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Weniger haben, mehr leben

Wie ich ein ganzes Jahr lang minimalistisch lebte und entdeckte, dass das Leben mehr zu bieten hat als alles, was man kaufen kann

AutorCait Flanders
Verlagmvg Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783961212897
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Mit Ende zwanzig ist Cait Flanders nur noch unglücklich. Sie steht vor einem Schuldenberg, trinkt und shoppt zu viel. Und auch wenn sie es schließlich schafft, ihre Finanzen in den Griff zu bekommen, fällt sie immer wieder in alte Gewohnheiten zurück, die sie von ihren eigentlichen Zielen abhalten. Also beschließt sie, für ein Jahr nur noch das Nötigste zu kaufen: Benzin, Essen, Hygieneartikel. Sie entrümpelt ihre Wohnung, gibt einen großen Teil ihres Besitzes weg. Da sie nicht mehr auf ihre vorherigen Verhaltensweisen zurückgreifen kann, änderte sie ihre Gewohnheiten. Mit jedem Teil, das sie weggibt, befreit sie sich ein Stück weit selbst. Um nach einem Jahr ein komplett neues, besseres Leben zu führen.

Cait Flanders hat sich von einem Alles-Konsumierer zu einem achtsamen Konsumenten gewandelt. Sie lässt den Leser an ihrer Reise teilhaben und erzählt, was passiert, wenn Geld, Minimalismus und achtsames Leben aufeinander treffen. Cait's Geschichte wurde in vielen großen Zeitungen wie der New York Times oder der Vogue besprochen. Ihr erstes Buch, Weniger haben, mehr leben, ist ein Selbsthilfe-Memoir und ein Wall Street Journal-Bestseller.

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Leseprobe

Vorwort


Die eigentliche Idee zu dem Experiment entstand auf einer Wandertour, wie bei so vielen meiner Einfälle. Es war zwei Tage vor meinem 29. Geburtstag, und meine Freundinnen und ich wollten ihn mit einem Wochenende in Whistler feiern. Wir wanderten um den Cheakamus Lake im Garibaldi Provincial Park, wo sich die Türkistöne des Wassers unter den dahintreibenden Wolkenfetzen immer wieder änderten. Unsere Gesprächsthemen wechselten genauso schnell. Es ging über unsere Jobs zu Hobbys bis hin zu Freundschaften und Beziehungen.

Wendy war vor Kurzem mit ihrem langjährigen Freund zusammengezogen, und Liz stand auch kurz vor. Beide unterhielten sich darüber, was als Nächstes dranwäre: Ein Haus zu kaufen, bevor die Preise in unserer Heimatstadt Victoria, British Columbia, ins Unendliche kletterten, und ein Kind zu kriegen, noch bevor man geheiratet hätte. Nachdem ich als Chefredakteurin zwei Jahre lang für ein Finanz-Start-up gearbeitet hatte, sagte ich, was mir dazu einfiel, hatte aber das Gefühl, dass sich mein Beitrag damit erschöpft hatte. Während meine Freundinnen den nächsten Lebensabschnitt angingen, arbeitete es immer noch in mir.

»Und was steht bei dir an, Cait?«, fragte Liz. Es war eine ganz einfache Frage von einer meiner ältesten Freundinnen. Liz und ich kannten uns seit der achten Klasse. Wir besuchten nur ein Jahr lang dieselbe Schule, aber mehr brauchten wir gar nicht. Sie wohnte in derselben Straße, und oft waren wir zwischen unseren beiden Elternhäusern unterwegs, oder man konnte eine von uns bei mir oder ihr finden. Sie hoffte wohl nach all den Jahren, dass auch ich mich jetzt endlich zur Sesshaftigkeit erklären würde. Da sie mich aber kannte, rechnete sie wohl eher mit der Mitteilung, dass ich bald für einen Job zurück nach Toronto oder in eine ganz andere Stadt ziehen würde. Ich war ständig auf dem Sprung.

Stattdessen erzählte ich von einem Gedanken, der mich schon die ganze Woche beschäftigte.

»Ich habe mir einen Selbstversuch überlegt, bei dem ich mal probieren will, eine Zeit lang nicht zu shoppen«, sagte ich. »Vielleicht sechs Monate lang oder sogar ein Jahr.«

Derlei Ankündigungen überraschten meine Freundinnen nicht sonderlich. In den vergangenen drei Jahren hatte ich in meinem Leben viele wichtige Veränderungen eingeleitet, einschließlich der, endlich schuldenfrei zu werden und es zu bleiben, meine Gesundheit in den Griff zu bekommen und das Trinken aufzuhören. Diese Veränderungen habe ich auch auf meinem Blog (caitflanders.com, damals bekannt unter »Blonde on a Budget«, zu Deutsch: »Blondine mit kleinem Budget«) dokumentiert, mit dem ich im Jahr 2010 losgelegt habe. Nach Beifallsbekundungen wie »Cool!« und »Spannend!« bedrängten sie mich mit Fragen. Jetzt, da es ausgesprochen war, wollte ich dranbleiben, und es entstand ein Plan in mir. Wir sprachen darüber, wie der Versuch aussehen könnte, und auch darüber, was ich kaufen dürfte und was nicht.

Ich hatte noch lange nicht alle Antworten parat. Ich hatte niemals Antworten, wenn ich mit einem meiner Selbstversuche anfing. Genauso wenig wie damals, als es darum ging, ob ich meine 30.000 Dollar Schulden in zwei Jahren zurückzahlen oder in einem Jahr 15 Kilo abnehmen könnte, war es zu diesem Zeitpunkt vorstellbar, dass ich danach 12 Monate lang von 51 Prozent meines Einkommens leben, 31 Prozent davon sparen und von dem übrigen Geld herumreisen würde. Auch wusste ich nicht, dass ich so viel darüber auf meinem Blog schreiben würde und dass aus den Erfahrungen und Dingen, die ich lernte und nicht online teilte, schließlich dieses Buch werden würde. Das Einzige, was ich sicher wusste, war, dass ich mit meiner Finanzsituation nicht zufrieden war: Ich wollte weniger Geld ausgeben und mehr sparen. So ging die Geschichte los, wie die meisten anderen von mir auch.

Mit neun Jahren nahmen mich meine Eltern mit zur Bank, um ein Kindersparkonto zu eröffnen. Ich bekam ein Heftchen, um meine Einzahlungen und den anschließenden Kontostand zu notieren. Die knapp zehn Seiten des Büchleins wurden nur von Heftklammern zusammengehalten, aber mein Name stand vorne drauf, und es bedeutete mir viel. Zahlen in das Büchlein zu schreiben gab mir das Gefühl, groß zu sein – verantwortlich für etwas Größeres als nur meine Spielsachen. Es wohnte in meiner Schreibtischschublade zwischen meinem Hausaufgabenheft und meinem Tagebuch. Das ist meine erste Erinnerung daran, wie meine Eltern versuchten, mir die Bedeutung des Sparens näherzubringen. Leider nutzte sich der Reiz des Neuen schnell ab. Ich verlor das Büchlein zusammen mit dem Interesse, meine Finanzen zu organisieren.

Als Teenager kam ich oft von der Schule nach Hause und fand Zeitungsartikel auf meinem Bett verstreut. Ausgeschnittene Berichte über Zinssätze, Rentenfonds, Immobilienmärkte und Wirtschaftsprognosen lagen für mich ausgebreitet da. Das war immer das Werk meines Dads. Jeden Morgen trank er eine Kanne Orange-Pekoe-Tee am Küchentisch und las die Zeitung durch. Wenn ich nicht neben ihm saß, sodass er eine Seite direkt vor mich hinlegen konnte, schnitt er den Artikel aus und legte ihn mir aufs Bett. »Hast du schon den Bericht gelesen?«, fragte er, kaum, dass ich nach der Schule das Haus betreten hatte. »Mach ich später«, gab ich immer zurück.

»Später« kam nicht oft vor, wie mein Dad wusste. Er veranstaltete dann beim Abendessen eine Fragestunde über die Zeitungsbeiträge. Oft artete sie in einen Monolog aus, bei dem er ein einfaches Beispiel sehr ausführlich besprach. Hier stieg ich im Allgemeinen aus. »Diese Dinge sind wichtig, Caitlin!«, sagte er, wenn ich meine Augen verdrehte. Ich wusste, dass er Wirtschaftsdinge meinte, wenn er mich mit vollem Namen ansprach. Niemand nannte mich jemals Caitlin, außer es war ernst oder ich bekam Ärger. Trotzdem starrte ich auf die Bäume des Emily-Carr-Gemäldes an der Wand hinter ihm, nickte und wiederholte ein paar Dinge, die er gesagt hatte. Aber ich begann immer mit zwei Wörtern, die alle Eltern provozieren: »Ich weiß.« Damals wusste ich alles.

So langweilig das Thema mir damals auch erschien, so weiß ich heute, was für ein Glück ich hatte, in einer Familie aufzuwachsen, in der man über Geld sprach. Eigentlich redeten wir über alles. Wenn dein Vater zur See fährt, gibt es keine Tabuthemen. Es ging darum, was auf der Toilette stattfindet, bis zu manchmal grausamen, aber ehrlichen Ratschlägen, was man mit Jungs im Bett nicht tun sollte. Wir gingen schonungslos ehrlich ins kleinste Detail, oder wenigstens waren meine Eltern überzeugt davon, dass wir dies taten.

So aufrichtig, wie ich in manchen Dingen meiner Familie gegenüber auch war, bewahrte ich doch auch viele Geheimnisse für mich. Als ich Teenager war, waren meine Eltern sich sicher, dass ich das Geld, das ich mit dem Babysitten meiner jüngeren Geschwister verdiente, zurücklegte. Ich erwähnte nie, dass ich das meiste davon für Alkohol und Drogen ausgab. Als ich mit dem College fertig war und auszog, hatten mir meine Eltern alle Grundregeln zum Umgang mit Geld beigebracht. Ich hatte ihnen jedoch nie erzählt, dass ich vom ersten Tag an, an dem ich meine Kreditkarte bekommen hatte, verschuldet war. Seit meinem zehnten Lebensjahr war mein Vater trockener Alkoholiker. Er wusste, dass ich mit anderen trank, aber ich sagte ihm nie, dass ich auch alleine trank oder dass fast jeder erste Schluck mit einem Filmriss endete. Meine Familie sah, dass ich mich gesund ernährte und viel wanderte. Ich erzählte jedoch nie, wie oft ich Schokolade im Auto aß oder Pizza bestellte, wenn ich allein war.

Dabei log ich nicht nur meine Familie an, sondern auch mich selbst und vor allem darüber, was das alles mit meiner körperlichen und seelischen Gesundheit anstellte. Je höher mein Kreditkartenkonto im Soll war, desto schlechter schlief ich. Je mehr ich trank, desto mieser dachte ich über mich. Je mehr ich aß, umso mehr nahm ich zu, was noch oben draufkam (oder besser gesagt, davon abgezogen werden musste) zu dem, wie ich mich fühlte. Und je länger ich so tat, als ob all diese Dinge nicht passierten, desto schlimmer wurde es.

Nachdem ich monatelang meine Kontoauszüge ignoriert hatte, blickte ich schließlich im Mai 2011 dem Soll ins Auge und stellte fest, dass ich es auf fast 30.000 Dollar Dispokredit gebracht hatte. Obendrein hatte ich nur noch 100 Dollar auf meinem Girokonto und 100 Dollar auf meiner Kreditkarte, mit denen ich sechs Wochen lang zurechtkommen musste, bis zu meinem nächsten Gehalt. Zu der Zeit brachte ich so viel auf die Waage wie nie zuvor. 95 Kilo auf 1,70 Meter gilt eindeutig als übergewichtig. Nachdem ich im ganzen Land nach einem Job gesucht und innerhalb von nur acht Wochen all meine Ersparnisse versoffen hatte, zog ich mit 25 Jahren zurück in das Kellerzimmer bei meinen Eltern.

Allein das Gewicht der Schulden war erdrückend. Ich weinte mich wochenlang in den Schlaf, mit dem Gefühl, jede Chance auf so etwas wie eine gesicherte finanzielle Zukunft verloren zu haben. Ich fürchtete,...

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