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E-Book

Warren Buffett - Das Leben ist wie ein Schneeball

AutorAlice Schroeder
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl1000 Seiten
ISBN9783862485857
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
Warren Buffett zählt seit Jahrzehnten zu den reichsten Menschen der Welt. Alice Schroeder erzählt in dieser aktualisierten Ausgabe die Geschichte seines bewegten Lebens. Buffett verbrachte unzählige Stunden mit der Autorin bei der Beantwortung von Fragen zu seiner Frau, seinen Kindern, zu seinen Geschäftspartnern und Freunden, gab bereitwillig Auskunft zu seiner Kindheit, öffnete seine Fotoalben, gewährte tiefe Einblicke in seine Arbeit, seine Denkweise, seine Kämpfe und Triumphe, legte aber auch seine Torheiten offen. »Das Leben ist wie ein Schneeball« ist ein einmaliger Akt der Courage. Dieses Buch macht deutlich, dass auch Warren Buffett nur ein Mensch ist wie jeder andere auch, mit Stärken und Schwächen. Alice Schroeder gelang es auf eindrucksvolle Weise, eine der faszinierendsten Erfolgsgeschichten unserer Zeit auf Papier zu verewigen.

Alice Schroeder ist eine viel beachtete Analystin in der Versicherungsindustrie und Geschäftsführerin bei Morgan Stanley. Das erste Mal traf sie Warren Buffett, als sie eine Recherche über Berkshire Hathaway veröffentlichte. Ihr Gespür für das Wesentliche faszinierte Buffett so sehr, dass er ihr bereitwillig Zugang zu seinen Unterlagen und in seine Gedankenwelt gewährte. Ihre Freundschaft und ihr gegenseitiger Respekt waren die ideale Basis, um dieses Buch zu schreiben. Heute lebt Alice Schroeder mit ihrem Mann im US-Bundesstaat Connecticut.

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Leseprobe

2

Sun Valley

Idaho, Juli 1999

Warren Buffett stieg aus dem Auto und nahm seinen Koffer aus dem Kofferraum. Er trat durch das Tor auf das Flughafengelände, wo ein weiß glänzender Gulfstream-IV-Jet – so groß wie ein kommerzielles Regionalflugzeug und 1999 eine der größten Privatmaschinen der Welt – auf ihn und seine Familie wartete. Einer der Piloten nahm ihm den Koffer ab und verstaute ihn im Gepäckfach. Jeder Pilot, der erstmals mit Buffett flog, war schokkiert, wenn er sah, dass dieser sein Gepäck selbst trug und aus einem Auto holte, das er selbst gefahren hatte. Er bestieg das Flugzeug und setzte sich neben ein Fenster, aus dem er während des gesamten Fluges nicht blicken würde. Er war bestens gelaunt, denn er hatte sich schon seit Wochen auf diese Reise gefreut.

Sein Sohn Peter und seine Schwiegertochter Jennifer, seine Tochter Susan, deren Freund und zwei seiner Enkelkinder drehten ihre Sessel nach innen, um mehr Platz zu haben. Die Flugbegleiterin brachte Drinks aus einer Kabine, die mit den Lieblingssnacks und -getränken der Familie gefüllt war. Auf einem Sofa nebenan lag ein Stapel Zeitschriften. Die Flugbegleiterin brachte Buffet einen Arm voll Zeitungen, eine Packung Kartoffelchips und eine Cherry-Coke, die farblich zu seinem roten Nebraska-Pullover passte. Er bedankte sich und plauderte ein paar Minuten mit ihr, um ihr die Nervosität vor dem ersten Flug mit ihrem Chef zu nehmen. Schließlich bat er sie, dem Kopiloten zu sagen, die Familie sei bereit für den Start. Dann vertiefte er sich in eine Zeitung, während die Maschine die Startbahn entlangrollte und bis auf 12 000 Meter stieg. In den nächsten beiden Stunden sahen sich sechs Personen um ihn herum Videos an, redeten und telefonierten, während die Flugbegleiterin die Esstische aus edlem Ahornholz deckte und mit Vasen schmückte, in denen Orchideen steckten. Dann ging sie zurück in die Kabine, um das Mittagessen zuzubereiten. Buffett bewegte sich nicht von seinem Sitz. Er saß lesend da, hinter seinen Zeitungen verborgen, als wäre er daheim in seinem Arbeitszimmer.

Sie flogen in einem 30 Millionen Dollar teuren fliegenden Palast, der nicht weniger als acht Besitzer hatte. Er war allerdings Teil einer Flotte und daher konnten alle Eigentümer auch gleichzeitig fliegen, wenn sie wollten. Die Piloten im Cockpit, die Besatzung, die das Flugzeug wartete, die Planer, die es innerhalb von sechs Stunden startbereit machten, und die Flugbegleiterin, die ihr Mittagessen servierte, arbeiteten alle für NetJets. Und NetJets gehörte Warren Buffetts Firma Berkshire Hathaway.

Wenig später überflog die G-IV die Ebene am Snake River und näherte sich den Sawtooth Mountains, die in der Sommerhitze glühten. Sie flog durch die klare Luft ins Tal des Wood River und sank auf 2 700 Meter ab. Durch die Nähe zum Gebirge kam es zu Turbulenzen. Buffett las unbeirrt weiter, als die Maschine zu ruckeln begann und seine Familie auf ihren Sitzen herumgeschüttelt wurde. Auf den höheren Lagen einer zweiten Bergkette sah man vereinzeltes Gestrüpp, zwischen den Schluchten auf der windgeschützten Seite wuchsen Fichten. Die Familie lächelte in freudiger Erwartung. Als die Maschine durch die enge Lücke zwischen den aufragenden Berggipfeln zur Landung ansetzte, warf die Mittagssonne den länger werdenden Schatten des Flugzeugs über die alte Bergarbeiterstadt Hailey in Idaho.

Wenige Sekunden später landete die Maschine auf dem Friedman Memorial Airport. Nachdem die Buffetts das Flugzeug verlassen hat ten, kamen zwei Geländewagen durch das Tor auf das Rollfeld gefahren und hielten neben der G-IV an. Gefahren wurden sie von Männern und Frauen von Hertz. Sie alle trugen die golden-schwarzen Hemden ihrer Firma. Der Schriftzug darauf lautete allerdings nicht »Hertz«, sondern »Allen & Co.«

Die Enkel hüpften herum, als die Piloten das Gepäck, Tennisschläger und Buffetts rot-weiße Coca-Cola-Golftasche in die Gelände wagen luden. Dann verabschiedeten sie sich und kletterten in die Wagen. Sie fuhren am winzigen Flughafengebäude am Südende der Landebahn vorbei durch das Tor und nahmen die Straße zu den Bergen. Seit der Landung waren nicht mehr als zwei Minuten vergangen.

Exakt nach Plan landete acht Minuten später ein weiteres Flugzeug und steuerte auf seinen Halteplatz zu.

Während dieses goldenen Nachmittags flog ein Jet nach dem anderen aus dem Süden oder dem Osten in Idaho ein oder umflog die Berge in westlicher Richtung und landete in Hailey. Am Spätnachmittag standen dann Dutzende riesiger und glänzender Flugzeuge neben der Landebahn, wie ein Schaufenster voller Spielzeug für sehr reiche Leute.

Die Buffetts folgten anderen, schon früher abgefahrenen Gelände wagen in die kleine Stadt Ketchum, einige Kilometer vom Flugplatz entfernt, am Rand des Sawtooth National Forest, nahe der Abzweigung zum Elkhorn-Pass. Nach ein paar Kilometern umfuhren sie den Dollar Mountain, wo sich inmitten der braunen Abhänge eine grüne Oase auftat. Hier, zwischen spitzen Fichten und schimmernden Espen, lag Sun Valley, das bekannteste Urlaubsdomizil in diesem Gebirgszug.

Alle Familien, welche die Buffetts an diesem Dienstagnachmittag trafen, hatten irgendeine Verbindung zu Allen & Co., einer kleinen Investmentbank, die sich auf die Branchen Medien und Kommunikation spezialisiert hatte. Allen & Co. hatte einige der größten Fusionen in Hollywood betreut und veranstaltete seit mehr als einem Jahr zehnt eine jährliche Diskussions- und Seminarreihe für Kunden und Freunde der Bank, kombiniert mit Freizeitaktivitäten. Herbert Allen, der Vorstandsvorsitzende, lud nur Leute ein, die er mochte oder mit denen er zumindest Geschäfte machen wollte.

Daher gab es bei diesen Konferenzen stets viele reiche und berühmte Leute; Produzenten und Stars aus Hollywood wie Candice Bergen, Tom Hanks und Ron Howard; Größen aus der Unterhaltungsbranche wie Barry Diller, Rupert Murdoch, Robert Iger und Michael Eisner; angesehene Journalisten wie Tom Brokaw, Diane Sawyer und Charlie Rose sowie Technologie-Titanen wie Bill Gates, Steve Jobs und Andy Grove. Und jedes Jahr lagen außerhalb der Sun Valley Lodge eine Menge Reporter auf der Lauer.

Diese Reporter waren schon am Vortag von Newark, New Jersey oder von einem ähnlichen Flughafen aufgebrochen und hatten einen Linienflug nach Salt Lake City genommen. Dann rannten sie zum Flugschalter E und saßen später zwischen Leuten, die nach Casper, Wyoming oder nach Sioux City, Iowa, wollten, bis es Zeit war, sich für einen einstündigen, holprigen Flug in eine Propellermaschine nach Sun Valley zu zwängen. Bei der Ankunft wurde ihre Maschine zum entgegengesetzten Ende des Flughafens neben einem Terminal in Tennisplatzgröße geleitet. Dort sahen sie braungebrannte junge Angestellte von Allen & Co., gekleidet in pastellfarbene »SV99«-Poloshirts und kurzen Hosen, welche die Handvoll Gäste von Allen & Co. begrüßten, die schon frühzeitig mit Linienflügen angekommen waren. Sie waren unter den anderen Passagieren leicht zu erkennen. Die Männer trugen Cowboystiefel und Hemden von Paul Stuart kombiniert mit Jeans, die Frauen Jacken aus Ziegenleder und Ketten aus Türkisen, die so groß wie Murmeln waren. Die Angestellten von Allen hatten sich die Gesichter der Gäste anhand von Fotos eingeprägt, die man ihnen zuvor gegeben hatte. Sie umarmten manche Gäste, die sie in den vergangenen Jahren kennengelernt hatten, als wären sie alte Freunde. Dann verluden sie deren Gepäck und führten sie zu den Geländewagen, die nur wenige Schritte weiter auf dem Parkplatz standen.

Die Reporter gingen zum Leihwagenschalter und fuhren dann im schmerzlichen Bewusstsein ihres niedrigen Status zur Lodge. In den nächsten Tagen waren viele Gebiete in Sun Valley als »privat« gekennzeichnet und vor neugierigen Augen abgeschirmt. Alle Türen waren fest verschlossen, riesige Topfpflanzen wurden überall aufgestellt und Sicherheitsbeamte schienen allgegenwärtig. Die Reporter lauerten an den Rändern und pressten die Nasen gegen die Büsche1. Seit Michael Eisner von Disney und Tom Murphy von Capital Cities/ABC bei Sun Valley 95 (so wurde die Konferenz oft genannt, als habe sie den gesamten Ort vereinnahmt, was in gewisser Weise ja auch zutrifft) die Fusion ihrer Unternehmen eingefädelt hatten, nahm die Berichterstattung in der Presse zu, bis sie schließlich die künstliche Atmosphäre einer Business-Version der Filmfest spiele von Cannes annahm. In Sun Valley ging es um mehr als nur um Big Deals, obwohl diese in der Presse das größte Echo hatten. Jedes Jahr brodelten Gerüchte um den nächsten Deal, der sich im mysteriösen Konklave in den Bergen von Idaho anbahnte. Wenn die Geländewagen am Hotel vorfuhren, starrten die Reporter durch die Fenster, um zu sehen, wer da ankam. Wenn es eine prominente Persönlichkeit war, verfolgten sie diese mit Kameras und Mikrofonen bis in die Empfangshalle.

Als Warren Buffett aus seinem Geländewagen ausstieg, erkannten ihn die Presseleute sofort. »Er ist ein Bestandteil der DNS dieser Konferenz«, sagte sein Freund Don Keough, der Chairman von Allen & Co.2 Die meisten Presseleute mochten Buffett, dem es wichtig war, selbst gemocht zu werden. Und er faszinierte sie auch. Sein öffentliches Image war das eines einfachen Mannes und er erschien...

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