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Wege aus der Unternehmenskrise: Gibt es einen idealtypischen Turnaround-Prozess?

Eine empirische Untersuchung zur Krisenbewältigung

AutorAlois Hueber
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl114 Seiten
ISBN9783668135772
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich BWL - Unternehmensführung, Management, Organisation, Note: 1, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt (School of Management, Organizational Development and Technology), Sprache: Deutsch, Abstract: Heute erleben die unterschiedlichsten Branchen rasante Entwicklungen und viele Unternehmen geraten aufgrund dessen in Krisen. Wie kann man solch kritische Situationen rechtzeitig erkennen und welche Methoden eignen sich besonders für die Bewältigung einer Krise? Mit seiner empirischen Untersuchung über die Krisenwahrnehmung, Krisenursachen, Krisendauer bis hin zu den Erfolgsfaktoren der Krisenbewältigung zeigt der Autor Alois Hueber in diesem Buch Potential und Grenzen des Turnaround-Managements auf. Primäres Ziel ist es zunächst, die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens wiederherzustellen und eine Bestandsaufnahme vorzunehmen. Markt- und Wettbewerbssituation, Unternehmensressourcen und Stakeholder-Beziehungen sind essentiell für den Erfolg des Turnaround-Managements. Auf Grundlage dieser Rahmenbedingungen werden ein Konzept entwickelt und strategische sowie operative Maßnahmen umgesetzt. Erst wenn die Liquidität gesichert ist, finden auch der Aufbau von Erfolgspotenzialen und das Erzielen positiver Ergebnisse Berücksichtigung. Durch die Befragung zahlreicher Experten wertet der Autor aus, ob es einen idealtypischen Turnaround-Prozess gibt und wie sich dieser gestaltet. Weiter vergleicht er erfolgreiche Strategien und untersucht den positiven Einfluss des Turnaround-Managements auf die Krisenbewältigung. Dadurch ermöglicht er dem Leser einen umfassenden Einblick in die Thematik.

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Leseprobe

3  Krisenbewältigung durch das Turnaround-Management


3.1  Begriffliche Abgrenzung


Vielfach wird in der Literatur der Begriff Turnaround als eine Kursänderung bzw. ein Umschwung bezeichnet. Das Wort Turnaround stammt aus dem angelsächsischen Sprachgebrauch und beschreibt eine Richtungsänderung im positiven Sinne.[97] Im deutschsprachigen Raum muss im Zuge eines Turnaround-Prozesses der Aspekt der Existenzbedrohung nicht zwingend vorliegen.[98] Von einem Turnaround wird bereits dann gesprochen, wenn der Erfolg des Unternehmens unter eine bestimmte annehmbare Grenze sinkt und gewisse Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Als Beispiele für einen möglichen Einsatz des Turnarounds könnten hier ein starker Umsatzrückgang, die Abnahme des Deckungsbeitrages bzw. Cashflows angeführt werden.[99] Folgende Begriffe sollten im Zusammenhang mit dem Turnaround unterschieden werden:

  Turnaround-Situation

Bezüglich der Turnaround-Situation liegen unterschiedliche begriffliche Bestimmungen vor. Im englischsprachigen Raum ist eine Turnaround-Situation dann gegeben, wenn eine Existenzgefährdung vorliegt bzw. maßgebliche Ziele des Unternehmens nicht erreicht wurden. Hingegen ist für einige deutsch­sprachige Autoren die Existenzbedrohung keine obligatorische Komponente einer Turnaround-Situation. Ein weiterer erwähnenswerter Aspekt ist, dass in mehreren empirischen Untersuchungen festgestellt wurde, dass zwanzig Prozent aller Unternehmen innerhalb von zehn Jahren in eine Turnaround-Situation geraten. Nur ein Drittel dieser Unternehmen kann Turnaround-Erfolge verzeichnen. Maßgeblich für das Misslingen ist häufig ein unzureichendes Turnaround-Management.[100]

  Turnaround-Management

Unter Turnaround-Management versteht man alle Aktivitäten, die eine Änderung der Existenzgefährdung herbeiführen und eine nachhaltige Wirtschaftlichkeit zum Ziel haben. Neben finanzwirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Handlungen des Unternehmens, liegen noch eine Reihe weiterer Maßnahmen vor. Darunter fallen Einsparungen bei den Aufwendungen, der Austausch von Führungskräften und das Überdenken der Strategie des Unternehmens. Häufig werden die Maß­nahmen des Turnaround-Managements aufgrund der Initiative der maßgeblichen Stakeholder des Unternehmens durchgeführt, so engagieren sich häufig Eigentümer, Geschäftsführer und Kreditinstitute.[101]

Anders als das Turnaround-Management ist der Begriff des Krisenmanagements weiter gefasst, denn er beinhaltet die Krisenfrüherkennung und Krisenvermeidung. Zudem wird auch eine Unterteilung in proaktives und reaktives Krisenmanagement vorgenommen. Im Zuge des proaktiven Krisenmanagements werden vorbeugende Maßnahmen ergriffen. Hingegen bezeichnet reaktives Krisenmanagement eine Reaktion auf lebensbedrohende Umstände im Unternehmen.[102]

  Turnaround-Prozess

Der Turnaround-Prozess soll hier getrennt vom Krisenverlauf betrachtet werden. Der Turnaround-Prozess zielt darauf ab, eine Kehrtwende herbeizuführen und zeitlich gesehen ist er insbesonders beim Übergang von der latenten zur akuten Krise erforderlich.[103] Nothardt versteht unter Turnaround-Prozess eine Anzahl von Handlungen, die zur Gesundung eines in die Krise geratenen Unternehmens führen sollen.[104] Der Beginn der Wende erfolgt erst ab der Etablierung des Turnaround-Managements und somit hängt der Turnaround-Prozess wesentlich von der Wahrnehmung sowie Intervention der beteiligten Personen ab.[105]

  Turnaround-Erfolg

Unter Turnaround-Erfolg versteht man die Resultate der Wende zum Besseren, welche im Zuge des Krisenbewältigungsprozesses herbeigeführt wurden. Diese Erfolge können etwa in Form von einer Steigerung der Umsatzrentabilität wahrge­nommen werden. Bei der Bewertung des Turnaround-Erfolges ist der Aspekt der Nachhaltigkeit einer langfristigen Veränderung der Geschäfts­entwicklung zum Positiven von besonderer Bedeutung. Um festzustellen, ob ein langfristiger Erfolg erzielt wurde, wird oftmals die Kennzahl Return on Investment herangezogen.[106]

Des Weiteren können die Begriffe Restrukturierung und Sanierung isoliert von der Bezeichnung Turnaround betrachtet werden:

  Restrukturierung

In der Literatur wird der Begriff Restrukturierung von vielen Autoren unter­schiedlich interpretiert. Teilweise wird Restrukturierung als Synonym für den Begriff des Turnarounds herangezogen, manchmal wird die Bezeichnung nur im Rahmen des Change-Prozesses von einzelnen Bereichen des Unternehmens – wie etwa von der Produktion oder im Einkauf – verwendet.[107] Sämtliche Beschrei­bungen stimmen aber darin überein, dass keine Unternehmenskrise bzw. Existenzgefährdung bei der Restrukturierung vorhanden sein muss.[108] In der englischsprachigen Literatur bezieht sich restructuring auf die Verbesserung der Kapitals- und Vermögensstruktur eines Unternehmens mittels Akquisition bzw. Vermögensverkauf.[109]

  Sanierung

Die Bezeichnung Sanierung wird vom lateinischen sanare hergeleitet, worunter Heilung verstanden wird.[110] Betriebswirtschaftlich gesehen zielt die Sanierung auf die Absicherung des Fortbestehens eines Unternehmens sowie auf die Überwindung einer Unternehmenskrise ab. Die Sanierung setzt meist bereits bei der akuten beherrschbaren Unternehmenskrise ein.[111]

In der Literatur wird zwischen einem engen und einem weiter gefassten Sanierungsbegriff unterschieden. Der enger gefasste Sanierungsbegriff beinhaltet rein finanzwirtschaftliche Maßnahmen, die breitere Auslegung umfasst hingegen laut Böckenförde folgende Aspekte:

„[…] die Summe aller, aus ganzheitlicher strategischer Perspektive entstammender, führungsorientierter, organisatorischer, finanz-, leistungs- und sozialwirtschaftlicher Maßnahmen, die einerseits zur Beseitigung einer zeitraumbezogenen Illiquidität und der entstandenen Kapitalverluste ergriffen werden und andererseits die Wiedererstellung existenzerhaltender Rentabilität, Innovationskraft oder Produktivität zur Folge haben, so dass mittel- bis langfristig die Leistungsfähigkeit bzw. die Überlebensfähigkeit des Unternehmens gegeben ist.“[112]

Zur Vervollständigung ist noch zu erwähnen, dass es gerichtliche und außergerichtliche Sanierungsmaßnahmen gibt, wobei die gerichtliche Sanierung beim Vorliegen einer Insolvenz erfolgt.[113]

Abbildung 7 soll die Unterscheidung der einzelnen Begriffe veranschaulichen:

Abb. 7: Darstellung der unterschiedlichen Krisenbewältigungsarten [114]

3.2  Ziele des Turnaround-Managements


Das primäre Ziel des Turnaround-Managements ist die Beseitigung bzw. Prävention der Existenzbedrohung und Überschuldung, sowie die Gewährleistung der Zahlungsfähigkeit. Das Erreichen dieser Ziele ist für Unternehmen unter anderem deswegen von besonderer Bedeutung, da sowohl die Überschuldung, als auch die Zahlungsunfähigkeit Tatbestände des Insolvenzrechtes sind. Weitere wichtige Ziele stellen der Aufbau von Erfolgspotenzialen und die Erzielung positiver Ergebnisse dar.[115] Dabei ist zu erwähnen, dass der Beseitigung der Bilanzverluste und Illiquidität eine höhere Priorität gegenüber der Erlangung von Erfolgspotentialen eingeräumt wird.[116]

Laut Müller hat hier das Dringliche Vorrang vor dem Wesentlichen.[117] Um auf schnellem Wege die dringend erforderliche Zahlungsfähigkeit wiederherzustellen, kann etwa die Veräußerung einer strategisch kostbaren und profitablen Beteiligung als Mittel zum Zweck genutzt werden. Kurzfristige Handlungen, welche schnelle Lösungen erzielen sollen, werden hier als Management-Maßnahmen favorisiert, wobei das Erreichen von langfristigen Zielen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wird. Sobald die Liquidität gesichert ist, rücken wieder mittel- bis langfristige Ziele in den Fokus des Managements.[118]

Buschmann zufolge, steigt der Stakeholdereinfluss bei gleichzeitig sinkenden Handlungsalternativen im Krisenverlauf, dementsprechend vermindert sich der Einfluss des Managements. Da Banken häufig eine der größten und damit einflussreichsten Stakeholder sind, nehmen ihre Interessen einen besonders hohen Stellenwert ein. Aufgrund des großen Einflusses der Banken ist die Zielsetzung der Aufrechterhaltung der Kreditrahmen und Stundung von Krediten von größter Wichtigkeit für das Unternehmen.[119]

Zudem üben Lieferanten einen nicht zu unterschätzenden Einfluss als Stakeholder aus, da sie meist im Falle einer Krise hohe Anzahlungen für die Liefertätigkeiten fordern. Dadurch kann das Unternehmen schnell unter Druck geraten, diesen Forderungen zeitgerecht nachzukommen, schließlich ist es von den Leistungen der Lieferanten abhängig. Ein wesentliches Ziel ist es hierbei, dass die Lieferungen trotz finanzieller...

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