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Wahlen und Konjunkturzyklen

AutorGunther Markwardt
VerlagGabler Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl159 Seiten
ISBN9783834999764
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis46,99 EUR
Der Autor überprüft verschiedene politische Konjunkturmodelle unter besonderer Berücksichtigung der Wahlunsicherheit für eine Reihe von OECD-Staaten. Im Mittelpunkt steht dabei die systematische Erhebung von vergleichbaren Wahlumfragedaten und deren plausibler Übertragung in Wahlwahrscheinlichkeiten. Dabei wird zwischen der Wahlausgangs- und der Wahlzeitpunkt-Unsicherheit unterschieden und deren Wirkung auf Arbeitslosigkeit, Inflation und Staatsbudget analysiert.

Dr. Gunther Markwardt hat an der Technischen Universität Dresden Volkswirtschaftslehre studiert und bei Prof. Dr. Marcel Thum im Fach Volkswirtschaftslehre insbesondere Finanzwissenschaft promoviert.

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Leseprobe
"Überblick zur Theorie und Evidenz politischer Konjunkturzyklen (S. 21)

2.1 Der Begriff des politischen Konjunkturzyklus

Unter dem Begriff Konjunktur verstehen Ökonomen die zyklischen Auf- und Abwärtsbewegungen der Wirtschaftstätigkeit um das langfristige Trendwachstum herum. Der vollständige Bewegungsablauf von Aufschwung über Abschwung und deren oberen und unteren Umkehrpunkte wird als Konjunkturzyklus bezeichnet [vgl. Blanchard und Illing (2006)]. Ein durchschnittlicher Konjunkturzyklus weißt eine Länge von sieben bis zwölf Jahren auf.

Es handelt sich somit um ein mittel- bis langfristiges Phänomen.1 Ein politischer Konjunkturzyklus entsteht, wenn demokratisch legitimierte Regierungen motiviert durch Eigeninteressen wirtschaftspolitische Instrumente einsetzen und dabei kurzfristig systematische Schwankungen in der Wirtschaftstätigkeit auszulösen. Bei einem politischen Konjunkturzyklus handelt es sich um ein kurz- bis mittelfristiges Phänomen.

Ein Kernelement bei der modelltheoretischen Erklärung politischer Zyklen ist die Abkehr von der Annahme rein benevolenter Politiker, welche ökonomische Fluktuationen durch geeignete Stabilisierungspolitik ausgleichen und dabei die gesellschaftliche Wohlfahrt verfolgen. Die Vertreter der politischen Konjunkturtheorie gehen stattdessen davon aus, dass Politiker eigennutzorientiert handeln und bewusst Wiederwahl- und/oder Ideologieinteressen verfolgen.

Anthony Downs bemerkt dazu: ""Die Politiker verwenden politische Konzepte und Aktionen einzig und allein als Mittel zur Verfolgung ihrer privaten Ziele (...)"" [Downs (1968), S. 27].

Alle dieser Arbeit zugrunde liegenden politischen Konjunkturerklärungen unterstellen den handelnden Akteuren die bewusste Erzeugung von ökonomischen Schwankungen oder die bewusste Ausnutzung günstiger ökonomischer Bedingungen. Unbewusst erzeugte politische Konjunkturzyklen, wie sie z. B. im Rahmen monetaristischer Konjunkturmodellen beschrieben werden, sind ausdrücklich nicht Gegenstand dieser Arbeit.

Die verschiedenen Erklärungsansätze bewusst erzeugter politischer Konjunkturzyklen können in Abhängigkeit des zugrunde liegenden Handlungsmotivs der Politiker und der Art der Erwartungsbildung grundsätzlich in vier Kategorien unterteilt werden. Modelle in denen das Wiederwahlinteresse im Vordergrund steht werden als opportunistisch bezeichnet.

Verfolgen die handelnden Politiker unabhängig von Wahlen Parteiinteressen, so spricht man von ideologischen oder Partisan-Modellen. Sowohl die Modelle der opportunistischen als auch die der ideologischen Konjunkturzyklen werden nach der Art der Erwartungsbildung in adaptive oder rationale Theorien unterschieden [vgl. dazu z. B. Drazen (2000)].

Zwischen den ""puren"" Kategorien stehen ""gemischte"" Modelle, welche das Wiederwahl- mit dem Ideologieinteresse kombinieren. Scheuerle (1999, S. 3) bezeichnet diese Art von Modellen als ideologisch-opportunistische Konjunkturtheorien. Die Abbildung 2.1 veranschaulicht die verschiedenen Kategorien bewusst erzeugter politischer Konjunkturzyklen und benennt deren wichtigste Vertreter in der Literatur.

In den sich anschließenden Abschnitten werden kurz die Grundmodelle opportunistischer und ideologischer Konjunkturzyklen mit adaptiver und rationaler Erwartungsbildung vorgestellt. Dabei ist die Vorgehensweise wie folgt: Im ersten Schritt werden die dem jeweiligen Modell zugrunde liegenden Annahmen eingeführt und kurz erläutert. Es wird gezeigt, dass der ökonomische Grundgedanke der hier ausführlicher vorgestellten Modelle identisch ist.

Alle Ansätze nehmen einen negativen Zusammenhang zwischen dem Erwartungsfehler der In.ationsrate (tatsächliche In.ationsrate minus erwartete In.ationsrate) und der Arbeitslosigkeit an. Die zentralen Unterschiede zwischen den einzelnen Erklärungsansätzen entstehen entweder aus der Form der Erwartungsbildung (adaptiv vs. rational) bzw. aus den Annahmen über die Zielfunktion der politischen Akteure (opportunistisch vs. ideologisch).

Im zweiten Schritt wird die Funktionsweise der Modelle in einer graphischen oder formalen Analyse erklärt. Daran anschließend werden die aus den Modellen abgeleiteten Implikationen für das Verlaufsmuster makroökonomischer Variablen beschrieben. Im Anschluss an die modelltheoretische Betrachtung erfolgt eine kritische Würdigung des jeweiligen Erklärungsansatzes."
Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Inhaltsverzeichnis7
Abbildungsverzeichnis10
Tabellenverzeichnis11
Einleitung14
Überblick zur Theorie und Evidenz politischer Konjunkturzyklen18
2.1 Der Begri. des politischen Konjunkturzyklus18
2.2 Opportunistische Konjunkturzyklen20
2.3 Ideologische Konjunkturzyklen37
2.4 Gemischte Ansätze48
Die Unsicherheit über den Wahlausgang50
3.1 Einleitung50
3.2 Die rationale Partisantheorie55
3.3 Vorhandene empirische Ergebnisse61
3.4 Empirischer Test der rationalen Partisantheorie65
3.5 Zusammenfassung und Ausblick85
Die Unsicherheit über den Wahlzeitpunkt88
4.1 Einleitung88
4.2 Die variable rationale Partisantheorie92
4.3 Vorhandene empirische Ergebnisse100
4.4 Empirischer Test der variablen rationalen Partisantheorie102
4.5 Zusammenfassung und Ausblick110
Opportunistische Budgetzyklen112
5.1 Einleitung112
5.2 Theoretische Überlegungen115
5.3 Vorhandene empirische Ergebnisse118
5.4 Empirischer Test opportunistischer Budgetzyklen121
5.5 Zusammenfassung und Ausblick127
Schlussbemerkungen129
Literaturverzeichnis132
Stationaritätstests144
Politische Daten146
Wahlsiegwahrscheinlichkeiten152
Wiederwahlwahrscheinlichkeiten154
Robustheitstests156

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