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Warum Gott Mensch Geworden

Vollständige Ausgabe

AutorAnselm von Canterbury
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl99 Seiten
ISBN9783849603809
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,99 EUR
Cur deus homo ('Warum Gott Mensch ist') ist ein theologisches Werk des Benediktinermönches Anselm von Canterbury, das vermutlich zwischen 1094 bis 1098 entstanden ist. In diesem Werk legt Anselm die ausführlichste und in der späteren Theologiegeschichte wirkungsmächtigste Darstellung der Satisfaktionstheorie vor: Es soll mit zwingenden Vernunftgründen bewiesen werden, dass Gott notwendig Mensch werden musste, um die durch die Erbsünde gefallene Menschheit mit Gott wieder zu versöhnen. Die Beweisführung erfolgt in dem zweibändigen Werk in der Form eines Dialoges, den der Autor Anselm mit dem möglicherweise fiktionalen Mönch Boso führt. Während des Dialoges einigt man sich, dass der Mensch Gott gegenüber Genugtuung (Satisfaktion) zu leisten habe, die die begangene Sünde angemessen ausgleicht. Anderenfalls wäre nämlich Gott ungerecht, weil er die Sünde ungestraft ließe. Da der Mensch auf Grund seines gefallenen Status unmöglich diese Genugtuung erbringen kann, müsste Gott die gesamte Menschheit verwerfen, was aber seiner Barmherzigkeit widerspricht. Der Gott-Mensch Jesus hingegen kann die Menschheit mit Gott durch seinen Kreuzestod versöhnen, da er als sündloser Mensch durch seinen Tod eine Genugtuung erbringen kann, die die Erbsünde angemessen ausgleicht. (aus wikipedia.de)

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Leseprobe

 

 

ANSELM: Noch einen anderen Umstand vernimm, weshalb die Aussöhnung mit Gott für den Menschen so schwer ist!

 

BOSO: Würde nicht der Glaube mich trösten, das allein schon könnte mich zur Verzweiflung treiben.

 

ANSELM: Dennoch höre!

 

BOSO: Fahre weiter!

 

ANSELM: Der paradisische, sündelos erschaffene Mensch war für Gott zwischen Gott und den Satan gleichsam hineingestellt, auf daß er, durch seinen Widerstand gegen den Versucher zur Sünde, den Satan überwände, wie zur Rechtfertigung und Ehre für Gott, so zur Beschämung für den Satan, im Falle er, der Schwächere, auf Erden Befindliche, nicht sündigte, trotz Verführung durch denselben Satan, welcher, wiewohl stärker und im Himmel wohnend, sündigte, ohne daß ihn hiezu jemand verführte. Allein während der Mensch dieses leicht hätte vollführen können, ward er, ohne durch eine Gewalt gezwungen zu sein, in Kraft bloßer Überredung verführt, aus freien Stücken gehorsam gegen den Satan zu sein, und ungehorsam und unehrerbietig zu sein Gott gegenüber.

 

BOSO: Worauf willst du damit abzielen?

 

ANSELM: Urteile einmal selbst, ob es nicht wider Gottes Ehre wäre, würde der Mensch trotz der Gott zugefügten Schmach mit ihm wieder vereiniget, ohne zuvor durch Überwindung des Satans ebenso Gott geehrt zu haben, wie er in seiner Überwindung durch den Satan Gott verunehrte? Und zwar müßte dieser Sieg zugleich von der Art sein, daß derselbe Mensch, welcher in seiner früheren Kraft und Unsterblichkeitsanlage gleichwohl gerne dem Satan zur Sünde beipflichtete, weshalb er mit Recht die Strafe der Sterblichkeit erwirkte; daß derselbe Mensch, sage ich, in seiner nunmehrigen Schwachheit und selbstverschuldeten Sterblichkeit unter Todesnöten den Satan überwände, ohne irgend einer Sünde zu erliegen. Nimmer indes wird er das vermögen, solange er unter den Wehen der ersten Schuld empfangen und in Sünden schon geboren wird.

 

BOSO: Ich kann nur wiederholt versichern, daß die Vernunft eine solche Forderung bekräftigt, das Unmögliche ihrer Ausführung jedoch gleich sehr gewiß ist.

 

 

Kapitel XXIII.

 

 

ANSELM: Noch ein Moment erfahre, ohne was der Mensch nicht rechtmäßig mit Gott versöhnt würde, wobei übrigens die gleiche Unausführbarkeit vorliegt.

 

BOSO: Du hast uns dessen, was wir zu thun gehalten sind, nunmehr schon so vieles vorgetragen, daß auch eine neue Beigabe mich nicht mehr schrecken kann.

 

ANSELM: So höre denn!

 

BOSO: Ich thue es!

 

ANSELM: Was entriß der Mensch Gott, als er sich vom Satan überwinden ließ?

 

BOSO: Fahre du fort, wie du begonnen; denn ich wüßte wahrlich nicht, was er außer dem von dir besprochenen Bösen weiter noch hätte thun können.

 

ANSELM: Entriß er Gott nicht, was dieser aus der Menschennatur zu machen vorhatte?

 

BOSO: Unleugbar.

 

ANSELM: Achte auf eine strenge Gerechtigkeit und urteile ihr gemäß, ob der Mensch im Verhältnis zur Sünde Gott genugthäte, wofern er nicht dasjenige, was er zufolge seiner Niederlage durch den Satan Gott entzog, durch einen Sieg über den Satan ihm ersetzte, so daß dann durch diesen Sieg der Satan verliert, Gott gewinnt, während bei der vorausgehenden Niederlage der Satan an sich riß, was Gott eignete, Gott aber zur Verlust kam.

 

BOSO: Genauer Zutreffendes und Gerechteres läßt sich nicht denken.

 

ANSELM: Hältst du dafür, daß die höchste Gerechtigkeit von dieser Gerechtigkeit Umgang nehmen konnte?

 

BOSO: Das getraute ich mich nicht.

 

ANSELM: So darf oder kann also der Mensch in keinem Falle von Gott erlangen, was ihm Gott zu geben einstens beschlossen, bis er Gott alles wiederum erstattet hat, was er ihm entzogen, so daß Gott durch ihn wiederum in seinen Besitzstand zurücktritt, sowie er durch ihn einen Verlust erfahren. Das mag indes doch auf keine andere Weise zu stande kommen, als daß gerade wie durch den überwundenen Menschen die ganze menschliche Natur verschlimmert und so zu sagen sauerteigartig zersetzt ward mittels der Sünde, bei deren Vorhandensein Gott keinen zur Vollmachung jener himmlischen Gemeinde zuläßt; so hinwieder durch den überwindenden Menschen ebenso viele von der Sünde frei werden, als jene Zahl ausfüllen sollten, zu deren Vollmachung der Mensch erschaffen wurde. Solches auszuführen ist nun aber der sündhafte Mensch nicht imstande, weil doch nicht ein Sünder den anderen rechtfertigen kann.

 

BOSO: Nichts ist gerechter, nichts aber auch unmöglicher; allein nach all' dem Gesagten scheint Gottes Erbarmen und des Menschen Hoffnung in die Brüche gegangen, soweit letztere sich auf die dem Menschen zugedachte Seligkeit bezieht.

 

ANSELM: Habe noch ein wenig Geduld!

 

BOSO: Was wirst du weiter vorbringen?

 

 

Kapitel XXIV.

 

ANSELM: Heißt ein Mensch schon ungerecht, wenn er seinen Mitmenschen die Schuld vorenthält, so noch mehr derjenige welcher Gott seine Schuld nicht abträgt.

 

BOSO: Wenn er erstatten kann, und dennoch es unterläßt, so ist er in Wahrheit ungerecht. Wenn er es aber nicht kann, wie sollte er auch dann noch ungerecht heißen?

 

ANSELM: Möglich, daß er einigermaßen entschuldbar, wenn die Schuld der Unvermögenheit nicht an ihm liegt. Ist er jedoch an der Unvermögenheit selbst schuld, so zeigt sich seine Schuld ungemildert und die Nichtentrichtung des Schuldigen unentschuldbar. Denn woferne jemand seinem Diener eine Arbeit aufträgt und ihn warnt, sich ja nicht in eine Grube zu stürzen, auf welche er ihn aufmerksam macht, da ein Herauskommen für ihn nicht mehr möglich; und der Diener würde sich nun mit Hintansetzung des Geheißes und der Warnung seines Herrn aus freien Stücken in die vorbezeichnete Grube hinunterstürzen, so daß er jetzt freilich die aufgetragene Arbeit nicht mehr verrichten könnte; glaubst du, jene Unvermögenheit werde ihn irgendwie entschuldigen, wenn er nun die aufgetragene Arbeit nicht verrichten kann?

 

BOSO: Im Gegenteile, sie vergrößert seine Schuld, nachdem er selbst jene Unvermögenheit herbeiführte. Er fehlte zweimal; einmal, weil er nicht that, was ihm zu thun befohlen war; sodann weil er that, was ihm zu thun verboten war.

 

ANSELM: Und ebenso wenig ist der Mensch entschuldbar - welcher sich freiwillig in jenes Schuldverhältnis begeben, was er nun nicht mehr lösen kann, und der durch sein eigenes Verschulden jene Unvermögenheit herbeiführte, so daß er nicht einmal dasjenige leisten kann, was er bereits vor der Sünde schuldete, nämlich nicht zu sündigen; geschweige dasjenige, was er seit der Sünde schuldet. Die Unvermögenheit selbst begründet seine Schuld, weil er sie nicht haben muß, im Gegenteile von ihr frei sein soll; wie es nämlich eine Schuld begründet, indem man nicht hat, was man haben sollte, - so ingleichem, indem man hat, was man nicht haben sollte. Gleichwie es mithin dem Menschen zur Schuld angerechnet wird, daß er die empfangene Fähigkeit nicht mehr besitzt, sich von der Sünde frei zu erhalten; so gereicht es ihm zur Schuld, mit jener Unvermögenheit behaftet zu sein, kraft deren er weder die Gerechtigkeit behaupten und die Sünde vermeiden, noch auch die durch die Sünde erwirkte Schuld berichtigen kann. Es war eben ein Akt freien Willens, als er jene Fähigkeit einbüßte und zugleich dieser Unfähigkeit verfiel. Es läuft aber auf dasselbe hinaus, eine Fähigkeit nicht besitzen, welche man besitzen sollte, und eine Unfähigkeit besitzen, welche man nicht besitzen sollte. Die Unfähigkeit, Gott das Schuldige zu erstatten, welche die wirkliche Nichterstattung im Gefolge hat, entschuldiget darum den Menschen nicht, wenn er nun wirklich nicht erstattet; die Folge der Sünde entschuldiget ja doch nicht die Sünde selbst, welche er begeht.

 

BOSO: Das ist härter als hart, aber es muß doch wohl so sein.

 

ANSELM: ungerecht ist folglich der Mensch, welcher Gott seine Schuld nicht entrichtet.

 

BOSO: Zweimal richtig; er ist ungerecht, weil er nicht entrichtet; und ungerecht, weil er nicht entrichten kann.

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