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E-Book

Was ist falsch am falschen Rembrandt?

Mit High-Tech den Rätseln der Kunstgeschichte auf der Spur

AutorHorst Czichos, Oliver Hahn
VerlagCarl Hanser Fachbuchverlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl227 Seiten
ISBN9783446429086
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,90 EUR
Die Himmelsscheibe von Nebra, römische Statuen oder ein Kupferstich von Dürer - das Material, aus dem Kulturgüter bestehen, gibt ungeahnte Geheimnisse preis: über Alter, Entstehung - und Echtheit.
Oliver Hahn und Horst Czichos sind High-Tech-Detektive der Bundesanstalt für Materialforschung. Mithilfe modernster Methoden und der Unterstützung kompetenter Experten lassen sie uns Kunstwerke aus einem völlig neuen Blickwinkel betrachten. Sie erläutern, wie sich die Echtheit von Meissner Porzellan beweisen lässt, entlarven eine Schubert-Partitur als Fälschung und rekonstruieren, wie der berühmte Porträtkopf der ägyptischen Königin Teje ursprünglich aussah. Czichos und Hahn lüften Geheimnisse über Albrecht Dürers private Vorlieben und beweisen, dass Rembrandts bekanntestes Selbstportrait nicht von ihm selbst stammt.
Ein Buch über den Stoff, aus dem die Künste sind - und Physiker und Ingenieure, die dreisten Kunstfälschern das Handwerk legen.

Prof. Dr. Dr. Horst Czichos war über zehn Jahre lang Präsident der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin, die die Bundesregierung in Fragen der Materialtechnik und Chemie berät. Er lehrt Mechatronik an der Beuth-Hochschule für Technik Berlin und ist Träger des Christian-Peter-Beuth-Preises für herausragende Leistungen zur Förderung der Ingenieurausbildung.

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Leseprobe
Echt oder unecht? (S. 173-174)

Materialwissenschaften als Detektiv

materialwissenschaften als Detektiv Eine wichtige Frage bei der Untersuchung von Kunst- und Kulturgut ist die Frage nach der Authentizität von Kunstwerken. Handelt es sich um einzigartige, bedeutende Originale oder sind es wertlose Fälschungen? Ein spektakuläres Beispiel für die „Materialwissenschaften als De- tektiv“ war die Aufdeckung der Fälschung der sogenannten „Hitler- Tagebücher“. Sie waren in 60 Bänden von der Zeitschrift STERN für 9,34 Millionen DM erworben und am 28. April 1983 mit der Schlagzeile „Hitlers Tagebücher entdeckt“ von dem Hamburger Wochenmagazin zur Veröffentlichung angekündigt worden.

Auf Hinweis des Bundes- kriminalamtes und im Auftrag des Bundesarchivs hatte die BAM die auf die Jahr 1934, 1941 und 1943 datierten Bände untersucht. Material- wissenschaftliche Analysen ergaben, dass Papier und Einband aus „Nachkriegsmaterial“ bestanden, womit der zweifelsfreie materielle Beweis eines Entstehungsdatums der Bücher lange nach Hitlers Tod erbracht war. Die Materialanalysen zeigten nämlich, dass in den „Hitler- Tagebüchern“ als Heftfäden Polyamidfasern (auch Perlon genannt) ver- wendet worden waren, diese Kunststofffasern konnten aber überhaupt erst ab 1953 produziert werden.

Die in diesem Kapitel vorgestellten Beispiele zur Frage „Echt oder un- echt?“ dokumentieren die Vielfalt der dabei anfallenden Fragestellun- gen. Handelt es sich bei den bronzezeitlichen Beilen und fernöstlichen Bronzen wirklich um authentische Objekte? Stammt das Meissner Porzellan tatsächlich aus dem 18. Jahrhundert? Wurde das prominente Selbstporträt Rembrandts von 1643 vom Künstler selbst gemalt? Hat Schubert die 1971 entdeckte Sinfonie wirklich selbst komponiert? Eine chemische Analyse kann eine Fälschung entlarven, wenn der Fälscher auf Materialien zurückgreift, die erst nach dem Entstehungs- datum des vermeintlichen Originals Verwendung fanden.

Werden für die Fälschung jedoch Substanzen verwendet, deren zeitgenössischer Gebrauch überliefert ist, oder wird für die Fälschung eines Gemäldes gar eine historische Leinwand übermalt, so ist der Beweis für eine Fäl- schung aus materialwissenschaftlicher Sicht praktisch nicht möglich. Zusammenfassend gilt, dass durch „Falsifikation“, d. h. den Nachweis nicht zeitgenössischer Materialien in Kunstwerken, Fälschungen ein- deutig erkannt werden können. Eine „Verifikation“ der Echtheit von Kunstwerken ist allein durch Materialanalysen nicht möglich, da auch Fälscher zeitgenössische Materialien verwendet haben können.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Inhalt10
Gewusst, wie gemacht. Historische Herstellungstechniken von Kunstwerken12
Griechische und römische Bronzen13
Damaszener Stahl23
Chinesische Seidengewebe27
Farbmittel – von der Antike bis zur Gegenwart33
Literatur49
Spurensuche in der Kulturgeschichte. Materialforschung historischer Artefakte und Dokumente52
Die Himmelsscheibe von Nebra53
Die Schriftrollen vom Toten Meer55
Mittelalterliche Silberstiftzeichnungen von Albrecht Dürer64
Mittelalterliche Hinterglasmalerei67
Historische Eisengallustinten74
Literatur86
Von der virtuellen zur materiellen Rekonstruktion. Wiederherstellung von Kulturgütern und Architekturdenkmalen88
Neandertaler- Schädel von Le Moustier90
Ebenholz- Kopf der ägyptischen Königin Teje93
Wiederherstellung bedeutender Architekturdenkmale98
Literatur119
Das Alte über die Zeit retten. Erhalt von Kulturgütern durch Restaurierung und Konservierung122
Baudenkmalpflege124
Mittelalterliche Glasmalerei149
Juwelierplastiken aus dem Barock154
Museumsluft – gutes Klima für die Kunst160
Tintenfraß165
Literatur171
Echt oder unecht? Materialwissenschaften als Detektiv174
Bronzezeitliche Beile und fernöstliche Bronzen176
Meissner Porzellan180
Rembrandts Selbstbildnis184
Schuberts Sinfonie- Partitur189
Literatur192
Technisches Glossar194
Computertomografie195
Endoskopie196
Infrarotspektroskopie197
Mikrowellenmessung200
Porosimetrie202
Rasterelektronenmikroskopie203
Röntgenfluoreszenzanalyse205
Thermografie208
VIS- Spektroskopie209
Literatur210
Bildquellenverzeichnis214

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