte kämpfen für ihren Jungen. Aber der Kampf ist aussichtslos, es gibt nichts zu kämpfen. Die Krankheit lässt sich nicht aufhalten. Sie kann nur die Qualen ihres Jungen lindern.

Nicht vermeiden, nur lindern. Sie möchte schreien, doch sie kann nicht. Als hätte man ihr eiserne Reifen um den Körper gelegt. Sie denkt an den eisernen Heinrich aus dem Märchen. Wie gern hätte sie ihrem Jungen später dieses Märchen vom Froschkönig vorgelesen. Er wird es nie hören. Er wird sie nie nach der goldenen Kugel fragen. Warum muss sie hier stehen? Warum stirbt ihr Junge einen solch qualvollen Tod? Warum gerade ihr Junge? Sie hat doch niemandem etwas getan. Der Junge wird jeden Tag schwächer. Seine Lippen sind schon ganz dunkelblau. Er hat zu wenig Sauerstoff im Blut.

Das erkennt sie auch ohne Messgerät. Der Palliativarzt hat ihr gesagt, dass es nicht mehr lange dauern wird. Die Morphiumtropfen machen den Jungen ruhig. Die Atmung ist nicht mehr so schnell. Er bekommt dadurch noch weniger Luft. Aber er soll nicht so sehr leiden. Er soll bitte ohne Leiden von ihr gehen können. Sie fühlt es. Er kann nicht mehr. Sie nimmt ihn aus seinem Bettchen. Sie zieht ihm einen frischen weißen Strampler an. Sie kämmt ihm seine blonden Haare. Sie zieht ihm die Magensonde aus der Nase. Sie nimmt ihm die Sauerstoffmaske ab. Sie setzt sich mit ihm auf den Stuhl neben seinem Bettchen.
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