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E-Book

Is was, Dog?

Mein Leben mit Hund und Haaren

AutorDunja Hayali
VerlagUllstein
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783843707039
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Seit Jahren bildet Dunja Hayali mit Emma ein unzertrennliches Team. Warmherzig und mit einem Happen Ironie schildert sie in ihrem Buch die kuriose Welt der Vierbeiner und Hundehalter - und ihre Erlebnisse mit ihrer eigensinnigen Retriever-Hündin. Eine so witzige wie ehrliche Liebeserklärung an den besten Freund des Menschen.

Dunja Hayali, geboren 1974 in Datteln als Tochter irakischer Eltern, studierte an der Deutschen Sporthochschule. Zwischen 2007 und 2010 übernahm sie die Moderation der ZDF-heute-Nachrichten sowie die Ko-Moderation des heute journals. Seit Oktober 2007 moderiert sie das ZDF-Morgenmagazin, seit 2015 dunja hayali sowie seit 2018 das ZDF Sportstudio. Sie unterstützt »Gesicht zeigen. Für ein weltoffenes Deutschland«, ist Mitglied im Aufsichtsrat von »Save the Children« und engagiert sich für VITA Assistenzhunde e.V. Als Jurymitglied für den Julius-Hirsch-Preis setzt sie sich gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus ein. 2016 wurde sie mit der Goldenen Kamera in der Kategorie »Beste Information« ausgezeichnet, 2018 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement gegen Extremismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und für ihre journalistische Arbeit.

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Leseprobe

Wollen Sie das wirklich?
Der lange Weg zum Hund


Warum ein Hund, wenn mit einem Zierfisch alles viel einfacher wäre?


Okay, sagen wir es gleich vorneweg: Ein Hund ist eine Schnapsidee. Und zwar eine richtige! Sie werden dank ihm Zecken in der Größe kleiner Weintrauben auf Ihrer Couch finden, die hygienische Oberkategorie Ihrer Kleidung wird nicht mehr »Das ist sauber«, sondern »Och, das geht doch noch« sein, und Sie werden allein und schmutzig im Stadtpark stehen und völlig entnervt einen albernen Namen brüllen, während saubere Menschen entspannt an Ihnen vorbeiflanieren und einen kurzen Moment zu überlegen scheinen, ob Sie psychologische Betreuung brauchen.

Zudem werden Sie in ungeahnte Erklärungsnöte geraten. Etwa dann, wenn der ausgewachsene Cane Corso sich nach einem ausgiebigen Bad im Schlammloch auf dem fremden schneeweißen Langflorteppich trockenwälzt. Wenn der Labrador den Döner so schnell aus der Hand des unbekannten Passanten gerissen und unzerkaut inhaliert hat, dass Sie fast ein wenig beeindruckt sind. Wenn Sie ein romantisches Gespräch über den eventuellen Ausbau einer vorsichtigen, zärtlichen Beziehung führen und der Jack-Russell-Terrier währenddessen beginnt, mit energischem Hecheln Ihr Lieblingszierkissen zu vögeln. Oder wenn der befreundete Beifahrer sich aus dem Autofenster übergibt und man die leise Ahnung nicht loswird, dass seine Übelkeit etwas mit dem direkt hinter ihm auf der Rückbank thronenden Rottweiler zu tun haben könnte, der ihm seit geschlagenen drei Stunden seinen Pansen-Atem in den Nacken bläst. Kürzlich saß ich in einer wichtigen Konferenz mit einem halben Dutzend Anzugträgern und versuchte, hochseriöse Gespräche zu führen, während Emma sich, offenbar wohlgelaunt und sattgefressen, auf dem fremden Teppich wälzte und über Minuten Geräusche von sich gab, die an den Verdauungsapparat eines Dinosauriers erinnerten. Was die anderen wohl von uns dachten? Emma war das sicher egal.

Doch solche Peinlichkeiten sind längst nicht alles, was Ihnen bevorsteht. Nicht nur Ihr guter Ruf, auch Ihr Besitz wird leiden. Ihre teuersten Schuhe sind plötzlich mit den liebevollen Perforierungen spitzer Eckzähne versehen? Sie stöbern getrocknete Ochsenpenisse auf, die nach drei Wochen im vom Hund heimlich ausgewählten Versteck ein Eigenleben entwickelt haben? Sie erleben einen morgendlichen Weckdienst per erschreckend schlechtem Atem zwei Zentimeter vor und einer pelzigen Zunge mitten im Gesicht? Sie finden überall, wirklich überall, Haare – auch da, wo der Hund niemals hinkommen würde? Willkommen in der Welt der Hundebesitzer!

Das müsste eigentlich reichen, um eines klarzumachen: Ein anderes Haustier, egal welches, ist die stressfreiere Variante einer Tier-Mensch-Beziehung. Ein Goldfisch zum Beispiel verursacht all dies nicht. Man kann bei novemberlichem Dauerregen meditativ mit einer Wärmflasche auf der Couch vor dem Aquarium sitzen, von Zeit zu Zeit etwas Futter hineinstreuen und hat ansonsten nicht viel zu tun, um das Tier auszulasten, während man draußen zitternde, in dicke Mäntel gehüllte Trottel sieht, die mit griesgrämigen, mitunter flehenden Blicken ihren Hunden dabei zusehen, wie sie minutenlang interessiert an einem Baum riechen, urinankündigende Drehungen absolvieren und sich dann doch spontan dagegen entscheiden, hier ihr Geschäft zu verrichten.

Oder: Wie schön wäre es, neben einer schnurrenden, vergleichsweise eher wohlriechenden Katze im Bett zu liegen, die im Falle einer Notdurft eigenständig die Toilette aufsucht und den Großteil des Tages auf intensive Körperpflege verwendet. Keine Pfotenabdrücke auf der Couch, höchstens ein paar feine Haare. Kein Kampf ums Pfotenabputzen vor der Haustür. Kein Entscheidungsdruck, wen sie nun lieber haben – den Hund oder den Partner. Kein Schütteln im Wohnzimmer nach dem Spaziergang im Regen. Oder ein Meerschweinchen! Die sehen niedlich aus, werden nicht besonders alt, und es reicht, sie von Zeit zu Zeit aus ihrem Stall zu heben, eine halbe Stunde zu streicheln und wieder im warmen Heubett abzusetzen. Und wenn einem sogar das auf Dauer zu mühsam ist, wird fast jedes Nachbarskind zum dankbaren Abnehmer des Nagers, und man hat damit sogar noch eine gute Tat getan.

Kurz: Es könnte alles so schön sein ohne Hund. Denn es ist ein wahrer Akt der Selbstkasteiung, sich solch einen zermürbenden Alltag anzutun. Diesen Zeitaufwand. Diese Rücksichtnahme auf ein Tier! Diesen Gegenwind, der einem bei manchen Mitmenschen zuweilen begegnet! Diese Organisationstortur, um dem haarigen Zeitgenossen ein einigermaßen artgerechtes Leben zu bieten!

Wären da nicht ein paar Einwände, die stutzig machen: Warum betreiben die Herrchen und Frauchen der circa 5,4 Millionen in Deutschland lebenden Hunde tagtäglich dieses ganze Brimborium? Warum lebt in jedem zehnten deutschen Haushalt ein Hund? Und vor allem: Warum wirken die meisten Hundehalter dabei außerordentlich zufrieden, anstatt sich den ganzen Tag darüber zu ärgern?

Rationale Gründe für den Hund gibt es zweifellos. Die gigantische Industrie rund um den Hund (vom Hundefutter über Hunde-Frozen-Yoghurt und Diamant-Halsbänder bis zum Hunde-Osteopathen) schafft eine Menge Arbeitsplätze. Hundebesitzer sind nachweislich weniger krank und bewegen sich außerdem genug, und das auch noch draußen an der frischen Luft. Hunde werden erfolgreich in diversen Therapien eingesetzt. Die Einnahmen durch die Hundesteuer liegen im dreistelligen Millionenbereich. Und Hundebesitzer verschmutzen die Umwelt weniger, weil sie weniger Flugreisen machen als Menschen ohne Hund.

Gesellschaftlich betrachtet sind Menschen, die sich als Herrchen und Frauchen definieren, also ein absoluter Glücksfall. Selbstkritisch muss hier allerdings angemerkt werden, dass die gesellschaftliche Bedeutung dem gemeinen Herrchen und Frauchen meist völlig egal ist. Nein, der wesentliche Grund dafür, sich einen Hund anzuschaffen, ist für die meisten Menschen sehr viel individueller: Der Hund ist das einzige Haustier, das den Zusatz »Freund« verdient. Weil er feine Antennen hat. Weil er merkt, wenn etwas nicht stimmt. Weil er lachen kann, wenn man mit ihm spielt. Weil er ein Familienmitglied sein will, ein Partner, ein Kumpel. Weil er im Türrahmen sitzt, wenn man sich die Schuhe anzieht, und erst dann hysterisch mit dem Schwanz zu wedeln beginnt, wenn er das Klimpern der Leine hört und weiß, dass er mitdarf. Weil er überall dabei sein will! Oder hat eine Katze schon mal in stundenlanger minutiöser Kleinstarbeit versucht, ein Loch in eine Massivholztür zu beißen, nur weil Sie mal ohne sie das Haus verlassen haben? Eben. Oder stürzt vielleicht ein Hamster in eine depressive Phase, wenn Sie den Koffer rausholen – und krönt diese Phase, indem er Sie erst ignoriert, um Ihnen dann, als letztes Aufbäumen, den Weg zur Tür zu versperren? Nein? Emma ist darin ein Vollprofi …

Die Rechtfertigungsorgie


Die Entscheidung für einen Hund ist eine große Sache. Immerhin handelt es sich um ein recht anspruchsvolles Lebewesen, für das man bereit ist, die volle Verantwortung zu übernehmen – finanziell, emotional und organisatorisch. Und das auch noch verpflichtend für viele Jahre. Denn Hunde werden wirklich alt! (Na ja, wenn der eigene Hund bereits fast zehn ist, wird der Begriff »alt« eher relativ. Aber dazu später.) Kein Wunder jedenfalls, dass die Entscheidung bei den meisten Menschen nicht plötzlich über Nacht getroffen und dann ohne Wenn und Aber durchgezogen wird, sondern dass sie reifen muss. Manchmal Wochen, manchmal Monate, manchmal sogar Jahre. Wie bei mir.

Wenn man sich dann schließlich dazu durchgerungen hat, wenn man alle Pros in die Waagschale und alle Kontras über Bord geworfen hat und die frohe Botschaft nun endlich seinem Umfeld verkünden möchte, stellt man sich die Reaktion dieses Umfelds in etwa folgendermaßen vor: Man eröffnet einem ausgewählten Personenkreis die frohe Kunde mit vor Pathos zitternder Stimme und dem Anflug eines vielsagenden Lächelns. Die anderen Personen werden sofort still, unterbrechen ihre Gespräche und schauen erwartungsfreudig. Die Szenerie wird von einem leichten Musikbett untermalt, das sich bis zum Stichwort »Hund« zu einem Crescendo auswächst. Sobald das Stichwort fällt, brechen die Freunde und Bekannten in Jubel aus, und der Rest des Satzes geht akustisch in Euphorie und Taumel unter. Es hagelt sofortige Umarmungen und Glückwunschbekundungen. »Ein Hund! Warum hast du das denn nicht viel früher getan?«, rufen die Leute. Und: »Endlich! Zum Glück! Du tust es!«

So oder so ähnlich habe ich mir das vorgestellt. Ja, ein bisschen übertrieben vielleicht. Aber für mich war das mit dem Hund eine Riesensache, und ich fühlte mich so, als hätte ich meiner Familie und meinen Freunden die eigene Schwangerschaft verkündet.

Die Realität weicht leider empfindlich von diesem Szenario ab. Zumindest bei mir war das damals so. Ich war 30 Jahre alt, wohnte in Köln, arbeitete bei einer Agentur, hatte die Entscheidung für den Hund endlich getroffen und war nun bereit, es durchzuziehen. Die Formalitäten waren ebenfalls geklärt: Ich hatte mir das Okay meines Chefs abgeholt, einen Hund zur Arbeit mitzubringen (eine Erlaubnis, die er freundlicherweise schon am ersten gemeinsamen Arbeitstag wieder zurückzog …), und auch das Okay meiner damaligen besseren Hälfte – das ist nicht ganz unwichtig, wenn man vorhat, einen »dritten Partner« in die Beziehung einzuschleusen. Es konnte also losgehen. Wie aufregend!

Nun also verkündete ich die frohe Botschaft strahlend im Bekanntenkreis – und ergatterte ein paar nichtssagende Blicke...

Blick ins Buch

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