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E-Book

Warum wohin?

Mit Jugendlichen auf Sinnsuche gehen - 6 Lebensthemen methodisch ausgearbeitet

Verlagbuch+musik
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783866871908
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Jugendliche sind herausgefordert, sich eine eigene Meinung zu Lebens- und Glaubensthemen zu bilden und sich im Leben zu orientieren. Sie suchen nach Antworten auf existenzielle Fragen: Wer bin ich mit meinen Stärken und Schwächen? Wie gehe ich mit meiner Zeit um? Wie lebe ich Liebe und Beziehungen? Wie gelingt Gemeinschaft? Wie stelle ich mir meine Zukunft vor? Was ist der Sinn des Lebens? Warum wohin? stellt Methoden vor, um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und ihre Auseinandersetzung mit diesen Fragen zu begleiten. Theologische, pädagogische und psychologische Hinweise unterstützen die Vorbereitung. Für die praktische Umsetzung sind zu jedem Thema 6 bis 8 Methoden ausgearbeitet. Diese können für ein Wochenende kombiniert oder in Gruppenstunden einzeln eingesetzt werden. Ein Buch für alle, die methodische Zugänge für die Suche nach Antworten auf die entscheidenden Fragen des Lebens suchen. Es ist aus der Arbeit mit Jugendlichen im Rahmen der 'Tage der Orientierung' der Schülerinnen- und Schülerarbeit im Ev. Jugendwerk in Württemberg entstanden.

Dorin Dömland, Jahrgang 1974, hat Evangelische Theologie in Tübingen, Heidelberg, Edinburgh und Jerusalem studiert. Sie ist seit 2011 Landesreferentin für die 'Tage der Orientierung' im Evangelischen Jugendwerk in Württemberg. Zusammen mit ihrem Mann teilt sie sich die Gemeindepfarrstelle Gärtringen-Rohrau und hat drei Kinder. Annette Haußmann, Jahrgang 1983, ist Evangelische Theologin und Psychologin und arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Praktische Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und macht eine Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin (KVT). Seit 2009 ist sie Teamerin bei den 'Tagen der Orientierung'.

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Leseprobe

DER WEG INS THEMA


von Benjamin Häfele

Wie bin ich geworden, wie ich bin? Wie kann ich mich selbst neu entdecken? Wie sehen mich andere? Wer bin ich in meinem Netz aus Beziehungen?

Das Fragen nach der und die Ausbildung der eigenen Identität ist zentral im Entwicklungsprozess von Jugendlichen und Jungen Erwachsenen. Entsprechend zentral ist auch die Aufgabe der Unterstützung und Förderung der Identitätsbildung in der Jugendarbeit. Die Beschäftigung mit diesem Thema soll Jugendlichen auf der Suche nach der eigenen Identität Räume eröffnen, sich mit identitätsbestimmenden Faktoren wie Beziehungen, Lebensgeschichten und -entwürfen, Charaktereigenschaften, Werten usw. und schließlich auch religiös-weltanschaulichen Überzeugungen auseinanderzusetzen. Warum ist gelingende Identitätsbildung heute besonders wichtig? Wie können Jugendliche bei der Suche nach Identität unterstützt werden? Wie lässt sich das methodisch gestalten?

Wer bin ich, wer sind wir heute? Eine Frage, die sich nicht nur Jugendliche, sondern Menschen jeden Lebensalters seit Tausenden von Jahren stellen. Verhältnismäßig neu ist jedoch in unserer Zeit die Betonung und zentrale Stellung des Ich in dieser Frage. Die Emanzipation des einzelnen Menschen aus Traditionszusammenhängen und gesellschaftlichen Normen wie etwa Geschlechterrollen, Berufs- und Gesellschaftsschichten und Religionszugehörigkeiten hat ihm ermöglicht, seinen ganz eigenen Weg zu gehen, sein Leben in einer multikulturellen und pluralen Welt mit unzähligen Möglichkeiten, Chancen und Angeboten selbst zu bestimmen und zu entfalten. Auch wenn viele der Angebote zur eigenen Lebensgestaltung im Gewand in Stein gemeißelter oder natürlicher Gesetzmäßigkeiten normativ, bisweilen auch autoritativ auftreten – etwa seitens der Eltern, Lehrer, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Freunde oder religiösen und anderen Gemeinschaften –, wird heute in unserer Gesellschaft jedem Menschen das Recht und die Freiheit zugesprochen und zugemutet, selbst zu wählen und zu entscheiden, wie er oder sie leben und wer er oder sie sein möchte. Wir können frei wählen und das ist gut so. Es ist uns überlassen selbst zu entscheiden, wo wir leben, welchen Beruf wir ergreifen, wen und ob überhaupt wir heiraten, womit wir unsere Freizeit verbringen, wofür wir uns einsetzen und engagieren möchten.

Die Kehrseite dieser Freiheit ist, dass auch die Verantwortung für das eigene Leben auf den Einzelnen und die Einzelne konzentriert ist. Freiheit geht Hand in Hand mit der Verantwortung und der Erwartung, selbst etwas aus seinem Leben zu machen. Nicht von ungefähr nehmen individuelle Leistung und Erfolg in allen Lebensbereichen, sei es in Beruf und Karriere, in der Familie oder in der Freizeit, einen zentralen Stellenwert in unserer Gesellschaft ein. Auch darüber, was wir tun, was wir aus uns machen wollen, dürfen wir nicht nur, sondern müssen wir selbst entscheiden, und das ohne einen festen Rahmen, der uns klare Wege bereits vorgibt, an die wir uns halten können. Auch wenn wir tun, was etwa unsere Eltern, Lehrerinnen und Lehrer oder Freunde und Freundinnen vorschlagen, weil sie es für erstrebenswert halten, bleibt es letztlich unsere eigene Entscheidung. Denn die Verantwortung dafür, was wir aus unserem Leben machen, können sie uns nicht abnehmen. Weil heute im Zeichen individueller Freiheit und Würde allgemein normative Autoritätsansprüche von Traditionen nicht mehr als verbindlich erachtet werden können, ist auch die Antwort auf die grundlegende Frage „Was ist ein gutes Leben, was ist eigentlich gut, was ist das Gute?“ ganz in individuelle „Ver-Antwortung“ gebracht. Antworten darauf gibt es so viele, wie es Menschen gibt. Dies beschreibt die plurale Grundsituation heute, die in ihrer Freiheit und Offenheit zugleich auch eine Überforderung individueller Freiheit und Verantwortung darstellt.

Diese Situation nehmen wir im Alltag glücklicherweise kaum oder nur selten wahr. Hier überwiegt meist eine positive Bewertung. Wir können heute freier über unser Leben bestimmen und sind dabei in ein Beziehungsnetz von Familie, Freunden, Kolleginnen und Kollegen, Mitschülerinnen und Mitschülern, Lehrerinnen und Lehrern usw. eingebunden, von denen einige direkte Rollenvorbilder sein können, das jedoch vor allem als Ganzes Halt und Orientierung im Leben geben kann. Ebenso gibt es nach wie vor auch Institutionen und Traditionen – nicht nur religiöse –, die uns leiten und Verlässlichkeit bieten. Jedoch bleibt, dass es im Zeitalter von Pluralität und Individualität wichtig ist, sich seiner selbst, seiner Identität, der eigenen Freiheit und Verantwortung zusammen mit deren Grenzen und Einschränkungen bewusst zu werden, um am Leben teilhaben und es aktiv und „gut“ gestalten zu können. Ebenso kann eine selbstbewusste Identität davor schützen, aus dem Bedürfnis nach Sicherheit und Orientierung auf fundamentalistische Parolen und Ideologien jedweder Art hereinzufallen. Die Suche nach Identität birgt also gleichzeitig Chancen wie Herausforderungen für den einzelnen Menschen.

Was Jugendliche mitbringen


Identitätsbildung

Die Adoleszenz ist eine Lebensphase, die durch Identitätsfindung und -bildung gekennzeichnet ist. Zwischen Kindheits- und Erwachsenenalter stellt sie eine Zeit sowohl körperlicher als auch psychischer Veränderungen und Umbrüche dar, die nicht selten von Krisen, Rebellion und Selbstzweifeln begleitet wird. Während die Kindheit eine prägende Zeit ist, in der sich viele Persönlichkeits- und Charaktereigenschaften ausbilden, stellt die Adoleszenz die Phase dar, in der diese bewusst als die eigenen im Unterschied zu anderen angeeignet werden und weitere darauf aufbauend ausgebildet werden. Jugendliche werden sich hier zunehmend ihres Selbsts bewusst, ihrer eigenen unverwechselbaren Identität, Person und Würde, die als solche Gehör und Achtung einfordern darf. Ihre Identität ist dabei immer auch durch funktionale und relationale Rollen bestimmt (Schüler der Klasse 10b, Auszubildende im Elektrofachbetrieb Maier, Söhne oder Töchter, Geschwister, Freunde, Fußballer, Christen, Atheisten usw.). Es weist vieles darauf hin, dass es nicht, wie man denken könnte, ein unveränderlicher innerer „Identitätskern“ ist, der die Eigenart einer Person bestimmt. Stattdessen entsteht die eigene Persönlichkeit in und aus den Beziehungen zu anderen Menschen, in verschiedenen Rollen und aus der besonderen Art, wie man in dieses Beziehungsgeflecht eingebunden ist.

Weitere wichtige Faktoren für die Identitätsbildung stellen Erwartungen und spezifische Rollenbilder der Gesellschaft dar, die durch Medien an uns herangetragen werden, aber auch traditionell vermittelt sein können über Familie, Kirche, Schule, Vereine, Ortsgemeinschaften, Peergroups und Milieus, in denen wir aufwachsen und in denen eine bestimmte Weltsicht maßgeblich ist.

Ausprobieren und Position beziehen zwischen Selbstzweifeln und Selbstsicherheit

Die eigene Identität auszuprobieren und zu erkunden geht Hand in Hand mit dem Versuch, sich selbst zu erkennen und sich irgendwie zu verstehen. Die Phase der Identitätsbildung bringt so auch Verwirrung und Verunsicherung mit sich. Aber aus dieser Selbsterkundung entwickeln sich auch eigene Positionen und Ansichten in Übereinstimmung mit oder im Gegenüber zu unseren Eltern, Lehrerinnen und Lehrern und vielem von dem, was wir als Kinder ungeprüft übernommen haben, und es bilden sich Selbstsicherheit und Selbstvertrauen aus. Manchmal kann dies allerdings auch zu übersteigerten Formen führen. Jugendliche und Junge Erwachsene – und nicht nur sie – sind dann der festen Überzeugung und Gewissheit, sie hätten nun verstanden, was die Welt im Innern zusammenhält, wüssten nun, „wie der Hase läuft“, hätten ihr eigenes Selbst samt Welt „fest in der Hand“. Auf der Suche nach dem eigenen Platz in der gemeinsamen Welt spielt sich der Identitätsbildungsprozess schwankend zwischen den Polen großer Verunsicherung und übersteigertem Selbstbewusstsein ab.

Selbst- und Fremdwahrnehmung

Besonders wichtig für die Ausbildung der eigenen Identität in der Jugendzeit ist die in jeder sozialen Situation zum Tragen kommende Selbst- und Fremdwahrnehmung. Der Entwicklungspsychologe Erik Erikson hat herausgestellt, dass besonders Jugendliche einen permanenten Abgleich ihres Selbstbildes mit dem Fremdbild, das sie von außen (von Freunden, Lehrerinnen und Lehrern, Eltern usw.) gespiegelt bekommen, durchführen. Im Abgleichen können Übereinstimmungen verbunden, aber auch Abgrenzungen erforderlich und Handlungsbedarf angezeigt werden: „So wie mich andere wahrnehmen, sehe ich mich nicht.“ Oder: „Tatsächlich, das stimmt ja und ist mir bisher gar nicht aufgefallen.“ In beiden Situationen kann eine Einsicht wie „So will ich nicht sein“ oder „So will ich nicht wahrgenommen werden“ folgen. Grundlegend geht es darum, dass eine Übereinstimmung von Selbst- und...

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