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Warren Buffett - Der Jahrhundertkapitalist

Vom Zeitungsjungen zum Milliardär - sein Weg zum Erfolg

AutorGisela Baur
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl320 Seiten
ISBN9783960920915
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
Multimilliardär, bodenständiger Nachbar, witziger Sprachkünstler, genialer Investor, großzügiger Philanthrop - Warren Buffett hat viele Facetten und sein Aufstieg ist einzigartig. Fast ein Jahrhundert lang investierte er in Unternehmen und baute so eines der größten Vermögen der Welt auf. Dabei hielt er stets Abstand vom Trubel an der Wall Street und den politischen Wirren in Washington. Doch sein Erfolg gründet nicht nur auf Charakterstärke und einer genialen Investmentstrategie. Sein Leben war über die Zeit auch immer eng mit den politischen und wirtschaftlichen Stärken und Missständen der USA verwoben. Gisela Baur kennt Warren Buffett seit mehr als 20 Jahren persönlich. Sie erzählt, wie er ein Jahrhundert Wirtschafts- und Börsengeschichte geschrieben hat - und kommt dem Geheimnis hinter seiner Erfolgsgeschichte auf die Spur.

Gisela Baur, Jahrgang 1962, studierte Volkswirtschaft in Bayreuth und München, wo sie an der Ludwig-Maximilians-Universität promovierte. Nach einigen Jahren als Analystin einer Bank wechselte sie in den Journalismus. 2009 machte sie sich selbstständig und arbeitet seither als freie Autorin für Verlage, renommierte Printmedien und das Fernsehen. Warren Buffett lernte sie 1997 kennen. Nach einem Briefwechsel lud er sie zur Hauptversammlung von Berkshire Hathaway in Omaha ein. In den folgenden Jahren führte sie regelmäßig Interviews mit ihm - lange Zeit als einzige Journalistin außerhalb der USA.

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Leseprobe

Kapitel 2
Stürmische Zeiten
Eine schrecklich-schöne Kindheit
1929–1943


Die Great Depression trifft auch die Familie Buffett.

1930 wird Warren geboren und leidet unter den Aggressionen seiner Mutter.
Früh beginnt er damit, Geld anzuhäufen.

Zum Entsetzen der konservativen Familie Buffett

verändert Präsident Roosevelt die USA nachhaltig.

 

Der Schwarze Donnerstag


Der Handelstag an der New Yorker Börse am Donnerstag, den 24. Oktober 1929 begann ungewöhnlich ruhig, vielleicht auch, weil die Kurse am Vortag ordentlich ins Minus gerutscht waren. Die Umsätze waren hoch gewesen und viele Händler hatten die Deals bis tief in die Nacht nacharbeiten müssen. Ein entspannter Morgen kam für einige vermutlich gerade recht. Doch gegen elf Uhr drehte die Stimmung komplett: Ohne Vorwarnung oder erkennbaren Grund fielen die Kurse kräftig und plötzlich wollte jeder seine Aktien so schnell wie möglich loswerden. Die Händler boten »enorme Mengen an Wertpapieren zu einen Drittel des ehemaligen Preises an«, erinnerte sich der spätere britische Premierminister Winston Churchill an den Tag. Als britischer Schatzkanzler war er an der New Yorker Börse zu Gast und beobachtete die Händler, »eingefroren wie in der Zeitlupenaufnahme eines aufgeschreckten Ameisenhaufens.«1

»Aktienkollaps« titelte die New York Times am Tag darauf und spekulierte, dass die Anleger an der New Yorker Börse in der Panik zwischen 8 und 9 Milliarden Dollar verloren haben.2 Doch kurz vor Handelsschluss fingen sich die Stimmung und die Kurse wieder. Denn noch funktionierte die New-Yorker-Bankerszene: Am Nachmittag stützten angesehene Invest­menthäuser den Markt mit massiven Käufen und die Verluste wurden kurz vor Handelsschluss fast wieder aufgefangen. Die New York Times hoffte am nächsten Morgen, dass diese koordinierte Unterstützung für einen Stimmungswandel sorgen würde und die »Mob-Psychologie, die für das Debakel des Marktes weitgehend verantwortlich ist, gebrochen wird«.3

Eine Hoffnung, die nicht lange hielt. Denn die Panik kehrte schnell zurück und niemand war mehr willens oder in der Lage, Aktien zu kaufen. Kredite über 7 Milliarden Dollar hatten die Amerikaner für Wertpapierkäufe aufgenommen, die jetzt auszufallen drohten.4 Die Banken konnten ihre Stützungsaktionen nicht lange durchhalten, die Zentralbank Fed war nicht wirklich handlungsfähig, weil sie ebenfalls noch stark von privaten Banken abhängig war. Und die meisten Anleger konnten keine Aktien mehr kaufen – sie standen schlicht vor dem Ruin.

Bis zum »Schwarzen Dienstag« am 29. Oktober verloren die Aktien an der Börse in New York sagenhafte 30 Milliarden Dollar an Wert.5 Viele Anleger waren fassungslos. Draußen vor der Tür patrouillierten berittene Polizisten, um die Menschenmenge im Zaum zu halten, die sich vor der Börse versammelt hatte. Doch die Stimmung war nicht aggressiv: »Die Wall Street war eine Straße der verschwundenen Hoffnungen, der merkwürdig stillen Besorgnis und geprägt von einer Art lähmender Hypnose gestern«, beschrieb die New York Times die Lage.6

In nur zwei Wochen hatten die Aktien 40 Prozent an Wert verloren, bis 1932 waren es 75 Prozent.7 Erst in den Fünfzigerjahren sollte der S&P 500 wieder das Niveau vom Beginn des Crashs erreichen. Viele Kleinanleger blieben überschuldet zurück, einige große Vermögen wurden vernichtet, aber vor allem eines war unwiderruflich verloren: Die euphorische Zuversicht der »Roaring Twenties«.

Die Buffetts schlagen sich durch


Selbst nach dem Schwarzen Dienstag klammerten sich viele Experten erst einmal weiter vor allem an eines: das Prinzip Hoffnung. »Gesunde und konservative Industrien werden nicht so stark beeinträchtigt, wie es bei ähnlichen Anlässen früher war«, schreib die New York Times. »Wenn die Anpassung beendet ist, wird das Land auf ein neues Wohlstandsniveau vorrücken«, kommentierte der Kansas City Star. Der St. Louis Post-Dispach appellierte an den amerikanischen Unternehmergeist. »Es gibt immer eine große Zahl an Chancen.«8

Auch die Finanzgemeinde in Omaha versuchte, die Ereignisse an der fernen New Yorker Börse als kleinen Unfall abzutun. Der Omaha World-­Herald betonte am 30. Oktober vor allem die erfolgreichen Stützungsaktionen der Banken für einige ausgewählte Aktien. Die Geldhäuser schraubten die Anforderungen für Wertpapierkredite herunter, weil »die gegenwärtigen Kurse ausreichend attraktiv sind, um diese Maßnahme zu rechtfertigen«.9

Doch in den kommenden Jahren wollte keiner mehr Aktien kaufen, die Kurse bröckelten weiter ab.

Das bekommt auch Howard Buffett zu spüren. Der hat nicht nur selber Spekulationsverluste zu tragen. Sein Job als Broker bringt auch fast nichts mehr ein. In den ersten vier Monaten nach dem Crash verkauft er kein einziges Wertpapier, danach nur selten. Das Geld wird knapp im Hause Buffett. Leila dreht jeden Cent dreimal um – sie geht auch lange Strecken zu Fuß, um das Geld für die Straßenbahn zu sparen, sie schwänzt Gemeindetreffen, wenn sie Kaffee mitbringen soll, und sie isst wenig.10

Zudem kündigt sich weiterer Nachwuchs an: Am 30. August 1930 bekommen Howard und Leila einen Sohn, Warren Edward Buffett – ein paar Wochen zu früh, aber gesund. Es ist ein heißer Tag in einem Dürresommer, in dem die Wirtschaft so schnell eingebrochen ist, dass die Menschen hoffen, Präsident Hoover würde wie im Krieg Konservendosen an die Bevölkerung verteilen lassen.11

Denn nicht nur bei den Buffetts, auch in vielen andere Haushalten wurden Geld und Nahrungsmittel knapp. Anders als erhofft hatte der Börsencrash eben nicht nur die Anleger oder die Finanzbranche getroffen, sondern begann mehr und mehr Bereiche der Wirtschaft zu erfassen. Die Einkommen sanken, die Nachfrage ging zurück und immer mehr Menschen wurden arbeitslos. Die Great Depression begann Fahrt aufzunehmen.

Howard Buffett fragt seinen Vater Ernest, ob er wieder im Lebensmittelgeschäft arbeiten könne. Ernest lehnt ab, doch zumindest erlaubt er Howard, für seine Familie Essen aus dem Laden zu holen – allerdings nicht umsonst, sondern auf Kredit.12 Dabei läuft Buffett’s zu dem Zeitpunkt noch vergleichsweise gut. »Die Depression hat das Lebensmittelgeschäft bis Januar 1931 nicht getroffen und dann auch nicht sehr schwer«, schreibt Ernest Ende 1931 an einen Freund.13 Doch immerhin hungert die Familie nicht und kommt mehr schlecht als recht über die Runden.

Ein paar Wochen vor Warrens erstem Geburtstag bricht die Welt der kleinen Familie dann aber doch zusammen. Howard Buffett ist inzwischen zum Leiter der Anleihen-Abteilung der Union Securities aufgestiegen.14 Als Howard Mitte August 1931 zur Arbeit fährt, ist seine Bank geschlossen. Kurz darauf kommt es auch in Omaha wie in den ganzen USA zu mehreren Bankenruns, bei denen Sparer versuchen, ihre Konten leerzuräumen. In brütender Hitze warten die Menschen den ganzen Tag vor den lokalen Bankfilialen, um ihre Ersparnisse abzuheben.

Aber immer noch glauben viele, die Situation wäre noch beherrschbar. Die Menge sei durch zahlreiche Schaulustige vergrößert worden, schrieb die Zeitung am nächsten Tag, und ohnehin »gab es zahlreiche Fälle, in denen Personen, die ihr Geld früher am Tag abgehoben haben, zurückgegangen sind und entweder neue Konten eröffnet oder ihr altes Konto reaktiviert haben«.15 Doch letztendlich sind weder die Union State Bank noch viele andere Geldhäuser zu retten.

Die Familie Howard Buffett steht nun ohne Familieneinkommen da – und ohne die letzten Ersparnisse, die Howard auf einem Konto der Bank angelegt hatte. Sie ahnen nicht, dass die schlimmsten Jahre für die US-Wirtschaft noch vor ihnen liegen.

Die Politik versagt


Zu dem Zeitpunkt, als Howard Buffett seinen Job verliert, gibt es in den USA bereits rund 7 Millionen Arbeitslose, 3 Millionen mehr als im Jahr zuvor – aber nur die Hälfte derer, die zwei Jahre später ohne Arbeit dastehen werden.16 Und damit auch ohne jede staatliche Unterstützung auskommen müssen. Denn noch herrscht uneingeschränkt der Geist des Laissez-faire. Präsident Hoover lässt den Dingen ihren Lauf. Er glaubt fest an die Selbstheilungskräfte der Wirtschaft und dass die Krise nicht mehr sei als ein notwendiges Gesundschrumpfen.17

Tatsächlich hatte nach dem Börsencrash vieles dafürgesprochen, dass sich die Turbulenzen nur sehr bedingt auf die Wirtschaft übertrugen. Der Crash hatte vor allem Kleinanleger getroffen und viele von ihnen ruiniert, doch nur drei von 100 Amerikanern hatten am Aktienmarkt investiert. Die meisten Reichen, insbesondere die Investmentbanker, konnten ihr Vermögen retten. Jack Morgan zum Beispiel, der Erbe von J.P. Morgan, sorgte mit seinem Lebensstil weiter für Aufsehen und 1930 für Schlagzeilen, als er die damals größte Jacht der USA zu Wasser ließ.18

Dem Gewerbe der Investmentbanker sollte es auch über die gesamte Great Depression gut gehen: 2,4 Milliarden Dollar verdienten die Mitglieder der New Yorker Börse zwischen 1928 und 1933, während das Land darbte. Ein Großteil davon waren Zinsen, die...

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