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'Was hält Sie in Ihrem Beruf?'

Faktoren, Ressourcen und Rahmenbedingungen für eine möglichst hohe Arbeitszufriedenheit ambulant Pflegender' - eine empirische Studie

AutorHeike Ulatowski
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl190 Seiten
ISBN9783656129363
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Forschungsarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Gesundheit - Pflegewissenschaft - Pflegemanagement, Note: 1,0, Hamburger Fern-Hochschule (Pflegemanagement), Sprache: Deutsch, Abstract: Zusammenfassung: Aufgrund des demografischen Wandels wird in naher Zukunft der Personalmangel in der Pflege deutlich zunehmen. Dies gilt in besonderem Maße für die ambulante Pflege. Mitarbeiterbefragungen können daher hilfreich sein, um Strategien der Mitarbeitergewinnung und -bindung zu entwickeln. Die vorliegende empirische Studie untersucht mittels der qualitativen Methode der 'Grounded Theory', was ambulant Pflegenden an ihrer Tätigkeit gefällt und was sie im Job hält. Nach Auswertung der 12 In-terviews mit Kranken- und Altenpfleger/innen sowie Pflegehelfer/innen zeigte sich in der Studie eine bemerkenswert hohe Arbeitszufriedenheit, trotz der besonderen Arbeitsbelastungen, wie etwa Zeitdruck sowie psychi-scher und physischer Belastung. Dem gewonnenen Datenmaterial zufolge, lässt sich dies hauptsächlich zurückführen auf ein positives emotionales Verhältnis zwischen Pflegekraft und Patient, ein gutes Betriebsklima, klar definierte Arbeitsabläufe sowie auf eine kollegialen Führungsstil.

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Leseprobe

3. Forschungsergebnisse


 

Nachfolgend werden die einzelnen Bestandteile der Studie ausgewertet: beginnend mit einer Auswertung des Testfragebogens, werden danach die im Rahmen der Interviews ausgezeichneten Notizen sowie die Satzergänzungsfragen kurz analysiert. Schließlich wird eine qualitative Analyse der Interviews vorgenommen. Zum Abschluss dieses Kapitel erfolgt eine Bewertung der Untersuchungsergebnisse.

 

3.1 Auswertung des Testfragebogens


 

In Ermanglung eines Aufzeichnungsgeräts wurde die Befragung handschriftlich protokolliert. Das Interview dauerte 45 Minuten und fand in recht entspannter Atmosphäre in meinem Wohnzimmer ohne Beisein weiterer Personen und ohne sonstigen Störungen/Unterbrechungen etwa durch Telefon/Handy etc. statt. Der Sinn des Testinterviews lag in der Erprobung des Fragebogens, etwa hinsichtlich Klarheit und Verständlichkeit der gestellten Fragen sowie in der Auslotung der für die Befragung benötigten Zeit. Zwar erforderte die handschriftliche Aufzeichnung mehr Zeit als eine Aufnahme, dennoch erscheint ein Zeitraum von 45 Minuten realistisch. Es zeigt sich, dass eine Frage zum Zwecke der besseren Verständlichkeit umformuliert werden muss; im Übrigen hat sich der Fragebogen als brauchbar erwiesen. Insbesondere die intendierte Heranführung an das Thema durch den dreigeteilten Aufbau hat sich als recht hilfreich heraus gestellt. Nach entsprechender Modifikation für die Durchführung der Studie genutzt, zumal sich auch schon nach kurzer inhaltlicher Begutachtung der Antworten Erkenntnisse und Rückschlüsse bezüglich der Fragestellung erkennen lassen. Die handschriftliche Aufzeichnung hat sich als wenig praktikabel erweisen, sodass bei den folgenden Interviews ausschließlich ein Diktiergerät zur Aufzeichnung verwendet wird.

 

3.2 Auswertung der Befragungssituationen


 

Die Interviews konnten weitgehend ungestört geführt werden. Einige Befragte wirkten eher erschöpft oder gar ein wenig resigniert, während andere einen sehr motivierten und engagierten Eindruck machten. Es gab allerdings auch Interviewpartner, die sich trotz Müdigkeit, etwa nach einem anstrengenden Frühdienst, sehr interessiert und motiviert gezeigt haben. Auffallend war das Bemühen, nichts falsch zu machen bzw. nichts Falsches zu sagen, sowie nach Möglichkeit einen hilfreichen und sinnvollen Beitrag zu der Studie leisten zu wollen. Dennoch wurden einige Fragen nur recht kurz beantwortet und es ließ sich auch durch Nachfragen seitens der Interviewerin mitunter kaum mehr Information gewinnen. In einigen Ausnahmefällen wurde sogar von den Befragten nonverbal signalisiert, zum Beispiel per Handzeichen, dass man die Beantwortung der Fragen auf das vermeintlich Nötigste beschränken möchte und so Nachfragen bereits im Vorfeld abgeblockt wurden.

 

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Befragten in der Regel sehr offen und aufgeschlossen reagiert und sich redliche Mühe gegeben haben, Fragebogen (statistische Angaben und Satzergänzungsfragen) und Befragung nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten. Sie zeigten sich dabei überwiegend sehr interessiert und reflektiert, woraus sich schließen lässt, dass es ihnen durchaus nicht fremd ist, ihr eigenes Handeln und ihre Denkweisen kritisch zu hinterfragen. Insgesamt muss jedoch gesagt werden, dass sich unter Berücksichtigung des betriebenen Aufwands (Akquise, Anfahrtswege etc.) nur recht wenige Pflegekräfte zu einer Studienteilnahme haben durchringen können. Dies ist wohl zum einen damit zu begründen, dass es für die Studienteilnahme keine direkten oder indirekten finanziellen Anreize gegeben hat, d. h. es gab weder Bezahlung bzw. Aufwandsentschädigung noch konnte die Zeit als Arbeits- oder Organisationszeit gut geschrieben werden. Zum anderen ist gerade im Bereich der ambulanten Pflege eine sehr hohe Arbeitsbelastung der Mitarbeiter zu verzeichnen, was sich negativ auf deren Bereitschaft zu (weiterem) unentgeltlichem beruflichem Engagement auswirkt. Überdies hatte ich den Eindruck, dass auch seitens der PDL und / oder Einsatzleitungen oftmals einen nicht unerhebliche Überlastung vorlag, sodass man sich nicht auch noch mit zusätzlichen Themen, etwa für die nächste Dienstbesprechung, beschäftigen wollte oder konnte.

 

3.3 Auswertung der Satzergänzungsfragen


 

Den Befragten werden fünf Satzergänzungsfragen zur eigenständigen und schriftlichen Beantwortung vorgelegt. Die ausgefüllten Fragebogen werden kopiert und danach alle Antworten ausgeschnitten und nach den einzelnen Fragen geordnet auf Papierbögen aufgeklebt. Somit ergibt sich für jede Satzergänzungsfrage ein Gesamtüberblick über alle von den Befragten gemachten Angaben. Dementsprechend erfolgt die Auswertung zunächst bezogen auf die einzelnen Satzergänzungsfragen. Für die gegebenen Antworten werden im Rahmen einer kurzen komparativen Analyse (vgl. Glaser/Strauss, 2010: 114 ff.) Oberbegriffe oder Kategorien gebildet, die im Folgenden zur Kennzeichnung kursiv gedruckt und unterstrichen sind. Es sei jedoch an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass dies im Falle der Satzergänzungsfragen nicht ausführlich bzw. vollständig erfolgt, da die hier gewonnenen Erkenntnisse ebenso wie bei den Beobachtungen der Interviewsituation lediglich von ergänzender Natur sind.

 

3.3.1 Meine Arbeitskollegen sind für mich…


 

Die Bedeutung der Arbeitskollegen wird als sehr wichtig angesehen, wobei hier zwischen arbeitsorganisationsbezogener und psychosozialer Relevanz unterschieden werden kann. Hinsichtlich der Arbeitsorganisation wird die Wichtigkeit von Team- und Zusammenarbeit bzw. dem Arbeiten Hand in Hand betont sowie die Notwendigkeit der Rückmeldung durch die Kollegen bezüglich eigener Fehler oder Schwächen hervorgehoben. Es lässt sich jedoch auch eine eher abgegrenzte bzw. neutrale Haltung, bei der lediglich die Rolle der Arbeitskollegen als Bestandteil des Teams angegeben wird, finden. In psychosozialer Hinsicht wird neben persönlicher Sympathie oder gar Freundschaft vor allem die unterstützende Rolle der Arbeitskollegen als Ansprechpartner, seelische Stütze und Rückhalt genannt. Während die Kollegen zum Teil als gute Freunde oder sogar überlebenswichtig angesehen werden, gibt es auch eine Unterteilung in gute und schlechte Kollegen.

 

3.3.2 Die Arbeit mit pflegebedürftigen Menschen gibt mir…


 

Nahezu alle Befragten bewerten diesen Aspekt sehr positiv; lediglich der Umstand, zu wenig Zeit zu haben, wird als negativ empfunden. Neben dem Gelderwerb werden vor allem die Freude am Beruf und das Gefühl, gebraucht zu werden, einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen und einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, hervorgehoben. Die Arbeit wird als Herausforderung angesehen, die Zufriedenheit und Spaß, Selbstwertgefühl und Bestätigung, „viel Inhalt“ und ein „gutes Gefühl“ vermittelt. Dies nicht zuletzt dadurch, dass den pflegebedürftigen Menschen so die Möglichkeit gegeben wird, weiterhin in ihrem vertrauten Umfeld zu bleiben.

 

3.3.3 Ich trage Verantwortung für…


 

Hier wird von den Befragten zum einen auf die Verantwortung für die eigene Person und für das eigene bzw. persönliche Handeln abgestellt. Letzteres bezieht sich insbesondere auf die korrekte und fachgerechte Durchführung der Pflege zum Wohle der zu Pflegenden, wie etwa Medikamentengabe und pflegerische bzw. zum Teil auch hauswirtschaftliche Versorgung. Zum anderen wird die Verantwortung für die Klienten genannt, die von deren Wohlergehen bis zu deren gesamten Lebensumständen oder gar deren Leben selbst reicht. Als weitere Komponente wird die Verantwortung den Kollegen gegenüber wie auch für den Zusammenhalt des Teams angeführt. Ein als Praxisanleiter tätiger Befragter gibt zudem an, Verantwortung für die Auszubildenden und deren Arbeit zu tragen.

 

3.3.4 Ich treffe Entscheidungen über…


 

Die Angaben reichen in diesem Bereich von man treffe eigentlich gar keine Entscheidungen bis zu man treffe Entscheidungen über Leben und Tod, etwa in Notsituationen. Die Befragten geben an, Entscheidungen sowohl über sich selbst und die im Rahmen ihrer Tätigkeit notwendigen Handlungen als auch über Gesundheit und – vor allem bei dementen Klienten – über das gesamte Leben des zu pflegenden Menschen treffen zu müssen. Es wird weiterhin berichtet, dass solche Entscheidungen auch in Abstimmung mit den behandelnden Ärzten...

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