Das Jahr 2012 ist ein bedeutendes für das internationale Frauenboxen. Denn im Sommer dieses Jahres feiern Amateurboxerinnen ihr olympisches Debüt. Bislang stellte diese Sportart die einzige olympische Disziplin dar, die ausschließlich Männern vorbehalten war. Die von der AIBA (International Amateur Boxing Association) entfachte Diskussion über eine eventuelle Kleiderordnung - Miniröcke statt wie üblich Shorts - spiegelt die Problematik wider, mit der sich Boxerinnen in Ausübung ihres Sports häufig konfrontiert sehen: um das Frauenboxen vermarktbar zu machen, wird von Funktionären auf die Betonung der Weiblichkeit gesetzt. Das Sportliche Können gerät in den Hintergrund. Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist das Frauenboxen in Deutschland. Neben der forschungsleitenden Frage nach der gesellschaftlichen Akzeptanz dieses Sports steht die Frage nach sozialen Aufstiegsmöglichkeiten von Frauen im Boxsport im Fokus. Denn ein sozialer Auf- oder Abstieg, so die These, ist immer auch verbunden mit einer geringeren bzw. höheren Wertschätzung durch die Gesellschaft. Ist also ein Sport, der mit sozialer Akzeptanz zu kämpfen hat (bzw. unlängst noch zu kämpfen hatte), prädestiniert dafür, einen sozialen Aufstieg seiner Akteurinnen zu gewährleisten? Oder besteht in der Ausübung einer Sportart, die landläufig immer noch als Unterschichtensport gilt und die Attribute erfordert, die geschlechtsstereotypisch immer noch als männlich angesehenen werden, für eine Frau nicht viel eher die Gefahr des sozialen Abstiegs? Die Entstehung des professionellen Frauenboxens hierzulande ist erst auf Mitte der 1990er Jahre zu datieren und ist personifiziert durch eine Sportlerin: Regina Halmich. Sie gilt als diejenige, die das Frauenboxen in Deutschland publik gemacht hat. Die Untersuchung der sozialen Aufstiegsmöglichkeiten von Frauen im Boxsport findet daher anhand einer Analyse der Medienberichterstattung über die Boxerin statt. Die Art und Weise, in der über sie berichtet wird, wird dabei als Gradmesser für die gesellschaftliche Wahrnehmung des Frauenboxens in Deutschland geltend gemacht. Die theoretische Fundierung des Forschungsgegenstands der sozialen Mobilität erfolgt anhand des kultursoziologischen Ansatzes Pierre Bourdieus. Die vorliegende Studie leistet einen ersten Einblick in ein Gebiet, dem bisher so gut wie keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde: der gesellschaftlichen Wahrnehmung des Frauenboxens in Deutschland. Es wird ein Überblick über die Geschichte dieses Sports geboten, sein Stellenwert in der Gesellschaft aufgezeigt und untersucht, inwieweit das sportliche Engagement von Boxerinnen soziale Anerkennung erfährt.
Inga-Mareike Frick, Jahrgang 1981, ist in Berlin geboren und aufgewachsen. Sie studierte Soziologie, Sport und BWL an der Universität Hamburg. Die Leidenschaft für das Boxen begleitet die sportbegeisterte Autorin seit ihrem 21. Lebensjahr. Die anhaltende Polarisierung des Frauenboxens in Deutschland motivierte die Diplom-Soziologin, sich mit ihrem Sport auch wissenschaftlich auseinanderzusetzen.
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