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Warum dänische Kinder glücklicher und ausgeglichener sind

Die Erziehungsgeheimnisse des glücklichsten Volks der Welt

AutorIben Dissing Sandahl, Jessica Joelle Alexander
VerlagMosaik bei Goldmann
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783641209032
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Was macht Dänemark zum glücklichsten Land der Welt, und wie erziehen die Dänen glückliche, selbstbewusste und erfolgreiche Kinder? Jessica Joelle Alexander und Iben Dissing Sandahl verraten das Geheimnis der glücklichsten Familien. Mit aufschlussreichen Beispielen und leicht umzusetzenden Ratschlägen erläutern sie die sechs Grundsätze der dänischen Erziehung (G-L-U-E-C-K): Gutes Spiel, Lernorientierung, Umdeuten, Empathie, Coolbleiben und Kuscheliges Zusammensein. Für entspannte, starke und glückliche Kinder!

Jessica Joelle Alexander ist eine amerikanische Kolumnistin und Mutter, die mit ihrem dänischen Ehemann und ihren Kindern in Europa lebt.

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Leseprobe

Wir haben alle schon einmal darüber nachgedacht, was es bedeutet, Eltern zu sein. Ob vor der Geburt des ersten Kindes, während des Trotzanfalls eines Kleinkindes oder während eines Streit beim Mittagessen darüber, ob unser Kind seine Erbsen isst – wir haben uns alle schon gefragt, ob wir es richtig machen. Viele von uns suchen Rat in Büchern und im Internet, oder wir sprechen mit Freunden und Angehörigen darüber. Meistens suchen wir einfach nur die Bestätigung dafür, dass wir tatsächlich alles richtig machen.

Aber haben Sie sich je gefragt, was wirklich richtig ist? Woher stammen unsere Vorstellungen über richtige Erziehung? Wenn man nach Italien reist, sieht man Kinder um 21.00 Uhr zu Abend essen und fast bis Mitternacht in Restaurants herumrennen. In Norwegen werden Babys regelmäßig bei Minustemperaturen zum Schlafen im Freien gelassen. Und in Belgien dürfen Kinder Bier trinken. Uns kommen diese Verhaltensweisen abwegig vor, aber diesen Eltern erscheinen sie »richtig«.

Diese impliziten, für selbstverständlich gehaltenen Vorstellungen von Kindererziehung sind das, was Sara Harkness, Professorin für menschliche Entwicklung an der Universität Connecticut, als »elterliche Ethnotheorien« bezeichnet. Sie hat dieses Phänomen jahrzehntelang in verschiedenen Kulturen untersucht und dabei herausgefunden, dass diese inhärenten Überzeugungen über die richtige Erziehung gesellschaftlich so tief verankert sind, dass es fast unmöglich ist, sie objektiv zu betrachten. Für uns scheinen sie die einzig denkbare Art zu sein.

Und so haben die meisten von uns zwar schon darüber nachgedacht, was es bedeutet, Eltern zu sein, aber haben Sie auch schon darüber nachgedacht, was es bedeutet, amerikanische oder deutsche Eltern zu sein? Darüber, wie die kulturspezifische Brille, die wir tragen, unsere Fähigkeit zu sehen, was »richtig« ist, beeinflusst?

Was wäre, wenn wir diese Brille einen Augenblick abnehmen würden? Was würden wir sehen? Wenn wir einen Schritt zurücktreten und das eigene Land mit einer gewissen Distanz betrachten würden? Welchen Eindruck hätten wir?

Eltern und Kinder unter Druck

Seit Jahren stellt die Unzufriedenheit in allen Schichten der amerikanischen Gesellschaft ein wachsendes Problem dar. Der Konsum von Antidepressiva ist laut National Center for Health Statistics zwischen 2005 und 2008 um 400 Prozent gestiegen. Bei Kindern wird eine steigende Zahl psychischer Störungen diagnostiziert und mit Medikamenten behandelt, für die es zum Teil keine klare Diagnosemethode gibt. 2010 nahmen in den USA mindestens 5,2 Millionen Kinder zwischen drei und 17 Jahren wegen Aufmerksamkeitsdefizitstörungen Ritalin.

Wir kämpfen gegen Übergewicht und die »vorzeitige Pubertät«, wie es jetzt genannt wird. Mädchen und Jungen bekommen schon im Alter von sieben oder acht Jahren Hormonspritzen, um die Pubertät aufzuhalten. Die meisten von uns stellen das nicht einmal als befremdlich infrage. Es ist einfach die Lage der Dinge. »Meine Tochter bekommt die Spritze«, berichtete kürzlich eine Mutter beiläufig über ihre achtjährige Tochter, von der sie glaubte, dass sie zu früh in die Pubertät komme.

Viele Eltern unterliegen in Bezug auf sich selbst, ihre Kinder und andere Eltern einem extremen Konkurrenzdenken, ohne sich dessen bewusst zu sein. Natürlich sind nicht alle Menschen so und wollen es auch nicht sein, aber sie können sich in dieser wettbewerbsorientierten Kultur dem Druck nur schwer entziehen. Die Sprache, die sie umgibt, kann eine intensive Wirkung haben und Menschen in die Defensive drängen: »Kim ist beim Fußball einfach ein Ass. Der Trainer sagt, sie sei eine der Besten im Team. Und trotz Fußball, Karate und Schwimmen schafft sie auch noch glatte Einsen in der Schule. Ich weiß gar nicht, wie sie das hinkriegt! Was ist mit Olivia? Wie läuft es bei ihr?« Wir stehen unter dem allgegenwärtigen Druck, gute Leistungen zu bringen und erfolgreiche Eltern zu sein. Und das gilt auch für unsere Kinder: Sie sollen in der Schule überdurchschnittliche Leistungen bringen und unsere Vorstellung von einem erfolgreichen Kind erfüllen. Unser Stressniveau ist oft hoch, und wir haben ständig das Gefühl, von anderen und von uns selbst beurteilt zu werden. Was drängt uns als Gesellschaft dazu, nach einem Maßstab zu leben und zu arbeiten, der durch Konkurrenz, Leistung und Erfolg bestimmt ist und der uns nicht glücklich zu machen scheint? Was ist, wenn einige der »Antworten«, die wir in der Kindererziehung haben, und unsere elterlichen Normen falsch sind?

Was wäre, wenn wir herausfänden, dass die Brille, die wir tragen, die falsche Stärke hat und wir die Dinge nicht so klar sehen können, wie wir dachten? Wir würden die Brillengläser austauschen, unsere Sehstärke korrigieren und unsere Welt neu betrachten. Und wir würden feststellen, dass die Dinge ganz anders aussehen! Dinge aus einer neuen Perspektive, mit neuen Brillengläsern, zu betrachten, wirft die Frage auf: Gibt es eine bessere Möglichkeit?

Wir können auch anders: Wie wir unsere »Standardeinstellungen« verändern

Neulich war Jessica mit ihrem fast dreijährigen Sohn in der Stadt. Er saß auf einem Laufrad und rollte damit in Richtung Straße, obwohl Jessica ihm mehrmals zurief, dass er anhalten solle. Sie rannte ihm aufgeregt nach, packte ihn fest am Arm und schüttelte ihn. Jessica war wütend und verängstigt und war gerade im Begriff, »Halt gefälligst an, wenn ich es dir sage!« zu schreien, als sie merkte, dass ihr Sohn vor Angst gleich weinen würde. In diesem Augenblick musste sie all ihre Kraft zusammennehmen, um innerlich einen Schritt zurückzutreten und festzustellen, was sie gerade tat. Das war nicht die Reaktion, die sie zeigen wollte. Sie suchte im Geist nach einer anderen Möglichkeit und fand eine Antwort. Sie hielt inne, atmete tief ein und beugte sich zu ihrem Sohn hinunter. Sie hielt seine Arme fest und sah ihn bittend an. Mit ruhiger, aber besorgter Stimme sagte sie: »Willst du Aua haben? Mami will nicht, dass du Aua hast! Siehst du diese Autos?« Sie zeigte auf die Autos, und der Kleine nickte. »Autos machen Sebastian Aua!«

Er nickte wieder, während er ihr zuhörte. »Autos, Aua«, wiederholte er.

»Wenn Mami sagt, dass du stehenbleiben sollst, bleibst du stehen, okay? Damit du nicht Aua von den Autos bekommst.«

Sebastian nickte. Er weinte schließlich doch nicht. Sie umarmten sich, und Jessica spürte, wie er an ihrer Schulter murmelte: »Autos. Aua.«

Fünf Minuten später kamen sie an einen Zebrastreifen. Jessica sagte ihrem Sohn, dass er anhalten solle, und das tat er. Er zeigte auf die Straße und schüttelte den Kopf: »Autos Aua.« Sie zeigte ihm, wie froh sie war, indem sie auf und ab hüpfte und in die Hände klatschte. Jessica war nicht nur froh darüber, dass Sebastian angehalten hatte, sondern auch darüber, dass es ihr gelungen war, in einem schwierigen Augenblick nicht ihrem ersten Impuls zu folgen, sondern ihr Verhalten bewusst zu verändern. Es war nicht einfach, aber durch diese Verhaltensänderung wurde aus einer stressigen und explosiven Situation eine fröhliche, sichere Situation, in der beide glücklicher waren.

Manchmal vergessen wir, dass »erziehen«, genauso wie »lieben«, ein Tunwort (Verb) ist. Positive Ergebnisse erfordern Anstrengung und Arbeit. Und gute Eltern zu sein erfordert unglaublich viel Selbstwahrnehmung. Wir müssen uns anschauen, was wir tun, wenn wir müde und gestresst sind und an unsere Grenzen kommen. Diese Verhaltensweisen sind unsere »Standardeinstellungen«. Unsere »Standardeinstellungen« sind die Verhaltensweise und Reaktionen, die wir automatisch zeigen, wenn wir zu müde sind, um uns für etwas Besseres zu entscheiden.

Manchmal vergessen wir, dass »erziehen«, genau wie »lieben«, ein Tunwort (Verb) ist.

Die meisten unserer »Standardeinstellungen« haben wir von unseren Eltern übernommen. Sie sind uns einprogrammiert wie das Betriebssystem in einem Computer. Sie sind quasi die Werkseinstellungen, auf die wir zurückgreifen, wenn wir mit unserem Latein am Ende sind und nicht mehr nachdenken; sie wurden durch unsere Erziehung in uns installiert. Diese Denk- und Verhaltensweisen kommen zum Tragen, wenn wir uns Dinge sagen hören, die wir nicht wirklich sagen wollen. Wenn wir in einer Weise agieren und reagieren, bei der wir uns nicht sicher sind, ob wir wirklich so agieren und reagieren wollen. Wenn wir uns schlecht fühlen, weil wir tief drinnen wissen, dass es eine bessere Möglichkeit gibt, bei unseren Kindern bestimmte Ergebnisse zu erzielen, aber nicht wissen, welche. Jedem, der Kinder hat, ist dieses Gefühl vertraut.

Darum ist es so wichtig, unsere Standardeinstellungen zu überprüfen und zu verstehen. Was gefällt Ihnen an Ihrer Art, mit Ihren Kindern umzugehen? Was gefällt Ihnen nicht? Welche Ihrer Verhaltensweisen ist einfach eine Wiederholung aus Ihrer eigenen Kindheit? Was würden Sie gern ändern? Erst wenn Sie Ihre typischen Denk- und Verhaltensweisen als Eltern kennen, können Sie entscheiden, wie Sie sie zum Besseren verändern wollen.

In den folgenden Kapiteln helfen wir Ihnen, zu erkennen, wie einige dieser positiven Veränderungen aussehen können. Mithilfe des einprägsamen Akronyms GLÜCK (Gutes Spiel, Lernorientierung, Umdeuten, Empathie, Coolbleiben und Kuscheln) untersuchen wir einige der bewährten Methoden, die bei dänischen Eltern seit mehr als vierzig Jahren funktionieren.

Eine erhöhte Selbstwahrnehmung und bewusste Entscheidungen in Bezug auf unsere Aktionen und Reaktionen sind die ersten Schritte zu dieser Veränderung. Auf...

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