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Wanderungen an der Nord- und Ostsee

AutorTheodor von Kobbe, Wilhelm Cornelius
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl255 Seiten
ISBN9783849626495
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,99 EUR
Der in Stralsund geborene Wilhelm Cornelius war ein deutscher Dichter und Redakteur. Zusammen mit seinem Co-Autor Kobbe nimmt er den Leser mit auf eine Reise durch seine norddeutsche Heimat. Inhalt: Wanderungen an der Nord- und Ostsee Erste Abtheilung Vorwort Helgoland Föhr Wangeroge Norderney Bremerhaven Bremen Hamburg Altona Kuxhaven und Neuwerk Zweite Abtheilung. Einleitung Ausmarsch Elbing Das frische Haff Königsberg Das Samland, Pillau Die frische Nehrung Danzig Oliva, Pommern Stettin Wolgast, Greifswald Stralsund Insel Rügen Dobberan Rostock Wismar, Lübeck

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Leseprobe

 


Vielleicht ist Bremen schon eine von den vier und neunzig germanischen Städten, deren Ptolomäus, der Geograph, unter dem Namen Phabiranum erwähnt, welches Einige wieder von den Worten »Fahr« und »Pramen« (letzteres bedeutet in Niedersachsen an manchen Orten »Fährschiff«) ableiten wollen. Gewiss ist der Ort alt, da er bereits um das Jahr 788, als Karl der Grosse den Entschluss fasste, dort ein Hochstift zu gründen, schon bewohnt war. Um jene Zeit kommt der Name »Bremon« schon in Urkunden vor. 1) Ansichten der freien Hansestadt Bremen und ihrer Umgebungen, von Doctor Storck, 1822, ein höchst interessantes und empfehlungswerthes Werk. 2) Wegweiser durch Bremen und seine Umgebungen. 1839. Die Ost- und Nordsee.

 

Der erste Bischof Willehad, ein englischer Priester sassischer Abstammung, erbaute hier eine hölzerne Kirche, wo jetzt der Dom steht. Zuerst dem Erzstifte Köln untergeordnet, wurde, da Ludwig der Fromme es für nöthig fand, ein noch nördlicheres Bisthum zu errichten, Bremen im Jahre 858 mit Hamburg zu einem Erzbisthum vereinigt, jedoch blieb es der gewöhnliche Sitz der Prälaten. Hierdurch entstanden zwischen beiden Domkirchen grosse Streitigkeiten, welche erst im Jahre 1223 und zwar zu Gunsten Bremens entschieden wurden, und das Erzstift, welches zu Bremen blieb, hatte nun 2 Kathedralen und 2 Kapitel; jedoch sollten, zur jedesmaligen Wahl, drei Domherren von Hamburg zugezogen werden. Der Erzbischof erhielt indessen vom König Otto I., dass der zu Bremen sitzende kaiserliche Potestat abberufen und keiner wieder eingesetzt wurde, wodurch der Grund zu der bischöflichen Autorität in dieser Stadt, die 934 ihren ersten Magistrat und grosse Privilegien erhielt, gelegt wurde. Doch mussten die Bischöfe die erworbenen kaiserlichen Gerechtsame durch Kastenvögte verwalten und ausüben lassen.

 

Bremen gedieh unter dem Krummstabe vortrefflich. Der hohe Geist des Erzbischofs Adalbert 1043, seine Prachtliebe, Gastfreundschaft, Freigebigkeit, Freundlichkeit, sein scherzhaftes und herablassendes Wesen, zog aus allen Ländern Fremde heran, welche Bremen natürlich auch einen bedeutenden Handelsverkehr bereiteten. Vorzüglich aus dem fernen Norden, von Island, Grönland, selbst von den orkadischen Inseln, wurden Abgeordnete hier gesehen, welche ihn um Lehrer des Christenthums baten. – Adalbert hatte sich vorgenommen, kein Herzog, kein Graf, noch irgend eine Person solle eine Gerichtsbarkeit in der Stadt haben, auch nannte er, vielleicht in dem Gefühl, den Pabst des Nordens zu spielen, sein Bremen : »parvula Roma« (Klein-Rom).

 

Die Bremer nahmen eifrigen Antheil an den Kreuzzügen. Als in der langen Belagerung von Accon Krankheiten unter den Kreuzfahrern überhand nahmen, da spannten Bremer und Lübecker gemeinschaftlich ein Segel zum Zelte aus, nahmen Kranke auf, verpflegten sie, und dies war der kleine Anfang des deutschen Ritterordens. Otto von Karpen, der nach des Chronisten Zeugniss, seines Gleichen nicht im gottseligen Wandel hatte, ein Bremer Bürger, war zweiter Ordensmeister. Dreissig Jahre früher, 1158, geschah die Gründung der Stadt Riga, durch Bremer, welchen Umstand noch ein Schlüssel, den Riga, wie Bremen im Wappen führt, bezeugt.

 

Unter dem Erzbischof Gerhard kam der Stedinger Kreuzzug zu Stande. Die Friesen, welche seit dem zwölften Jahrhundert nicht allein der Bremischen Diöcese unterworfen, sondern auch Unterthanen und Zehntpflichtige waren, wurden von den Burgmännern der benachbarten weltlichen und geistlichen Herren, welche den Vortheil, der im Aufblühen ihrer Unterthanen lag, unweise verkannten, durch Uebermuth und Frechheiten zu Thätlichkeiten gereizt, welche in eine völlige Empörung ausbrachen, als ein Priester, 1230, einer Friesischen Edelfrau den ihm zu gering scheinenden Beichtpfennig in einer Hostie zurückgegeben hatte, deshalb aber von dem Manne der Beleidigten erschlagen war. – Erst nach vierjährigem Kampf mit Bremen und Oldenburg theilten beide Staaten die Beute des besiegten Volks.

 

Nachdem Bremen 1243 die Freiheit von jeglichem Zoll von dem Grafen von Oldenburg erlangt hatte, trat es 1284 zur Hansa. Allein die Macht der Stadt wurde durch innere Unruhen geschwächt. Diese, sowie die eigenmächtigen Handelsunternehmungen nach Flandern und die Seeräubereien des berüchtigten Bremer Piraten, Hollmann, veranlassten die Ausstossung Bremens aus der Hansa im Jahre 1361. Die Wiederaufnahme geschah jedoch bald. In demselbigen Jahre segelte ein Schiff mit fünfzig Kriegsleuten unter dem Bürgermeister Berend von Dettenhusen mit der hansischen Macht gegen den König von Dänemark. Der Rath hatte seine Leute gleichförmig gekleidet, damit man sie desto besser erkennen könne, vielleicht die erste geschichtliche Spur einer Uniformirung. Graf Heinrich von Holstein, wegen seiner Tapferkeit der Eiserne genannt, der Stadt-Rittmeister, lobte vorzüglich die Tapferkeit dieser Bremer Mannschaft, welche ihrer Stadt vornämlich wieder die frühere Stellung in der Hansa verschaffte.

 

Die innern Zwistigkeiten dauerten indessen fort; die Anhänger einer Parthei, der sogenannten grande cumpanie, welche hatte unterliegen müssen, vereinigten sich mit dem Erzbischofe, dem sie zur Erlangung von Rechten über die Stadt behülflich zu sein versprachen. An der Spitze dieser Verräther stand der Seeräuber Johann Hollmann und der Bürgermeister Johann von der Tiever. Mehre der gutgesinnten Bürger mussten vor ihnen entfliehen. Sie eilten nach Delmenhorst zu dem Grafen Casten, mit dessen Hülfe sie Bremen wieder einnahmen und sich an den Verräthern rächten. Hollmann wurde getödtet und sein Körper zum Fenster hinausgehangen. Der riesengrosse Leichnam erregte Entsetzen. Bei diesem schrecklichen Anblick sank sein Weib nieder, genas eines Kindes und starb. Der Bürgermeister Johann von der Tiever wurde an seiner eignen Thür, neben der Holzpforte, an einem eisernen Haken aufgehängt (1366).

 

Den innern Kämpfen folgten alsbald auswärtige Fehden, zuerst gegen die Verdensche und Lüneburgische Ritterschaft, entstanden durch die sonderbare Behauptung, der Erzbischof sei ein Zwitter, sodann gegen die Grafen von Oldenburg und Delmenhorst und eine bedeutendere gegen die Friesen (1418). Die meisten fielen mehr oder weniger günstig für die Bremer aus, welche, kaum dass diese Kriege beendet, schon gegen die Häuptlinge des Budjadingerlandes, und dann wider die Friesen ziehen mussten. Hier erregt das Schicksal der Gebrüder Dedo und Gerold das grösste Interesse.

 

Die Häuptlinge von Stadtland und Esens hatten gewiss ungern zugeben müssen, dass die Bremer zur Sicherung ihres Handels die Fredeburg baueten. Nur die Noth hatte ihre Einwilligung, so wie das Versprechen, ferner die Schifffahrt der Bremer nicht zu stören, ja sogar zu fördern, erzwungen. Neue Versuche und Bruch des gegebenen Wortes zogen einen Krieg nach sich (1418); diesem folgte eine kurze Ruhe. Aber einige Jahre später vereinigten sich fast alle Friesen, um die Burg zu zerstören. Am Abend S. Cosmä und Domiani naheten sich, ohne die Hauptschaar abzuwarten, des verstorbenen Lubke Onnekens, Häuptlings von Esens, beide Söhne, Dedo und Gerold, mit vier und zwanzig Friesen und zwanzig deutschen Schützen. Es gelang ihnen, die Aussenwerke zu zerstören und den Befehlshaber in der Burg, der zum Fenster hinaus die Seinen ermunterte, zu tödten; sie konnten aber nicht der ganzen Burg Meister werden. Die Besatzung lief aus den Häusern zusammen, schoss aus den Thürmen herab auf die Friesen; die Hülfe kam nicht, Viele waren verwundet; sie benutzten die Dunkelheit der Nacht, um sich zu verstecken.

 

Als der Morgen kam, rieth der jüngere Bruder zur Rückkehr. »Der nächtliche Ueberfall,« sprach er, »hat uns nicht so weit gebracht, dass wir den Burgfrieden gewonnen hätten. Es ist besser, wir versuchen es ein andermal.« Seine vernünftige Rede fand kein Gehör. Feigheit wurde ihm vorgeworfen. »Gut,« sprach Gerold, »meinen Rath habt ihr gehört. Uebrigens thue ich, was ihr thut.«

 

Sie begannen wieder zu stürmen. Bald aber sahen die Friesen, dass die deutschen Schützen mit der Besatzung von Uebergabe redeten, dass im selben Augenblick die Wurdener zu Hülfe gezogen, und sich schon der Brücke näherten. Dedo war nach der Brücke gestürzt, gab das Zeichen zum Abzug, aber von Innen wurde den Zuziehenden gerufen, sie möchten eilen. Da war alle Rettung hin. Die Friesen wurden sämmtlich gefangen, und nach Bremen gebracht.

 

Man führte die Gefangenen alsbald hinaus zum Tode. Dedo, der ältere Bruder, ward zuerst enthauptet. Gerold nahm das Haupt des geliebten Bruders und küsste in innigster Wehmuth den bleichen Mund.

 

Viele des Raths sahen dies nicht ohne Rührung, es regte sich die Neigung, dem herrlichen trauernden Jüngling das Leben zu schenken. Ihn zum Bürger in Bremen zu gewinnen, wäre vielleicht ein Mittel gewesen, die Streitigkeiten zwischen Bremen und den Friesen zu stillen. »Bleibe bei uns in Bremen,« sprachen sie, »verheirathe Dich unter uns, Du magst Dir eine angesehene Bürgertochter zum Weibe wählen, und ein geehrter Mann unter uns sein.« Der Jüngling hob sein Haupt empor, blickte sie stolz an und sprach:...

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